Sonderthema
Der Altar der Herrgottskirche in Creglingen
Wer den Namen «Creglingen» hört, verbindet ihn meistens mit dem Altar von Tilman Riemenschneider. Das ist einerseits keineswegs überraschend, weil der dortige Altar des Künstlers zu Recht internationale Bedeutung hat und von Besuchern aus der ganzen Welt aufgesucht wird.
Andererseits hätte alles auch ganz anders kommen können: Tilman Riemenschneider galt als vergessen. Berühmt zu Lebzeiten, dann aber bis ins 19. Jahrhundert hinein schlicht übersehen. Nur durch Zufall wurde 1822 in Würzburg sein Grabstein entdeckt und daraufhin begann die Suche nach Kunstwerken des Bildhauers.
Wahrscheinlich davon angesteckt, machte sich der Kirchenpfleger Michael Dreher 1832 daran, hinter die Bretter zu schauen, an denen seit 300 Jahren die Totenkränze aufgehängt wurden. So wurde der Altar, der durch diesen Bretterschutz zum einen den «Bildersturm» und zum anderen die Jahrhunderte überstand, wiederentdeckt. Diesem glücklichen Umstand verdankt sich auch ein anderes Phänomen, das sich mit dem Marien-Altar verbindet.
Ein alljährliches «Lichtwunder» lässt sich in der Herrgottskirche beobachten: Um den 15. August fällt durch die Westrosette das Licht der untergehenden Sonne so auf den Mittelteil des Altars, dass der Betrachter die dargestellte Himmelfahrt der Maria mit den eigenen Augen gleichsam nachvollziehen kann.
Riemenschneider hat gezielt die Lichtverhältnisse der Herrgottskirche mit in seinen Altar einbezogen. Von alters her findet das bedeutendste Marienfest am 15. August statt. Die Himmelfahrt der Maria wird als ihr Geburtstag zum ewigen Leben gefeiert. Dieses Phänomen bietet gleichzeitig aber auch die Möglichkeit, sich in die Zeit Riemenschneiders zu versetzen.
Der Text ist entnommen aus:
http://www.herrgottskirche.de/herrgottskirche/main_altar_herrgottskirche.htm