Sonderthema
Zitate und Aussprüche
Aber fragt mich nur nicht, wie?
Als Stoßseufzer, mit dem man meistens zum Ausdruck bringt, dass man etwas nur mit viel Mühe oder unter größten Schwierigkeiten bewerkstelligen, überstehen konnte, ist dieses Zitat sehr geläufig geworden. Es handelt sich dabei um die letzte Zeile eines Vierzeilers aus Heinrich Heines Buch der Lieder, dessen vollständiger Text lautet: «Anfangs wollt’ ich fast verzagen/Und ich glaubt’, ich trug’ es nie;/Und ich hab’ es doch getragen, –/Aber fragt mich nur nicht: wie?»
Es ist eine alte Geschichte
Bei diesem Zitat handelt es sich um den Anfang der dritten Strophe des 39. Gedichts aus Heinrich Heines Lyrischem Intermezzo. In dem Gedicht wird die unglückliche Liebe eines jungen Mannes zu einem Mädchen beschrieben, das aber einen anderen liebt. In Anspielung auf Liebesbeziehungen, die auf unterschiedliche Weise oft schmerzlich scheitern, ohne dass dies von Beginn an abzusehen wäre, wird heute noch gelegentlich zitiert: «Es ist eine alte Geschichte,/Doch bleibt sie immer neu.»
Zitate und Aussprüche
Aus der Tiefe des Gemüts
Dieses Zitat stammt aus Heinrich Heines Sammlung Lutetia. Berichte über Politik, Kunst und Volksleben. In einem Artikel vom 7. 5. 1843 beschreibt Heine ein Bild zu einem biblischen Thema, das er auf einer Pariser Gemäldeausstellung gesehen hat: «Dem Kamele, welches sich auf dem Gemälde des Horace Vernet befindet, sieht man es wohl an, dass der Maler es unmittelbar nach der Natur kopiert und nicht, wie ein deutscher Maler, aus der Tiefe seines Gemüts geschöpft hat.» Das Zitat wird auch heute in scherzhafter und ironisch-distanzierter Ausdrucksweise gebraucht, wenn man sich auf etwas tatsächlich oder vermeintlich tief Empfundenes bezieht.
Blamier mich nicht, mein schönes Kind
Mit diesem Vers beginnt ein Vierzeiler von Heinrich Heine aus dem Jahr 1824. Man findet ihn unter der Nummer 17 in der Nachlese zu den Gedichten. Vollständig lautet das Gedicht: «Blamier mich nicht, mein schönes Kind,/Und grüß mich nicht unter den Linden;/Wenn wir nachher zu Hause sind,/Wird sich schon alles finden.» Der zitierte Vers und das ganze Gedicht drücken keine besondere Achtung vor der Frau aus, an die sie gerichtet sind. – Als Zitat kann der Vers als scherzhafte Warnung dienen. Mit der zweiten Zeile drückt man aus, dass man selbst oder auch ein anderer nicht mit jemandem oder einer Sache in Beziehung gebracht werden möchte.
Zitate und Aussprüche
Denk’ ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht
Der freiwillige Entschluss Heinrich Heines, 1831 nach Paris überzusiedeln, eröffnete ihm zwar neue politische und kulturelle Entfaltungsmöglichkeiten, seine Liebe zum «wirklichen Deutschland» – wie er es formulierte –, wo seine Schriften seit 1835 verboten waren, kam aber immer wieder in seiner lyrischen Dichtung der Folgezeit zum Ausdruck. Eines seiner meistzitierten Gedichte aus dieser Zeit ist die Nachtgedanken (1843), deren erste Strophe lautet: «Denk’ ich an Deutschland in der Nacht,/Dann bin ich um den Schlaf gebracht,/Ich kann nicht mehr die Augen schließen,/Und meine heißen Tränen fließen.» Die Anfangsverse werden heute noch zitiert, wenn auf ein mit großer Skepsis beobachtetes Geschehen Bezug genommen wird, das in irgendeiner Form mit Deutschland oder den Deutschen in Zusammenhang steht.
Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht
Mit diesem Satz beginnt ein rheinisches Volkslied, das Heinrich Heine in die drei Gedichte umfassende Folge Tragödie aufgenommen hat, in der von einem jungen Liebespaar die Rede ist, das aus der Heimat fliehen muss und in der Fremde stirbt. Die erste Strophe des Liedes lautet: «Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht,/Er fiel auf die zarten Blaublümelein,/Sie sind verwelket, verdorret.» Auf Situationen bezogen, in denen beginnende positive Entwicklungen durch unerwartete Ereignisse im Keim erstickt werden, wird das Zitat heute verwendet.
Zitate und Aussprüche
Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen
Der Vers stammt aus Heinrich Heines Gedichtzyklus Deutschland. Ein Wintermärchen. Der Zyklus war 1844 nach einer Deutschlandreise des seit 12 Jahren in Frankreich im Exil lebenden Dichters entstanden. Heine kritisiert darin mit beißendem Spott den im Deutschland der Restauration herrschenden Geist. Im ersten Gedicht (Kaput 1) wendet er sich gegen die Vertröstung der Menschen auf ein besseres Jenseits. Er setzt dagegen: «Wir wollen hier auf Erden schon/Das Himmelreich errichten.» – Man verwendet das Zitat heute scherzhaft, wenn man von etwas spricht, auf das man «großzügig» verzichtet, weil es einen nicht interessiert.
Ich hatte einst ein schönes Vaterland
Dieses Zitat stammt aus Heinrich Heines dreiteiligem Gedicht In der Fremde, in dem er sich in seinem Pariser Exil wehmütig an sein Deutschland erinnert. Wenn man sich erst fern der Heimat der Vorzüge seines Herkunftslandes bewusst wird oder seinem Land, wie es früher einmal war, nachtrauert, verwendet man dieses Heine-Zitat.
Zitate und Aussprüche
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text
Im Gedichtzyklus Deutschland. Ein Wintermärchen (Kaput I, 8. Strophe) finden sich die Zeilen «Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,/Ich kenn’ auch die Herren Verfasser;/Ich weiß, sie tranken heimlich Wein/Und predigten öffentlich Wasser.» Die «Herren Verfasser» sind die Verfasser des «Entsagungsliedes», das der Dichter bei seiner Rückkehr nach Deutschland ein «kleines Harfenmädchen» singen hört. Mit diesem Lied vom irdischen Jammertal lullt man das Volk ein. Die Herrschenden in Staat und Kirche predigen dem Volk «Wasser», während sie sich den «Wein» vorbehalten. Die Diskrepanz zwischen dem, was man andern abverlangt, und dem, was man sich selber zubilligt, lässt sich mit diesem Zitat in vielfältigem Zusammenhang veranschaulichen. Der Anfang wird auch gelegentlich allein zitiert, wenn man zum Beispiel jemandes allzu bekannten (und längst durchschauten) Standpunkt ablehnend kommentieren möchte.
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
Bei diesem Zitat handelt es sich um den Beginn des zweiten Gedichts aus der Gedichtsammlung Die Heimkehr, das in der Vertonung von Friedrich Silcher (1789–1860) zu einem bekannten Volkslied wurde. Die erste Strophe lautet: «Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,/Dass ich so traurig bin;/Ein Märchen aus alten Zeiten,/Das kommt mir nicht aus dem Sinn.» Heine greift hier das Märchen von der Loreley auf, die als Fantasiegestalt erstmals in einer Ballade von Clemens von Brentano im Jahre 1799 beschrieben wird. Wenn man heute in bestimmten Situationen nicht versteht, welchen Sinn oder Zweck eine Entscheidung oder ein Verhalten hat, was dahinter steckt, kann man kopfschüttelnd zitieren: «Ich weiß nicht, was soll es bedeuten.»
Zitate und Aussprüche
Kein Talent, doch ein Charakter
Das Zitat stammt aus dem satirischen Versepos Atta Troll und gehört dort zum Grabspruch des Titelhelden, des deutschen Bären Atta Troll: «Sehr schlecht tanzend, doch Gesinnung/Tragend in der zott’gen Hochbrust;/Manchmal auch gestunken habend;/Kein Talent, doch ein Charakter!» (Kaput XXIV, 12. Strophe). Heine kehrt hier den ihm von der Kritik gemachten Vorwurf des Talents ohne Charakter um. Man verwendet das Zitat auch heute eher abwertend, um jemanden zu charakterisieren, der mangelnde Fähigkeiten durch stramme Gesinnung auszugleichen sucht.
Leise zieht durch mein Gemüt
Bei diesem Zitat handelt es sich um die erste Zeile des Lieds Nr. 6 aus dem Zyklus Neuer Frühling (1831), das auch durch die Vertonung von Felix Mendelssohn Bartholdy bekannt wurde. Die erste Strophe lautet: «Leise zieht durch mein Gemüt/Liebliches Geläute./Klinge kleines Frühlingslied,/Kling hinaus ins Weite.» Als Ausdruck dafür, dass man das Frühlingwerden in seinen zarten Anfängen verspürt, wird das Zitat heute noch verwendet. Eine scherzhafte Abwandlung des Gedichts lautet: «Leise zieht durch mein Gemüt/Eine Miezekatze:/Wenn man sie am Schwanze zieht,/macht sie eine Fratze.»
Zitate und Aussprüche
Ein Mann in den besten Jahren
Mit diesem Ausdruck beschreibt man einen Mann in einem Lebensabschnitt, in dem er seine höchste körperliche und geistige Leistungsfähigkeit erreicht hat. Oft bezieht man sich dabei allerdings (leicht scherzhaft) auf jemanden, der die Lebensmitte bereits überschritten hat. Der Ausdruck wurde populär durch ein Gedicht Heinrich Heines aus der Gedichtsammlung Die Heimkehr mit der Anfangszeile «Ich rief den Teufel und er kam». Darin heißt es im Hinblick auf den Teufel: «Er ist nicht hässlich und ist nicht lahm,/Er ist ein lieber, scharmanter Mann,/Ein Mann in seinen besten Jahren.»
Unser Sommer ist nur ein grün angestrichener Winter
Besonders wenn ein Sommer zu regenreich oder zu sonnenarm ausgefallen ist, wird dieser Ausspruch immer wieder zitiert. Er stammt von Heinrich Heine. Im dritten Teil der Reisebilder (Reise von München nach Genua) schildert Heine im Kapitel XVI eine Szene auf dem Marktplatz von Trient, wo er angesichts der Fülle südlicher Früchte im Gespräch mit einer Marktfrau die Bemerkung macht und hinzufügt: «... sogar die Sonne muss bei uns eine Jacke von Flanell tragen, wenn sie sich nicht erkälten will; bei diesem gelben Flanellsonnenschein können unsere Früchte nimmermehr gedeihen, sie sehen verdrießlich und grün aus ...»
Wahre Prinzen aus Genieland
Mit diesen Worten charakterisiert Heinrich Heine in seinem Gedicht Plateniden aus dem 2. Buch der Sammlung Romanzero die Klassiker Schiller, Goethe, Lessing und Wieland (im Unterschied zu dem Dichter August Graf von Platen, den er für einen Epigonen hält) als die wirklich schöpferischen Repräsentanten deutscher Dichtkunst. Menschen mit überragender schöpferischer Begabung können auch heute, wenn auch eher scherzhaft, als wahre Prinzen aus Genieland bezeichnet werden.
Was schert mich Weib, was schert mich Kind
In seinem Gedicht Die Grenadiere schildert Heinrich Heine den Rückweg zweier Soldaten der Armee Napoléons I., die in Russland in Gefangenschaft geraten waren. Unterwegs erfahren sie von der Niederlage Frankreichs und der Verbannung Napoléons. Für den einen der beiden hat das Leben nunmehr jeden Sinn verloren. Daran ändert auch nichts, dass er eine Familie hat, für die er sorgen müsste: «Was schert mich Weib, was schert mich Kind,/Ich trage weit bessres Verlangen;/Lass sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind –/Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen.» Besonders die erste Zeile dieser Strophe wird – meist scherzhaft – zitiert, wenn man sagen will, dass man in einer bestimmten Angelegenheit seine persönlichen Interessen in den Vordergrund stellt und keinerlei Rücksicht auf die Belange der Menschen nehmen will, die einem am nächsten stehen.
Mit mir ist die alte lyrische Schule der Deutschen geschlossen, während sogleich die neue Schule, die moderne deutsche Lyrik, von mir eröffnet ward.
Wahrhaftig, die Opposition gegen das Gebräuchliche ist ein undankbares Geschäft.
Gefährliche Deutsche! Sie ziehen plötzlich ein Gedicht aus der Tasche oder beginnen ein Gespräch über Philosophie.
Ein Buch will seine Zeit, wie ein Kind. Alle schnell in wenigen Wochen geschriebenen Bücher erregen in mir ein gewisses Vorurteil gegen den Verfasser. Eine honette Frau bringt ihr Kind nicht vor dem neunten Monat zur Welt.
Die Literaturgeschichte ist die große Morgue, wo jeder seine Toten aufsucht, die er liebt, oder womit er verwandt ist.
Ich liebe und dichte. Ich leide und dichte. Ich fluche und dichte. Ich politisiere und dichte.
Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.
Das ist schön bei den Deutschen: Keiner ist so verrückt, dass er nicht einen noch Verrückteren fände, der ihn versteht.
In uns selbst liegen die Sterne unseres Glücks.
Der Historiker ist immer ein Merlin, er ist die Stimme einer begrabenen Zeit, man befragt ihn, und er gibt Antwort, der rückwärtsschauende Prophet.
Ja, mich dünkt zuweilen, der Teufel, der Adel und die Jesuiten existieren nur so lange, als man an sie glaubt.
So ein bisschen Bildung ziert den ganzen Menschen.
Verfolgung der Andersdenkenden ist überall das Monopol der Geistlichkeit.
Vergnügen ist nichts als ein höchst angenehmer Schmerz.
Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unseren Kleidern.
Wir Deutschen hassen gründlich, dauernd; da wir zu ehrlich, auch zu unbeholfen sind, um uns mit schneller Perfidie zu rächen, so hassen wir bis zu unserem letzten Atemzug.
Von dem Augenblick an, wo eine Religion bei der Philosophie Hilfe begehrt, ist ihr Untergang unabwendlich.
Die Religion kann nie schlimmer sinken, als wenn sie solchermaßen zur Staatsreligion erhoben wird.
Die Verleumdung, das freche Gespenst, setzt sich auf die edelsten Gräber.