Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №3/2009

Hauslektüre im Deutschunterricht

Didaktisierungsvorschlag zum Buch «Momo» von Michael Ende

Erstellt von Dr. Dana Bartosch, Ruth-Ulrike Deutschmann, Natalia Koslowa

Fortsetzung aus Nr. 01, 02/2009

Lesetext
Drittes Kapitel

Ein gespielter Sturm und ein wirkliches Gewitter

Es versteht sich wohl von selbst, dass Momo beim Zuhören keinerlei Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern machte. Aber die Kinder kamen noch aus einem anderen Grund so gern in das alte Amphitheater. Seit Momo da war, konnten sie so gut spielen wie nie zuvor. Es gab einfach keine langweiligen Augenblicke mehr. Das war nicht etwa deshalb so, weil Momo so gute Vorschläge machte. Nein, Momo war nur einfach da und spielte mit. Und eben dadurch – man weiß nicht wie – kamen den Kindern selbst die besten Ideen. Täglich erfanden sie neue Spiele, eines schöner als das andere.

Einmal, an einem schwülen, drückenden Tag, saßen etwa zehn, elf Kinder auf den steinernen Stufen und warteten auf Momo, die ein wenig ausgegangen war, um in der Gegend umherzustreifen, wie sie es manchmal tat. Am Himmel hingen dicke schwarze Wolken. Wahrscheinlich würde es bald ein Gewitter geben.
«Ich geh lieber heim», sagte ein Mädchen, das ein kleines Geschwisterchen bei sich hatte, «ich hab Angst vor Blitz und Donner.»
«Und zu Hause?», fragte ein Junge, der eine Brille trug. «Hast du zu Hause vielleicht keine Angst davor?»
«Doch», antwortete das Mädchen.
«Dann kannst du genauso gut hier bleiben», meinte der Junge.
Das Mädchen zuckte die Schultern und nickte. Nach einer Weile sagte sie: «Aber Momo kommt vielleicht gar nicht.»
«Na und?», mischte sich nun ein Junge ins Gespräch, der etwas verwahrlost aussah. «Deswegen können wir doch trotzdem irgendwas spielen – auch ohne Momo.»
«Gut, aber was?»
«Ich weiß auch nicht. Irgendwas eben.»
«Irgendwas ist nichts. Wer hat einen Vorschlag?»
«Ich weiß was», sagte ein dicker Junge mit einer hohen Mädchenstimme, «wir könnten spielen, dass die ganze Ruine ein großes Schiff ist und wir fahren in unbekannte Meere und erleben Abenteuer. Ich bin der Kapitän, du bist der Erste Steuermann, und du bist ein Naturforscher, ein Professor, weil es nämlich eine Forschungsreise ist, versteht ihr? Und die anderen sind Matrosen.»
«Und wir Mädchen, was sind wir?»
«Matrosinnen. Es ist ein Zukunftsschiff.»
Das war ein guter Plan! Sie versuchten zu spielen, aber sie konnten sich nicht recht einig werden, und das Spiel kam nicht in Fluss. Nach kurzer Zeit saßen alle wieder auf den steinernen Stufen und warteten. Und dann kam Momo.

Hoch rauschte die Bugwelle auf. Das Forschungsschiff «Argo» schwankte leise in der Dünung auf und nieder, während es in ruhiger Fahrt mit voller Kraft voraus in das südliche Korallenmeer vordrang. Seit Menschengedenken hatte kein Schiff es mehr gewagt diese gefährlichen Gewässer zu befahren, denn es wimmelte hier von Untiefen, von Korallenriffen und von unbekannten Seeungeheuern. Und vor allem gab es hier den sogenannten «Ewigen Taifun», einen Wirbelsturm, der niemals zur Ruhe kam. Immerwährend wanderte er auf diesem Meer umher und suchte nach Beute wie ein lebendiges, ja sogar listiges Wesen. Sein Weg war unberechenbar. Und alles, was dieser Orkan einmal in seinen riesenhaften Klauen hatte, das ließ er nicht eher wieder los, als bis er es in streichholzdünne Splitter zertrümmert hatte.
Freilich, das Forschungsschiff «Argo» war in besonderer Weise für eine Begegnung mit diesem «Wandernden Wirbelsturm» ausgerüstet. Es bestand ganz und gar aus blauem Alamont-Stahl, der biegsam und unzerbrechlich war wie eine Degenklinge. Und es war durch ein besonderes Herstellungsverfahren aus einem einzigen Stück gegossen, ohne Naht- und Schweißstelle.
Dennoch hätte wohl schwerlich ein anderer Kapitän und eine andere Mannschaft den Mut gehabt, sich diesen unerhörten Gefahren auszusetzen. Kapitän Gordon jedoch hatte ihn. Stolz blickte er von der Kommandobrücke auf seine Matrosen und Matrosinnen hinunter, die alle erprobte Fachleute auf ihren jeweiligen Spezialgebieten waren.
Neben dem Kapitän stand sein Erster Steuermann, Don Melú, ein Seebär von altem Schrot und Korn, der schon hundertsiebenundzwanzig Orkane überstanden hatte.
Weiter hinten auf dem Sonnendeck sah man Professor Eisenstein, den wissenschaftlichen Leiter der Expedition, mit seinen Assistentinnen Maurin und Sara, die ihm beide mit ihrem enormen Gedächtnis ganze Bibliotheken ersetzten. Alle drei standen über ihre Präzisionsinstrumente gebeugt und beratschlagten leise miteinander in ihrer komplizierten Wissenschaftlersprache.
Ein wenig abseits von ihnen saß die schöne Eingeborene Momosan mit untergeschlagenen Beinen. Ab und zu befragte der Forscher sie wegen besonderer Einzelheiten dieses Meeres und sie antwortete ihm in ihrem wohlklingenden Hula-Dialekt, den nur der Professor verstand.
Ziel der Expedition war es, die Ursache für den «Wandernden Taifun» zu finden und wenn möglich zu beseitigen, damit dieses Meer auch für andere Schiffe wieder befahrbar werden würde. Aber noch war alles ruhig, und von dem Sturm war nichts zu spüren.
Plötzlich riss ein Schrei des Mannes im Ausguck den Kapitän aus seinen Gedanken.
«Käpt’n», rief er durch die hohle Hand herunter, «entweder bin ich verrückt oder ich sehe tatsächlich eine gläserne Insel da vorn!»
Der Kapitän und Don Melú blickten sofort durch ihre Fernrohre. Auch Professor Eisenstein und seine Assistentinnen kamen interessiert herbei. Nur die schöne Eingeborene blieb gelassen sitzen. Die rätselhaften Sitten ihres Volkes verboten es ihr Neugier zu zeigen.
Die gläserne Insel war bald erreicht. Der Professor stieg über die Strickleiter an der Außenwand des Schiffes hinunter und betrat den durchsichtigen Boden. Dieser war außerordentlich glitschig und Professor Eisenstein hatte alle Mühe sich auf den Beinen zu halten.
Die ganze Insel war kreisrund und hatte schätzungsweise zwanzig Meter Durchmesser. Nach der Mitte zu stieg sie an wie ein Kuppeldach. Als der Professor die höchste Stelle erreicht hatte, konnte er deutlich einen pulsierenden Lichtschein tief im Innern dieser Insel wahrnehmen.
Er teilte seine Beobachtung den anderen mit, die gespannt wartend an der Reling standen.
«Demnach», meinte die Assistentin Maurin, «muss es sich wohl um ein Oggelmumpf bistrozinalis handeln.»
«Möglich», erwiderte die Assistentin Sara, «aber es kann auch ebenso gut eine Schluckula tapetozifera sein.»
Professor Eisenstein richtete sich auf, rückte seine Brille zurecht und rief hinauf: «Nach meiner Ansicht haben wir es hier mit einer Abart des gewöhnlichen Strumpfus quietschinensus zu tun. Aber das können wir erst entscheiden, wenn wir die Sache von unten erforscht haben.»
Daraufhin sprangen drei Matrosinnen, die außerdem weltberühmte Sporttaucherinnen waren und sich in der Zwischenzeit bereits Taucheranzüge angezogen hatten, ins Wasser und verschwanden in der blauen Tiefe.
Eine Weile lang erschienen nur Luftblasen an der Meeres­oberfläche, aber dann tauchte plötzlich eines der Mädchen, Sandra mit Namen, auf und rief keuchend: «Es handelt sich um eine Riesenqualle! Die beiden anderen hängen in ihren Fangarmen fest und können sich nicht mehr befreien. Wir müssen ihnen zu Hilfe kommen, ehe es zu spät ist!»
Damit verschwand sie wieder.
Sofort stürzten sich hundert Froschmänner unter der Führung ihres erfahrenen Hauptmannes Franco, genannt der «Delphin», in die Fluten. Ein ungeheurer Kampf entbrannte unter Wasser, dessen Oberfläche sich mit Schaum bedeckte. Aber es gelang selbst diesen Männern nicht, die beiden Mädchen aus der schrecklichen Umklammerung zu befreien. Zu gewaltig war die Kraft dieses riesenhaften Quallentieres!
«Irgendetwas», sagte der Professor mit gerunzelter Stirn zu seinen Assistentinnen, «irgendetwas scheint in diesem Meer eine Art Riesenwachstum zu verursachen. Das ist hochinteressant!»
Inzwischen hatten Kapitän Gordon und sein erster Steuermann Don Melú sich beraten und waren zu einer Entscheidung gekommen.
«Zurück!», rief Don Melú. «Alle Mann wieder an Bord! Wir werden das Untier in zwei Stücke schneiden, anders können wir die beiden Mädchen nicht befreien.»
Der «Delphin» und seine Froschmänner kletterten an Bord zurück. Die «Argo» fuhr nun zunächst ein wenig rückwärts und dann mit voller Kraft voraus, auf die Riesenqualle zu. Der Bug des stählernen Schiffes war scharf wie ein Rasiermesser. Lautlos und beinahe ohne fühlbare Erschütterung teilte er die Riesenqualle in zwei Hälften.
Das war zwar nicht ganz ungefährlich für die beiden in den Fangarmen festgehaltenen Mädchen, aber der Erste Steuermann Don Melú hatte deren Lage haargenau berechnet und fuhr mitten zwischen hindurch. Sofort hingen die Fangarme beider Quallenhälften schlaff und kraftlos herunter, und die Gefangenen konnten sich herauswinden.
Freudig wurden sie auf dem Schiff empfangen. Professor Eisenstein trat auf die beiden Mädchen zu und sprach: «Es war meine Schuld. Ich hätte euch nicht hinunterschicken dürfen. Verzeiht mir, dass ich euch in Gefahr gebracht habe!»
«Nichts zu verzeihen, Professor», antwortete das eine Mädchen und lachte fröhlich, «dazu sind wir schließlich mitgefahren.»
Und das andere Mädchen setzte hinzu: «Die Gefahr ist unser Beruf.» Zu einem längeren Wortwechsel blieb jedoch keine Zeit mehr. Über den Rettungsarbeiten hatten Kapitän und Besatzung gänzlich vergessen das Meer zu beobachten. Und so wurden sie erst jetzt, in letzter Minute, gewahr, dass inzwischen der «Wandernde Wirbelsturm» am Horizont aufgetaucht war und sich mit rasender Geschwindigkeit auf die «Argo» zubewegte.
Eine erste gewaltige Sturzwelle packte das stählerne Schiff, riss es in die Höhe, warf es auf die Seite und stürzte es in ein Wellental von gut fünfzig Metern Tiefe hinab. Schon bei diesem ersten Anprall wären weniger erfahrene und tapfere Seeleute als die der «Argo» zweifellos zur einen Hälfte über Bord gespült worden und zur anderen in Ohnmacht gefallen, Kapitän Gordon jedoch stand breitbeinig auf der Kommandobrücke, als sei nichts geschehen, und seine Mannschaft hatte ebenso ungerührt standgehalten. Nur die schöne Eingeborene Momosan, an solche wilden Seefahrten nicht gewöhnt, war in ein Rettungsboot geklettert.
In wenigen Sekunden war der ganze Himmel pechschwarz. Heulend und brüllend warf sich der Wirbelsturm auf das Schiff, schleuderte es turmhoch hinauf und abgrundtief hinunter. Und es war, als steigere sich seine Wut von Minute zu Minute, weil er der stählernen «Argo» nichts anhaben konnte.
Mit ruhiger Stimme gab der Kapitän seine Anweisungen, die dann vom Ersten Steuermann laut ausgerufen wurden. Jedermann stand an seinem Platz. Sogar Professor Eisenstein und seine Assistentinnen hatten ihre Instrumente nicht im Stich gelassen. Sie berechneten, wo der innerste Kern des Wirbelsturmes sein musste, denn dorthin sollte die Fahrt ja gehen. Kapitän Gordon bewunderte im Stillen die Kaltblütigkeit dieser Wissenschaftler, die ja nicht wie er und seine Leute mit dem Meer auf Du und Du standen.
Ein erster Blitzstrahl zuckte hernieder und traf das stählerne Schiff, welches daraufhin natürlich ganz und gar elektrisch geladen war. Wo man hinfasste, sprangen einem die Funken entgegen. Aber darauf war jeder an Bord der «Argo» in monatelangen harten Übungen trainiert worden. Es machte keinem mehr etwas aus.
Nur, dass die dünneren Teile des Schiffes, Stahltrossen und Eisenstangen zu glühen begannen, wie der Draht in einer elektrischen Birne, das erschwerte der Besatzung doch etwas die Arbeit, obgleich alle Asbesthandschuhe anzogen. Aber zum Glück wurde diese Glut schnell wieder gelöscht, denn nun stürzte der Regen hernieder, wie ihn noch keiner der Teilnehmer – Don Melú ausgenommen – je erlebt hatte, ein Regen, der so dicht war, dass er bald die ganze Luft zum Atmen verdrängte. Die Besatzung musste Tauchermasken und Atemgeräte anlegen.
Blitz auf Blitz und Donnerschlag auf Donnerschlag! Heulender Sturm! Haushohe Wogen und weißer Schaum!
Meter für Meter kämpfte sich die «Argo», alle Maschinen auf Volldampf, gegen die Urgewalt dieses Taifuns vorwärts. Die Maschinisten und Heizer in der Tiefe der Kesselräume leisteten Übermenschliches. Sie hatten sich mit dicken Tauen festgebunden, um nicht von dem grausamen Schlingern und Stampfen des Schiffes in den offenen Feuerrachen der Dampfkessel geschleudert zu werden.
Und dann endlich war der innerste Kern des Wirbelsturms erreicht. Aber welch ein Anblick bot sich ihnen da!
Auf der Meeresoberfläche, die hier spiegelglatt war, weil alle Wellen einfach von der Gewalt des Sturmes flachgefegt wurden, tanzte ein riesenhaftes Wesen. Es stand auf einem Bein, wurde nach oben immer dicker und sah tatsächlich so aus wie ein Brummkreisel von der Größe eines Berges. Es drehte sich mit solcher Schnelligkeit um sich selbst, dass Einzelheiten nicht auszumachen waren.
«Ein Schum-Schum gummilastikum!», rief der Professor begeistert und hielt seine Brille fest, die ihm der stürzende Regen immer wieder von der Nase spülte.
«Können Sie uns das vielleicht näher erklären?», brummte Don Melú. «Wir sind einfache Seeleute und ...»
«Lassen Sie den Professor jetzt ungestört forschen», fiel ihm die Assistentin Sara ins Wort. «Es ist eine einmalige Gelegenheit. Dieses Kreiselwesen stammt wahrscheinlich noch aus den allerersten Zeiten der Erd­entwicklung. Es muss über eine Milliarde Jahre alt sein. Heute gibt es davon nur noch eine mikroskopisch kleine Abart, die man manchmal in Tomatensoße, noch seltener in grüner Tinte findet. Ein Exemplar dieser Größe ist vermutlich das einzige seiner Art, das es noch gibt.»
«Aber wir sind hier», rief der Kapitän durch das Heulen des Sturms, «um die Ursache des ‹Ewigen Taifuns› zu beseitigen. Der Professor soll uns also sagen, wie man dieses Ding da zum Stillstehen bringt!»
«Das», sagte der Professor, «weiß ich allerdings auch nicht. Die Wissenschaft hat ja noch keine Gelegenheit gehabt es zu erforschen.»
«Gut», meinte der Kapitän, «wir werden es erst einmal beschießen, dann werden wir ja sehen, was passiert.»
«Es ist ein Jammer!», klagte der Professor. «Das einzige Exemplar eines Schum-Schum gummilastikum beschießen!»
Aber die Kontrafiktionskanone war bereits auf den Riesenkreisel eingestellt.
«Feuer!», befahl der Kapitän.
Eine blaue Stichflamme von einem Kilometer Länge schoss aus dem Zwillingsrohr. Zu hören war natürlich nichts, denn eine Kontrafiktionskanone schießt ja bekanntlich mit Proteinen.
Das leuchtende Geschoss flog auf das Schum-Schum zu, wurde aber von dem riesigen Wirbel erfasst und abgelenkt, umkreiste das Gebilde einige Male immer schneller und wurde schließlich in die Höhe gerissen, wo es im Schwarz der Wolken verschwand.
«Es ist zwecklos!», rief Kapitän Gordon. «Wir müssen unbedingt näher an das Ding heran!»
«Näher kommen wir nicht mehr!», schrie Don Melú zurück. «Die Maschinen laufen schon auf Volldampf. Aber das genügt gerade, um vom Sturm nicht zurückgeblasen zu werden.»
«Haben Sie einen Vorschlag, Professor?», wollte der Kapitän wissen.
Aber Professor Eisenstein zuckte nur die Schultern, und auch seine Assistentinnen wussten keinen Rat. Es sah so aus, als müsse man diese Expedition erfolglos abbrechen.
In diesem Augenblick zupfte jemand den Professor am Ärmel. Es war die schöne Eingeborene.
«Malumba!», sagte sie mit anmutigen Gebärden. «Malumba oisitu sono! Erweini samba insaltu lolobindra. Kramuna heu beni beni sadogau.»
«Babalu?», fragte der Professor erstaunt. «Didi maha feinosi intu ge deinen malumba?»
Die schöne Eingeborene nickte eifrig und erwiderte: «Dodo um aufu schulamat wawada.»
«Oi-oi», antwortete der Professor und strich sich gedankenvoll das Kinn.
«Was will sie denn?», erkundigte sich der Erste Steuermann.
«Sie sagt», erklärte der Professor, «es gebe in ihrem Volk ein uraltes Lied, das den ‹Wandernden Taifun› zum Einschlafen bringen könne, falls jemand den Mut hätte, es ihm vorzusingen.»
«Dass ich nicht lache!», brummte Don Melú. «Ein Schlafliedchen für einen Orkan!»
«Was halten Sie davon, Professor?», wollte die Assistentin Sara wissen. «Wäre so etwas möglich?»
«Man darf keine Vorurteile haben», meinte Professor Eisenstein. «Oft steckt in den Überlieferungen der Eingeborenen ein wahrer Kern. Vielleicht gibt es bestimmte Tonschwingungen, die einen Einfluss auf das Schum-Schum gummilastikum haben. Wir wissen einfach noch zu wenig über dessen Lebensbedingungen.»
«Schaden kann es nichts», entschied der Kapitän. «Darum sollten wir’s einfach versuchen. Sagen Sie ihr, sie soll singen.»
Der Professor wandte sich an die schöne Eingeborene und sagte: «Malumba didi oisafal huna-huna, wawadu?»
Momosan nickte und begann sogleich einen höchst eigentümlichen Gesang, der nur aus wenigen Tönen bestand, die immerfort wiederkehrten:
«Eni meni allubeni
wanna tai susura teni!»
Dazu klatschte sie in die Hände und sprang im Takt herum. Die einfache Melodie und die Worte waren leicht zu behalten. Andere stimmten nach und nach ein, und bald sang die ganze Mannschaft, klatschte dazu in die Hände und sprang im Takt herum. Es war ziemlich erstaunlich anzusehen, wie auch der alte Seebär Don Melú und schließlich der Professor sangen und klatschten, als seien sie Kinder auf einem Spielplatz.
Und tatsächlich, was keiner von ihnen geglaubt hatte, geschah! Der riesenhafte Kreisel drehte sich langsamer und langsamer, blieb schließlich stehen und begann zu versinken. Donnernd schlossen sich die Wassermassen über ihm. Der Sturm ebbte ganz plötzlich ab, der Regen hörte auf, der Himmel wurde klar und blau, und die Wellen des Meeres beruhigten sich. Die «Argo» lag still auf dem glitzernden Wasserspiegel, als sei hier nie etwas anderes gewesen als Ruhe und Frieden.
«Leute», sagte Kapitän Gordon und blickte jedem Einzelnen anerkennend ins Gesicht, «das hätten wir geschafft!» Er sagte nie viel, das wussten alle. Umso mehr zählte es, dass er diesmal noch hinzufügte: «Ich bin stolz auf euch!»

«Ich glaube», sagte das Mädchen, das sein kleines Geschwisterchen mitgebracht hatte, «es hat wirklich geregnet. Ich bin jedenfalls patschnass.»
In der Tat war inzwischen das Gewitter niedergegangen. Und vor allem das Mädchen mit dem kleinen Geschwisterchen wunderte sich, dass es ganz vergessen hatte sich vor Blitz und Donner zu fürchten, solange es auf dem stählernen Schiff gewesen war.
Sie sprachen noch eine Weile über das Abenteuer und erzählten sich gegenseitig Einzelheiten, die jeder für sich erlebt hatte. Dann trennten sie sich um heimzugehen und sich zu trocknen.
Nur einer war mit dem Verlauf des Spiels nicht ganz zufrieden und das war der Junge mit der Brille. Beim Abschied sagte er zu Momo: «Schade ist es doch, dass wir das Schum-Schum gummilastikum einfach versenkt haben. Das letzte Exemplar seiner Art! Ich hätte es wirklich gern noch etwas genauer erforscht.»
Aber über eines waren sich nach wie vor alle einig: So wie bei Momo konnte man sonst nirgends spielen.

(Aus: Michael Ende: Momo. K. Thienemanns Verlag, Stuttgart 2002)

Didaktisierungsvorschlag

Leseverstehen – globales Lesen

1. (Vor dem Lesen!) Die Kapitelüberschriften sind sehr aussagekräftig. In Kaptitel 3 geht es offenbar um einen Sturm und ein Gewitter. Sammeln Sie bekannte Wörter zum Thema «schlechtes Wetter». Zum Beispiel: der Sturm, das Gewitter, ...

Lesestrategie
So wie man mithilfe von Überschriften, Bildern u. a. Vorhersagen über den Inhalt eines Textes machen kann, kann man auch vorher schon überlegen, welche Wörter zum Thema man schon kennt. Diese erkennt man so viel leichter im Text wieder und man kann sich auf andere oder unbekannte Wörter konzentrieren.

2. Lesen Sie die ersten zwei Abschnitte. Worum geht es? Welche Wörter zum Thema «schlechtes Wetter» haben Sie beim Lesen wiedererkannt?

Leseverstehen – orientierendes Lesen

3. Schildern Sie kurz die Situation der Kinder. Die W-Fragen helfen Ihnen. (Wer? Wo? Was?)

4. Lesen Sie den Abschnitt zur «Forschungsreise» und nummerieren Sie anschließend die «Abenteuer» in der richtigen Reihenfolge:

 

die Befreiung der Matrosinnen aus den Klauen des riesenhaften Quallentieres

 

die Begegnung mit einem tanzenden riesenhaften Wesen, vermutlich einem Schum-Schum gummilastikum

 

der Aufenthalt auf der gläsernen Insel

 

ein heftiger Regen und der am Horizont aufgetauchte «Wandernde Wirbelsturm»

 

ein ungeheurer Kampf mit einer Riesenqualle

 

ein Kampf der «Argo» gegen die Urgewalt des Taifuns

5. Erzählen Sie den Inhalt des Abschnitts nach.

 

Sprechen

6. Was gehört für die Kinder zu einer Forschungsreise mit Abenteuern?

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Was gehört für Sie dazu? Ergänzen Sie den Wortigel.
Berichten Sie anschließend im Plenum. Wer hat die meisten ungewöhnlichen Ideen? (gleiche Ideen wegstreichen)

Schreiben

7. Schreiben Sie einen kurzen Bericht über eine abenteuerliche Forschungsreise. Benutzen Sie die Wörter aus dem Schüttelkasten.

das Schiff • die Forschung • der Forscher/die Forscherin • der Wissenschaftler/die Wissenschaftlerin • die Insel • der Taucher • tauchen • die Qualle • der/die Eingeborene

 

Reflexion, Interpretation

8. Lesen Sie den letzten Abschnitt.
a) Stellen Sie einen Bezug zur Überschrift des Kapitels her («gespielter Sturm»  «wirkliches Gewitter»).
b) Warum heißt das Forschungsschiff «Argo»? Welche Rolle hatte der Junge mit der Brille und welche Rolle hatte Momo in diesem Spiel? Schildern Sie Ihre Vermutungen und begründen Sie sie.
c) Welche Bedeutung hat Momo beim Spielen für die Kinder?
d) Welche Bedeutung hat Spielen für die Kinder?
e) Welche Perspektive hat Ihrer Meinung nach der Autor zum Spiel? Begründen Sie Ihre Vermutungen.

 

Wortschatz

9. Wie würden Sie das anders sagen? Finden Sie Synonyme oder umschreiben Sie. Das einsprachige Wörterbuch kann Ihnen helfen.
– in Fluss kommen
– zur Ruhe kommen
– zu einer Entscheidung kommen
– jmdn. in Gefahr bringen
– im Stich lassen

Wortschatz, Schreiben

10. Suchen Sie in Kapitel 3 Internationalismen bzw. Wörter, die im Russischen ähnlich sind, z. B. der Kapitän ...

Lesestrategie
Auch Internationalismen und ähnliche Wörter in der Muttersprache können beim Verstehen eines Textes helfen. Aus solchen und den anderen bekannten Wörtern bildet man sogenannte «Verstehensinseln», von denen aus man die übrigen Wörter und Sätze «erforschen» und erschließen kann.


11. Nehmen Sie Ihren Bericht über eine abenteuerliche Forschungsreise. Überarbeiten Sie ihn und verwenden Sie dabei folgende Wörter und Wendungen.

das Gewitter • Angst haben vor (Dat.) • etw. erleben • zur Ruhe kommen • überstehen • aufhören • im Stich lassen



Lernstrategie
Um neue Wörter zu lernen, muss man sie auch benutzen. Vieles merkt man sich am besten in ungewöhnlichen Zusammenhängen. Der Fantasie freien Lauf lassen, sich ungewöhnliche Bilder vorstellen und fantasievolle Geschichten schreiben, kann dabei helfen.


12. Sie sollen Ihren Bericht möglichst spannend vorlesen. Welche parasprachlichen Mittel können Ihnen dabei helfen? Markieren Sie in Ihrem Text die Stellen, an denen sie eingesetzt werden können.

13. Markieren Sie die Wörter aus der Wortliste im Text und überprüfen Sie, ob Sie ihre Bedeutung kennen. Wenn Sie ein Wort nicht kennen, schauen Sie im Wörterbuch nach und notieren Sie die Bedeutung.

14. Übersetzen Sie die Sätze ggf. ins Russische.

15. Bilden Sie Beispielsätze mit den Wörtern der Wortliste.

16. Schreiben Sie einen Tagebucheintrag über die Abenteuer auf dem «Forschungsschiff» aus der Perspektive einer der folgenden Personen:

– Kapitän Gordon
– Erster Steuermann Don Melú
– Professor Eisenstein
– Assistentin Maurin
– Assistentin Sara
– Taucherin Sandra
– die Eingeborene Momosan

__________, der __________

Liebes Tagebuch,
heute ...

 

Lernwortschatz

1. es versteht sich von selbst
2. etw. erfinden
3. das Gewitter
4. Angst haben vor (Dat.)
5. sich mischen in (Akk.)
6. etw. erleben
7. in Fluss kommen
8. wimmeln von (Dat.)
9. zur Ruhe kommen
10. ausrüsten, ausgerüstet sein
11. etw. überstehen
12. die Einzelheit
13. rätselhaft
14. zu Hilfe kommen
15. etw. verursachen
16. zu einer Entscheidung kommen
17. jmdn. in Gefahr bringen
18. in Ohnmacht fallen
19. jmdn. im Stich lassen
20. die Anweisung
21. die Gelegenheit
22. aufhören

Fortsetzung folgt