Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №16/2007

Sonderthema

Hermann Löns: Der Lebensweg

Der Vater entstammte einer Kaufmannsfamilie aus Bochum, die Mutter einer Patrizierfamilie aus Paderborn. Der Beruf des Vaters als Gymnasialoberlehrer bringt es mit sich, dass die noch junge Familie 1867, Hermann Fritz Moritz Löns war gerade ein Jahr alt, nach Deutsch-Krone übersiedelt, wohin der Vater versetzt worden ist. Hermann Löns bleibt nicht lange einziges Kind der Familie. Die Familie vergrößert sich auf vierzehn Personen. Leider kamen vier der Geschwister bei einer Seuche ums Leben. Der Vater sollte erst 1884 wieder versetzt werden, sodass Hermann seine Kindheit in einer wunderbaren Wald- und Seenlandschaft verbringen konnte.

Schon als Schuljunge hat Hermann Löns stundenlang allein die weiten Wälder und Felder seiner westpreußischen Heimat durchstreift, immer auf der Suche nach einem seltenen Vogel, einem raren Insekt. Schon bald erlangt er umfassende Kenntnisse über die umgebende Natur, und als er mit achtzehn Jahren in das westfälische Herkunftsland seiner Eltern übersiedelt, hinterlässt er dem Provinzialmuseum in Danzig eine Liste der 134 von ihm beobachteten und beschriebenen Vogelarten und seiner Schule eine Sammlung selbsterlegter und ausgestopfter Vögel.

Hatten ihn seine westpreußischen Mitschüler seines indianerhaften Umherstreifens wegen den «springenden Hirsch» genannt, so geben ihm jetzt seine Klassenbrüder in Münster den Spitznamen «der Käfer». Er hat sein Waldläufertum zwar beibehalten, war aber jetzt auf Käfer, Schnecken, Muscheln und Holzläuse aus. Über seine Entdeckungen und Forschungsergebnisse veröffentlicht er schon in jungen Jahren einige Arbeiten in Fachzeitschriften. Professor Dr. Hermann Landois selbst verkündet 1885, dass der Primaner Hermann Löns eine neue Schneckenart entdeckt hat.

Altes Foto des Geburtshauses von Hermann Löns in der Heiligengeiststraße in KulmAber er widmet sich keineswegs nur seinen Liebhabereien, sondern stillt gleichzeitig seinen, wie er sagte, «Heißhunger nach Bildung». «Zum ersten Mal in meinem Leben arbeitete ich zäh und zielbewusst für die Schule, und sogar die Mathematik, die ich bisweilen gehasst hatte, lernte ich beinahe lieben.» Später ist es ihm selbst «unfassbar, wie ich neben den Vorbereitungen zur Abgangsprüfung eine solche Unmenge von westfälischer Geschichte, neuer Literatur und Zoologie habe bewältigen können». «Literatur und Zoologie» – diese Verbindung, die sich schon früh bei Hermann Löns ankündigt, ist es, so sein Biograf Dr. Wilhelm Deimann, die den Mann später zu einem der «größten deutschen Landschaftsdichter» und zugleich zum «Vater der neuen deutschen Tierdichtung» werden lässt.

Nach dem 1886 bestandenen Abitur erfolgte seine Immatrikulation als Medizinstudent in Münster und bald darauf entstand in ihm der Wunsch, bei der Burschenschaft «Frankonia» aktiv zu werden. Dies hätte zwar seinem Naturell, keineswegs aber dem seines Vaters entsprochen. Dem strenggläubigen Katholiken missfallen solche Verbindungen zutiefst. Hier ist auch der Grund zu suchen, weshalb sein Sohn Hermann, 1887 nach Greifswald gewechselt und in Medizin eingeschrieben, nicht lange bei der Turnerschaft «Cimbria» aktiv sein konnte. Als Löns in den Herbstferien 1888 wieder nach Münster kam, raste der Vater vor Wut über die Schulden des Sohnes und gab ihm erst zu spät das Geld, um fünfundzwanzig Mark Ehrenschulden begleichen zu können. Als die Sache der «Cimbria» unterbreitet wird, wird Hermann Löns cum infamia1 exkludiert2.

Da es für Löns nun unmöglich ist, nach Greifswald zurückzukehren oder offiziell bei der «Frankonia» zu verkehren, flüchtet er sich in den Alkohol, den er nur in geringeren Mengen verträgt, aber in größeren Mengen zu konsumieren sucht.

Im November 1888 geht Löns nach Göttingen, um dort sein Physikum3 zu machen. Da auch in diesem Semester seine Leistungen weit hinter den Erwartungen der Eltern zurückbleiben, kommt es zum Streit mit dem Vater, der Löns auf die Straße setzt. Erst durch Vermittlung der Mutter kann Löns das Studium der Naturwissenschaften fortsetzen. In den nächsten Semestern studiert Löns wieder eifriger und schließt eine Arbeit über die Schneckenfauna des Münsterlandes ab.

Da an ein Weiterstudieren nicht zu denken ist, entschließt sich Löns, die Angebote bei der Zeitung anzunehmen. Nach seiner Ansicht soll es ein Sprungbrett in Richtung Schriftstellertum sein. Er blieb aber, trotz seiner schriftstellerischen Leistungen, fast sein ganzes Leben ein Zeitungsmann.

Die nun folgende Zeit ist für Hermann Löns nicht einfach. Die Stelle, die er mit so viel Enthusiasmus am 12. September 1891 bei der «Pfälzischen Presse» in Kaiserslautern antritt, verliert er schon am 9. Februar 1892 wieder wegen Trunkenheit und Unpünktlichkeit. Er wechselt für drei Wochen zur «Reußischen Tribüne» nach Gera, was ihm bei seinen Freunden viel an Sympathie kostet und sein Elternhaus in Aufruhr versetzt, da sozialistische Zeitungen zu dieser Zeit nicht gut angesehen waren. Danach beginnt für Löns eine Zeit als freier Journalist, in der er auch unter anderem Berichte über die Choleraepidemie in Hamburg schreibt. Schließlich gelangt er am 29. September 1892 nach Hannover, wo er seine spätere erste Frau Elisabeth Erbeck trifft, die er am 21. Januar 1893 heiratet.

Durch die Fürsprache seiner Frau erhält er eine Anstellung beim «Hannoverschen Anzeiger». Sein journalistischer Aufstieg beginnt 1894 mit Satiren unter dem Pseudonym «Fritz von der Leine» und später auch unter dem Pseudonym «Ulenspeigel». Am 1. Oktober wird er Redakteur, 1897 für acht Monate Chefredakteur der Zeitung und im April 1898 beginnt die erstmalige Redigierung der Schriftreihe «Niedersachsen».

Während dieser Zeit beginnt auch sein gesellschaftlicher Aufstieg. Er ist bei offiziellen Veranstaltungen anwesend und wird auch zu gesellschaftlichen «Amüsements» eingeladen, am liebsten sind ihm aber wie schon eh und je die Jagdeinladungen. Er benutzt gern und oft die Gelegenheit, aus der «muskelmordenden und nervenfressenden Stadt» heraus auf das Land zu entfliehen. Hier findet er die Ruhe und das Pendant zu der zermürbenden Zeitungsarbeit und dem mittlerweile gespannten Verhältnis zu seiner Frau.

Hermann Löns als Jäger nach einem Gemälde von Georg Tronnier (1927 nach einem Foto gemalt)Aber Löns war nicht der große Nimrod4, für den ihn viele heute halten. Vielmehr hatte er größeres Interesse an der Natur und an ihrer Beobachtung. Dass Löns bei einer Jagd auch zum Schuss gekommen ist, wird nur beiläufig und als nebensächlich von ihm behandelt. Viel schöner und aufregender waren für ihn die Umstände und seine Umgebung.

Die aus solchen Begebenheiten entstandenen Naturfeuilletons und Jagdschilderungen finden großen Anklang bei den Lesern und machen Löns über die Regional- und Landesgrenzen hinaus bekannt.

Wie häufig in der Kunst, besonders in der Literatur, liegt die besondere Kraft zum Schaffen außergewöhnlicher Werke in der emotionalen Welt des Künstlers verborgen. Die wohl wichtigste Rolle spielt hier die Beziehung zum anderen Geschlecht. Da in der Ehe der Familie Löns die Zuneigung zueinander zusehends versiegt und es zu immer rücksichtsloseren Szenen zwischen den beiden kommt und ein weiteres Zusammenleben für Hermann Löns nicht erträglich erscheint, lässt er sich im Dezember 1901 von seiner Frau scheiden und heiratet im Mai des folgenden Jahres die Redaktionssekretärin beim «Hannoverschen Anzeiger» Lisa Hausmann.

Dass Lisa Hausmann vom Fach ist, bringt es mit sich, dass sie ihrem Mann viel redaktionelle Kleinarbeit abnehmen kann und so ihm nun viel Zeit für dichterische und wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung steht. 1902 wird Löns Mitbegründer und Mitherausgeber der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung», die allerdings zum 31. Januar 1904 ihr Erscheinen einstellen muss.

Als Hermann Löns nach fünfzehn Jahren in Hannover 1907 als Redakteur zur «Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung» nach Bückeburg wechselt, entstehen seine großen Romane und Werke, die aber auch geprägt sind von der angespannten Arbeit als Schriftleiter einer Zeitung. Nach seiner Kündigung am 30. September 1909 wegen nicht genügender subalterner5 Gesinnung entschließt sich Löns, nur noch Schriftsteller zu sein, und vernichtet sein Werk zur «Wirbeltierfauna Niedersachsens». Es entstehen die Stücke Dahinten in der Heide, Mümmelmann und Der letzte Hansbur.

Sein bewegtes Jagd- und Liebesleben in dieser Zeit verleihen ihm die schöpferische Kraft zur Schaffung des Romans Der Wehrwolf, in dem auch Anklänge an sein Lieblingsbuch – Grimmelshausens Simplicius Simplicissimus – zu finden sind. Nachdem er den Roman vom 1. bis zu 22. November 1909 niedergeschrieben hat, erfolgt Anfang März 1910 der neuerliche Umzug nach Hannover, wo er wieder Redakteur beim «Hannoverschen Tageblatt» wird. In Folge entstehen hier seine Jagdbücher.

Als sich Lisa Löns Ende Juli 1910 von ihm trennt, gerät Löns in eine tiefe Nervenkrise, und es beginnt eine Flucht vor sich selbst durch halb Europa. Er findet erst wieder Ruhe, als er im Frühjahr 1912 nach Hannover zurückkehrt und ab Oktober mit Ernestine Sassenberg zusammenlebt. Hier schreibt Löns die Novellensammlung Die Häuser von Ohlenhof.

Mit 48 Jahren meldet sich der Naturwissenschaftler, Dichter und Journalist als Kriegsfreiwilliger zur Front, da er kein Kriegsberichterstatter sein will. Am 29. August 1914 rückt das Regiment mitten in der Nacht zur Front ab. Hermann Löns fiel am 26. September 1914 vor Reims. Der tödliche Schuss traf ihn beim Vorgehen auf offenem Feld mitten durchs Herz.

Hinterlassen hat er uns eine große Sammlung hervorragend geschilderter Natur- und Landschaftsbeschreibungen, die auch einem Nichtjäger oder einem Nichtnaturfreund das Gefühl vermitteln, dabei zu sein. Er war ein Mann, der nicht nur trefflich mit Feder und Tinte umzugehen wusste, sondern auch mit Jagdhorn und Gewehr.

Die 1932/33 aufgefundenen und Hermann Löns zugeschriebenen Gebeine wurden 1934 in die Lüneburger Heide überführt und nach einigen Querelen am 2. August 1935 im Tietlinger Wacholderhain beigesetzt.

Von Ralph Herwig

1cum in|fa|mia [lat., Infamie] (bildungsspr.): mit Schimpf und Schande.

2ex|klu|die|ren <sw.V.; hat> [lat. excludere, (2.Part.: exclusum), aus: ex = (her)aus u. claudere, Klause] (bildungsspr. veraltet): ausschließen.

3Phy|si|kum, das; -s, ...ka [nlat. (testamen) physicum]: nach den ersten Semestern des Medizinstudiums abzulegendes Vorexamen, bei dem die allgemein naturwissenschaftlichen, die anatomischen, physiologischen u. psychologischen Kenntnisse geprüft werden.

4Nim|rod, der; -s, -e [nach dem im A.T. erwähnten Gewaltherrscher u. Jäger (1. Mos. 10,8ff.)] (bildungsspr., oft scherzh.): großer, leidenschaftlicher Jäger.

5sub|al|tern <Adj.> [spätlat. subalternus= untergeordnet, aus lat. sub = unter(halb) u. alternus, Alternative]: 1. a) nur einen untergeordneten Rang einnehmend, nur beschränkte Entscheidungsbefugnisse habend: ein -er Beamter; b) (bildungsspr. abwertend) geistig unselbstständig, auf einem niedrigen geistigen Niveau stehend: seine geistige Reife ist s. 2. (bildungsspr. abwertend) in beflissener Weise unterwürfig, untertänig, devot: dieses -e Grinsen!


Hermann Löns
Zeittafel

1866 29. August: Hermann Löns wird als Sohn des Gymnasiallehrers Friedrich Löns und dessen Frau Clara (geb. Cramer) in Kulm (Westpreußen) geboren.

1882 Löns leistet seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger.
ab 1886 Nach dem Abitur studiert er Medizin, Naturwissenschaften und Mathematik in Münster, Greifswald und Göttingen.

1889 Löns wird dem «Landsturm» zugewiesen.
Er wird wegen Ruhestörung, Beleidigung und Widerstand zu fünf Tagen Haft verurteilt.

1890 Da er das Studium ohne Abschluss aufgibt, kommt es zum Bruch mit seinem Vater.

1891 Löns wird Hilfsredakteur bei der «Pfälzischen Presse» in Kaiserslautern.

1892 Entlassung. Er wird Redakteur bei der sozialdemokratischen «Reußischen Tribüne» in Gera. Aber auch hier wird ihm bereits nach drei Wochen gekündigt.
September: Während der Cholera-Epidemie arbeitet Löns als Berichterstatter in Hamburg.

1893 Umzug nach Hannover. Löns ist dort bei mehreren Zeitungen als Redakteur für verschiedene Ressorts tätig.
Hochzeit mit Elisabeth Erbeck.
Veröffentlichung erster Gedichte.

1894 Herausgabe satirischer Gedichte im «Hannoverschen Anzeiger» unter dem Pseudonym «Fritz von der Leine».

1901 Umzug nach Bremen.
Scheidung von seiner Ehefrau.
In Skizzen und Erzählungen wie Mein goldenes Buch und Mein grünes Buch beschreibt Löns das Pflanzen- und Tierleben der Lüneburger Heide.

1902 Hochzeit mit Lisa Hausmann. Aus der Ehe geht ein Kind hervor.
Mitbegründer des «Hannoverschen Allgemeinen Anzeigers».
Herausgabe der Ausgewählten Werke von Fritz von der Leine.

1904 Löns’ erste wöchentliche Satire Spiegelbilder erscheint unter dem Pseudonym «Ulenspeigel» im «Hannoverschen Tageblatt».

1905 Löns beginnt mit den Arbeiten an dem Buch Wirbeltierfauna Hannovers.

1906 Mein braunes Buch erscheint.

1907–1909 Arbeit an den Lebensbildern aus der Tierwelt.

1909 Löns verfasst die Romane aus der niedersächsischen Bauernwelt Der letzte Hansbur und Dahinten in der Heide. In seinen Werken finden sich Ansätze zu einer völkischen «Blut-und-Boden-Ideologie».
Veröffentlichung von Mümmelmann, Aus Wald und Heide und Mein blaues Buch.

1911 Nach der Trennung von seiner Frau reist Löns nach Davos.
Herausgabe des Zweiten Gesichts.

1912 Rückkehr nach Hannover.

1913 Mein buntes Buch und Heidebilder erscheinen.

1914 Während des Ersten Weltkriegs dient Löns freiwillig. Er führt ein Kriegstagebuch.
September: Er rückt ins Feld vor.
26. September: Hermann Löns fällt an der Front bei Loivre.

1934 Nach Presseberichten über den Fund der «Löns-Gebeine» beauftragt Adolf Hitler die Sturmabteilung (SA) mit deren Rückführung.
10. Oktober: Die «Löns-Gebeine» werden exhumiert und nach Deutschland gebracht.
30. November: Sie werden an der Straße Soltau-Hamburg vergraben, um die Diskussion um ihre Authentizität zu beenden.
1935 Die Reichswehr organisiert eine erneute Beerdigung der Leiche nahe Walsrode.

Der Text ist entnommen aus:
http://www.xn--ajv-hermann-lns-ltb.de/Seiten/CurriculumVitae.htm