Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №21/2007

Aus der Schule – Für die Schule

Das Thema «Krieg» im Deutschunterricht


Erstellt von Marina Dolbikowa,
Moskau, Schule mit erweitertem Deutschunterricht Nr. 1283
Lesetext

«Wie kannst du hier leben?»

Jeder Besucher des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz spürt die Beklemmung. Viele fürchten die direkte Konfrontation mit dem Ort, an dem die Nazis mehr als eine Million Menschen ermordeten. Doch genau hier leistet der 19-jährige Ludwig Elis seinen Zivildienst. Warum?
Geschichte – das ist für viele Jugendliche ein Schulfach und hört mit dem Gong auf. Keine Diktatoren mehr, keine Krisen, keine Kriege. Doch es gibt Orte, an denen endet Geschichte nie.
Ludwig Elis kannte Geschichte aus dem Leistungskurs in einem Erfurter Gymnasium; in seiner Freizeit nahm er an einigen Studienreisen teil. In Oswiecim besuchte er den riesigen Lagerkomplex am Ostrand, den die Nazis dort ab 1941 gebaut hatten – im KZ brachten sie bis Kriegsende mehr als eine Million Menschen um. Gerade dorthin wollte Ludwig nach dem Abitur gehen. Wegen der Geschichte. Seit 11 Monaten arbeitet er als Zivildienstleistender in der Jugendbegegnungsstätte Oswiecim. Empfängt Besuchergruppen, führt sie durch das ehemalige KZ und spricht danach mit ihnen über das Erlebte. Sein Job ist es, jungen Deutschen die eigene Geschichte näherzubringen. «Scham empfinde ich dabei nicht. Es ist eher eine Verantwortung.» Am Anfang, sagt er, sei da ein «seltsames Gefühl» gewesen. Nachts ratterten Güterzüge durch den Bahnhof. Schleifende Achsen, quietschende Bremsen. Seltsame Assoziationen, das Wissen aus dem Unterricht. Und eine Ahnung davon, dass dieser Lärm einst etwas anderes bedeutete.
Mehr als Dutzend Gruppen hat Ludwig auf dem Weg durch das Lagertor begleitet. «Bei vielen ist der Eindruck, dass es ganz anders aussieht, als man es sich vorstellt. Es wirkt recht friedlich. Man hört Vögel singen, es ist grün, auch die Ziegelbauten sehen nicht wie Häftlingsbaracken aus.» Man sieht von den damaligen Verbrechen nichts mehr, sondern spürt sie höchstens.
Ludwig spricht über dieses Gefühl im Hals, das er hatte, als er zum ersten Mal hier war. Dieses Drücken, das ihn auf dem Weg durch das Lager begleitete. Es ist eine Mischung aus Betroffenheit und Wut, die man nicht loswird, solange man durch die Gassen des Lagers geht.
Die Beklemmung ist das eine. Das andere ist, dass man hier auch ein Stück Hoffnung entdecken kann. Ludwig erzählt begeistert von den Überlebenden, die immer wieder geduldig von ihren Erlebnissen berichten. Von Bitterkeit sei bei den meisten nichts zu spüren. Es sind die Menschen, die Ludwig am meisten beeindruckt haben.
Ludwig sagt, dass man sich auf das Lager einlassen muss, um die Wahrheit zu entdecken. Die wichtigsten Dinge sind manchmal eben unsichtbar. Um ihn herum stehen Bäume, es fliegen Schmetterlinge durchs Gras und Hummeln. Ludwig steht jetzt vor Block elf, wo Tausende Erschießungen stattfanden. Er sagt: «Wer das Eigentliche hier begreifen will, muss mit dem Herzen sehen.»

Von Sebastjan Christ
www.spiegel.de/schulspiegel/abi
Didaktisierungsvorschlag

1. Einführende Aufgaben

1.1. Assoziationsspiel. Was fällt Ihnen zum Wort Krieg ein?


1.2. Wissen Sie aus der Geschichte, was Konzentrationslager bedeutet?
Zu welchen Zwecken wurden die KZs von den Nationalsozialisten gebaut?

1.3. Welche ehemaligen KZs sind Ihnen bekannt (in Deutschland und in den eroberten Gebieten)?
Was befindet sich dort heute?

1.4. Was meinen Sie, kann man die Geschichte nur nach den Lehrbüchern lernen?
Welche anderen Möglichkeiten gibt es, die Geschichte den Jugendlichen näherzubringen?

2. Arbeit am Wortschatz

2.1. Merken Sie sich den Gebrauch des Verbs leisten in folgenden Wendungen.
– Wehrdienst leisten;
– Widerstand leisten;
– Hilfe leisten;
– Gesellschaft leisten.
Bilden Sie Sätze mit diesen Wendungen.

2.2. Erklären Sie die folgenden Begriffe:
– der Zivildienstleistende;
– die Studienreise;
– die Überlebenden;
– die Jugendbegegnungsstätte.

2.3. Ergänzen Sie passende Adjektive in der richtigen Form:
– ein blutiger, offener, Krieg;
– ein __________ Job:
– ein __________ Gefühl;
– ein __________ Erlebnis;
– ein __________ Fach;
– eine __________ Geschichte.

2.4. Nennen Sie das Gegenteil :
der Krieg – der Frieden
die Freizeit –
die Verantwortung –
die Hoffnung –
die Wahrheit –
der Zivildienst –
der Lärm –
der Jugendliche –

2.5. Ergänzen Sie das fehlende Wort (Verb oder Nomen + Artikel)

Verb Nomen
sich schämen  
  die Beklemmung
  die Verantwortung
ahnen  
wüten  
  die Betroffenheit
hoffen  

2.6. Was passt nicht in die Reihe?
1. fühlen – spüren – weinen – empfinden
2. umbringen – ermorden – vergessen – töten – erschlagen
3. sich befassen – sich beschäftigen – sich auseinandersetzen – sich versöhnen

3. Aufgaben zum Text

3.1. Antworten Sie bitte auf die Fragen:
Wofür interessiert sich Ludwig Elis?
Wo leistet er seinen Zivildienst? Wie ist er auf diese Idee gekommen?
Womit beschäftigt sich Ludwig im Lager?
Macht ihm sein Job Spaß?
Wie sieht das ehemalige KZ Auschwitz heute aus?
Was empfindet Ludwig, wenn er durch das Lager geht?
Was hat ihn am meisten beeindruckt?

3.2. Schreiben Sie aus dem Text alle Vokabeln heraus, die zum Begriff Krieg gehören.
Krieg: die Nazis, ermorden, ………………………

3.3. Wie verstehen Sie die Worte aus dem Text: «Es gibt Orte, an denen endet Geschichte nie»? Können Sie solche Orte nennen?

3.4. Was erinnert die Besucher von Auschwitz an das ehemalige Konzentrationslager?

3.5. Deuten Sie bitte die folgende Textstelle: «Nachts ratterten Güterzüge durch den Bahnhof. Seltsame Assoziationen, das Wissen aus dem Unterricht. Und eine Ahnung davon, dass dieser Lärm einst etwas anderes bedeutete

3.6. Kreuzworträtsel. Finden Sie das passende Adjektiv. Das Wort im grauen Feld sagt, was Ludwig im Lager erfahren wollte.

1. Man geht seinem Ziele unentwegt entgegen.
2. Man ist gefühllos, gewalttätig.
3. Man schwankt niemals, wenn es einen Beschluss zu fassen gilt.
4. Man scheut vor keinen Schwierigkeiten zurück, um sein Ziel zu erreichen.
5. Man ist geradsinnig, man äußert sich so, wie man denkt.
6. Man schließt sich gern anderen Menschen an.
7. Man nimmt alles leicht und handelt entsprechend.
8. Man denkt nicht an sein eigenes Wohl, sondern an das Wohl anderer Menschen.

3.7. Ludwig Elis führt Besuchergruppen durch das ehemalige KZ. Welche Fragen würden Sie an ihn stellen?

3.8. Ludwig sagte: «Wer das Eigentliche hier begreifen will, muss mit dem Herzen sehen.» Was meinte er damit? Ersetzen Sie bitte die Metapher mit dem Herzen sehen durch passende Verben.

3.9. Der Text heißt «Wie kannst du hier leben?» Ist diese Frage nur an Ludwig Elis gerichtet? Wie beantwortet diese Frage Ludwig? Können Sie seiner Meinung zustimmen?

3.10. Wie würden Sie den Text anders betiteln? Begründen Sie Ihre Entscheidung

3.11. Warum wurde im KZ Auschwitz, das ein Symbol des Terrors und der Vernichtung ist, eine Gedenkstätte eingerichtet? Was kann man dort lernen? Welche Schlussfolgerungen muss man daraus für die Zukunft ziehen?