Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №16/2007

Literatur

Rainer Schedlinski: Gedichte

wie die leeren boote auf dem Mittag-See
treiben, sinnleer
vorgetäuschte gräber, die
die ruhe bewahren, ein zögern

ist zwischen die dinge geschoben
verdichtet vom frühjahr
zerfressene hecken
wie hände, die hände

eines ohnmächtigen, wie
ein verneintes ich
in der hoffnung, abstrakt

wie die vögel am mittag
stummt die erinnerung
an diese stadt

 

der wald ist aufgebaut, sagst du
wie eine ausstellung von bäumen
in roter erde, unterm laub
fault eichendorffs aktentasche, gelassen
der wind in den eichen da schachern
metaphern
wie die plumpen psychologischen
anzüglichkeiten
in den botanischen theatern des
19. jahrhunderts

der himmel unterm himmel
dass man ihn nicht erkennt
wirft das auge zurück auf den weg nebenher
stehen mannshohe blöcke, der abraum
der eiszeit, damals, sagst du
gab es in dieser gegend noch keinen
menschen

 

der schneeregen fällt
auf den nassen asphalt fällt
bodenlos durch ihn hindurch
sinkt der regen der schnee taut der Winter
lässt seine Unterlagen verschwinden

die strasse beschreibt
sinnlos verneinende kurven
auch schlängelt der bach
verliert sich im dunkel
das wasser im teich

steht in höhe der wiese
als schwimme
auf ihm das ganze dorf
und liege hier dampfend vor anker
in dampfender nacht

 

mit der stirn vor den schritten voraus
nur so weit wie ein hund wegläuft
im friedhof des waldes durchs leben

nur einige erregte bäume
der geruch des harzes
die autistische stille der tiere
(verhoffen nennt man das wohl)

der ernst eines pferdes
die haut eines klaren gewässers
das kehrte zurück
ohne dass ich mehr noch dazu sagen könnte

ohne eine verwandlung, ohne entdecken
und ohne staunen, vergessen
als wär nichts gewesen
als gingen die schritte durch mich

Aus: Rainer Schedlinski: die rationen des ja und des nein. Aufbau-Verlag, Berlin–Weimar 1988. S. 62–79.