Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №15/2007

Aus aller Welt

Selbst ist der Gläubige

Weil die katholischen Priester zu wenig Zeit für die Schäfchen haben, rät ein norditalienischer Pfarrer nun zur Eigeninitiative. Er verteilt Do-it-yourself-Pakete für die jährliche Wohnungssegnung.

Rom – Ein Bild der Heiligen Familie, Gebetstexte und eine Plastikflasche mit Weihwasser – das bekämen die Gläubigen als kostenloses Paket von der Kirche in Saluzzo bei Genua gestellt, berichtet die Zeitung «La Stampa». Mehr brauche es nicht für die alljährliche Tradition, die eigenen vier Wände zu segnen.

«Den Segen des Herrn einholen können die Familienoberhäupter selbst», sagte Pfarrer Michelangelo Priotto. Mit dem Paket ausgestattet, müsse sich die Familie zunächst zur stillen Einkehr versammeln. Der Vater lese ein Gebet und mache anschließend mit dem Weihwasser in jedem Zimmer ein Kreuzzeichen.

Der Geistliche glaubt fest an den Erfolg seines Selbsthilfe-Verfahrens und hat 3500 Pakete vorbereitet.

Didaktisierungsvorschlag

1. Einführende Aufgaben

1.1. Der Artikel heißt «Selbst ist der Gläubige». Eine bekannte Redewendung lautet: «Selbst ist der ...» Setzen Sie bitte das fehlende Wort ein! Welcher Ausdruck ist für die Textüberschrift modifiziert worden?

1.2. Füllen Sie bitte die Tabelle aus:

Ausdruck Bedeutung
Selbst ist der Mann.
(Nach Goethe, Faust II,
4. Akt, 10467)
Jeder muss sich selbst helfen.
Selbst ist der Gläubige. ...

1.3. Raten Sie mal! Wovon könnte im Artikel die Rede sein?

2. Wortschatz

seg|nen <sw. V.; hat> [mhd. segenen, ahd. seganon < (kirchen)lat. signare, signieren]: 1. (bes. Rel.) a) (mit der entsprechenden Gebärde) jmdm., einer Sache den Segen geben: der Pfarrer segnet das Brautpaar; segnend die Hände ausbreiten; b) über jmdm., etw. das Kreuzzeichen machen: Brot und Wein s.; c) (geh.) (von Gott) jmdm., einer Sache seinen Segen (2 a) geben, gewähren: Gott segne dich, dein Werk!; gesegnete Ostern! 2. (geh., oft spätt.) reich bedenken, ausstatten; beglücken: er segnete sie mit seiner Anwesenheit; <meist im 2. Part.:> [nicht] mit irdischen Glücksgütern gesegnet sein; die Ehe war mit Kindern gesegnet; gesegneten Leibes (veraltet; schwanger) sein; ein gesegnetes (schönes, herrliches) Fleckchen Erde; im gesegneten (hohen) Alter von 88 Jahren; sie hat einen gesegneten (ugs.; gesunden, guten) Schlaf, Appetit. 3. (veraltend) über etw. glücklich, für etw. dankbar sein; preisen: ich werde den Tag s., an dem ich diese Arbeit abschließe.

Ein|kehr, die; -: 1. das Einkehren: E. halten. 2. (geh.) innere Sammlung, das Überdenken, Prüfen der eigenen inneren Situation; Selbstbesinnung: das Erlebnis hatte ihn zur E. gebracht.

3. Arbeit am Wortschatz

3.1. Schreiben Sie bitte Vokabeln zum Thema «Kirche» aus dem Text heraus!


3.2. Wer ist auf Bild 1 dargestellt? Erklären Sie bitte, was die Heilige Familie ist. Erinnern Sie sich dabei an die Gemälde von Raffael und Rubens!

Anmerkung: Als «Heilige Familie» wird im engeren Sinn Jesus, seine Mutter Maria und der Ziehvater, der Zimmermann Josef von Nazareth, bezeichnet. Darstellungen aus der Weihnachtsgeschichte (Geburt Christi, Anbetung der Hirten, Anbetung der Weisen aus dem Morgenland, Flucht nach Ägypten) enthalten fast immer auch eine Darstellung der Heiligen Familie. Unter dem Bildmotiv «Heilige Familie» versteht man jedoch gemeinhin eine Darstellung der Familie nach dem Weihnachtsgeschehen. Diese häusliche Umgebung wird in der abendländischen Kunst auf zahlreichen Gemälden und seit der Barockzeit auch häufig in Form der Krippe dargestellt; derartige Krippenszenen, die oft eine Zimmermannswerkstatt enthalten, werden auch als «Haus Nazareth» bezeichnet.
Vielfach werden in Verbindung mit der Heiligen Familie auch die Heilige Anna (Mutter Marias) und die Heilige Elisabeth (Kusine Marias) sowie deren Sohn, Johannes der Täufer, wiedergegeben. (Aus: Wikipedia)

3.3. Lesen Sie bitte!

Jesus sprach: Das Reich ist gleich einem Hirten, der hundert Schafe hat. Eins von ihnen verlief sich, das größte. Er ließ die neunundneunzig; er suchte nach diesem einen, bis er es fand.

Als er sich abgemüht hatte, sagte er zu dem Schaf: Ich liebe dich mehr als die neunundneunzig. (Thomas-Evangelium, Haenchen 32).

Beantworten Sie bitte die Fragen:
a) Welches Reich ist gemeint? Womit wird es verglichen?
b) Wer sind die Schafe?
c) Warum sagte der Hirt zu dem Schaf, dass er es mehr als die neunundneunzig liebte? Wie sind diese Worte zu verstehen?

3.4. In welcher Bedeutung wird das Wort Schäfchen im Artikel gebraucht? Welche stilistische Färbung hat es im Text? Begründen Sie bitte Ihre Meinung!

3.5. Lesen Sie bitte die folgenden Sätze und stellen Sie eine Synonymreihe zusammen:
der Geistliche – ... –...
a) Es ist eine Abordnung von Geistlichen beim Grafen, er speist mit ihnen. (H. Hesse, Narziss und Goldmund)
b) Stanislaus saß in der Diele der Gekreuzigten und wartete... Er wurde in die Studierstube des Pfarrers gebeten. (E. Strittmatter, Der Wundertäter)
c) Das war der Pastor Tiburtius, welcher aus Riga stammte...(Th. Mann, Buddenbrooks)
d) Fürsten haben lange Arme,
Pfaffen haben lange Zungen,
Und das Volk hat lange Ohren!
(H. Heine, Warnung)
e) Priester und Wegweiser zeigen wohl den rechten Weg, aber sie gehen ihn nicht selbst. (Sprichwort)
f) Der Pope erteilte ihm den Segen.

3.6.
Ordnen Sie bitte zu:
1. der Geistliche
2. der Pfarrer
3. der Pastor
4. der Pfaffe
6. der Priester
6. der Pope

a) (im slawischen Sprachraum) niederer orthodoxer Weltgeistlicher;
b) (in vielen Religionen) als Mittler zwischen Gott u. Mensch auftretender, mit besonderen göttlichen Vollmachten ausgestatteter Träger eines religiösen Amtes, der eine rituelle Weihe empfangen hat u. zu besonderen kultischen Handlungen berechtigt ist;
c) einer Gemeinde, Pfarrei vorstehender Geistlicher einer christlichen Kirche;
d) jmd., der als Theologe, Theologin einer Religionsgemeinschaft Aufgaben im gottesdienstlichen Bereich und in der Seelsorge wahrnimmt;
e) (abwertend): Geistlicher;
f) (regional, bes. nordd.): Pfarrer (Abk.: P.).

3.7. Setzen Sie bitte die Substantive aus der Aufgabe 3.6 sinngemäß ein:
a) Hast du das Märchen über den ... und seinen Knecht Balda von Alexander Puschkin gelesen?
b) Sie hasste die ...
c) Er wandte sich an einen islamischen ...
d) Er wurde zum ... geweiht.
e) Der Kranke verlangte nach einem ...
f) Als katholischer ... durfte er nicht heiraten.

3.8. Deuten Sie bitte die folgenden Komposita.

die Wohnungssegnung • die Gebetstexte • das Weihwasser • das Kreuzzeichen • der Priestermangel • das Familienoberhaupt

3.9. Analysieren Sie bitte die hybride Bildung Do-it-yourself-Pakete! Schlagen Sie bitte deutsche Äquivalente für Do-it-yourself vor! Welche Lehnschöpfung kommt im Text vor?

3.10. Achten Sie bitte auf die Verwendung des Verbs jmdm. zu etw. raten im Text! In welchen Situationen würden Sie Ihren Freunden
– zur Eigeninitiative;
– zur Einsicht;
– zur Geduld;
– zur Vorsicht;
– zur Einkehr
raten? Schildern Sie bitte die Situationen!

3.11. Partnerübung. Reagieren Sie auf die Äußerungen Ihres Partners! Gebrauchen Sie bitte in Ihren Antworten das Verb raten zu etw.! Muster:

Da ich ziemlich lange krank war, komme ich im Deutschunterricht nicht mehr mit!
– Hauptsache, du bist wieder gesund. Ich würde dir nicht zu Nachhilfestunden raten. Ich glaube, du holst alles schnell nach!

a) – Unsere Lehrerin spricht manchmal so laut im Unterricht, dass ich mich gar nicht konzentrieren kann!
– ...
b) – Ich habe keine Lust, zur Schule zu gehen!
–...
c) – In der letzten Zeit spielt er zu viel am Computer!
– ...
d) – Ich bin eine absolute Niete! Ich mache alles falsch!
– ...
e) – Wir sind nicht gut aufeinander zu sprechen! Wir sind keine Freundinnen mehr!
– ...
f) – In Mathematik verstehe ich immer nur Bahnhof!
– ...

3.12. Mit welchen Verben lassen sich die folgenden Substantive verbinden?
a) eine Wohnung ...
b) einen Segen ...
c) ein Gebet ...
d) ein Kreuzzeichen ...
e) ein Paket ...

(gestellt) bekommen • bestellen • brauchen • einholen • erteilen • geben • lesen • machen • segnen • senden • verteilen • vorbereiten

Bilden sie bitte Beispielssätze!

3.13. Nehmen Sie bitte Stellung zu den folgenden Äußerungen:
a) Was die Kirche nicht verhindern kann, das segnet sie. (Kurt Tucholsky)
b) An Gottes Segen ist alles gelegen. (Sprichwort)
c) Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis. (F. Schiller, Glocke)
d) Sich regen bringt segen. (Sprichwort)
e) Auf Gottes Wegen ist Gottes Segen. (Sprichwort)

3.14. Lesen Sie bitte die folgende Sage und geben Sie den Inhalt kurz mit eigenen Worten wieder. Gebrauchen Sie bitte dabei die Vokabeln: den Segen bekommen, erteilen, einholen, geben, brauchen, segnen, zu etw. raten, beten, ein Gebet lesen, ein Kreuzzeichen machen, der Pope, der Geistliche!

DER HIRTENKNABE

Einem Knaben waren Vater und Mutter gestorben, und er hatte niemand auf der Welt, der ihn liebte und für ihn sorgte. Weil er nun erst sieben Jahre war und noch keine Arbeit verrichten konnte, ging er zu einem Schafhirten ins Gebirge und dingte sich als Hirtenknabe ein. Beten hatte er nicht gelernt, wusste auch nichts von Gott; denn niemand hatte mit ihm davon gesprochen. Wie er nun eines Tages allein bei der Herde war, und es donnerte und blitzte, dass ihm Hören und Sehen verging, war’s ihm bange, und als der Hirt herbeikam, fragte er gleich, wer oben blitze und donnere. Der Hirt antwortete: «Das ist Gott der Allmächtige!» Da bekam der Knabe eine gewaltige Furcht vor Gott, der mit dem Blitz die Bäume zerschmetterte und die Wälder in Flammen setzte. Um sich bei ihm beliebt zu machen, wusch er sich jeden Morgen an dem Bach, an dem er die Herde tränkte und rief über den Bach springend seinen Namen aus. Eines Tages als der Hirt wieder, wie er oft tat, reine Wäsche anlegte und vom Gebirge in die Ebene hinabstieg, wo die Menschen wohnen, fragte ihn der Knabe, wohin er so schön gekleidet gehe. Und da ihm der Hirt zur Antwort gab, er gehe zur Kirche, um zu Gott zu beten, ließ er nicht ab mit Bitten, bis ihn der Hirt mit sich nahm. Wie er nun in die Kirche trat mit seinem Schafpelz, und mit der Motschuke (Hirtenstab) in der Hand und Männer und Frauen in schönen Kleidern da sitzen sah, legte er Pelz und Motschuke ab und merkte auf jedes Wort, das aus des Popen Munde kam. Zwei Worte aber überhörte er doch, und als nun der Pope aus der Kirche ging, wollte er ihm nach, um ihn über die zwei Worte zu befragen. Weil er aber durch die Menge nicht zu ihm gelangen konnte, lief er durch ein Seitengässchen, um vor den Popen zu kommen. Wie er ihn erblickte, rannte er ihm schnurstracks entgegen und merkte nicht, dass ein tiefer Wassergraben inzwischen lag. Da rief ihm der Pope zu, das Wasser sei tief, er solle den Steg suchen, der weiter oben über den Graben führe. Er aber sprang getrost ins Wasser, und weil er so gläubig war, trug es ihn, und er sank nicht und kam zum Popen. Der erteilte ihm den Segen, und der Knabe ging wieder zu der Herde. Die hatte sich aber inzwischen um das Zehnfache vermehrt und kein Bär tat ihr etwas zuleide, bloß seines Glaubens willen. Das gefiel seinem Herrn so wohl, dass er ihm seine einzige Tochter zum Weibe gab.

(Quelle: Rumänische Märchen und Sagen aus Siebenbürgen, gesammelt und ins Deutsche übertragen von Franz Obert, Hermannstadt 1925, Seite 22)

3.15. Welche Bezeichnungen werden im Text verwendet?
a) die Gläubigen – ...
b) die Wohnung –...
c) der Vater – ...
d) der Geistliche – ...

4. Arbeit am Text

4.1. Wer von den Schülern hatte recht mit seinen Annahmen? (Aufgabe 1.3)?

4.2. Aus welchem Land stammt die Nachricht? Geben Sie bitte den Inhalt des Textes mit einem Satz wieder!

4.3. Deuten Sie bitte die folgenden Textstellen:
a) Weil die katholischen Priester zu wenig Zeit für die Schäfchen haben, rät ein norditalienischer Pfarrer nun zur Eigeninitiative.
b) «Den Segen des Herrn einholen können die Familienoberhäupter selbst», sagte Pfarrer Michelangelo Priotto.

4.4. Stimmt das?
a) Die katholischen Priester in Italien sind sehr beschäftigt, da sie noch als Hirten arbeiten.
b) Ein norditalienischer Pfarrer hat preiswerte Do-it-yourself-Pakete für die wöchentliche Wohnungssegnung verteilt.
c) Mit dem Paket ausgestattet, können die Mütter selbst den Segen des Herrn einholen.
d) Der Geistliche hat 350 000 Pakete vorbereitet und glaubt an den Erfolg seines Selbsthilfe-Verfahrens.

4.5. Was enthält ein Do-it-yourself-Paket? Wählen Sie bitte, was zutrifft:
a) ein Bild der Heiligen Familie;
b) die Bibel;
c) die Gebetstexte;
d) ein goldenes Kreuz;
e) eine Plastikflasche mit Weihwasser;
f) zwei Kerzen.

4.6. Wohnungssegnung. Bestimmen Sie bitte die richtige Reihenfolge der Handlungen:
a) sich zur stillen Einkehr versammeln;
b) ein kostenloses Paket von der Kirche bekommen;
c) mit dem Weihwasser in jedem Zimmer ein Kreuzzeichen machen;
d) ein Gebet lesen.

4.7. Die Gläubigen machen sich Sorgen, ob sie alles richtig machen. Als katholischer Priester erklären Sie ihnen, wie man, mit dem Paket ausgestattet, den Segen des Herrn bekommt.

4.8. Erzählen Sie bitte den Text nach in der Ich-Form! Stellen Sie sich vor: Sie haben die eigenen vier Wände gesegnet. Was haben Sie gemacht?

4.9. Wie kommt die Einstellung des Autors zum Selbsthilfe-Verfahren zum Ausdruck? Wie wird die Ironie ausgedrückt?

5. Weiterführende Aufgabe

Priestermangel. Die Priester haben zu wenig Zeit. Es bilden sich drei Arbeitsgruppen. Ihre Aufgabe ist es, Do-it-yourself-Pakete für die folgenden Rituale vorzubereiten:
a) die Taufe;
b) die Beichte;
c) die Trauung.
Präsentieren Sie Ihre Pakete der Klasse! Erklären Sie, was gemacht werden soll!


Lösungen
Zu 3.6: 1. d, 2. c, 3. f, 4. e, 5. b, 6. a
Zu 3.7: a) Popen; b) Pfaffen; c) Geistlichen; d) Priester; e) Geistlichen / Pfarrer / Pastor / Priester / Popen; f) Priester / Pfarrer.

Der Text ist entnommen aus:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,479423,00.html