Wissenschaft und Technik
Mini-Chip verhilft Blinden zu Seheindrücken
Forscher in Baden-Württemberg haben einen Mini-Chip entwickelt, der vielen Blinden wieder Seheindrücke vermitteln kann. Der elektronische Chip wurde bereits sieben Menschen erfolgreich unter die Netzhaut implantiert, wie die Universitäts-Augenklinik Tübingen mitteilte. Er könne jenen Menschen, deren Erblindung durch eine Degeneration der Netzhaut verursacht wurde, zu «ersten Seheindrücken» verhelfen, erklärte der Ärztliche Direktor der Klinik Eberhart Zrenner, der das Projekt leitet. Dies bedeutet neue Hoffnung für etwa elf Prozent der 130.000 Blinden in Deutschland.
Zrenner warnte allerdings vor überzogenen Erwartungen. Es gehe nicht um das Erkennen von Gesichtern, sondern um Mobilität und Orientierung durch Licht, sagte er. So sollen Blinde Fenster und Lampen lokalisieren und beispielsweise unterscheiden können, «ob sie vor einem Menschen oder vor einer Haustür stehen». Dies sei erreicht und der Chip von allen Patienten gut vertragen worden. Das neuartige Operationsverfahren durch die Augenhaut habe sich als sicher erwiesen und bewährt, betonte der Mediziner.
Der von der Reutlinger Firma Retina Implant GmbH entwickelte Chip ist nur drei mal drei Millimeter klein und etwa so dick wie ein Haar. Er enthält 1500 Photozellen mit Schaltkreisen, über die die Zellen individuell eingestellt werden können. Die Photozellen reagieren auf Licht und schalten Strom auf die Nervenzellen des Auges. Der Chip sei daher auf eine funktionsfähige Nervenverbindung zwischen Auge und Hirn angewiesen, betonte Zrenner. Deshalb helfe er beispielsweise nicht bei Glaukom (grüner Star), Erkrankungen des Sehnervs, Netzhautablösungen oder Blindheit durch Unfall.
Forschung und Entwicklung hätten zwar bereits 1995 begonnen, das Projekt stehe aber noch am Anfang, sagte Zrenner. Der Chip sei noch nicht medizinisch zugelassen und müsse weiter erprobt werden. Denkbar, aber bislang «noch Zukunftsmusik» sei es, den Mini-Chip auch bei altersbedingter Netzhautdegeneration einzusetzen. Hiervon seien weitere 15 Prozent aller erblindeten Menschen betroffen, europaweit etwa sechs Millionen.
Der Text ist entnommen aus:
http://de.news.yahoo.com/14032007/286/wissenschaft-mini-chip-verhilft-blinden-seheindr-cken.html