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Methodisches

Das schönste deutsche Wort

Lesetext

Der 2004 vom Deutschen Sprachrat und dem Goethe-Institut initiierte Wettbewerb «Das schönste deutsche Wort» fand großes öffentliches Interesse. 22 838 Vorschläge aus 111 Ländern gingen für das liebste, schönste, kostbarste deutsche Wort ein – teils mit tiefsinnigen, teils mit humorvollen Begründungen, wobei gerade auf die Erläuterung großer Wert gelegt wurde.

Die Prämierung fand im Oktober 2004 im Rahmen der Sendung «westART» im WDR statt.

Das schönste deutsche Wort ist nach der Entscheidung der Jury des Deutschen Sprachrates das Wort «Habseligkeiten». Es wurde nicht das meistgenannte Wort aus den über 22 000 Vorschlägen, die aus der ganzen Welt kamen, ausgewählt, sondern das Wort, dessen Begründung der Jury am besten gefallen hat. Unter den Einsendungen waren zum Beispiel die Wörter «Liebe», «Geheimratsecken», «Kichererbse», «nichtsdestotrotz», «Sommerfrische», «Heimat», «Glück», «Sehnsucht», «Streicheleinheit», «Feierabend», «Doppelhaushälfte», «Vergissmeinnicht» und «Frau». Auch Prominente hatten ihren Favoriten genannt.

«Habseligkeiten – das wäre mir vorher absurd erschienen», sagte Jury-Mitglied und Präsidentin des Goethe-Instituts Jutta Limbach. «Aber je mehr wir darüber nachgedacht haben, desto besser erschien es uns.» Gefallen habe der Jury die «freundlich-mitleidige Konnotation». Limbach: «Außerdem ist es ein typisches deutsches Wort – zusammengesetzt aus zwei ganz gegensätzlichen Worten.»

Die Einsenderin Doris Kalka hatte sich für «Habseligkeiten» entschieden, weil es den Gegensatz zwischen dem menschlichen Streben nach Besitz und dem «unerreichbaren Ziel» der Seligkeit vereine. Bei dem Wettbewerb war nicht entscheidend, wie oft ein Wort genannt wurde, sondern wie die Einsender ihre Wahl begründeten. Und da überzeugte die Begründung von Kalka.
Die anderen von der Jury ausgesuchten Worte sind:

• Geborgenheit
• lieben
• Rhabarbermarmelade
• Augenblick

Das Wort «Libelle» hat den Preis für das schönste Wort für Kinder gewonnen.
Die in Deutschland meistgenannten Worte sind:

• Liebe
• Gemütlichkeit
• Sehnsucht
• Heimat
• Kindergarten
• Freiheit
• gemütlich
• Frieden
• Sonnenschein
• Schmetterling

Die außerhalb Deutschlands meistgenannten Worte sind:

• Liebe
• Gemütlichkeit
• Vergissmeinnicht

Die außerhalb Deutschlands meistgenannten Worte je nach Land sind:

• USA: Gemütlichkeit
• Schweiz: Liebe
• Österreich: Liebe
• Polen: Vergissmeinnicht
• Italien: Sehnsucht
• Slowenien: Liebe
• Bulgarien: Liebe
• GB: Schmetterling
• Finnland: Vergissmeinnicht
• Südkorea: Mutter
• Frankreich: Sehnsucht
• Niederlande: Fingerspitzengefühl

Einige Beispiele

Habseligkeiten
Die Begründung von Doris Kalka aus Deutschland, Gewinnerin des Wettbewerbs:
Das Wort bezeichnet nicht den Besitz, nicht das Vermögen eines Menschen, wohl aber seine Besitztümer, und es tut dies mit einem freundlich-mitleidigen Unterton, der uns den Eigentümer dieser Dinge sympathisch und liebenswert erscheinen lässt.
Typischer Vertreter dieser Klasse von Eigentümern ist etwa ein 6-jähriges Kind, das den Inhalt seiner Hosentaschen ausbreitet, um sich am Reichtum, an der Vielfalt der geliebten Sammlung zu erfreuen.
Oder das Wort bezeichnet – die mehr vom Mitleid geprägte Variante – den spärlichen Besitz dessen, der sein Zuhause verliert und sein karges Hab und Gut für alle sichtbar transportieren muss, zu welchem Unterschlupf auch immer.
Nur schwer lässt sich das Wort im Singular vorstellen: Eine Habseligkeit? – So einfach ist die Seligkeit nicht zu erringen. Vielfältig und wie zufällig muss die Ansammlung von auf den ersten Blick wertlosen Gegenständen sein, um das Prädikat der Habseligkeiten zu verdienen. Dabei muss sie aber zugleich für ihren Besitzer einen Wert darstellen, der sich aus seinem individuellen seelischen Erleben ergibt und für Außen­stehende nicht leicht erkennbar ist.
Lexikalisch gesehen verbindet das Wort zwei Bereiche unseres Lebens, die entgegengesetzter nicht sein könnten: das höchst weltliche Haben, d. h. den irdischen Besitz, und das höchste und im irdischen Leben unerreichbare Ziel des menschlichen Glücksstrebens: die Seligkeit.
Diese Spannung ist es, die uns dazu bringt, dem Besitzer der Habseligkeiten positive Gefühle entgegenzubringen, wie sie gemeinhin den Besitzern von Vermögen und Reichtümern oder Eigentümern von Krempel, Gerümpel und Altpapier versagt bleiben.
Und wo sonst der Weg zum spirituellen Glück, zur Seligkeit also, eher in der Abwendung von weltlichen Gütern oder doch zumindest in der inneren Loslösung aus der Abhängigkeit von Weltlichem gesehen wird, so fassen wir hier die Liebe zu Dingen, allerdings zu den kleinen, den wertlosen Dingen auf als Voraussetzung zum Glück.

Erfahrungsschatz
Die Begründung von Christina Weiss, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aus Deutschland:
Ich habe natürlich nicht nur ein schönstes Wort, sondern ich liebe eigentlich sehr, sehr viele Wörter der deutschen Sprache. Aber eines der Worte, was mich im Deutschen in besonderer Weise fasziniert, ist das Wort «Erfahrungsschatz».
Alles, was man wahrnehmen und erleben kann, ob live, via Lektüre oder zuschauend, prägt den inneren Schatz der Subjektivität.
Das alles steckt in diesem Wort. Gemeint ist der ganze Komplex der Auseinandersetzung mit der Welt, mit sich selbst, und das real oder fiktiv.

Geborgenheit
Die Begründung von Annamaria Musakova aus der Slowakei:
Mein schönstes deutsches Wort lautet: «Geborgenheit», weil es kein Wort in meiner Muttersprache (ich komme aus der Slowakei) gibt, das die genaue Bedeutung dieses Wortes enthalten würde.
Ich liebe dieses Wort, weil ich kein anderes Wort kenne, mit dem man ausdrücken könnte, dass man sich so geborgen, gut, eingelebt ... irgendwo fühlt.
In meiner Sprache kann man die Gefühle der Geborgenheit nicht in Worte fassen. Das macht aus diesem Wort mein Lieblingswort der deutschen Sprache.

Augenblick
Sabine Brenner aus der Schweiz überzeugte die Juroren mit ihrem Votum für den «Augenblick» und gewann Platz 4:
Mein schönstes deutsches Wort lautet: «Augenblick», weil es um eine subversive Idee zu lang ist für das, was es besagt, und so viel sinnlicher klingt als ein «Moment».

Rhabarbermarmelade
Das Wort «Rhabarbermarmelade» wurde auf Platz 5 gewählt. Frank Niedermeyer begründete seinen Vorschlag so:
Ich glaube, viele haben diesen Wettbewerb nicht verstanden.
Es geht doch nicht darum, die schönste Sache zu wählen, sondern das schönste Wort zu prämieren.
Kinderlachen ist etwas Wunderschönes. Aber was für ein beknacktes Wort. Man stelle sich jemanden vor, der kein Wort Deutsch spricht.
Jetzt sage man zu ihm in einem etwas lauteren Tonfall «Kinderlachen». Verschreckt wird er das Weite suchen! Auch Liebe, Glück und Heimat sind toll.
Die Wörter dazu aber eher einfallslos und nicht wirklich schöner als «Hiebe», «Mücke» oder «Fahrrad». Mein derzeitiges Lieblingswort ist «Rhabarbermarmelade». Was für ein Klang! Und welches Wohlgefühl umfällt mich, wenn ich Sonntag morgens zu meinem Schatz sagen kann: «Barbara, reich mir doch bitte die Rhabarbermarmelade.» – Der Tag ist gerettet!

Lesesessel
Die Begründung von Elke Rebecca Grommes aus Deutschland:
Dieses Wort ist für mich das schönste deutsche Wort, weil es sich liest, wie es ist: Mit harten Kanten hält der Lesesessel sein weiches Inneres.
In ihm lassen wir unserer Zunge, unseren Gedanken freien Lauf. Er lädt uns ein, seine geschmeidige, behagliche Mitte zu ertasten, und lässt uns wieder gehen. Diese Behaglichkeit ist ein Moment, eine Sekunde, eine Stunde, bis die reale Welt uns wieder hat.
Der Lesesessel ordnet sich trotz seiner Einfachheit von drei Buchstaben doch so geschickt an, dass wir innehalten, kurz verweilen und tatsächlich lesen.

auseinandersetzen
Die Begründung von Klaus Weinzierl aus Deutschland:
Mein liebstes, schönstes, kostbarstes deutsches Wort ist: «auseinandersetzen», weil es das einzige deutsche Wort ist, in dem «auseinander» «miteinander», «zusammen» bedeutet.

Heimat
Die Begründung von Wolfgang Joop – Modedesigner aus Deutschland:
«Heimat» sagte ich mit trotzigem Ton in der Stimme, als der Begriff in Deutschland noch fast ein «Unwort» unter «modernen» Menschen war.
Jedenfalls galt es als nicht «zeitgemäß». Oder wie man es heute ausdrücken würde, als «politically incorrect». Vielleicht lag das an dem deutschen Wander- oder Marschlied, das immerzu laut gegrölt worden war: «In der Heimat, in der Heimat, da gibts ein Wiedersehen!»
Heimat?
Wo das sein sollte, wagte damals in der «modernen Zeit» niemand laut zu fragen.
Und meine jugendlichen Altersgenossen wollten am liebsten nichts von dem wiedersehen, wonach sich die Alten sehnten. Wir wollten Neues erleben, sehen, hören! Ganz allgemein und überhaupt wusste man mit dem Wort nicht allzu viel anzufangen – es sei denn, man gab sich wein- oder bierselig Gefühlsduseleien am Stammtisch hin. Ich aber wusste genau, wo dieser Ort lag, den ich schon deshalb «Heimat» nannte, weil ich regelmäßig mit unverständig-fragenden Blicken rechnen konnte. Mir selbst schien dieser Ort meiner Kindheit verloren wie die versunkene Stadt Vineta, die ebenfalls voller Paläste und Türme gewesen sein soll. «Home is where your heart is!», plappern wir den Amerikanern nach, wenn wir den Ort der Sehnsucht beschreiben wollen. Dabei ist «home» mehr «Zuhause» als «Heimat»! Und «Zuhause» kann überall auf der Welt sein.
«Heimat» aber ist der «Ort des Herkommens» – wie Gottfried Keller formulierte. Dort ist die Erde, das Land, die Menschen, die dich wie deine Vorfahren geprägt haben. Unverwechselbar und für immer!
Ich durfte nach langen Jahren dorthin zurückkehren und fast alles war noch da, Haus, Garten, Straße, Wege und vieles, was ich nicht aufzählen will, weil ich nicht protzen mag. Für mich ist Heimat da, wo Schneeglöckchen nach der Schneeschmelze blühen, wo Frösche nach dem Regen über die Straße wandern, wo man mit dem Fahrrad in sandigen Wegen stecken bleibt. Wo es Frühling, Sommer, Herbst und Winter gibt und mir in diesem Rhythmus alle Fragen beantwortet werden. Hier ist meine Heimat.
Heimat ist ein Geschenk. Heimat ist Glück!
Und Glück ist mein zweitschönstes Wort.

Aufgaben

1. Hier ist noch eine Begründung, die von Gloria Bosch stammt. Versuchen Sie dieses Wort zu erraten: «Dieses Wort ist für mich das schönste deutsche Wort, weil es nur ein ‹i› vom Leben entfernt ist.»

2. Welches Wort würden Sie das schönste deutsche Wort nennen? Motivieren Sie Ihre Wahl!

Jekaterina Batalina,
5. Studienjahr, MGPU