Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №4/2007

Landeskunde

Kloster Maulbronn

Fakten in Kürze
Kulturdenkmal: Klosteranlage mit Klosterkirche im romanisch-gotischen Übergangsstil, mit Kapitelsaal, Laien- und Herrenrefektorium sowie ausgefeiltem Netzwerk von Ent- und Bewässerungskanälen
Land: Deutschland, Baden-Württemberg
Ort: Maulbronn, nordwestlich von Stuttgart
Ernennung: 1993
Bedeutung: eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen nördlich der Alpen

Zur Geschichte

1147 Gründung des Klosters

11.05.1178 Weihe der dreischiffigen Klosterkirche

1196–1216 vor allem unter Abt Konrad I. Ausbau des Klosters und Umgestaltung im romanisch-gotischen Übergangsstil

um 1200 Bau des Laienrefektoriums

um 1370 figurenreiche Reliefgruppe einer Kreuzaufrichtung, Kreuzigung und Grablegung

1430 Bau des Pfründehauses mit Krankenstube

um 1470 Fertigstellung des geschnitzten Chorgestühls

1494/95 spätgotischer Bau des Parlatoriums und Oratoriums

1519 Überfall der Mannen von Franz von Sickingen

1530 Säkularisierung

1556 Einrichtung einer evangelischen Klosterschule

1807 Einrichtung des evangelisch-theologischen Seminars

Steinerne Poesie

Blick auf das Kloster Maulbronn«Im Nordwesten des Landes liegt zwischen waldigen Hügeln und kleinen stillen Seen das große Zisterzienserkloster1 Maulbronn. Weitläufig, fest und wohl erhalten stehen die schönen alten Bauten und wären ein verlockender Wohnsitz, denn sie sind prächtig, von innen und außen, und sie sind in den Jahrhunderten mit ihrer ruhig schönen, grünen Umgebung edel und innig zusammengewachsen. Wer das Kloster besuchen will, tritt durch ein malerisches, die hohe Mauer öffnendes Tor auf einen weiten und sehr stillen Platz. Ein Brunnen läuft dort, und es stehen alte ernste Bäume da und zu beiden Seiten alte steinerne und feste Häuser und im Hintergrunde die Stirnseite der Hauptkirche mit einer spätromanischen Vorhalle, Paradies genannt, von einer graziösen, entzückenden Schönheit ohnegleichen.»

So idyllisch wie Hermann Hesse2 in seiner Novelle Unterm Rad Maulbronn geschildert hat, präsentiert sich das Zisterzienserkloster noch heute dem Besucher. Der betörenden3 Wirkung der asketischen Zisterzienserarchitektur kann man sich nur schwerlich entziehen. Für den Nobelpreisträger Hesse, der – wie Johannes Kepler4 und Friedrich Hölderlin vor ihm – die evangelische Klosterschule von Maulbronn besucht hat, war seine Schulzeit trotz der schönen Umgebung allerdings eine Qual: Bereits nach wenigen Monaten floh Hesse im Frühjahr 1892 aus der ihm verhassten, noch heute bestehenden Lehranstalt.

Blick auf das runde Brunnenhaus (Brunnenkapelle)Das Kloster spiegelt exemplarisch den Geist des 1098 in Coteaux gegründeten Ordens wider. Getreu dem Wortlaut der benediktinischen Klosterregeln strebten die Zisterzienser nach religiöser Vollkommenheit. Hierzu schlossen sich die Mönche hinter den dicken Klostermauern vom Lärm und Geschrei der Welt ab. Ihre Abteien gründeten sie daher nur in der Einsamkeit eines Waldes oder in einem schwer zugänglichen Tal. Im Jahre 1147 machten sich Mönche aus dem elsässischen Neuburg auf, um auf Wunsch von Walter von Lomersheim, einem schwäbischen Ritter, im Tal der Salzach das neue Ordensideal zu pflanzen.

Das Prinzip des «Alleinseins mit sich selbst», die aus der Einsamkeit der Meditation erwachsende Kraft des Glaubens konnte sich nur in der Weltabgeschiedenheit eines Klosters wie Maulbronn entfalten; die Mönche erinnerten mit der asketischen Einfachheit ihrer Bauten an die Armut und Anspruchslosigkeit des frühen Christentums. Das Verständnis von körperlicher Arbeit als der Teilnahme an Gottes Werk zeigt sich auch im Funktionalismus der Maulbronner Anlagen; bunte Glasfenster oder gar Glockentürme waren verpönt5.

Ein strenges Leben in Weltentsagung und apostolischer Armut unter Verzicht auf Annehmlichkeiten, die in anderen Klöstern üblich geworden waren, so sollte die Benediktinerregel nicht nur buchstabengetreu, sondern auch ihrem wahren Sinn nach erfüllt werden. Nicht von Grund- und Herrschaftsrechten, nicht von den Zinsen und Abgaben der Bauern wollten die Zisterziensermönche leben, sondern von dem, was sie im Schweiße ihres Angesichts dem Boden abrangen, auf dem sie sich niedergelassen hatten. Ein großer Platz in der weitläufigen, mauerumschlossenen Klosteranlage war daher den Wirtschaftsgebäuden vorbehalten. Sogar eine Mühle steht innerhalb der Mauern.

Aufgrund seiner hervorragend erhaltenen mittelalterlichen Bausubstanz kann Maulbronn zweifellos als das schönste Zisterzienserkloster östlich des Rheins bezeichnet werden. Die Gebäude und Anlagen blieben fast unverändert erhalten, da Maulbronn, bedingt durch die Wirren der Reformation, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts säkularisiert6 und als evangelische Klosterschule genutzt wurde. Vor allem die lang gestreckte Klosterkirche besticht durch ihre harmonischen Proportionen; eine Chorschranke trennt die Laienkirche von dem den Mönchen vorbehaltenen Ostteil, der seinen Abschluss in dem für die Zisterzienser typischen fensterlosen Chor findet. Einen weiteren architektonischen Glanzpunkt setzt der angrenzende Kreuzgang mit der hochgotischen Brunnenkapelle.


1Zisterzienser (Cistercienser, lat. Sacer Ordo Cisterciensis), Angehörige des nach dem 1098 von Robert von Molesme und dem hl. Alberich gegr. Kloster Cîteaux ben. benediktin. Reformordens, der unter S. Harding 1108 selbständig wurde; Einfachheit der Liturgie und Schmucklosigkeit der Kirchen (Zisterzienserbaukunst), fortschrittl. Landwirtschaft (v. a. im Rahmen der dt. Ostsiedlung). Der Orden verbreitete sich rasch, v. a. unter dem Einfluss Bernhards von Clairvaux (deshalb auch Bernhardiner). – Schon unter S. Harding kam es zur Bildung eines weibl. Zweigs, der Zisterzienserinnen (Bernhardinerinnen), der mit den Z. eine Einheit bildet.

2Hesse, Hermann, Pseud. Emil Sinclair, * Calw 2. 7. 1877, † Montagnola (TI) 9. 8. 1962, dt. Schriftsteller. Die frühen Romane Peter Camenzind (1904) und Unterm Rad (1906) enthalten viele autobiograph. Züge. Seit dem Demian (1919) bleibt der Gegensatz Geist-Leben (Natur) Thema: Der Steppenwolf (1927), Narziß und Goldmund (1930); Bildungsroman Das Glasperlenspiel (1943); volksliedhafte Lyrik. Nobelpreis fur Literatur 1946, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1955.

3be|tö|ren <sw. V.; hat> (geh.): a) hinreißen, berücken, in sich verliebt machen: sie, ihr Blick betörte ihn, sein Herz; ein betörender Blick, Duft; sie ist betörend schön; b) jmdn. der nüchternen Überlegung berauben, zu etw. verführen: die verführerischen Auslagen betören die Käufer.

4Kepler, Johannes, * Weil (= Weil der Stadt) 27. 12. 1571,
† Regensburg 15. 11. 1630, dt. Astronom. Ab 1601 T. Brahes Nachfolger als Astronom Rudolfs II. in Prag; 1605 erkannte er, dass die Marsbahn eine Ellipse ist. K. entwickelte ferner die Theorie der Linsen und des Fernrohrs (mit zwei Konvexlinsen). Verfasste den Abriss der kopernikan. Astronomie (1618–22); veröffentlichte 1627 die Rudolphin. Tafeln.

5ver|pö|nen <sw. V.; hat> (veraltend): für schlecht, übel, schädlich halten u. daher meiden, missbilligen, ablehnen, verachten: den Genuss von Alkohol v.; <meist im 2. Part.:> (geh.) ein verpönter Dichter; solche Beschuldigungen sind streng verpönt.

6sä|ku|la|ri|sie|ren <sw. V.; hat>: 1. kirchlichen Besitz einziehen u. verstaatlichen: Kirchengüter s. 2. aus kirchlicher Bindung lösen, unter weltlichem Gesichtspunkt betrachten: die Kunst wurde in der Renaissance säkularisiert.

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