Bildung und Erziehung
Neue Lebensbedingungen verlangen neue Schulsysteme
Frühförderungen verbessern die Chancen von Kindern
Chicago/Wien – Spezielle Vorschulprogramme und zusätzliche Förderungsprogramme während der Pflichtschule erhöhen die Lernerfolge von Kindern und Jugendlichen und begünstigen ihre Chance auf eine höhere Bildung. Dies geht aus einer Studie der University of Chicago http://www.uchicago.edu hervor, die vor kurzem veröffentlicht wurde.
So würden früh und speziell geförderte Kinder öfters höhere Bildungseinrichtungen wie Colleges und Universitäten besuchen und weniger zu kriminellen Handlungen tendieren. Auch in Österreich wird seit Jahren das Modell einer ganztägigen schulischen Betreuung diskutiert. Nach Angaben des Bildungsministeriums http://www.bmbwk.gv.at stehen hier aber die veränderten Lebensbedingungen der Familien im Vordergrund. Eine Steigerung der Lernerfolge wird aber dadurch nicht ausgeschlossen, wobei es nach Ansicht des Ministeriums egal ist, ob die Lernbetreuung von Seiten der Schule oder der Eltern erbracht wird.
Der Studie zufolge würden Kinder mit Frühbetreuung oder speziellen Förderungsprogrammen während der Pflichtschule bessere Leistungen in der Schule erbringen und leichter soziale Fähigkeiten entwickeln. So hätte die Vorschulförderung Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten eines Kindes, während sich spätere Maßnahmen auf Eigenschaften wie Ausdauer und Selbstbeherrschung auswirken würden.
Ronald Zecha, Pressesprecher des Bildungsministeriums, erklärt im Gespräch mit pressetext, dass seiner Ansicht nach die Steigerung der Lernerfolge nicht nur durch schulische Betreuung gesteigert werden kann. Auch Eltern hätten entscheidenden Einfluss auf das Lernverhalten von Kindern, doch sei diese Betreuung durch die veränderten Lebensbedingungen größtenteils nicht mehr gewährleistet. «Die meisten Familien können es sich einfach nicht mehr leisten, dass ein Elternteil bei den Kindern bleibt», so Zecha im Gespräch mit pressetext. Daher sei die ganztägige schulische Betreuung auch so wichtig.
Das Ministerium würde hier zwei Möglichkeiten vorschlagen. «Der verschachtelte Unterricht, der verpflichtend für alle Schüler ist, und die freiwillige Ganztagsbetreuung», erklärt Zecha. Der verschachtelte Unterricht bietet abwechselnd Pflichtstunden mit Übungsstunden kombiniert mit Sport- bzw. Kunststunden. Der Nachteil dabei ist, dass diese Art des Unterrichtes für die gesamte Klasse verpflichtend ist und sich oftmals nicht genügend Schüler dafür melden. Die zweite Option wäre eine Ganztagsbetreuung, bei der die Schüler vormittags die Pflichtstunden absolvieren und nachmittags eine freiwillige Betreuung haben. Diese Lernbetreuung würde ebenfalls Übungsstunden kombiniert mit einem Freizeitteil wie Sport oder Kultur vorsehen.
«Im Jahr 2000 waren die Eltern von etwa 40.000 Schülern an derartigen Modellen interessiert. Fünf Jahre später waren es bereits 80.000. Dass sich die Zahl verdoppelt, zeigt, dass eine enorme Nachfrage nach derartigen Angeboten herrscht», betont Zecha im Gespräch. Derzeit seien die Schulen angehalten, die Eltern über das Angebot zu informieren und derartige Betreuungen einzurichten. So soll nach Angaben des Ministeriums der Bedarf erhoben werden. Dabei sollte die Entscheidung über die Betreuungsart, also verschachtelter Unterricht oder Ganztagsbetreuung, bei den Eltern liegen.
«Die ganztägige schulische Betreuung wird zwar nicht die elterliche Betreuung ersetzen, aber sie ist eine sinnvolle Alternative», so Zecha. Die Kinder würden so eine Lernbetreuung bekommen und die Eltern hätten die Gewissheit, dass ihre Kinder in guten Händen aufgehoben sind. Darüber hinaus sieht das Ministerium in den beiden Systemen die Chance, die Kriminalität von Kindern und Jugendlichen zu reduzieren.