Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №9/2007

Aus aller Welt

In großen Städten ist das Leben ein Risiko

Hänge rutschen, die Erde bebt, Fluten kommen. Trinkwasser wird knapp. Schlechte hygienische Bedingungen sind Nährboden für Epidemien. Damit nicht genug: Das soziale Gefälle steigt ins Enorme. Mitteleuropa wird nicht verschont.

Die Zahlen sind dramatisch: Schätzungen der UN zufolge werden sich 90 Prozent des künftigen Bevölkerungswachstums in Städten konzentrieren. Bereits in zehn Jahren wird es über 60 Städte mit mehr als fünf Millionen Einwohnern geben – überwiegend in Entwicklungsländern. Nicht nur die Städte nehmen immer größere Dimensionen an. Auch die ökologischen Auswirkungen dieser Urbanisierung sind gigantisch. Städte bedecken zwar nur zwei Prozent der Erdoberfläche, aber dort werden 75 Prozent der Ressourcen verbraucht. Drängende Umweltprobleme wie Abfallberge und Wasserverschmutzung sind die Folge.

Deshalb untersuchen jetzt fünf Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft und Partnerorganisationen in Lateinamerika diese Prozesse näher. Im Mittelpunkt der Forschungsinitiative steht der «Risikolebensraum Megacity». Die Bewohner dieser Riesenstädte sind oft Naturgefahren wie Hangrutschen, Erdbeben oder Fluten ausgesetzt. Hinzu kommen Gefahren durch das enorme soziale Gefälle und durch technische Risiken wie mangelnde Trinkwasserversorgung.

Mitteleuropa wird nicht verschont

Probleme, die sich auch auf Mitteleuropa auswirken werden. Megastädte tragen durch die Luftverschmutzung zum globalen Klimawandel bei. Schlechte hygienische Bedingungen sorgen dafür, dass das Risiko des Ausbrechens von Epidemien extrem ansteigt. Die Ängste vor einer Verbreitung der Vogelgrippe durch Flugpassagiere lassen erahnen, welche Gefahren in einer globalisierten Welt auch Bewohnern anderer Regionen drohen. Dazu kommt, dass der Einwanderungsdruck auf Länder in Europa wächst. Beispiel sind illegale Einwanderer aus Afrika an der Südgrenze der EU im Mittelmeerraum.

76 Prozent der Lateinamerikaner leben in Städten. In Europa sind es 75,5 – in Südostasien und Afrika dagegen nur je 35 Prozent. In Lateinamerika sind Prozesse sichtbar, die den Städten anderer Kontinente noch bevorstehen. So spielt die Landflucht in die Städte schon jetzt nur noch eine untergeordnete Rolle. Inzwischen ziehen die Einwohner größtenteils innerhalb der Stadt um, was zu einer sozialen Differenzierung führt. Hinzu kommt eine wachsende internationale Migration. Bei einer Megacity geht es nicht nur um die Größe und Einwohnerzahl, sondern auch um deren Bedeutung für das Land. Aufgrund der Konzentration von Funktionen hängt von ihr auch die Entwicklung des jeweiligen Landes ab. In Lima oder Buenos Aires konzentriert sich etwa die Hälfte der Wirtschaftskraft des ganzen Landes.

Erste Fallstudie ist die Metropolregion Santiago de Chile. Die Forscher wollen in den nächsten Jahren nach Wegen für eine Entwicklung Santiagos und weiterer Megastädte in Lateinamerika suchen.

Didaktisierungsvorschlag
1. Einführende Aufgaben

1.1. Assoziationsspiel. Welche Assoziationen ruft bei Ihnen das Wort Großstadt hervor? Was fällt Ihnen dazu ein?

1.2. Wie ist Ihrer Meinung nach das Leben in einer Großstadt: luxuriös, komfortabel, bequem, interessant, lustig, gefährlich, einfach, einsam, ruhig, geordnet, geregelt, glücklich, unerbittert, unstet, liederlich, üppig, arbeitsreich, hart, hektisch. Begründen Sie bitte Ihre Meinung!
Wie fühlen Sie sich in einer Großstadt?

1.3. Lesen Sie bitte das folgende Gedicht. Welche Gesichter hat eine Stadt? Wie verstehen Sie die Zeilen: Was war das? Von der großen Menschheit ein Stück! Vorbei, verweht, nie wieder.

Augen in der Großstadt

Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider –
Was war das? vielleicht dein Lebensglück...
vorbei, verweht, nie wieder.

Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang,
die dich vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hast’s gefunden,
nur für Sekunden...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider;
Was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück...
vorbei, verweht, nie wieder.

Du musst auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden andern.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Er sieht hinüber
und zieht vorüber...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider.
Was war das?
Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.

K. Tucholsky

1.4. Der Artikel heißt «In großen Städten ist das Leben ein Risiko». Wovon könnte im Text die Rede sein?

2. Wortschatz

Ge|fäl|le, das; -s, - [mhd. gevelle= Sturz; Schlucht, ahd. gefelli= Einsturz; Kollektivbildung zu Fall]: 1. Grad der Neigung (2): das Gelände, die Straße hat ein starkes G., ein G. von 10%. 2. sich von höheren zu niedrigeren Werten bewegender quantitativer od. qualitativer Unterschied: ein starkes geistiges G.; das G. der Temperatur; das soziale G. zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen (der Unterschied in der sozialen Stellung). 3. (bes. schweiz.) Neigung, Tendenz, Hang: ein G. zum Faschismus haben.

Ur|ba|ni|sie|rung, die; -, -en: das Urbanisieren.

ur|ba|ni|sie|ren <sw. V.; hat>: 1. städtebaulich erschließen. 2. (bildungsspr.) kulturell, zivilisatorisch verfeinern; verstädtern.

Groß|stadt, die: große Stadt (mit einer Einwohnerzahl von mindestens 100 000): durch die Eingemeindung einiger kleinerer Orte ist Neuburg jetzt G.; in der G. (in großstädtischer Umgebung) leben, aufgewachsen sein.

3. Arbeit am Wortschatz

3.1. Schreiben Sie bitte Vokabeln zum Thema «Stadt» aus dem Text heraus!

3.2. Gruppieren Sie bitte die Synonyme zueinander:

die Auswirkung • der Bewohner • die Differenzierung • der Einwohner • die Folge • das Gefälle • der Unterschied

3.3. Schreiben Sie bitte Synonyme für Großstadt aus dem Text heraus! Welche Vokabeln sind Angloamerikanismen? Welche Wörter sind emotional gefärbt?

die Großstadt • die Riesenstadt • die Megastadt • die Megacity

3.4. Substantive mit Groß-. Setzen Sie bitte die Reihe fort:
die Großstadt, der Großbetrieb ...

3.5. Raten Sie mal, was Ihr Partner gemeint hat! Muster:
– Er arbeitet in einem Wirtschaftszweig, der mit Waren in großen Mengen handelt.
– Arbeitet er im Großhandel? / Ist er Großhändler?
– Ja. Das stimmt.
a) – Er lebt sein ganzes Leben lang in einer Großstadt und ist von ihr geprägt.
– ...
b) – Er hat eine hervorragende Leistung vollbracht.
– ...
c) – Soviel ich weiß, ist sie als Buchhalterin in einer großen Bank tätig.
– ...
d) – Er arbeitet an einem Projekt zur Erforschung des Weltraums, das von großen Ausmaßen ist.
– ...
e) – Dieser Staat übt jetzt einen erheblichen Einfluss auf die internationale Politik aus.
– ...

3.6. Was drückt Mega- und Riesen- in Bildungen mit Substantiven aus?

Anmerkung: Rie|sen- (ugs. emotional verstärkend): 1. drückt in Bildungen mit Substantiven aus, dass etw. einen besonders großen Umfang, eine besonders weite Ausdehnung hat: Riesenhaus, -plakat, -tasche. 2. drückt in Bildungen mit Substantiven aus, dass etw. eine besonders große Anzahl, Menge, ein besonders hohes Ausmaß hat: Riesenauflage, -auswahl, -defizit, -umsatz. 3. drückt in Bildungen mit Substantiven aus, dass etw. von großer Intensität ist: Riesendurst, -enttäuschung, -überraschung. 4. drückt in Bildungen mit Substantiven aus, dass jmd. oder etw. als ausgezeichnet, hervorragend angesehen wird: Riesenfußballer,
-spiel, -witz.

Me|ga- [griech. megas = groß]: 1. (emotional verstärkend) kennzeichnet in Bildungen mit Substantiven jmdn. oder etw. als besonders groß, mächtig, hervorragend, bedeutend (als Steigerung von Super-): Megaprojekt. 2. bedeutet in Maßeinheiten eine Million...: Megavolt.

3.7. Partnerübung. Beantworten Sie bitte die Fragen Ihres Partners! Gebrauchen Sie dabei Bildungen mit Riesen- oder Mega-!

Muster: – Hast du einen großen Hunger?
– Ja. Ich habe einen Riesenhunger!
a) – Hat dir die Arbeit an diesem Projekt Spaß gemacht?
– ...
b) – Gibt es in der Mensa eine große Auswahl an Gerichten?
–...
c) – Ist Stuttgart eine kleine Stadt?
– ...
d) – Hast du eine große Überraschung erlebt, als ich gekommen bin?
– ...
e) – War die Party schön?
– ...
f) – Hattest du Angst vor der Prüfung?
– ...

3.8. Ordnen Sie bitte zu!
1. die Landflucht
2. die Migration
3. die Einwanderung

a) (Soziol.) Abwanderung von jmdm. in ein anderes Land, in eine andere Gegend, an einen anderen Ort; Auswanderung;
b) Abwanderung eines großen Teils der Landbevölkerung, bes. bäuerlicher Herkunft, aus den ländlichen Gebieten in die Städte wegen der meist besseren Arbeits- u. Lebensbedingungen;
c) Ansiedlung in einem fremden Land [um die Staatsbürgerschaft zu erwerben];Iimmigration.

3.9. Beschreiben Sie bitte das Bild und gebrauchen Sie dabei die Vokabeln aus der Aufgabe 3.8! Welche Situation ist auf dem Bild dargestellt?

3.10. Welches Verb fehlt? Setzen Sie bitte die passenden Verben in den richtigen Formen ein: ausbrechen, beben, bevorstehen, drohen, kommen, rutschen, sich verbreiten!
a) Die Hänge ...
b) Die Erde ...
c) Die Fluten ...
d) Die Epidemien ...
e) Die Vogelgrippe...
f) Die Gefahren ...

3.11. Mit welchen Adjektiven / Partizipien lassen sich die folgenden Substantive verbinden:
die Zahlen: ...
die Folgen: ...
die Bedingungen: ...
die Probleme: ...
das Gefälle: ...
die Welt: ...

aktuell • apokalyptisch • dramatisch • drängend • endlos • enorm • erstaunlich • genau • gigantisch • global • globalisiert • groß • gut • heil • hygienisch • international • katastrophal • klimatisch • kompliziert • künftig • (un)lösbar • ökologisch • permanent • schlecht • schön • schrecklich • schwerwiegend • schwierig • sichtbar • sozial • technisch • überraschend • unangenehm • ungünstig • verhängnisvoll • verkehrt • verschieden • wachsend • zahlreich • zwangsläufig

 

Bilden Sie bitte Beispielssätze!

3.12. Bilden Sie bitte Zusammensetzungen! Erklären Sie die gebildeten Komposita!
ABFALL-, -BERG, BEVÖLKERUNGS-, EINWOHNER-, -GEFAHR, GROSS-, -KRAFT, LEBENS-, NATUR-, -PROBLEM, -RAUM, RISIKO-, STADT-, TRINK-, UMWELT-, -VERSCHMUTZUNG, -VERSORGUNG, -WACHSTUM, WASSER-, WIRTSCHAFTS-, -ZAHL

3.13. Landeskunde. Ordnen Sie bitte zu:

1. Lima
2. Buenos Aires
3. Santiago
a) Hauptstadt von Argentinien
b) Hauptstadt von Peru
c) Hauptstadt von Chile


4. Arbeit am Text

4.1. Wer von den Schülern hatte recht mit seinen Annahmen? (Aufgabe 1.4)?

4.2. Formulieren Sie bitte das Thema, dem der Artikel gewidmet ist, und Probleme, die angeschnitten werden.
THEMA: __________ PROBLEME: ____________

4.3. Stimmt das?
a) Die Urbanisierung nimmt immer größere Dimensionen an.
b) Die Bewohner der Großstädte sind keinen Naturgefahren ausgesetzt.
c) In den Megastädten sind die ökologischen Probleme sehr aktuell.
d) Eine große Rolle spielt die Landflucht in die Städte.
e) Eine soziale Differenzierung stellt eine große Gefahr dar.
f) In Mitteleuropa ist die Lage nicht so dramatisch wie z. B. in Lateinamerika.

4.4. Deuten Sie bitte die folgenden Textstellen:
a) Schlechte hygienische Bedingungen sind Nährboden für Epidemien.
b) Das soziale Gefälle steigt ins Enorme.
c) Im Mittelpunkt der Forschungsinitiative steht der «Risikolebensraum Megacity».
d) Dazu kommt, dass der Einwanderungsdruck auf Länder in Europa wächst.
e) Bei einer Megacity geht es nicht nur um die Größe und Einwohnerzahl, sondern auch um deren Bedeutung für das Land.

4.5. Ordnen Sie bitte den Zahlen die Stichworte zu! Bilden Sie mit Hilfe der Stichworte Sätze!
1. 90 Prozent – ...
2. über 60 Städte – ...
3. 2 Prozent – ...
4. 75 Prozent – ...
5. 76 Prozent – ...
6. 75,5 Prozent – ...
7. je 35 Prozent – ...
a) Lateinamerikaner, die in Städten leben;
b) in Städten lebende Europäer;
c) Stadteinwohner in Südostasien und Afrika;
d) die von Städten bedeckte Erdoberfläche;
e) die in Städten verbrauchten Ressourcen;
f) Städte mit mehr als 5 Millionen Einwohnern überwiegend in Enwicklungsländern (in 10 Jahren);
g) Konzentration des künftigen Bevölkerungswachstums in Städten.

4.6. Beantworten Sie bitte die Fragen:
a) Warum werden die im Artikel angeführten Zahlen dramatisch genannt?
b) Was sind die ökologischen Auswirkungen der Urbanisierung?
c) Welche Prozesse sind in Lateinamerika sichtbar? Was steht den Städten anderer Kontinente noch bevor?
d) Warum werden sich Probleme auch auf Mitteleuropa auswirken?
e) Welche Gefahren drohen den Menschen in einer globalisierten Welt?

4.7. Sprechen Sie bitte zu den folgenden Themen:
a) Umweltprobleme in Städten;
b) Naturgefahren;
c) Gefahren durch das enorme soziale Gefälle;
d) Technische Risiken.

4.8. Füllen Sie bitte die Tabelle aus:

Prozesse Folgen
Urbanisierung
Internationale Migration
Umzug der Einwohner innerhalb der Stadt
Konzentration von Funktionen
 

 

4.9. Setzen Sie bitte die folgenden Sätze fort:
a) Schlechte hygienische Bedingungen sorgen dafür, dass...
b) Die Ängste vor einer Verbreitung der Vogelgrippe durch Flugpassagiere lassen erahnen, ...
c) Megastädte tragen durch die Luftverschmutzung dazu bei, dass ...
d) Dazu kommt, dass ...
e) Bei einer Megacity geht es nicht nur um die Größe und Einwohnerzahl, sondern auch ...

4.10. Stellen Sie sich vor: Als Forscher der Helmholtz-Gemeinschaft untersuchen Sie Prozesse, die in Städten vor sich gehen, Risiken und Probleme die damit zusammenhängen. Halten Sie einen Vortrag zum Thema «Das Leben in Großstädten».

5. Weiterführende Aufgaben

5.1. Schreiben Sie einen satirischen Aufsatz über eine Großstadt im Jahre 2777.

5.2. Bildimpuls. Gefangen in einer Großstadt. Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?


5.3. Arno Prolog: «Und schon sehe ich wieder einen riesigen Markt heranwachsen: Filteratemmasken für alle!». Beschreiben Sie das Bild! Finden Sie eine passende Bildüberschrift und schreiben Sie eine Bildgeschichte!


Lösungen:
Zu 3.8: 1. b, 2. a, 3. c.
Zu 3.13: 1. b, 2. a, 3. c

Didaktisiert von Natalia Konstantinowa

Der Text ist entnommen aus:
http://www.welt.de/data/2006/11/30/1129728.html