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Jahrhundertwörter
Hippie
Schlabberklamotten und Struwwelpetermähnen waren ihre äußerlichen, das Musical «Hair» von 1967 und das Musikfestival in Woodstock 1969 ihre künstlerischen «Markenzeichen»: Die Hippies wollten sich als hip (amerikanisch ‹modern›, ‹informiert›) darstellen, indem sie der bürgerlichen Gesellschaft eine alternative Lebensweise – freie Liebe, FKK, Drogenkonsum, unkonventionelles Outfit – entgegensetzten.
Von allen Protestbewegungen der Achtundsechziger waren diese «Flower-Power»-Jünger, diese «Blumenkinder», die sich Blüten ins Haar steckten und das Ideal eines gewaltfreien, humanen Zusammenlebens predigten, zweifellos die friedfertigsten.
Dennoch provozierte allein das Äußere der jungen Milden, die da von Kreta bis Kalifornien Kommunen in freier Natur gründeten, derart, dass konservative Kreise sie mit Landstreichern verglichen. So konstatierte die Frauenzeitschrift «Brigitte» im November 1968 abschätzig: «Was man von Hippies und Gammlern liest, mag vielleicht interessant sein, es betrifft aber doch nur eine Minderheit. Denn die Mehrzahl unserer Jugendlichen führt ein ganz normales Leben, freut sich der Errungenschaften unserer modernen Zeit, zu denen auch die Präparate der täglichen Körperpflege zählen.»
Die Strömung der sanften Rebellen war nur etwa ein Jahrzehnt präsent, auch wenn sie in den «Jesus People» der Siebziger und der Friedensbewegung um John Lennon und Yoko Ono («Give peace a chance») noch eine Weile fortlebte. Ihre Anhänger alterten wie alle Achtundsechziger, wurden angepasster (und kurzhaariger), ja selbst die Bezeichnung für sie verstaubte und diente bald als ironische Spitze gegen spätere «Alternative».