Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №13/2007

Sonderthema

Die Würzburger Marienkapelle

Die Würzburger MarienkapelleDie Marienkapelle auf der Nordseite des Würzburger Marktplatzes ist heute eine Nebenkirche der Pfarreien Dom und Neumünster im Besitz der Marienkapellenstiftung. In früheren Zeiten jedoch war sie der Kristallisationspunkt städtischen Engagements gegen die Dominanz von Bischof, Stiften und Klöstern. Sie gilt als Höhepunkt spätgotischer Baukunst in Unterfranken.

Die Kapelle steht in direktem Zusammenhang mit der Vernichtung der jüdischen Gemeinde Würzburgs. Unterhalb der Sakristei1 befinden sich noch heute der Mikwe, das jüdische Ritualbad, als Überbleibsel der ehemaligen Synagoge. 1349 wurden die Juden Würzburgs grausam ermordet, die Reste des Judenviertels im 15. Jahrhundert geschleift und ein Marktplatz angelegt. Als Zeichen der Entsühnung2 und des Siegs des Christentums baute man an der Stelle der Synagoge eine hölzerne Marienkapelle. Bischof Gerhard von Schwarzburg legte 1377 den Grundstein für den Chor des heutigen Steinbaus, der 1392 geweiht wurde. Den Weiterbau der Kirche übernahm jedoch die Stadt. Bis 1479 wurde an Langhaus und Turm gebaut.

1490 erhielt Tilman Riemenschneider den Auftrag, den Skulpturenschmuck zu fertigen. Er setzte den durch die Adam- und Eva-Figuren dargestellten Sündenfall3 in Beziehung zu den Ereignissen der Menschwerdung und der Auferstehung, worüber sich die Schar der Apostel mit dem Erlöser Christus reiht.

Adam und Eva. Vom Marktportal der Würzburger Marienkapelle, 1491/93. Befindet sich im Mainfränkischen Museum.Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine rigorose Außenrenovierung, in deren Gefolge die heutige gotische Turmspitze gestaltet wurde. Neugotische Werke ersetzten die Innenausstattung. Der Luftangriff auf Würzburg 1945 setzte der Marienkapelle stark zu und erst 1962 konnte Bischof Joseph Stangl die wiederhergestellte Kirche erneut weihen.

Am reichsten ausgestattet ist das Südportal, dessen Tympanon4 die Krönung Marias zeigt. Rechts und links davon befinden sich Kopien von Riemenschneiders Adam und Eva unter prachtvollen Baldachinen. Die Originale sind zusammen mit den ursprünglichen Baldachinfiguren Riemenschneiders im Mainfränkischen Museum zu sehen. Von Riemenschneider gefertigt wurde 1502–1504 das Grabdenkmal des Ritters Konrad von Schaumberg rechts vom Westportal.


1Sa|kris|tei, die; -, -en [mhd. sacristie < mlat. sacristia, zu lat. sacer, sakral]: Nebenraum in der Kirche, der zur Vorbereitung des [od. der] Geistlichen auf den Gottesdienst u. zur Aufbewahrung der für den Gottesdienst benötigten Gegenstände dient.

2Ent|süh|nung, die; -, -en: das Entsühnen; das Entsühntwerden. ent|süh|nen <sw.V.; hat> (geh.): durch Sühne von Schuld befreien.

3Sün|den|fall, der <o.Pl.> [mhd. sunden vall= sündiges Vergehen; seit dem 17. Jh. für den «Fall» Adams u. Evas] (christl. Rel.): das Sündigwerden des Menschen, sein Abfall von Gott durch die Sünde Adams u. Evas (1. Mos. 2, 83, 24): der S. und die Vertreibung aus dem Paradies.

4Tym|pa|non, das; -s, ...na [griech. týmpanon, eigtl.= Handtrommel, nach der (halbrunden) Form] (Archit.): a) oft mit Skulpturen, Reliefs geschmücktes Giebelfeld (bei antiken Tempeln); b) (bes. im Kirchenbau des MA.) oft mit Reliefs geschmücktes nach oben bogenförmig abschließendes Feld über dem Türsturz eines Portals.

Der Text ist entnommen aus:
http://www.journalisten.bistum-wuerzburg.de/bwo/dcms/sites/bistum/kunst/kirchen/marien_kapelle.html