Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №11/2007

Sonderthema

Friedrich I. Barbarossa – Der Kaiser mit dem roten Bart

«Unser König ist noch keine dreißig Jahre alt, rasch von Entschluss, glücklich im Kampf und begierig nach Ruhm und Gefahr. Nimmermehr duldet er Unbill, ist weitschauend im Rat, geschickt zu allen Taten, leutselig gegen Bescheidene. Sein Verstand ist scharf, sein Gedächtnis ausgezeichnet; seine Gestalt ist von mittlerer Größe, kräftigem, ebenmäßigem Wuchs, breiter Brust und wohlgebildeten Gliedern. Seine Haut ist weiß, sein Haupthaar gelockt und wie der Bart von rötlichem Blond.»

So beschreibt der Abt des Klosters in Corvey seinen obersten Kirchenfürsten, den neu gewährten deutschen König. Papst Eugen III. mag sich beim Lesen des Briefes gefreut haben: Ein so junger Mann wird leicht zu formen und zu führen sein.

Aber da hatte sich der Heilige Vater gründlich geirrt.

Friedrich hatte sehr genaue Vorstellungen davon, was einem König zustand und was er auf keinen Fall dulden durfte. Es ärgerte ihn, dass seine Amtsvorgänger nur an sich und ihr angenehmes Leben gedacht und das ihnen anvertraute Reich vernachlässigt hatten.

Die schwache Stellung der früheren Könige hatten die Herzöge, Fürsten und Grafen, aber auch die Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte ausgenutzt. Sie hatten sich Ländereien angeeignet, die ihnen nicht gehörten, Vorrechte beansprucht, die ihnen nicht zustanden und sie hatten einander befehdet. Darunter litt das Reich.

Es herrschten gesetzlose Zustände. Jeder Adlige machte, was er wollte.

Besonders zwei Adelsfamilien waren untereinander zerstritten: Die Welfen und die Staufer.

Gleich stark, hatten sich beide Fürstenhäuser viele Fehden geliefert und das Reich so fast unregierbar gemacht. Jahrzehnte hatten diese Auseinandersetzungen bereits gedauert. Nun war es selbst den Fürsten zu viel. Jetzt wollten auch sie einen starken König, einen, der genug Kraft hatte, beide Dynastien in den Griff zu bekommen und damit dem Reich inneren Frieden zu verschaffen.

In den Augen der Reichsfürsten konnte das nur einer vollbringen: Friedrich von Staufen, der regierende Herzog von Schwaben.

Sein Vater, der ebenfalls Friedrich hieß, gehörte zu dem angesehenen Adelsgeschlecht der Staufer, das über Schwaben herrschte. Er hatte die Welfin Judith, eine Tochter des Bayernherzogs Heinrich geheiratet. Welfen und Staufer, seit alters her gleich mächtige Dynastien, waren bisher Konkurrenten um das Amt des deutschen Königs gewesen. Die Fürsten hofften nun, dass ein Spross aus beiden Familien dem geschwächten Reich endlich Friede geben und die verlorene Bedeutung des Reichs wiederherstellen würde.

Interessant und für uns nur noch schwer nachvollziehbar ist, dass wir bis heute nicht wissen, wo und wann genau diese Hoffnung des Reiches geboren wurde.

Eine Luftaufnahme des 81 Meter hohen Kyffhäuserdenkmals. Entstanden ist die gesamte Anlage auf den Resten der Reichsburg Kyffhausen, einer weitläufigen romanischen Feste aus dem 11./12. Jahrhundert.

«Friedrich I. Barbarossa ist Mitte des Jahres 1124 oder Anfang 1125 geboren», glaubten die Historiker bisher, aber neuere Forschungen behaupten: «Kaiser Friedrich hat bereits 1122 das Licht der Welt erblickt, sehr wahrscheinlich auf der Schwäbischen Alb in der Burg auf dem Hohenstaufenberg.»

Damals hielten es selbst Adelsfamilien nicht für nötig, Tag und Stunde der Geburt ihres Stammhalters zu notieren. Hauptsache, es hatte sich männlicher Nachwuchs eingestellt. Das Land besaß einen Erben. Der Fortbestand der Stauferdynastie war gesichert. Doch das Schicksal hatte weit Größeres mit Friedrich vor.

Drei Wochen nach dem Tode seines Amtsvorgängers Konrad wurde Friedrich in Frankfurt am Main von den deutschen Reichsfürsten zum König gewählt und fünf Tage später – am 9. März 1152 – im Aachener Münster gekrönt.

Friedrich kümmerte sich zuerst um die Querelen in seinem Reich, zu dem damals auch Norditalien und Burgund gehörten. Sofort nach seiner Salbung zum deutschen König ließ er sich auch die italienische und die burgundische Krone aufs Haupt setzen. Weder die Fürsten noch die Bürgermeister der Städte dieser beiden Teile des Römischen Reiches hatten ein Mitspracherecht. Friedrich nahm für sich ganz selbstverständlich in Anspruch: Wer zum deutschen König gewählt ist, wird zugleich auch König von Italien und Burgund und darf den Titel «Römischer König» annehmen.

Doch er begnügte sich nicht mit dem Königstitel und den damit verbundenen Würden. Friedrich nahm seine Aufgabe ernst und packte an. Zunächst schlichtete er Streit und Feindschaften in seinem Reich und teilte ganz nebenbei dem Papst mit: «Wir, Friedrich von Schwaben, haben die Krone übernommen, damit die Hoheit des Uns von Gott übertragenen Reiches wiederhergestellt werde.»

Am Fuße des 81 Meter hohen Kyffhäuserdenkmals bei Bad Frankenhausen, das vor etwa hundert Jahren eingeweiht wurde, sitzt Kaiser Friedrich I. Barbarossa auf seinem Thron in Stein gehauen. Der Sage nach wartet er auf Gerechtigkeit, Glanz und Frieden in Deutschland.Dann versicherte er, alles zu tun, um das gute Verhältnis zwischen Reich und Papst nicht zu trüben. Doch ihm missfiel, dass sich seine Amtsvorgänger den Wünschen des Heiligen Vaters fast ohne Widerspruch gefügt hatten. Es war der Eindruck entstanden, der Kaiser habe das Reich aus der Hand des Papstes empfangen und sei dessen Lehensmann. Der machtbewusste Friedrich unterließ es deshalb, den Stellvertreter Gottes um die Bestätigung seiner neuen Würde zu bitten, wie das seine Vorgänger noch getan hatten. Diese Kampfansage verstand der Papst sofort. Doch er konnte nicht darauf reagieren wie er wollte, denn er steckte in Schwierigkeiten: Die Bevölkerung Roms empörte sich gerade wieder einmal gegen seine Heiligkeit und verweigerte ihm den Gehorsam. Papst Eugen III. suchte verzweifelt einen Ausweg und glaubte, ihn im Ehrgeiz des jungen Königs gefunden zu haben. Er versprach Friedrich sinngemäß und auf Kurzform gebracht: Kaiserkrönung gegen Waffenhilfe wider die rebellische Stadt Rom!

Es hätte indes dieser Lockung nicht bedurft. Friedrich wäre auch so gekommen. Er fühlte sich als Beschützer der Kirche, gleichsam als ihr Schwert und sah es als seine Pflicht an, einem in Not geratenen Papst beizustehen.

Allerdings ging Friedrich von der Annahme aus, weltliche und geistliche Gewalt, also Kaiser und Kirche, seien gleichberechtigt. Der Papst kümmert sich um das Seelenheil der Menschen, der Kaiser um Frieden, Gerechtigkeit und Eintracht.

Keine vier Monate nach der Wahl Friedrichs zum König starb Papst Eugen III. Trotzdem zog der König nach entsprechender Vorbereitung gegen Italien. Er wollte auch in diesem Reichsteil die sträflich vernachlässigte Ordnung wiederherstellen und Recht und Gesetz wieder Geltung verschaffen. Die großen Städte Italiens – allen voran das mächtige Mailand – hatten den Handel an sich gerissen, kleinere Ortschaften zerstört und ein mahnendes Schreiben Friedrichs mit Hohn und Spott belegt. Das aber ließ sich der Geschmähte nicht gefallen: Der Weg zur Kaiserkrone wurde zur kriegerischen Unternehmung.

Weil ihm die Mailänder trotzten, zerstörte Friedrich ihnen einige Burgen, rückte vor bis Tortona und belagerte es länger als sieben Wochen. Spoleto, die angesehenste Stadt Umbriens, brannte er nieder, dann richtete er seinen Marsch gegen Rom.

Rom entpuppte sich für Friedrich als die Stadt eines zweifachen Schreckens. Zunächst erfasste ihn tiefste Bestürzung beim ersten Zusammentreffen mit Hadrian, dem neuen Papst.

Der Papst ritt in feierlichem Aufzug zum Lager Friedrichs. Dort angekommen, erwartete er, dass der König ihm Knechtsdienste leiste, denn es war Brauch, dass die Könige dem Nachfolger Petri die Steigbügel hielten. Zur Betroffenheit des Heiligen Vaters weigerte sich Friedrich, das zu tun. Erst nachdem man einen ganzen Tag lang verhandelt hatte, gab der König nach, weil die Älteren unter den Fürsten sich erinnerten, dass wirklich ein solches Abkommen bestand. Diese Episode zeigt ganz deutlich: Friedrich wollte nichts unternehmen, was auf seine Unterordnung unter den Papst hindeuten könnte, denn für ihn vertraten Papst und Kaiser zwei voneinander unabhängige, aber gleichwertige Gewalten.

Das wahre Entsetzen aber muss den König befallen haben, als ihm eine Delegation der Römer die Übertragung der Kaiserwürde durch die Stadt anbot und dafür auch noch Bezahlung forderte. Ein Bürgerkaiser. Er? Niemals!

Ungewöhnlich scharf entgegnete Friedrich: Das Reich ist nicht um Geld zu kaufen, und dem Volke leiste ich keinen Eid. Ich bin der rechtmäßige Nachfolger der römischen Kaiser, nicht das rebellierende Volk der Stadt. Nicht das Volk hat dem Kaiser etwas zu gewähren, sondern der Kaiser hat dem Volke Gesetze zu diktieren!

Am 18. Juni 1155 wurde Friedrich von Papst Hadrian gekrönt, gesalbt und als Kaiser begrüßt. Friedrichs Chronist hielt fest: «Als aber die Krönung vollzogen war, fielen plötzlich die gekränkten römischen Bürger mit bewaffneter Hand den Kaiser und die Seinen an. Doch die Ritter empfingen sie tapfer, jagten sie über den Tiber auf das Forum zurück und erschlugen ihrer in solcher Menge, dass sich der Tiber von ihrem Blute rot färbte.»

Der neue Kaiser – seines rot schimmernden Bartes wegen von den italienischen Untertanen des Reiches bald Barbarossa genannt – hatte wenig Zeit, sich die Herrlichkeiten der Ewigen Stadt anzuschauen. Ihn rief die Pflicht, denn die deutschen Fürsten hatten wieder einmal Streit miteinander und der Kaiser musste schlichten.

Die über 100 Jahre alte Plastik des Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa am Fuße des Kyffhäuserdenkmals nördlich von Bad Frankenhausen.Im Laufe seiner fast vierzigjährigen Regierungszeit gelang es Friedrich, die Willkür der Fürsten zu brechen, das Reich unter seiner Macht zu einigen und eine straff geführte Verwaltung durchzusetzen. Immer verfocht er gegen den Willen der Fürsten die Interessen des Reiches und des Kaisertums. Er gab seinem Reich die verlorene Kraft wieder zurück und sorgte zugleich dafür, dass im Reich weder Papst noch Fürsten das Sagen hatten, sondern einzig und allein er, Kaiser Friedrich Barbarossa. Das war dieser Machtmensch sich selbst gegenüber schuldig. Ein ungenannter Dichter seiner Zeit sah das offensichtlich genau so und schrieb deshalb: «Beherrscher der Welt, sei gegrüßt, unser Kaiser! Dir beugen sich alle, denn Gott hat bestimmt dich zum König der Könige!»

Und als solcher hatte er für einen Fortbestand der Herrscher-Dynastie zu sorgen. Die einst mit Pracht und Aufwand geschlossene Ehe zwischen Friedrich und Adelheid war im Jahre 1153 wegen Kinderlosigkeit für nichtig erklärt worden. Friedrich Barbarossa brauchte nur eines noch zu seiner Vollkommenheit: Eine Frau, die in der Lage war, einen Erben zu empfangen.

Der vierunddreißigjährige Kaiser entschied sich für Beatrix von Burgund, etwa zwanzig Jahre jünger als er selbst.

«Sie war aus sehr edlem Blute, zierlich, freundlich und fein geformt, bescheiden in ihrem Benehmen, in ihren Reden züchtig; dazu im Lesen und Schreiben wohl unterrichtet und sehr fromm.»

Es wird wohl weniger die fromm-züchtige Art der Auserwählten gewesen sein, die Friedrich Barbarossa bewogen haben mag, Beatrix zu heiraten, sondern der umfangreiche Landbesitz ihres Vaters. Burgund war eine ausgedehnte reiche Grafschaft, in der Handwerk und Handel blühten und die beträchtliche Steuern abwarf, und Beatrix war die einzige Erbin.

Burgund also brachte Beatrix mit in die Ehe, die am 9. Juni 1156 in Würzburg geschlossen wurde. Allem Anschein nach schien die Ehe darüber hinaus auch noch sehr glücklich gewesen zu sein. Beatrix schenkte ihm schließlich fünf Söhne und zwei Töchter.

Sie war die Lieblichkeit in Person, eine wahre Glückbringerin für den Kaiser. Er duldete sie sogar bei Kriegszügen an seiner Seite. Viele Gefangene verdankten einzig ihrer Fürsprache das Leben. Auf ihre Bitte hin wurde manche Stadt nicht in Schutt und Asche gelegt. Im Laufe der Jahre beeindruckten ihre praktischen Hinweise und weitsichtigen Anregungen den Gatten derart, dass er auch sie zur Kaiserin krönen ließ. «Vir uxorius» – Mann, der Ehefrau gehörend – verspotteten benachbarte Herrscher deswegen den Kaiser.

Sein Eroberungsdrang war ungebrochen. Im Frühling 1157 hatten die deutschen Fürsten des Reiches einen erneuten Kriegszug gegen die noch immer aufsässigen Städte Italiens beschlossen. Wieder galt er besonders der nach Unabhängigkeit vom Reich strebenden Stadt Mailand. Aber er sollte auch Papst Hadrian IV. zeigen, wer der Herr des Reiches war und welche Aufgabe ein Papst zu erfüllen hat. Hadrian hatte sich nämlich wortbrüchig mit dem einst gemeinsamen Feind Wilhelm von Sizilien verbündet und sich damit vom Kaiser losgesagt. Nun wussten Kaiser und Reich, was vom Papst zu erwarten war.

Hadrian schien jetzt entschlossen, alles auf eine Karte zu setzen und den bisher schwelenden kalten Krieg zwischen Papst und Kaiser um die Vormachtstellung in seine heiße Phase hinüberführen zu wollen. Er bediente sich dazu im Oktober 1157 eines Briefes, in dem er dem Kaiser vorwarf, einen Raubüberfall auf den durch das Reich ziehenden Bischof von Lund nicht geahndet zu haben. Der Kanzler des Kaisers übersetzte den lateinischen Text zu einem Reichstag: «Zur Sühne dieses Verbrechens hättest Du die frechen Übeltäter strengstens bestrafen sollen. Du aber hast dies also vernachlässigt.»

Waren die Fürsten schon empört, weil der Papst es wagte, sich in die weltlichen Dinge des Reiches in einem derart unbescheidenen Ton einzumischen, so steigerte sich ihr Unmut zur Empörung, als sie den Kanzler lesen hörten: «Du musst Dir, ruhmreicher Sohn, vor Augen halten, wie freudig Deine Mutter, die heilige römische Kirche, Dich aufgenommen, mit wie großer und herrlicher Liebe sie Dich behandelt hat, wie viel Ehre und Würde sie Dir zuteil werden ließ und alles vermied, was dem königlichen Willen zuwiderlief. Doch gereut es Uns nicht, Deine Wünsche erfüllt zu haben, selbst wenn Du noch größere Lehen aus unserer Hand empfangen hättest ...»

Hier erreichte die Anmaßung des Papstes in den Ohren der Fürsten ihren Höhepunkt: Ehre und Würde waren dem Kaiser nicht von der Kirche verliehen worden, die hatte er mit Gottes Hilfe selbst erworben. Und das Reich hatte der Kaiser schon gar nicht als Lehen aus der Hand des Papstes empfangen!

Denkmal Kaiser Friedrich Barbarossas an der Barbarossastraße in SinzigAllerdings hatte auch der Kanzler Schuld an dem jetzt entstehenden Tumult. Er hatte das doppeldeutige lateinische Wort «beneficia» – das nicht nur «Lehen», sondern auch «Wohltat» heißen konnte – eben mit dem erniedrigenden und beleidigenden deutschen Begriff «Lehen» übersetzt. Auch er hatte die Sprengkraft der von Hadrian bewusst gewählten doppeldeutigen Bezeichnung «beneficia» erkannt und wollte dem Papst keine Möglichkeit geben, sich über den Kaiser zu stellen. Noch zu gut konnte er sich an die Auseinandersetzung zwischen Friedrich und Hadrian erinnern, als der Papst verlangt hatte, der Kaiser solle sein Steigbügelhalter sein. Friedrich stellte in aller Schärfe fest: «Vom Haupt der heiligen Kirche droht der Anstoß zur Zwietracht, Same zum Bösen und Gift verderblicher Seuche. Da uns das Königtum und das Kaisertum einzig von Gott durch die Wahl der Fürsten zuteil geworden ist, so ist jeder, der da sagt, wir hätten die Kaiserkrone vom Herrn Papst als Lehen empfangen, ein Widersacher der göttlichen Ordnung. So einer ist ein überwiesener Lügner.»

Der Krieg um die Vormachtstellung zwischen Papst und Kaiser zog sich durch die gesamte Regierungszeit Barbarossas. Zumal damals Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe, untereinander zerstritten, uneins waren. Zeitweilig herrschten drei Päpste nebeneinander und jeder nahm für sich in Anspruch, der wahre Heilige Vater zu sein. Jahrzehnte lang dauerte dieser eigentlich unhaltbare Zustand, Schisma genannt.

Als Kaiser war Barbarossa Herr der gesamten Christenheit und als solcher hatte er die Aufgabe, diese Christenheit gegen die ungläubigen Feinde zu schützen. So setzte er sich – immerhin mit 67 Jahren – an die Spitze eines mächtigen Kreuzfahrerheeres, das sich nach Jerusalem aufmachte.

1099 war beim Ersten Kreuzzug das Heilige Land erobert worden. Gegen Ende des Jahres 1187 wurde bekannt, dass Sultan Saladin Jerusalem zurückerobert hatte. Friedrich Barbarossa rüstete zum dritten Kreuzzug. Ein Chronist berichtete: «Als der Frühling nahte, füllten sich im ganzen Reich alle Straßen mit Bewaffneten, so zahlreich wie der Sand am Meer, wie die Sterne am Himmel.»

Friedrich Barbarossa übernahm selbst die Führung des kaiserlichen Heeres, das am 11. Mai 1189 nach Osten aufbrach, im März darauf Kleinasien erreichte und sich durch Anatolien wälzte, um Jerusalem zu erobern. Ein Vorsatz, der nicht gelang, ein Ziel, das Friedrich nicht mehr erlebte.

Der kriegerische Kaiser ertrank bei einem Bad im Fluss Saleph in der heutigen Türkei. Sein Tod wurde in der Heimat mit Kummer und Entsetzen aufgenommen. Die Leiche Friedrich Barbarossas wurde einbalsamiert und vier Tage lang betrauert, bevor das Heer weiter zog. In Tarsos wurden die Eingeweide beigesetzt, in Antiochia wurde der damaligen Sitte entsprechend das Fleisch von den Knochen getrennt und in der Kathedrale begraben. Die Gebeine sollten in der Grabeskirche zu Jerusalem bestattet werden. Doch den Kreuzfahrern gelang es nicht, Jerusalem zu erobern. Friedrichs Gebeine sind verschollen.

Sein Tod im «fernen Heidenlande» hat sicher dazu beigetragen, dass Friedrich Barbarossa Jahrhunderte lang als der größte Kaiser des Mittelalters verklärt und als Einiger des Reiches verehrt wurde. Der Legende nach sitzt er schlafend, umgeben von seinen Rittern und von Raben bewacht, im thüringischen Berg Kyffhäuser, um einst wiederzukehren und ein einiges Deutschland «in des Reiches Herrlichkeit» zu errichten.


Aufgaben & Fragen

Aufgabe 1
Wer war Friedrich Barbarossa?

Aufgabe 2
Welche persönlichen Eigenschaften zeichnen Friedrich I. von Hohenstaufen aus?

Aufgabe 3
Warum wird Friedrich von Hohenstaufen, der Schwabenherzog, zum deutschen König gewählt?

Aufgabe 4
Welche politischen Ziele verfolgt Friedrich Barbarossa?

Aufgabe 5
Welche Rolle spielen die Ehefrauen in seinem Leben?

Aufgabe 6
Mit welchen Widerständen und Gegnern musste er kämpfen?

Aufgabe 7
Warum konnte Friedrich I. seine Ziele nicht durchsetzen?

Aufgabe 8
Warum zieht Friedrich Barbarossa an der Spitze eines Kreuzzuges nach Jerusalem?

Aufgabe 9
Welche geschichtliche Bedeutung kommt Friedrich Barbarossa zu?

Aufgabe 10
Warum bilden sich um Friedrich Barbarossa so viele Legenden, vor allem die des schlafenden Königs im Berg Kyffhäuser?


Fragen & Antworten im Überblick

Aufgabe 1. Wer war Friedrich Barbarossa?
Lösungshinweis: Neben seinem Enkel Friedrich II. aus Palermo ist Friedrich Barbarossa der bekannteste Kaiser des Hochmittelalters. Er wurde zum Idealkaiser des Mittelalters. Zahlreiche Legenden ranken sich um seine Person. Es ist seine außergewöhnliche Persönlichkeit, seine Vision vom «Heiligen Reich», die ihn groß erscheinen lassen. Auch der Beiname «Barbarossa», Kaiser Rotbart, mag seinen Teil beigetragen haben.

Aufgabe 2. Welche persönlichen Eigenschaften zeichnen Friedrich I. von Hohenstaufen aus?
Lösungshinweis: Friedrich Barbarossa war von ansehnlicher Gestalt, mittelgroß, kräftig, mit rotblondem Haar und Bart. Er besaß alle kriegerischen Fähigkeiten, die das adlige Lebensideal seiner Zeit verlangte, sowie ein gutes Gedächtnis, rasche Auffassungsgabe, einen scharfen Verstand, vor allem aber Sinn für königliche Würde und Gerechtigkeit. Er war beredt, zielstrebig, konsequent, jedoch nicht starrköpfig auf Methoden und Ziele festgelegt.

Aufgabe 3. Warum wird Friedrich von Hohenstaufen, der Schwabenherzog, zum deutschen König gewählt?
Lösungshinweis: Zwar fordert der todkranke König Konrad III. mit der Übergabe der Reichsinsignien an seinen Neffen Friedrich von Hohenstaufen die Fürsten auf, ihn zum König zu wählen. Aber daran sind die Kurfürsten nicht gebunden. Sie wählen ihn, weil sie hoffen, dass er den unseligen Streit zwischen den mächtigsten Adelsgeschlechtern des Reiches beenden würde. Denn sein Vater, ein Staufer, hatte Judith, eine Welfin, die Tochter des Bayernherzogs Heinrich geheiratet. Friedrich I. war also ein Spross aus beiden großen Familien.

Aufgabe 4. Welche politischen Ziele verfolgt Friedrich Barbarossa?
Lösungshinweis: Sein großes Ziel war die Erneuerung des Reiches, die Konzentration der staatlichen Kräfte. Zwar erkannte er die Rechte der Reichsfürsten an, wollte sie aber mehr einbinden und die königliche Macht stärken; in Italien galt es, den Herrschaftsanspruch durchzusetzen. Gegenüber dem Papst erhob Friedrich den Anspruch, weltliche und geistliche Gewalt seien gleichberechtigt. Der Papst aber behauptete seit dem Investiturstreit seine Vorrangstellung.

Aufgabe 5. Welche Rolle spielen die Ehefrauen in seinem Leben?
Lösungshinweis: Von seiner ersten Frau Adelheid ließ sich Friedrich nach sechs Jahren scheiden, angeblich wegen der Kinderlosigkeit. Drei Jahre später heiratete er die zwölf- oder vielleicht auch schon sechzehnjährige Beatrix von Burgund. Sicherlich war es die Mitgift, die ihn reizte, aber – nicht gerade die Regel im Mittelalter – er verliebte sich in seine Frau. Sie wurde zu einer wichtigen Ratgeberin, war ihm als Persönlichkeit ebenbürtig und schenkte ihm viele Kinder.

Aufgabe 6. Mit welchen Widerständen und Gegnern musste er kämpfen?
Lösungshinweis: Friedrich Barbarossas Ziel der Erneuerung des Reiches fand viele Gegner. Da waren zum einen die oberitalienischen Städte, die weder Abgaben entrichten noch ihre Selbstverwaltung aufgeben wollten. Zum anderen stellten sich die Päpste gegen den Anspruch des Kaisers, die weltliche Gewalt sei der geistlichen nicht untergeordnet. Der englische und französische König erkannten die Imperiale Vorrangstellung des deutschen Kaisers als Führer der westlichen Christenheit nicht an. Und die Reichsfürsten, nicht zuletzt Heinrich der Löwe behaupteten zu jeder Zeit ihre Rechte und Machtstellung.

Aufgabe 7. Warum konnte Friedrich I. seine Ziele nicht durchsetzen?
Lösungshinweis: Barbarossa festigte sicherlich die königliche Gewalt an der Spitze der Lehenspyramide, doch er konnte die Macht der weltlichen und geistlichen Fürsten nicht brechen; ihm blieb nur die eigene Hausmacht, die er mit Erfolg auszudehnen suchte. Die Auseinandersetzung mit den oberitalienischen Städten und den Päpsten ging über die Kräfte des Reiches. Denn diese Gegner wurden unterstützt von Frankreich, England und Sizilien.

Aufgabe 8. Warum zieht Friedrich Barbarossa an der Spitze eines Kreuzzuges nach Jerusalem?
Lösungshinweis: Er war erfüllt von der Frömmigkeit seiner Zeit; ihm war es also ein Anliegen, die Heiligen Stätten zu befreien, nachdem Jerusalem 1187 von Sultan Saladin erobert worden war. Aber vor allem wollte er die imperiale Stellung des römischen Kaisers als Führer der westlichen Christenheit gegenüber dem französischen und englischen König betonen.

Aufgabe 9. Welche geschichtliche Bedeutung kommt Friedrich Barbarossa zu?
Lösungshinweis: Friedrich I. war der letzte deutsche König, der noch einmal mit äußerster Anstrengung den Anspruch des römischen Kaisertums als Grundlage und Integrationsidee des ost-fränkisch-deutschen Reiches durchzusetzen versuchte. Aber die Tradition des letzten irdischen Reiches unter deutscher Führung hat die Kräfte überspannt und am Ende überfordert. Bezeichnenderweise steht der Name des Staufers jedoch auch für die Blütezeit und Hochkultur des deutschen Rittertums.

Aufgabe 10. Warum bilden sich um Friedrich Barbarossa so viele Legenden, vor allem die des schlafenden Königs im Berg Kyffhäuser?
Lösungshinweis: Friedrich Rotbart gilt bei den Patrioten des 19. Jahrhunderts als deutscher Held, als Garant einer neuen Reichsherrlichkeit, wegen der Kunst seiner Staatsgestaltung, seinem Reformwillen in einer Zeit glanzvoller Kulturentfaltung. Ihm und der Familie der Staufer (Friedrich II.) traute man schon im Spätmittelalter zu, wiederzukommen als Friedenskaiser, der das deutsche Reich erneuert. Halb schlafend, halb wachend wartet er inmitten des Berges Kyffhäuser auf seine Wiederkunft.

Der Text ist entnommen aus:
http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/geschichte/barbarossa/