Kultur & Kunst
Engel über Russland
Malerei- und Grafikausstellung im Russischen Kulturinstitut
Wien. Das Russische Kulturinstitut präsentiert mit der Ausstellung des renommierten Moskauer Künstlers Ivan Lukjanov das Bild eines Landes, in dem die Zeit stehen geblieben sein könnte.
Natur, Landschaft und Menschen, über die da und dort strahlende Engel schweben, sind die zentralen Motive der ausgestellten Werke. Ein Blick auf eine schmale Landstraße, auf dem Fensterbrett liegende Äpfel, ein kleiner Bauernhof, die Momentaufnahme eines Mädchens, das barfuß über saftiges Gras läuft.
Lukjanovs Malerei hat keineswegs eine verzerrte Darstellung Russlands im Sinn, die unreflektierte, idyllische Klischees vermitteln will, sondern sie hat vielleicht gerade über ihre verklärende Wirkung fast dokumentarischen Charakter. Das Licht und die Ausstrahlung, die für den Künstler Ausdruck von Übersinnlichkeit und dem Sicherheit spendenden Glauben der russisch-orthodoxen Religion sind, die für den Großteil der in Dörfern und Kleinstädten lebenden Bevölkerung immer noch eine wichtige Rolle spielt, sind vor allem in Porträts festgehalten.
Lukjanov zeigt uns «Onkel Sascha», «Tante Raja» oder den wehmütigen Blick einer alten Russin auf dem Bild «Erinnerung an die Jugend». Diese Gesichter vermitteln gleichermaßen Rührung wie Authentizität. Schließlich versinnbildlicht gerade das letztgenannte Gemälde vor dem Hintergrund der von Lukjanov geschilderten Geschichte dieser Frau, die allen religionsfeindlichen Tendenzen des Kommunismus, ihrem harten Leben und dem Verlust ihres Augenlichtes zum Trotz ihren unerschütterlichen Glauben bewahrt hat, auch ein Stück Zeitgeschichte, und das nicht ohne Ehrfurcht.
Nicht minder respektabel geht Lukjanov, der sich von der Leinwandmalerei über Druckgrafiken verschiedenste Techniken und Stile zu eigen gemacht hat, mit Naturstoffen um, die, sei es Holzstempel oder in handgeschöpftes Baumwollpapier eingearbeitete Gräser und Kräuter, das Material für seine Kunst bilden.
Ich persönlich würde mir seine violetten Schnecken, eine seiner zahlreichen Naturkompositionen, die schlicht als «Komposition Nr. 10» angeführt wird, sofort ins Wohnzimmer hängen.
Eine Übersicht über sein Schaffen findet sich unter: www.art-ivan.com
Das titelgebende Bild der Ausstellung «Engel über Russland»