Sonderthema
Dieses war der erste Streich – Wilhelm Busch
«Sehr geehrter Herr... Mein lieber Herr Braun! Wie sehr würde ich mich freuen, einmal wieder etwas von Ihnen zu hören!»
A m 5. Februar 1865 – zehn Wochen vor seinem 33. Geburtstag – schrieb Wilhelm Busch diesen Brief nach München. Der Adressat war Caspar Braun, Verleger der «Fliegenden Blätter» und der «Münchner Bilderbögen».
Es war das erste Lebenszeichen von Wilhelm Busch an seinen Münchner Verleger, seit er sich aus der bayerischen Residenzstadt in sein Heimatdorf Wiedensahl verabschiedet hatte.
Nur 3 Stunden Kutschfahrt von Hannover entfernt – dennoch scheinbar von aller Welt abgeschieden, zeichnete und textete er dort nun Tag für Tag still vor sich hin.
Längst war der Bierbauch abgeschmolzen, den er sich im Kreis seiner Münchner Künstlerfreunde angetrunken hatte. Allein das von nackenlangem Haar eingerahmte und einem voluminösen Walrossbart dominierte Gesicht hatte nichts von seiner Pausbäckigkeit verloren.
Vier Bilder-Possen hatte er seit seiner Heimkehr fertiggestellt – professionelle Arbeiten, witzig gereimt und gezeichnet – auch wenn der streng schraffierende Federstrich noch nicht die treffsichere Leichtigkeit der späteren Arbeiten besaß: der Frommen Helene, des Junggesellen Knopp, des Malers Klecksel, des verhinderten Poeten Balduin Bählamm oder des Affen Fipps.
Für die kümmerlichen Honorare, die Caspar Braun ihm für seine ersten Illustrationen und Bilderfolgen in den «Fliegenden Blättern» gezahlt hatte, wollte Wilhelm Busch nun nicht länger arbeiten.
Mehr Geld zu verlangen entsprach andererseits nicht seinem Naturell. Und so hatte er die vier Bildergeschichten an den Dresdner Verleger Heinrich Richter gesandt. Der hatte sie vor einem Jahr herausgebracht.
Seitdem lagen sie schwer in den Regalen. Entsprechend kühl winkte Richter ab, als Busch ihm sein neuestes Werk sogar gratis anbot.
Also wandte sich Busch wohl oder übel erneut an Caspar Braun, der das Talent des trinkfesten und rauchfreudigen, dennoch in Gesellschaft schüchternen Zeichners immerhin als Erster erkannt hatte.
Busch schrieb: «Ich schicke Ihnen nun hier... die Geschichte von Max und Moritz, die ich zu Nutz und eigenem Pläsir auch gar schön in Farben gesetzt habe – mit der Bitte, das Ding recht freundlich in die Hand zu nehmen und hin und wieder ein wenig zu lächeln.»
Caspar Braun nahm «das Ding» in der Tat «recht freundlich» in die Hand – und da er sich auf seinen Instinkt als Verleger stets hatte verlassen können, leistete sich der ansonsten so kostenbewusste Bajuware sogar das teure Rückfahrt-Billet nach Hannover, um die frohe Nachricht persönlich zu überbringen: 1000 Gulden als einmalige Abfindung wollte er Busch für Max und Moritz zahlen – nach heutiger Kaufkraft etwa 7000 Euro.
Als erstes von sieben Geschwistern war Wilhelm Busch am 15. April 1832 auf die Welt gekommen. Mutter Henriette Dorothee Charlotte – «still, fromm und fleißig», wie Busch sie charakterisierte – erfüllte die üblichen Pflichten als Hausfrau und Mutter. Daneben der Vater – Johann Friedrich Wilhelm – «mäßig, gewissenhaft, nie zärtlich – und ein Feind aller Neuerungen...»
Trotz des bescheidenen Wohlstands, den Vater Busch als Dorfkrämer erwirtschaftete, versagten sich die Eltern jede Anschaffung oder Reise. Und so waren «Genügsamkeit» und «Gehorsam» auch das Leitmotiv der Kindererziehung.
Der einzige Kinderstreich, den Wilhelm bis zu seinem neunten Lebensjahr je gewagt hatte, ging denn auch prompt daneben: Angestiftet von einem älteren Spielgefährten hatte er etwas Schießpulver aus dem Tongefäß seines Vaters – einer Kruke – gemopst, in den Kirchenschlüssel gestopft und mit weit hallendem Erfolg gezündet. Die Konsequenz brannte sich nicht nur in Wilhelm Buschs Hinterteil ein: «Mein Vater griff mich am linken Flügel und trieb mich vermittels eines Rohrstocks im Kreise umher, immer um die Kruke herum, wo das Schießpulver drin war. Wie peinlich mir das war, ließ sich weithin verlauten.»
Dass die körperliche Misshandlung in Buschs knapper Autobiografie unmittelbar vor einer weiteren traumatischen Kindheitserfahrung erwähnt wird, weist – trotz der um Ironie bemühten Beschreibung – auf deren nachhaltige Wirkung hin: «Als ich neun war, beschloss man, mich dem Bruder meiner Mutter in Ebergötzen zu übergeben.»
Mit der Geburt des fünften Sprosses waren Wohnraum wie Zuwendungsfähigkeit im Hause Busch an ihre Grenzen gestoßen. Und so war der 9-Jährige nun schlicht überzählig. Eine Erfahrung, die Wilhelm Busch – wie so vieles andere, früh Erlebte und Beobachtete – später in einer seiner Bildergeschichten verarbeitete:
«Zwar man zeuget viele Kinder,
doch man denket nicht dabei.
Und die Kinder werden Sünder,
Wenn’s den Eltern einerlei.»
In der Tat war «Kinderliebe» ein Etikett, das man sich erst im 20. Jahrhundert anzuheften begann. Im 19. Jahrhundert dagegen herrschte der Konsens, dass man jenen kleinen Störenfrieden der Ruhe und der Ordnung vor allem mit Härte und Versagung zu begegnen hätte.
Kein Wunder also, dass Wilhelm Buschs Geschichten, in denen die Hiebe auf jegliche Äußerung ungehemmter Lebensfreude nur so niederprasseln, von Bürgersfrau und Bürgersmann mit wohliger Zustimmung verschlungen wurden – Motto:
«Das ist freilich ärgerlich –
Hehe! –, aber nicht für mich.»
Keiner jener biedermeierlichen Hausbesitzer, Handwerker oder Habenichtse – vom Klerus ganz zu schweigen – ist in Wilhelm Buschs Werk halbwegs sympathisch gezeichnet. Kaum einer, dessen heuchlerische Anpassung an autoritäre Normen von Wilhelm Busch nicht mit treffsicherer Feder und scheinbar lapidarem Reim entlarvt worden wäre:
«Sein Prinzip ist überhaupt –/ Was beliebt, ist auch erlaubt.»
Auch gibt es keine Figur, mit der sich – bei genauem Hinsehen – Leserinnen oder Leser hätten identifizieren mögen.
Vielleicht mit Ausnahme von Max und Moritz. Doch indem die zwei, dem sicheren Tod im Backofen knapp entronnenen «bösen Buben» unbelehrbar bleiben, verwirken selbst sie die heimliche Zustimmung des Lesers.
So spricht Wilhelm Buschs Platz unter den deutschen «Hausgöttern» eher dafür, dass jene, die gemeint waren, Buschs Ironie kaum je auf sich bezogen – nach der Devise:
«Ein guter Mensch gibt gerne Acht,
Ob auch der andere was Böses macht.»
Da wir – trotz gebotener Kürze – möglichst dem Ganzen Wilhelm Busch gerecht werden wollen, folgen wir ihm nun wieder auf seinem weiteren Weg zum zweiten Streich – pardon: nach Ebergötzen, nahe der nordhessischen Grenze, wo es auf den ersten Blick kaum etwas anderes zu bestaunen gab als im heimischen Wiedensahl: Die gleichen langweiligen Hühner und Hähne – die gleichen abgearbeiteten, wortkargen Bauern – sogar der dickleibige Bäcker ähnelte seinem Wiedensahler Kollegen bis auf die Frisur. Und dass alle Schneider dieser Welt spindeldürr sind, stand für Wilhelm Busch ab jetzt genau so fest wie der Umstand, dass Dorflehrer meist kleine Lichter sind – «Lämpel» eben...
Vermutlich gab es – in Anbetracht der unterschiedlichen Lebenserwartung von Frau und Mann – auch die eine oder andere Witwe: ob mit oder ohne Spitz, verschweigt die Chronik. Fest steht dagegen, dass durch Ebergötzen ein Bach fließt – mit mehreren Stegen sogar. Und an dem Bach – «Ricke racke ricke racke...» – ratterte eine Mühle. Und deren Müller hatte einen Sohn – akkurat in Wilhelm Buschs Alter...
Kurz: Wilhelm Buschs neue Lebensumstände – besonders die Freundschaft mit dem Müllersohn Erich Bachmann – lieferten Inspiration und Vorlage für Max und Moritz.
Zwar entstanden die meisten Streiche später in Wilhelm Buschs Kopf – wie er überhaupt Personen nie dem wirklichen Leben nachzeichnete. Die Motive jedoch entsprangen unmittelbar Erlebtem – so jene Kruste, aus der sich Max und Moritz – «knusper, knusper, wie zwei Mäuse» – nagen...
«Wir gingen vors Dorf hinaus, um zu baden. Wir machten eine Mudde aus Erde und Wasser, überkleisterten uns damit von oben bis unten, legten uns in die Sonne, bis wir inkrustiert waren wie Pasteten.»
Doch nicht nur die Motive für Max und Moritz fanden in Ebergötzen ihr Modell, auch die zahllosen Onkel und Tanten, die zänkischen Ehefrauen und bigotten Ehemänner, die puritanischen Pfarrerhaushalte mit ihren drallen Köchinnen – kurz: jene in Buschs Werk immer wiederkehrenden – dennoch unverwechselbar individualisierten Typen.
Sogar Schnurrdiburr oder die Bienen hatte seine summende Vorlage in Ebergötzen – sprich: in des Onkels Imkerei: So lehrte ihn der Onkel, Mensch und Natur detailgenau zu beobachten. Ebenso, wie man solche Beobachtungen zu Papier bringt. Auch Dichter wurden gelesen – heimische wie fremde, wobei den Heranwachsenden besonders die Metrik der Reimdichtung beeindruckte:
«Wie wohl ist dem, der dann und wann
Sich etwas Schönes dichten kann!»
Mit sechzehn musste Wilhelm sein zweites Zuhause verlassen: «Ausgerüstet mit einem Sonett und einer ungefähren Kenntnis der vier Grundrechnungsarten, erhielt ich Einlass zur Polytechnischen Schule in Hannover...»
Ein Zugeständnis an den Vater, der die – aus seiner Sicht nachvollziehbare – Auffassung vertrat, in Zeiten des industriellen Umbruchs müsse ein intelligenter junger Mensch wie Wilhelm Maschinenbau studieren.
Doch in dessen Kopf hatten längst ganz andere Gedanken Platz gegriffen: Kants Kritik der reinen Vernunft etwa, die «...wenn auch damals nur schwer durchschaut, doch eine Neigung erweckte, in den intimeren Laubengängen des Gehirns zu lustwandeln, wo’s bekanntlich schön schattig ist».
Schattig war es auch am Polytechnikum zu Hannover, wo sich die Hefte mehr mit den Karikaturen der Mitschüler und Professoren als mit Lernstoff füllten, und wo sich Wilhelm zwei weitere Gewohnheiten aneignete, die ihm später in München nützlich werden sollten: das Rauchen und das Biertrinken!
Als sich schließlich einer seiner Mitschüler vorzeitig vom Polytechnikum an die Kunstakademie nach Düsseldorf empfahl, folgte ihm Wilhelm ohne zu zögern... Ein Entschluss, den er in seiner letzten Bildergeschichte, nachdem er längst behaglichen Abstand zu den Anfängen gewonnen und trotz jener kümmerlichen Abfindung für Max und Moritz, die er selbstverständlich akzeptiert hatte, wohlhabend geworden war, als bitter-ironische Empfehlung an den jungen Maler Klecksel weitergab:
«Darum, o Jüngling, fasse Mut;
Setz auf den hohen Künstlerhut
Und wirf dich auf die Malerei,
Vielleicht verdienst du was
dabei!»
Einstweilen aber sollten noch acht Jahre vergehen, in denen ihm die Kunst keinen Kreuzer einbrachte. Schlimmer: dem spontanen Entschluss folgte ein Perpetuum an Niederlagen, Krankheit und Enttäuschungen – von der grimmigen Geringschätzung durch den gekränkten Vater ganz zu schweigen... So ging es von Düsseldorf über Antwerpen – wo ihm die Werke der großen niederländischen Maler Rubens, Van Dyck und Brueghel obendrein die eigenen künstlerischen Grenzen bewusst machten – nach München, wo ihn die Kunstakademie auch nicht eben freudig empfing.
Deprimiert meldete sich der nunmehr 22-Jährige beim Onkel zurück und dachte ernsthaft darüber nach, ob er nicht besser als Bienenzüchter nach Brasilien gehen sollte. Vier Jahre gammelte er unentschlossen dahin – dann nahm er einen zweiten Anlauf Richtung München, der – wie wir nun wissen – nach weiteren sechs Jahren schließlich zum Erfolg führte...
Mit einer knappen Beschreibung der feuchtfröhlichen Lebensumstände in der Gemeinschaft des Künstlervereins Jung-München, wo man sich karikierend neckte, endet Wilhelm Buschs dürres autobiografisches Resümee.
Über Dinge, die sein Innerstes betrafen, wollte Busch sich nicht einmal gegenüber seinen wenigen Freunden äußern: Lenbach oder Kaulbach etwa – oder seinem Studienfreund Otto Bassermann, der alle – Max und Moritz folgenden – Werke Wilhelm Buschs verlegen sollte.
Auch mangelte es an äußeren Ereignissen, über die zu berichten sich gelohnt hätte – jene Highlights, die idealerweise eine bürgerliche Existenz verzieren: Heirat, Kinder, weite Reisen oder Anschaffungen. Nichts davon gab es, das Wilhelm Buschs Leben auch nur einen Tupfer jenes Farbenreichtums oder jener Turbulenz verliehen hätte, von denen seine Geschichten überquellen.
Dem ersten «Streich» folgte – so gesehen – kein zweiter: Busch arbeitete diszipliniert, lieferte pünktlich, und wurde – ohne dass ihn dies im Geringsten veränderte – populär und vermögend. Eine scheinbar langweilige, von Genügsamkeit geprägte Existenz also – meist im Pfarrhaus seines Schwagers in Wiedensahl verbracht, wo auch alle bekannten Werke entstanden.
Zu Frauen hielt Busch, soweit bekannt, nur platonische Beziehungen. Versuchte eine, den «platonischen Zaun» zu übersteigen, wie seine holländische Briefbekanntschaft Maria Anderson, dann entzog er sich auf mehr oder weniger charmante Weise: «Ich hatte unsern Briefwechsel immer als eine Art Gedankenaustausch angesehen. Aber nun ziehe ich meine Havannah doch etwas stärker an und hülle mich in eine schützende Dampfwolke. Das ist Alles!»
Auch künstlerische Ausbruchsversuche misslangen: Wilhelm Buschs ernsthafte Lyrik abseits der Bildergeschichten kam bei Kritik und Lesern ebenso wenig an wie seine Prosaschöpfungen. Sein Publikum akzeptierte nur, was es von ihm bereits kannte und liebte. Auch Buschs Ölmalerei, von der er das Meiste selber vernichtete, nahm man erst zur Kenntnis, als ihr Schöpfer schon tot war.
Bekannt wurde Busch – neben rund 200 Ländern, in denen Max und Moritz erschien – auch in den USA, wo man sich einiger seiner Motive bediente und mit den Katzenjammer-Kids den Siegeszug des Comicstrips einleitete.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Busch manchen zeichnerischen Auswuchs längst bereut:
«Schon viel zu lang
Hab’ ich der Bosheit mich
ergeben.
Ich lasse töten, um zu leben.
Und bös macht bang,
Denn niemals ruht
die Stimme in des Herzens Tiefe,
Als ob es zärtlich klagend riefe:
‹Sei wieder gut!›»
«Gut» im Sinne von «fürsorglich» war Busch zu den Menschen seiner näheren Umgebung.
Als der Verlag Braun und Schneider – gleichsam als eine Art später «Wiedergutmachung» – freiwillig
20 000 Reichsmark für Max und Moritz überwies, reichte Busch das Geld für wohltätige Zwecke weiter.
Er selbst lebte so genügsam, wie er erzogen worden war, und entzog sich zunehmend auch allen Ehrungen.
Mancher Biograf hat versucht, Buschs Selbstbescheidung aus seiner Beschäftigung mit der Philosophie Arthur Schopenhauers abzuleiten, der die Triebnatur als Ursache menschlichen Übels sah.
Doch das hieße, Buschs intellektuelle Eigenständigkeit zu unterschätzen. Eher spricht das, was man über ihn weiß, dafür, dass Wilhelm Busch lebenslang schüchtern blieb – nicht nur gegenüber Frauen. Die in den ersten Kinderjahren unterdrückte Vitalität hatte im Leben nie zu soviel Selbstbewusstsein gefunden, als dass sie sich – von fleißigen Briefwechseln und gelegentlichen Vier-Augen-Gesprächen abgesehen – je anders hätte äußern können als mittels karikierender Feder und ironisch gespitztem Bleistift. «Ein Sonderling», so Busch in der dritten Person erinnernd – dürfte er schon sein – für die Gesellschaft nicht genug dressiert.
Dem Manko seiner Schüchternheit begegnete Busch, indem er frühzeitig alterte. Dass sein Leben dennoch fast 76 Jahre währte, nahm er ebenso gelassen, wie wenn es früher geendet hätte. Und so schrieb er der 36. Auflage der Frommen Helene wenige Wochen vor seinem Tod am 9. Januar 1908 das Vorwort:
«Mir selbst ist so, als müsst’ ich bald verreisen,
Die Backenzähne schenkt’ ich schon den Mäusen,
als müsst’ ich endlich mal den Ort verändern
und weiterzieh’n nach unbe- kannten Ländern.
Mein Bündel ist geschnürt. Ich
geh’ zur See
Und somit, Lenchen, sag’ ich
dir Ade.»
Autor: Reinhard Schlüter
Wilhelm Busch
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Fragen zum Text
Aufgabe 1
Worum handelte es sich bei Wilhelm Buschs einzigem Kinderstreich?
Aufgabe 2
Was war die Konsequenz?
Aufgabe 3
Warum wohnte Wilhelm Busch von seinem neunten Lebensjahr an bei seinem Onkel in Ebergötzen?
Aufgabe 4
Was gab es in Ebergötzen, das Busch zu Max und Moritz inspiriert haben könnte?
Aufgabe 5
Schloss Wilhelm Busch sein Maschinenbaustudium in Hannover ab?
Aufgabe 6
Mit welchen deutschen Philosophen beschäftigte sich Wilhelm Busch?
Aufgabe 7
Was sind die «Fliegenden Blätter» und der «Münchner Bilderbogen»?
Aufgabe 8
Inwiefern profitierte Wilhelm Busch von der Abschiebung aus seinem Elternhaus in die Obhut seines Onkels?
Aufgabe 9
Warum spielte Wilhelm Busch im Alter von 22 Jahren mit dem Gedanken, als Bienenzüchter nach Brasilien zu gehen?
Fragen & Antworten im Überblick
Aufgabe 1. Worum handelte es sich bei Wilhelm Buschs einzigem Kinderstreich?
Lösungshinweis: Angestiftet von einem Freund stopfte er Schießpulver in den Kirchenschlüssel und zündete ihn an.
Aufgabe 2. Was war die Konsequenz?
Lösungshinweis: Wilhelm Buschs Vater ging mit einem Rohrstock auf seinen Sohn los.
Aufgabe 3. Warum wohnte Wilhelm Busch von seinem neunten Lebensjahr an bei seinem Onkel in Ebergötzen?
Lösungshinweis: Als Wilhelms Mutter zum fünften Mal schwanger wurde – Wilhelm war das älteste von insgesamt sieben Kindern im Hause Busch –, reichten weder Platz noch Liebe für alle aus. Deshalb wurde Wilhelm zu seinem Onkel, Pastor Georg Kleine, geschickt, bei dessen Familie er bis zu seinem 16. Lebensjahr blieb. Danach verließ er sein zweites Zuhause und ging zur Polytechnischen Schule in Hannover, um dort – auf Wunsch seines Vaters – Maschinenbau zu studieren.
Aufgabe 4. Was gab es in Ebergötzen, das Busch zu Max und Moritz inspiriert haben könnte?
Lösungshinweis: Durch Ebergötzen fließt ein Bach, an dem eine Mühle stand. Außerdem hatte der Müller einen Sohn, Erich Bachmann, in Wilhelms Alter. Und auch das Motiv der Kruste, aus der sich Max und Moritz nagen, geht auf Wilhelms Kindheitserlebnisse zurück: Er und Erich Bachmann deckten sich von oben bis unten mit Schlamm zu und ließen sich in der Sonne trocken, bis sie «inkrustiert waren wie Pasteten».
Aufgabe 5. Schloss Wilhelm Busch sein Maschinenbaustudium in Hannover ab?
Lösungshinweis: Nein, er verließ vorzeitig und zusammen mit einem Kommilitonen das Polytechnikum und ging nach Düsseldorf an die Kunstakademie.
Aufgabe 6. Mit welchen deutschen Philosophen beschäftigte sich Wilhelm Busch?
Lösungshinweis: Zum einen setzte er sich mit Immanuel Kant und seiner Kritik der reinen Vernunft auseinander, zum anderen beschäftigte er sich mit der Philosophie Arthur Schopenhauers, der in der Triebnatur die Ursache menschlichen Übels sah.
Aufgabe 7. Was sind die «Fliegenden Blätter» und der «Münchner Bilderbogen»?
Lösungshinweis: 1845 gründete der Maler Caspar Braun zusammen mit dem Buchhändler Friedrich Schneider den Verlag «Braun und Schneider», der die satirische und humoristische Zeitschrift «Die Fliegenden Blätter» herausgab. Ab Mitte 1848 erschienen in diesem Verlag die «Münchner Bilderbogen», von denen es bis 1898 etwa 1200 Nummern gab. Von diesen Bogen stammen 50 von Wilhelm Busch – bei einigen allerdings nur die Bilder und nicht der Text (z. B. Die kleinen Honigdiebe).
Aufgabe 8. Inwiefern profitierte Wilhelm Busch von der Abschiebung aus seinem Elternhaus in die Obhut seines Onkels?
Lösungshinweis: Pastor Georg Kleine brachte seinem Neffen bei, Mensch und Natur detailliert zu betrachten und diese Beobachtungen dann entsprechend zu Papier zu bringen. Auch Dichter wurden im Hause des Pastors gelesen.
Aufgabe 9. Warum spielte Wilhelm Busch im Alter von 22 Jahren mit dem Gedanken, als Bienenzüchter nach Brasilien zu gehen?
Lösungshinweis: Nachdem er an Kunstschulen in Düsseldorf, Antwerpen und München studiert hatte, verdiente Wilhelm Busch lange Jahre kein Geld mit seiner Kunst. Vielmehr musste er zahlreiche Niederlagen und Enttäuschungen hinnehmen. Die ersten Illustrationen und Bilderfolgen in den «Fliegenden Blättern» hatten Busch nur magere Honorare eingebracht und einige frühe Werke lagen zunächst schwer in den Regalen. Künstlerische Ausbruchsversuche misslangen: Buschs ernsthafte Lyrik und Prosaerzählungen kamen weder bei Kritikern noch beim Publikum an. Seine Ölmalerei wurde überhaupt erst nach Wilhelm Buschs Tod zur Kenntnis genommen.
Glossar
Biedermeier/biedermeierlich
Bezeichnung für einen selbstzufriedenen, biederen Spießbürger; Kleinbürgertum; seit den 1920er Jahren auch Epochenbezeichnung für die Zeit zwischen 1815 und 1848, vor allem für einen wertkonservativen Stil hinsichtlich Wohnkultur, Literatur und Malerei. In der Literaturgeschichte wird die unpolitische, bürgerlich-konservative Dichtung dieser Zeit so genannt.
bigott
scheinheilig, übertrieben glaubenseifrig, frömmelnd
Fidibus
Holzspan oder (gefalteter) Papierstreifen zum Feuer- oder Pfeifeanzünden
Jung-München
Künstlerverein, dem Wilhelm Busch – zusammen mit den Malern Franz von Lenbach und Friedrich August von Kaulbach – angehörte
Karikatur
In der bildenden Kunst eine humorvolle, groteske oder satirisch verzerrte grafische Darstellung von Personen oder Ereignissen.
Klerus
der geistliche Stand, die katholische Geistlichkeit im Kontrast zu den Laien
Kruke
flaschenartiger Ton- oder Steingutbehälter
lapidar
knapp, kurz und bündig, auf das Wesentliche beschränkt
Mudde
(Faul-)Schlamm
Perpetuum mobile
Lateinisch: das sich ständig Bewegende, dauernd laufend
Posse
derb-komisches Bühnenstück, das auf Verwechslungen, Zufällen und unwahrscheinlichen Übertreibungen basiert
puritanisch
Die Puritaner waren die Glaubensanhänger des Calvinismus und der englischen Calvinisten, die sich gegen katholische Tendenzen in der anglikanischen Staatskirche wandten. Ihr Leben war geprägt von Einfachheit und enger Moral. Heute bezeichnet der Begriff allgemein Menschen mit besonders sittenstrenger Einstellung.
Personen
Kant, Immanuel (1724–1804)
Prägte wie wohl kein Zweiter die deutsche Philosophie des 19. Jahrhunderts. Kants Analysen und Theorien zu einem Neuentwurf des Denkens und des sittlichen Handelns des Menschen gipfeln in den ersten drei seiner berühmten kritischen Schriften. Mit der Kritik der reinen Vernunft (1781) sollte die Aufklärung endlich durch eine Verbindung von Empirismus und Rationalismus überwunden werden. In der Kritik der praktischen Vernunft (1788) stellt er den «kategorischen Imperativ» auf, der besagt, dass die Freiheit des Einzelnen nur von der Freiheit des Nächsten begrenzt wird. In der 1790 erschienenen Kritik der Urteilskraft setzte Kant sich mit den Grundsätzen des Schönen und Erhabenen in Natur und Kunst ebenso auseinander wie mit dem Prinzip der Zweckmäßigkeit in allem Lebenden.
Kaulbach, Friedrich August von (1850–1920)
Münchner Maler, der unter anderem eine Vielzahl von Selbstbildnissen, Porträts von Familienangehörigen und der gehobenen Gesellschaft schuf.
Lenbach, Franz von (1836–1904)
Deutscher Maler, der vor allem aristokratische Bildnisse – etwa von Bismarck oder Kaiser Wilhelm I. – sowie farbenprächtige Landschaften in Öl schuf.
Rubens, Peter Paul (1577–1640)
Flämischer und einer der bekanntesten Maler des Barock. Rubens schuf Altarbilder, Porträts, zyklische Folgen, mythologische Szenen, Landschaften, Tiere sowie Jagdstücke. Zu seinen Hauptwerken zählen unter anderem die 12 Halbfiguren der Apostel (1603) und Venus vor dem Spiegel (1613–1615).
Schopenhauer, Arthur (1788–1860)
Deutscher Philosoph, der in seinem zentralen Werk Die Welt als Wille und Vorstellung (1819–1844) die Idee vertrat, die äußere Welt sei Vorstellung oder Wille, ein in allen Bereichen identischer, blinder Lebenstrieb.
Van Dyck, Anthonis (1599–1641)
Flämischer Maler, der wie Rubens zu den wichtigsten Meistern des Barock zählt. Neben religiösen Darstellungen schuf er hauptsächlich Porträts. Eines seiner wichtigsten Werke, die Ikonografie, entstand um 1630 und bildet eine Folge von 100 Radierungen und Kupferstichen mit Bildnissen berühmter Zeitgenossen.
Der Text ist entnommen aus:
http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/deutsch/busch/manuskript/