Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №5/2010

Aus aller Welt

Neue Studie: Vorurteile gegen Fremde in Europa weit verbreitet

In vielen Ländern Europas sind Vorurteile gegen Ausländer, aber auch gegen Muslime, Juden, Frauen und Homosexuelle weit verbreitet. Vor allem in Ungarn und Polen finden sich negative Einstellungen. Das ergab eine «Studie über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Europa». Am tolerantesten: die Niederlande.
Befragt wurden jeweils 1000 Menschen ab 16 Jahren in acht Mitgliedsländern der Europäischen Union. Koordiniert wurde die europaweite Stu­die vom Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung.
Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir sprach bei der Präsentation der Ergebnisse von einer «dramatischen Situation» für Europa. «Gerade weil niemand als Demokrat geboren wird», müsse in den Bildungseinrichtungen mehr Wert auf «eine aktive Erziehung zur Demokratie» gelegt werden.
So stimmt laut Studie beispielsweise jeder zweite Europäer (50,4 Prozent) der Aussage zu, «dass es zu viele Einwanderer in seinem Land gibt», und 54,4 Prozent sind der Meinung, dass der Islam eine Religion der Intoleranz ist.
Dabei variieren die Werte von Land zu Land zum Teil erheblich. So sind in Polen nur 27,1 Prozent der Meinung, dass es zu viele Einwanderer im Land gibt, in den Niederlan­den sind es 46 Prozent und in Italien mit 62,4 Prozent die meisten Befragten im europäischen Vergleich.
Knapp jeder Vierte (24,4 Prozent) ist der Meinung, dass Juden «zu viel Einfluss» im Land haben. Und fast ein Drittel (31,1 Prozent) plädiert «eher oder voll und ganz» dafür, dass es eine «natürliche Hierarchie zwischen Schwarzen und Weißen» gibt.
Zudem befürwortet eine Mehrheit der Europäer (60,2 Prozent) traditionelle Geschlechterrollen und fordert, Frauen sollten ihre Rolle als Mutter und Hausfrau ernster nehmen. 42,6 Prozent lehnen gleiche Rechte für Schwule und Lesben ab und beurteilen Homosexualität als «unmoralisch».
Als positiv bezeichnete Özdemir die durch die Studie belegte Tatsache, dass in sechs von acht Ländern der persönliche Kontakt von Menschen beispielsweise zu Migranten, Juden oder Homosexuellen zu einem Abbau von Vorurteilen auch gegenüber anderen Gruppen geführt hat. Befragt wurden Menschen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Portugal, Polen und Ungarn.
Die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane, sprach von einem «alar­mierenden Ausmaß an Vorurteilen» und forderte gemeinsame europäische Initiativen, um «eine gemeinsame nicht rassistische Zivilgesellschaft zu entwickeln». Zugleich warnte sie vor einer Bedrohung der Demokratie durch die verbreitete Menschenfeindlichkeit.
Laut dem Leiter der Studie, dem Sozialwissenschaftler Andreas Zick, sind autoritäre Einstellungen bei Menschen «wichtig, um Vorurteile zu erklären». So seien bei Menschen zum Beispiel «mehr Vorurteile gegenüber einigen Zielgruppen» festzustellen, «wenn sie sich mehr Disziplin und ein schärferes Vorgehen gegenüber Unruhestiftern wünschen».
Hinzu komme, «je religiöser sie sich selbst einschätzen, desto eher tendieren sie zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit». Zudem würden Vorurteile mit höherem Alter und gerin­gerer Bildung zunehmen.

Didaktisierungsvorschlag

1. Einführende Aufgaben

1.1. Welche Assoziationen haben Sie mit dem Wort «Vorurteile»?

img1

1.2. Lesen Sie die folgenden Definitionen.
Markieren Sie die wichtigsten Textstellen.
Was haben diese Definitionen Gemeinsames?
Wodurch unterscheiden sie sich?

Definition 1: Vorurteile sind Meinungen und Überzeugungen, die ohne Prüfung oder sorgfältige Überlegung gebildet und ohne jede Kritik angenommen werden, wo Zweifel oder Kritik vernünftigerweise erwartet werden könnten.

(Hohmann)

Definition 2: Ein Vorurteil ist ein vorgefasstes Urteil über Gruppen von Menschen, das positiv oder negativ gefühlsmäßig unterbaut ist, das nicht unbedingt mit der Wirklichkeit übereinstimmen muss und an dem ungeachtet aller Möglichkeiten der Korrektur festgehalten wird.

(Bendkower)

Definition 3: Vorurteil: Meinung, die sich jemand ohne Kenntnis oder Prüfung der Tatsachen gebildet hat.

(Knaur, Das deutsche Wörterbuch)

Definition 4: Vorurteil: vorgefasste Meinung, Urteil, ohne Prüfung der Tatsachen.

(Wahrig, Deutsches Wörterbuch)

Definition 5: Vorurteile sind Urteile bzw. Aussageformen über Personen und Personengruppen, die falsch, voreilig, verallgemeinernd und klischeehaft sind, nicht an der Realität überprüft wurden, meist eine extrem negative Bewertung beinhalten und stark änderungsresistent, d. h. durch neue Informationen nur schwer oder kaum zu modifizieren sind und sich somit durch eine bemerkenswerte Stabilität auszeichnen.

(Güttler)

Definition 6: Ein Vorurteil ist die nicht sachlich begründete negative Einstellung gegenüber anderen Personen und Gruppen (Minderheiten), die mit Feindseligkeit oder Aggressivität (Diskriminierung) verbunden sein kann.

(Großes Universallexikon)

Definition 7: Vorurteile: ohne Prüfung der objektiven Tatsachen voreilig gefasste oder übernommene, meist von feindseligen Gefühlen gegen jemanden oder etwas geprägte Meinung.

(Duden. Deutsches Universalwörterbuch)

(Entnommen aus: http://www.volksbund.de)

 

2. Worterklärungen

be|für|wor|ten: [durch Empfehlung] unterstützen, sich für etw. (was man gutheißt) einsetzen: ein Gesuch, einen Antrag, jmds. Beförderung b.
ходатайствовать, заступаться, замолвить словечко (за кого-л., за что-л.), защищать, отстаивать (кого-л., что-л.)

to|le|rant <Adj.>: (in Fragen der religiösen, politischen o. a. Überzeugung, der Lebensführung anderer) bereit, eine andere Anschauung, Einstellung, andere Sitten, Gewohnheiten u. a. gelten zu lassen: ein -er Mensch; eine -e Einstellung; t. sein gegen andere/gegenüber anderen.

Vorurteile abbauen: избавляться от предрассудков, бороться с предрассудками

Un|ru|he|stif|ter (abwertend), Unruhstifter, der: jmd., der die öffentliche Ruhe, der den Frieden stört, der Unruhe stiftet.

 

3. Aufgaben zum Wortschatz

3.1. Schreiben Sie aus dem Text den Wortschatz zum Themenbereich «Vorurteile» heraus.
Was bedeuten diese Wörter?

3.2. Bestimmen Sie das grammatische Geschlecht folgender Substantive und gruppieren Sie sie.

Feminina

Maskulina

Neutra

 

 

 

 

Abbau • Alter • Ausländer • Ausmaß • Bedrohung • Demokrat • Disziplin • Einstellung • Einwanderer • Erziehung • Geschlechterrolle • Hierarchie • Intoleranz • Kontakt • Menschenfeindlichkeit • Migrant • Präsentation • Recht • Studie • Unruhestifter • Vorgehen • Vorurteil • Wert

3.3. Welche Präpositionen fehlen? Füllen Sie die Lücken aus. Einige Präpositionen können mehrmals gebraucht werden.

ab • an • auf • gegen • mit • von • vor • zu(r)

  1. Vorurteile ... Ausländer;
  2. 1000 Menschen ... 16 Jahren befragen;
  3. mehr Wert ... etwas legen;
  4. eine aktive Erziehung ... Demokratie;
  5. der persönliche Kontakt ... Migranten;
  6. zu einem Abbau ... Vorurteilen führen;
  7. ein alarmierendes Ausmaß ... Vorurteilen;
  8. ... einer Bedrohung der Demokratie warnen;
  9. ... gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit tendieren;
  10. ... höherem Alter und geringerer Bildung zunehmen.

3.4. Mit welchen Adjektiven oder Partizipien lassen sich folgende Substantive verbinden? Ordnen Sie zu.

1. Alter
2. Ausmaß
3. Bildung
4. Einstellungen
5. Geschlechterrollen
6. Hierarchie
7. Kontakt
8. Menschenfeindlichkeit
9. Rechte
10. Situation
11. Studie
12. Zivilgesellschaft

a) alarmierend
b) dramatisch
c) europaweit
d) geringer
e) gleich
f) höher
g) natürlich
h) negativ
i) persönlich
j) nicht rassistisch
k) traditionell
l) gruppenbezogen

Bilden Sie Sätze mit den entstandenen Wortverbindungen.

3.5. Nehmen Sie Stellung zu folgenden Aussagen.

  1. Es gibt Menschen, die selbst für Vorurteile zu dumm sind. (Egon Friedell)
  2. Urteile fällen befristete Strafen. Vorurteile gehen selbst über den Tod hinaus. (Erhard Blanck)
  3. Vorurteile, die sich bestätigen, gehen selten in die Revision. (Gerhard Uhlenbruck)
  4. Man sollte die Bedeutung eines abgeschlossenen Studiums nicht unterschätzen. Es gibt Vorurteilen eine wissenschaftlich abgesicherte Basis. (Karl Heinz Karius)
  5. Wenn es die Mode will, trennen wir uns spontan von neuen Kleidungsstücken. Konservativer verhalten wir uns, was unsere Vorurteile betrifft. Da halten wir saisonübergreifend auch an schäbigen, gebrauchten fest. (Karl Heinz Karius)
  6. Vorurteile sind unsichtbare Handschellen. (Aus Frankreich)
  7. Mein Vorurteil: Vorurteile bestätigen sich. (Michael Richter)
  8. Die Unwissenheit ist weniger weit von der Wahrheit entfernt als das Vorurteil. (Denis Diderot)
  9. Bekämpfe deine Vorurteile, bevor sie dich bekämpfen. (Olaf Dudek)
  10. Vorurteile sind besonders erfolgreich, wenn sie als Feindbilder daherkommen. (Walter Ludin)
  11. So mancher, der glaubt, er denkt, ordnet bloß seine Vorurteile neu. (Heinz Körber)
  12. Vorurteile und eine unglückliche Liebe sind zwei Stücke, deren eines schon hinreicht, einen Mann zu etwas ganz anderem zu machen, als er ist. (Gotthold Ephraim Lessing)

 

4. Arbeit am Text

4.1. Schreiben Sie in Stichwörtern.

STUDIE
Thema _________________________________
durchgeführt von _________________________
durchgeführt in __________________________
Zahl der Befragten ________________________
Ergebnisse _______________________________

4.2. Richtig oder falsch sind folgende Aussagen? Kreuzen Sie an.

 

R

F

1. Laut der Umfrage sind in Europa Vorurteile gegen Ausländer, Muslime, Juden und Frauen verbreitet.

   

2. Befragt wurden 1000 Menschen ab 16 Jahren in acht europäischen Ländern.

   

3. Fast die Hälfte der Befragten meint, in ihren Ländern seien zu viele Einwanderer.

   

4. Die meisten Befragten setzen sich für traditionelle Geschlechterrollen ein.

   

5. Die Studie hat bestätigt, dass der persönliche Kontakt der Menschen u. a. zu Migranten kaum zum Abbau von Vorurteilen führt.

   

6. Je religiöser sich die Befragten einschätzen, desto deutlicher ist die Tendenz zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

   

7. Vorurteile sind eher zu merken bei jüngeren und gebildeten Menschen.

   

 

4.3. Geben Sie den Inhalt des Textes kurz wieder.

 

5. Weiterführende Aufgaben

5.1. Überlegen Sie sich, warum es uns schwerfällt, bestehende Vorurteile zu überprüfen und sie abzubauen.

5.2. Sehen Sie sich die Bilder an.

Was bzw. wen sehen Sie auf diesen Bildern?
Welches von den beiden Bildern könnte «Vorurteile» versinnbildlichen?
Welches Bild steht für «Toleranz»?

img2

http://wasgehtda.de


img3

http://www.german-business-etiquette.com

 

Lösungen
3.2:
Feminina: Bedrohung, Disziplin, Einstellung, Erziehung, Geschlechterrolle, Hierarchie, Intoleranz, Menschenfeindlichkeit, Präsentation, Studie; Maskulina: Abbau, Ausländer, Demokrat, Einwanderer, Kontakt, Migrant, Unruhestifter, Wert; Neutra: Alter, Ausmaß, Recht, Vorgehen, Vorurteil.
3.3: 1. gegen, 2. ab, 3. auf, 4. zur , 5. zu, 6. von, 7. an, 8. vor, 9. zu, 10. mit.
3.4: 1. f, 2. a, 3. d, 4. h, 5. k, 6. g, 7. i, 8. l, 9. e, 10. b, 11. c, 12. j.
4.2: Richtig: 1, 3, 4, 6; Falsch: 2, 5, 7.

Didaktisiert von Natalia Konstantinowa

Der Text ist entnommen aus:
http://news.de.msn.com