Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №15/2007

Literatur

Rainer Schedlinski: Gedichte

der zufluss des guten
engels bleichen gesichts
zerfliessende ufer

am anfang schwor er
auf metaphern, warf
fleisch in das bild
über bilder, fleisch

über fleisch
unzählbare lungen
und sonnengebell
bis zum erblinden

auge um auge, am ende
ward er begraben
an der biegung des flusses

 

windschiefe hügelzüge
wie begrabene fahnen
am steilufer plötzliche hallen
die kathedralen der eiszeit

und aller art nutzbare formen
für friedlichen unfug der landschaft
selbstverkratzt und verschwollen
und immer noch unentschlossen

die wellen am ufer unten
die grünen zungen des meeres
sprechen und sterben
selbstvergessen im möwengeschrei

totgeglaubt auch glockenläuten
klingt hier fremd und ungeübt
wie in überstürzter hilfe
ziehn die stimmen sich zurück

 

alles spricht wie die ausgebliebenen vögel
die weissen nester, narren, bäume alles spricht
bis das brot die klinge selbst ist

auch die häuser, die mich nichts angehen, die türen
die nach innen öffnen, die schönheit
kranker kinder, jeder niemand spricht

wie die rückwärtige sonne hinter dem berg
auf der postkarte vorgestern, ein südliches gemüt
daran will ich nicht denken, selbst

deines spiegels weisser schatten spricht, der mond
an & für sich spricht &
es gibt nicht mal filme dagegen, das sagt doch alles

 

unterm autohimmel
links & rechts eiserne fahnen
die schläfen weisse streifen
überfahren mich

nicht ich sie man
wird überfahren
vom beben innen
nur die gelogenen nerven

des windes ideale leere
ist das ziel formlos
im staub der
grabstein perpetuum mobile

Aus: Rainer Schedlinski: die rationen des ja und des nein. Aufbau-Verlag, Berlin–Weimar 1988. S. 62–79.