Literatur
Heinz Czechowski: Gedichte
Dölau. Die Zechenhäuser
1
Januarlicht.
Feldwärts im Dunst
Die Kirche im Hausstil.
Delowa,
Siedlung des Delu:
Häuser,
Geduckt und verfallen,
Wie Bergmannsleben,
Verbraucht
In der Zeche Anna
Oder
Im Humboldt-Schacht.
Humboldt fuhr ein:
«Steinkohlennieren
Von einigen Zoll
Bis zu einigen Lachtern,
Schiefertonblau.»
Am Schachthaus sich sonnende Katzen,
Gebückt
Zwischen den Zäunen
Gehen zwei alte Frauen
Den Bergmannspfad.
2
Januarlicht.
Ein Ich und ein Du,
Gesprochen,
Gebrochen,
Zutage gebracht
Am Fuß einer Halde,
Bewachsen
Mit Dornen.
Mikroklimaten,
Auch hier:
Die zu früh Erwachte, die
Gallwespe auf
Unseren Händen.
3
Schachtherz,
Herzschacht,
Vom Dunkel umkleidet.
Ein Weg,
Zurück in die
Tönende Stadt,
Am Tage der
Ausgewanderten
Schatten.
Januarlicht.
Licht,
Das zu früh kam.
Klopstock-Feier
Die Saale herauf,
Von Friedeburg,
Kommt
Der Messias.
Entgegen
Den Stunden der Weihe,
Bitteres
Auf der Zunge,
Im Ohr
Den Hohnfriedberger
Marsch,
Will er
Den preußischen Herkules
Ins Reich der Schatten
Verweisen.
Stockschlachten,
Verbotenes Schwimmen,
Des Vaters Bankrotte,
Der Eulenruf über dem Knabenberg,
Die Schreie der Rallen im Wolfsgeschlinge:
Vergessen.
Nur der Stechschritt.
Die pfeifenden Trommeln,
Haben mit ihm
Überdauert.
Aus: Heinz Czechowski: Was mich betrifft. Gedichte. Mitteldeutscher Verlag, Halle – Leipzig 1981. S. 8–17.