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Aktuelles

Alexander Sergejewitsch Puschkin
Zum 210. Geburtstag des Dichters

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Alexander Sergejewitsch Puschkin gilt bis heute als die Sonne der russischen Dichtung, um die alle anderen russischen Dichter kreisen. Diese überzogen anmutende Metapher erhält ihre Berechtigung dadurch, dass selbst Dichter wie Majakowskij, der ihn vom «Dampfer der Gegenwart herunterstoßen» wollte, ihm schließlich doch ihre Ehrerbietung darbrachten. Puschkin ist der erste Russe, der sich in der Weltliteratur einen Namen gemacht hat und dort seinen unverwechselbaren Platz einnimmt. Die Maximen seiner Dichtung, u. a. mit möglichst einfachen Worten möglichst viel auszudrücken und die Eigenverantwortlichkeit des Dichters für sein Schaffen, sind in abgewandelter Form von seinen Nachfolgern weitgehend beachtet worden. So zeichnet sich die russische Dichtung bis heute durch Klarheit und Einfachheit bei großer Gedankentiefe aus.
Obwohl er aus altem russischen Adel stammte, verlief sein Leben alles andere als einfach. Er schloss das neu gegründete Lyzeum in Zarskoje Selo ab, wo er früh mit seiner literarischen Tätigkeit begonnen hatte, und nahm eine Stellung beim Kollegium für Auswärtige Angelegenheiten ein. Sein erstes Gedicht veröffentlich­te er schon 1814. Im Zentrum der ersten Werke steht vor allem die Liebesthematik. Hinter vordergründiger Leidenschaft und Hingabe kommt aber ein sehr zwiespältiges Moment zum Tragen, das vor allem von der Angst vor Zurückweisung bestimmt ist. Daneben stehen aber auch politische Epigramme und Gedichte, die dem aufkeimenden Dekabrismus verpflichtet waren. Sie trugen ihm eine langjährige Verbannung aus Petersburg ein. Puschkin begann viel zu reisen, unter anderem in den Kauskasus und auf die Krim, wo zentrale Werke entstanden: Der Gefangene im Kaukasus (1821), Die Fontäne von Bachtschisaraj (1822). Formal (Versepen) und thematisch (Exotik) zeigen sie eine starke Verwandtschaft mit Byron und sind noch sehr der Romantik verpflichtet.
Auf die Versetzung nach Odessa, wo Puschkin mit seinem Hauptwerk Eugen Onegin begonnen hatte, folgte 1824 die Entlassung aus dem Staatsdienst und die Verbannung nach Michajlowskoje, einem Gut seines Vaters. Hier fand er über seine Amme Arina Rodionowna innigen Kontakt zur Sprache des einfachen Volks wieder. Die häufig anzutreffende These, dass Puschkin durch Vereinigung von Volkssprache, Kanzleisprache und dem Kirchenslawischen eine neue Literatursprache geschaffen hat, ist allerdings stark übertrieben. Diese Synthese wurde schon vom russischen Sentimentalismus (Karamsin) für die Prosa und den Frühromantikern (besonders Shukowskij) für die Lyrik eingeleitet; Puschkin hat dieser neuen Literatursprache lediglich weltliterarische Geltung verschafft.
Die Verbannung bewahrte ihn vor einer Teilnahme am fehlschlagenden Dekabristenaufstand (1825), der durch Unklarheiten bei der Thronfolge nach dem Tode Alexanders I. ausgelöst wurde. Der neue Zar, Nikolaus I., holt den Verbannten zwar nach Petersburg zurück, unterstellt ihn aber seiner unmittelbaren Zensur. Puschkins anfänglicher Begeisterung für den neuen Herrscher folgt bald eine harte Ernüchterung. Die Bindung an den Hof dient mehr der Ruhigstellung eines latenten Oppositionellen, als dass sie Zeichen für eine neue Liberalität sein soll. Die Auseinandersetzung mit der kleingeistigen Zensur wird bis zu Puschkins Lebensende immer wieder in seinem Werk thematisiert. Auch national und zarentreu zu verstehende Werke wie Boris Godunow (1825) oder Der kupferne Reiter (1833) finden auf Grund ihrer Eigenständigkeit und mehrperspektivischen Sicht keinen Anklang bei Hofe.
Obwohl Puschkin über lange Jahre den Ruf eines unverbesserlichen Don Juan in Wort und Tat gepflegt und ausgebaut hatte, – er führte sogar eine Liste seiner Eroberungen, – wendet er sich mit der Zeit immer stärker auch der häuslichen Thematik zu. 1831 heiratet er die schöne, ihm aber völlig wesensfremde Natalja Gontscharowa. Um die stetig wachsende Familie zu ernähren, gibt er den unsicheren Beruf des freien Schriftstellers auf und geht erneut in den Staatsdienst. In seinem literarischen Schaffen tritt die von ihm vorher weniger gepflegte Prosa in den Vordergrund, der er neue, vor allem volksprachliche Impulse zu geben vermag. Besonders Belkins Erzählungen (1830) und der historische Kurzroman Die Hauptmannstochter (1833) seien hier erwähnt. Sein Hauptwerk bleibt aber Eugen Onegin, der als Roman in Versen die Grenzen zwischen Prosa und Poesie aufhebt und gleichzeitig ein ironisch gefärbtes Bild seiner Zeit wiedergibt.
Puschkins vorzeitiger Tod im Duell, er war erst 37 Jahre alt, und die Verstrickung seiner Frau darin ist bis heute ein stark umstrittenes Thema geblieben. Sicher ist nur, dass Puschkin zeit seines Lebens an vielen Duellen teilgenommen hat und sie ein wichtiges Motiv in seinem Werk darstellen. Ob nun eine Intrige des Zarenhofes die Ursache war, nur ein aufdringlicher Verehrer Nataljas abgefertigt werden sollte oder der Dichter gar absichtlich den Tod gesucht hat, um einen guten Abschluss für sein Lebenswerk zu finden (auch diese These gibt es!), mag jeder für sich selbst entscheiden. Alle diese Varianten, und noch eine Reihe anderer hier nicht aufgeführter, bilden einen eigenen Mythos, der keinen geringen Anteil an der Faszination hat, die dieser Dichter bis heute ausstrahlt.

Zu den Übersetzungen
Dem Übersetzer geht es mit Puschkin ein bisschen so, wie dem Musiker mit Mozart. Er ist für den Anfänger zu leicht und für den Könner zu schwer. Tatsächlich scheinen seine Gedichte zunächst keine Schwierigkeiten aufzuwerfen, was Verständlichkeit und Lexik betrifft. Prosodisch ist der vierhebige Jambus mit Kreuzreim die bei Puschkin häufigst anzutreffende Versform. Kein Wunder also, dass viele Nachdichter sich hier ihre ersten Sporen verdienen möchten.
Allerdings führt der Vergleich der Nachdichtung mit dem Original meist zu einer herben Enttäuschung. Die Gedichte klingen in der Übersetzung entweder ein bisschen albern, oder simpel und grobschlächtig. Ein Eindruck, den die Originale in keinem Falle hervorrufen. Diese Erscheinung ist sicher einer der Gründe, weshalb Puschkins Gedichte außerhalb des russischen Sprachraums so wenig Nachhall gefunden haben. Man darf nicht vergessen, dass der Onegin als larmoyante Tschajkowskij-Oper bei weitem bekannter ist, als in der erheblich besseren und vielschichtigeren Vorlage.
Ursache dafür ist Puschkins einzigartige Verwendung von verdeckten Stilmitteln, die erst bei äußerst zeitaufwendigen Stilanalysen zu Tage treten und eine so intime Kenntnis des Dichterhandwerks verlangen, wie sie selbst bei eingefleischten Literaturwissenschaftlern selten vorhanden ist. Es ist kein Zufall, dass die beste und weitreichendste Analyse des Onegin von keinem anderen als Wladimir Nabokow stammt, der auch ein begabter Dichter gewesen ist.
Puschkins Gedichte sind in aller Regel Wunder an Ausgewogenheit. Dies betrifft sowohl die semantische als auch die prosodische Gestaltung. Seine Rhythmik ist sowohl auf Harmonie ausgelegt, wie es für die Romantik typisch ist, als auch auf Expressivität und Aussage, was bereits auf spätere Lyrik vorausweist. Aber auch inhaltlich spricht ein außerordentliches psychologisches Feingefühl eine Sprache, die sogar in manchen späten Gedichten Bilder und Vergleiche überflüssig werden lassen kann, wie sie sonst für Lyrik als unabdingbar angesehen werden.


Alexander Puschkin

1799 Am 6. Juni wird Alexander Sergejewitsch Puschkin als Sohn eines alten russischen Adelsgeschlechts in Moskau geboren. Sein Urgroßvater war ein äthiopischer Sklave. Zar Peter der Große hatte ihn einst vom Sultan «geschenkt bekommen».
1811–1817 Sechs Jahre verbringt Puschkin im Lyzeum in Zarskoje Selo, wo er die antike Literatur und die französische Lebensart für sich entdeckt.
1812 Im Frühjahr marschiert Napoleon gegen Russland.
1815 Puschkin veröffentlicht sein Gedicht Erinnerungen an Zarskoje Selo in der Zeitschrift «Russisches Museum».
1817 Nach Abschluss des Lyzeums wird Alexander Puschkin Beamter. Währenddessen schließt er sich der Literatur- und Theatergemeinschaft «Grüne Lampe» an. Er schreibt politische Epigramme und Gedichte und nimmt die Arbeit an Ruslan und Ljudmila wieder auf.
1820 Ruslan und Ljudmila wird vollendet. Puschkins satirische Epigramme auf das absolutistische Regime und die Leibeigenschaft ruft die Kritiker auf den Plan. Er entgeht einer Verbannung nach Sibirien, wird aber nach Odessa versetzt.
1822 In der romantischen Erzählung Der Gefangene im Kaukasus verarbeitet Alexander Puschkin seine Eindrücke aus der südrussischen Provinz.
1823–1830 Puschkin beginnt mit der Arbeit an seinem bedeutendsten Werk, dem Versroman Eugen Onegin, der später von Peter Tschaikowski als Oper inszeniert wird.
1826–1831 Nach einer Audienz bei Zar Nikolaus I. wird Puschkin teilweise rehabilitiert. Seine Werke stehen aber von nun an unter der persönlichen Zensur des Zaren.
1831 Alexander Puschkin heiratet Natalja Gontscharowa. Das Paar siedelt nach St. Petersburg über.
1836 Puschkin wird Herausgeber der Literaturzeitschrift «Sowremennik» (Der Zeitgenosse). Mit der Hauptmannstochter entsteht der erste bedeutende russische Prosaroman.
1837 Alexander Puschkin duelliert sich bei St. Petersburg mit dem französischen Gardeoffizier Georges-Charles d’Anthès und wird durch einen Bauchschuss schwer verletzt. Am 10. Februar, zwei Tage nach dem Duell, stirbt Puschkin. Er wird im Swjatogorski-Kloster bei
Pskow 300 km südwestlich von St. Petersburg, beerdigt. Seine Erzählkunst wird wegweisend für Lew Tolstoi und Fjodor Dostojewski und andere Schriftsteller.

Der Text ist entnommen aus: http://home.arcor.de
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