Sonderthema
Matthias Claudius: Zitate und Aussprüche
Ach, sie haben einen guten Mann begraben
Das Zitat stammt aus einem Gedicht von Matthias Claudius mit dem Titel Bei dem Grabe meines Vaters. Dessen erste Zeilen lauten: «Ach, sie haben/Einen guten Mann begraben,/Und mir war er mehr.» Man verwendet das Zitat auch heute noch gelegentlich als Ausdruck tiefen Bedauerns über den Tod eines Menschen.
An die große Glocke hängen
Die umgangssprachliche Redewendung «etwas an die große Glocke hängen» im Sinne von «etwas Privates, Vertrauliches überall erzählen» leitet sich von dem alten Brauch her, Bekanntmachungen, öffentliche Rügen, drohende Gefahr usw. der Allgemeinheit mit einer Glocke – etwa der Schelle des Gemeindedieners oder der großen Kirchenglocke – anzukündigen. Die Lebensregel «Häng an die große Glocke nicht,/Was jemand im Vertrauen spricht» findet sich in Ein silbern ABC von Matthias Claudius.
Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher
Dieses Zitat stammt aus dem Gedicht Rheinweinlied von Matthias Claudius, das von Johann Andre vertont wurde. Das Gedicht zum Lobe des rheinischen Weines beginnt mit den Zeilen: «Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher/Und trinkt ihn fröhlich leer!/In ganz Europia, ihr Herren Zecher,/Ist solch ein Wein nicht mehr!» Die erste Zeile wird heute noch als Trinkspruch in geselliger Runde von Weintrinkern verwendet.
Die goldnen Sternlein prangen
Das Zitat kommt sowohl in Matthias Claudius’ Abendlied Der Mond ist aufgegangen als auch in Paul Gerhardts (1607–1676) Nun ruhen alle Wälder vor. Bei Claudius hat es die Fortsetzung: «Am Himmel hell und klar»; bei Gerhardt heißt es dagegen: «Die güldnen Sternlein prangen/Am blauen Himmelssaal». Auch wegen ihrer Vertonungen – Nun ruhen alle Wälder auf eine Melodie des 15. Jahrhunderts, Der Mond ist aufgegangen von J.A.P. Schulz, Franz Schubert, J. F. Reichardt und Othmar Schoeck – sind beide Lieder sehr populär.
Greif nicht in ein Wespennest, doch wenn du greifst, so greife fest
In seiner Sinnspruchsammlung Ein gülden ABC schreibt Matthias Claudius: «Greif nicht leicht in ein Wespennest;/Doch wenn du greifst, so stehe fest.» Mit diesen Zeilen, die heute leicht abgewandelt zitiert werden, ist gemeint, dass man eine heikle oder gefährliche Angelegenheit besser auf sich beruhen lassen soll; wenn man aber schon etwas unternimmt, dann soll man es konsequent und gründlich tun.
Der Mond ist aufgegangen
Das wohl bekannteste Gedicht von Matthias Claudius trägt den Titel Abendlied und ist zuerst in Johann Heinrich Voß’ «Musenalmanach auf das Jahr 1779» erschienen. Die erste Strophe beginnt mit den Versen: «Der Mond ist aufgegangen,/Die goldnen Sternlein prangen/Am Himmel hell und klar.» Sie werden heute noch gelegentlich zitiert, um die romantische Stimmung einer stillen, klaren Mondnacht mit ihrem Sternenhimmel wiederzugeben. Manchmal wird der erste Vers allerdings auch scherzhaft – und dann gar nicht mehr lyrisch-stimmungsvoll – verwendet, um auf jemandes überdeutlich sichtbare Vollglatze anzuspielen. – In ähnlicher Weise wird auch die erste Hälfte der dritten Gedichtstrophe zitiert: «Seht ihr den Mond dort stehen?/Er ist nur halb zu sehen/Und ist doch rund und schön!»
Und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar
Diese Verse stehen am Ende der ersten Strophe von Matthias Claudius’ Gedicht Abendlied. Man zitiert sie gelegentlich, wenn man das romantisch-geheimnisvolle Bild von dichtem Bodennebel, der sich im Herbst abends über feuchten Wiesen bildet, mit lyrischen, aber dennoch einfachen und deshalb ergreifenden Worten beschreiben will.
Und unsern kranken Nachbar auch!
So lautet die letzte Zeile aus dem Gedicht Abendlied von Matthias Claudius, mit der ein Mitmensch, dem es nicht gut geht, in das Gebet «Verschon uns, Gott, mit Strafen! Und lass uns ruhig schlafen» einbezogen wird. Das Zitat wird heute scherzhaft gebraucht, wenn jemand in irgendeiner Weise bei etwas mit bedacht werden soll.
Der Wald steht schwarz und schweiget
In Matthias Claudius’ Abendlied lautet die zweite Hälfte der ersten Strophe: «Der Wald steht schwarz und schweiget,/Und aus den Wiesen steiget/der weiße Nebel wunderbar.» Man verwendet das Zitat gelegentlich beim Anblick eines dunklen Waldrandes als Ausdruck einer entsprechenden Ergriffenheit, einer von romantischer Naturerfahrung geprägten Stimmung.
Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen
Das bekannte Zitat steht am Anfang von Matthias Claudius’ Gedicht Urians Reise um die Welt aus dem Jahr 1786. Der genaue Wortlaut im Gedicht ist: «Wenn jemand eine Reise tut,/So kann er was verzählen.» – Man verwendet das Zitat im Zusammenhang mit jemandes Erlebnissen auf einer Reise oder einer ähnlichen Unternehmung.
Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang
Seit alters her gelten Wein, Weib und Gesang als Symbole des Vergnügens, der Freude am Leben. Entsprechend wird mit dem Zitat ein gewisses Unverständnis und Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, dass manche die angenehmen Seiten des weltlichen Lebens nicht zu schätzen und zu genießen wissen. Das Zitat soll von Johann Heinrich Voß (1751–1826) stammen. In Matthias Claudius’ «Wandsbecker Boten» (1775) wird es Martin Luther zugeschrieben: «Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang,/Der bleibt ein Narr sein Leben lang./Sagt Doktor Martin Luther.»