Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №2/2008

Sonderthema

Historischer und kultureller Hintergrund Hochmittelalter (1170–1250)

Begriff
Der Begriff Mittelalter ging aus der nachfolgenden Epoche, der Renaissance, hervor. Die Humanisten wählten den Begriff für die Zeit zwischen Antike und der Neuzeit. Für die hochmittelalterliche Dichtung werden auch die Bezeichnungen «höfische Literatur» und «staufische Klassik» verwendet.

Weltbild
Das mittelalterliche Weltbild ist tief von Kirche und Bibel geprägt. Gott ist der Erschaffer der Welt, der Natur und des Menschen und lenkt die­se. Die Vertreibung aus dem Paradies wird als Beginn der Geschichte angesehen, die europäischen Königs- und Kaiserreiche – unter Einfluss der Kirche – als Vorläufer des Gottesreichs auf der Erde, nach dem Jüngsten Gericht. Der einzelne Mensch ist Bestandteil dieser Ordnung, er fühlt sich als Teil der Gesellschaft, nicht als Individuum.

Historischer Hintergrund
Mit der Übernahme der Herrschaftsgewalt der Staufer über die Salier 1125 setzte alsbald das Hochmittelalter ein. Ihren Höhepunkt der Macht erreichten die Staufer unter Friedrich I. Barbarossa. 1270 erlosch jedoch das Staufergeschlecht und die Macht ging an die Adelhäuser der Luxemburger, Wittelsbacher und Habsburger über. Die Habsburger stellten dann den römisch-deutschen König.
In fast allen Lebensbereichen fand ein umfassender Wandel statt. Die Anzahl der Menschen wuchs rasch; durch gestiegenen Nahrungsbedarf verbesserte sich die landwirtschaftliche Produktion. Handwerk und Handel erlebten einen ähnlichen Aufschwung; die Tauschwirtschaft wurde von der Geldwirtschaft verdrängt. Die Kirche erlangte eine geordnete Hierarchie, deren Oberhaupt nun ein Papst war. Das Hochmittelalter war die Blütezeit vieler geistlicher Orden, jedoch kam es häufig zu Konfrontationen geistlicher und weltlicher Herrschaft, die im Investiturstreit mündeten. Neben dem wirtschaftlichen Aufschwung setzte auch ein kultureller Aufbruch ein: Schreiben und Lesen blieb nicht mehr dem Klerus vorbehalten; die Literatur richtete sich jetzt an ein adliges Publikum.

Rittertum
Das Rittertum spielte im Hochmittelalter eine herausragende Rolle. Ursprünglich bezeichnete man mit Rittertum eine militärische Institution im fränkischen Heerwesen. Die ehemals berittenen Krieger im Dienste von Adligen und Königen übernahmen deren Lebensformen. Der Begriff «Ritter» galt nun als Standesbezeichnung. Es bildete sich ein Rittertum heraus, welches geprägt wurde von Festen, Turnieren, typischen Symbolen (z. B. Wappen) und spezieller Kleidung. Es entstanden drei wesentliche ritterliche Ideale: Dienst für den Herrn (weltliche Ritterideale), Dienst für die Kirche und Christenheit (christliche Ritterideale) und der Frauendienst.
Ritterliche Tugenden waren: mâze (maßvolles Leben, Zurückhaltung); zuht (Erziehung nach festen Regeln); êre (ritterliches Ansehen, Würde); triuwe (Treue); hôher muot (seelische Hochstimmung); milte (Freigebigkeit); werdekeit (Würde); staete (Beständigkeit, Festigkeit); güete (Freundlichkeit); manheit (Tapferkeit).
Die Wirklichkeit sah jedoch anders aus: Habgier, Hurerei und Totschlag waren typische Sünden der Ritter.

Die hochmittelalterliche Dichtung
Die hochmittelalterliche Dichtung hatte die Aufgabe, das ritterliche Ideal darzustellen. Das höfische Epos (Ritterepos) und der Minnesang waren die Hauptformen der ritterlichen Dichtung.
Im Hochmittelalter fand der Minnesang seine Blütezeit. Neben diesem Lobgesang entstanden noch das Tagelied und Kreuzlied. Die schönsten Minnelieder stammen von Walther von der Vogelweide, Hartmann von Aue und Heinrich von Morungen. Sie entwickelten auch die Spruchdichtung weiter.
Neben dem Minnesang entstand das höfische Epos und Heldenepos. Das bedeutendste Epos des Mittelalters, Parzival, wurde von Wolfram von Eschenbach geschrieben. Auch Gottfried von Straßburg erlangte großen Ruhm durch sein Epos Tristan und Isolde. Ein weiteres Werk erhielt große Bedeutung: das Nibelungenlied, ein Heldenepos, welches jedoch anonym überliefert ist. Die Epen des Hochmittelalters waren Versepen, die aus Reimpaaren aufgebaut waren. Im Hochmittelalter bildete sich das Mittelhochdeutsch heraus.
Neben Minnesang und Epos entstand die Vagantendichtung. Sie stellte Gegenstände des irdischen Lebens dar und stand somit im Gegensatz zu Minnesang und Epos. Die Vagantendichtung wurde in lateinischer Sprache verfasst, deren berühmtestes Werk die Carmina Burana ist.

Lyrik des Hochmittelalters
Die Lyrik des Hochmittelalters lässt sich in drei Gruppen zusammenfassen: dem Lied (Minnesang), dem Spruch (politische und belehrende Inhalte) und dem Leich (religiöser Inhalt). Die wichtigste Rolle spielte der Minnesang.
«Minne» ist der Begriff für höfische Liebe des Mittelalters und stammt vom althochdeutschen Wort minna (Liebe). Die Minnedichtung ist die älteste Liebesdichtung im westeuropäischen Sprachraum. Die Minnesänger kamen aus allen Ständen, standen aber als solche gleichrangig nebeneinander. Man unterscheidet vier Arten von Minnesängern: Berufssänger (z. B. Walther von der Vogelweide), Freizeitdichter (z. B. Friedrich von Hausen), Nachsänger (fahrende Sänger) und Sammler. Die Minnelieder wurden im Auftrag von Adeligen gesammelt und in diversen Büchern festgehalten: so z. B. in der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift (13. Jh.) und Großen Heidelberger Liederhandschrift (14. Jh.) oder in der Weingartner Handschrift. (14. Jh.).
Im Minnelied lobte man meist die Gesamtheit der Frauen und nicht nur eine einzelne. Im Zentrum des Minneliedes stand die Liebeserklärung eines Ritters (des Minnesängers) an eine adlige Frau. Er pries ihre Schönheit und Vorzüge, hoffte auf die Erhörung, beklagte aber auch die Unerfüllung. Somit enthielten Minnelieder einen Konflikt zwischen geistiger Liebe und Besinnung. Sie waren Bestandteil des Minnedienstes und wurden vor allem bei Hoffesten vorgetragen. Der Minnedienst war ein Teil der ritterlichen Erziehung und die Minne selbst stellte das Ritterideal dar.

Epik des Hochmittelalters
Artusepik
Mit Erec (ca. 1180) schuf Hartmann von Aue den ersten deutschen Artusroman. Dieser geht auf Chrétien de Troyes’ Erec (um 1160) zurück. Erec vergisst bei seinen ehelichen Vergnügungen mit Enite seine ritterlichen Pflichten. Nach einem ersten Abenteuerblock erlangt er sein ritterliches Ansehen zurück, nach einem zweiten Abenteuerblock findet er auch den Sinn seiner Ehe wieder.
Um 1195/1215 entstand der Lanzelet Ulrichs von Zatzikhoven. Lanzelet, als Kind von einer Meerfrauenkönigin entführt, von Frauen erzogen, muss sich in der Welt der Ritter bewähren, um seinen Namen zu erhalten, der ihm verschwiegen wurde. Nach einer weiteren Abenteuerepisode kehrt er als König in seine Heimat zurück.
Hartmanns zweiter Artusroman, Iwein, entstand um 1200 und geht auf Chrétien de Troyes’ Yvain zurück. Er ist das Gegenstück zum Erec, da Iwein bei seinen Abenteuern die Liebe zu seiner Frau vergisst. Wie im Erec gewinnt Iwein in einem ersten Abenteuerblock sein ritterliches Ansehen zurück, in einem zweiten Abenteuerblock das Ansehen bei seiner Frau.
Wolfram von Eschenbach schrieb um 1200/10 das höfische Epos Parzival. In 16 Büchern und etwa 25 000 Versen verband Wolfram die Artussage mit der Gralssage. Eine der wichtigsten Quellen für dieses Werk war Chrétien de Troyes’ Li Contes del Graal (ca. 1190).

Heldenepik
Um 1200 war das anonym verfasste Nibelungenlied entstanden. Es ist in 11 vollständigen Handschriften und 23 Fragmenten überliefert. Das Nibelungenlied umfasst etwa 2400 Strophen, die sich in 39 Aventiuren gliedern. Es setzt sich aus zwei Teilen zusammen: die Werbung Siegfrieds um Kriemhild, seine Verlobung und seine Ermordung (Aventiure 1–19) und die Rache Kriemhilds und der Untergang der Burgunden (Aventiure 20–39). Die Nibelungenstrophe besteht aus vier paarweise reimenden Langzeilen, die sich jeweils aus zwei durch eine Zäsur getrennten Halbzeilen zusammensetzen.
Im Nibelungenlied wird das Lieben und Werben Siegfrieds um Kriemhild geschildert. Kriemhild ist die Tochter des burgundischen Königs Gunther. Siegfried wird jedoch von Hagen getötet. König Gunther heiratet währenddessen Brünhild. Kriemhild rächt sich mit Hilfe des Hunnenkönigs Etzel und führt den Untergang von Burgund herbei. In einigen Handschriften schließt sich dem Nibelungenlied die sogenannte Nibelungenklage an, in der die Geschehnisse, die zum Tode Siegfrieds führen, bewertet werden, eine Beklagung aller Figuren stattfindet und eine Schuldfrage gestellt wird.

Legendendichtungen
In Hartmanns Gregorius (1187–1189), einer Legendendichtung, wird das Leben Gregors beschrieben, der zum Papst ernannt wird.
1195 entstand das Trostbuch Der arme Heinrich von Hartmann von Aue. Ein sich an weltlichen Dingen labender Ritter wird vom Aussatz befallen. Nur eine freiwillige Selbst­opferung einer Jungfrau kann ihn von dieser Krankheit heilen. Im letzten Moment erkennt Heinrich seinen Fehler, er legt sein Leben in Gottes Hände und will lieber selbst sterben, als den Freitod des Bauernmädchens zu verantworten. Heinrich wird durch ein Wunder Gottes geheilt und heiratet das Mädchen.

Weitere höfische Epen
Zwischen 1170 und 1190 verfasste Heinrich von Veldeke seinen Eneid. Er war das erste deutsche höfische Epos, das einen antiken Stoff vollständig auf den deutschen mittelalterlichen Zustand übertrug. Er umfasst etwa 13 500 Verse und geht zurück auf die französische Quelle Le Roman d’Enéas (ca. 1160).
Um 1210 schrieb Gottfried von Straßburg sein höfisches Epos Tristan und Isolde, das allerdings unvollendet blieb. Ulrich von Türheim und Heinrich von Freiberg setzten das Werk fort.

Der Text ist entnommen aus:
http://www.literaturwelt.com/epochen/hochmittelalter.html