Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №6/2008

Aktuelles

Wie aus einem Fremden ein Freund wird: Wettbewerb «Begegnungen mit Fremden. Geschichten fürs Theater»

Das Jahr 2008 wurde von der Europäischen Kommission zum Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs erklärt. In diesem Dialog stehen uns immer Menschen gegenüber, die wir nicht kennen, die uns fremd und komisch erscheinen, die wir als anders empfinden. Ein Dialog setzt aber voraus, dass wir einander kennenlernen, miteinander kommunizieren, etwas voneinander erfahren, dass wir schließlich darüber nachdenken, was es bedeutet, fremd und anders zu sein und wie das ist: Toleranz in der Praxis.

So entstand die Idee, das Empfinden von Andersartigkeit und Fremdheit junger Menschen in Russland zu verfolgen und die damit verbundenen Problemsituationen in ihrem alltäglichen Leben auf kreative Weise zu erfragen. 2007 initiierte das Goethe-Institut Moskau einen Wettbewerb zum Thema «Begegnungen mit Fremden. Geschichten fürs Theater» und lud damit junge Russen im Alter von 14 bis 21 Jahren ein, sich gemeinsam Gedanken über sich selbst und Fremde in ihrer Umgebung zu machen und diese auf spielerische Weise zu einem Theaterstück zu entwickeln. Gefragt waren dabei Stücke, die zu mehr Gemeinsamkeit im Alltagsleben anregten, auf Beobachtungen des alltäglichen Lebens beruhten, eine Art Selbstreflexion enthielten oder humorvoll, nachdenklich, kritisch anregend waren. So kamen viele Beiträge aus verschiedensten Regionen Russlands (Lipezk, Nowosibirsk, Kemerowo, Twer, Chabarowsk, Sewerobajkalsk, Ulan-Ude, Kasan und aus vielen anderen Orten). Sie ließen Einfallsreichtum, Kreativität und vor allem einen großen Wunsch seitens vieler Jugendlicher in Russland erkennen, sich mit den im Wettbewerb angeschnittenen Themen – sei es Diskriminierung von ausländischen Mitschülern im Schulalltag, Kulturschock bei dem ersten Auslandsaufenthalt oder Auswirkungen des ewigen Generationenstreites auf sein eigenes Leben – auseinanderzusetzen und sie somit ins Bewusstsein zu holen. Denn fremd und anders können nicht nur Menschen einer anderen Nationalität oder mit einer anderen Hautfarbe sein, sondern auch diejenigen, die einer anderen sozialen Schicht oder Religionsgemeinschaft angehören, einen anderen Beruf ausüben oder gar einfach in einem anderen Alter sind.

Das Ziel des Wettbewerbs bestand vor allem in der Förderung von Offenheit und Toleranz gegenüber anderen und Fremden im Alltag der Jugendlichen und von Sensibilisierung für Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Vertretern unterschiedlicher Kulturen, sozialer Schichten, Subkulturen.

Er sollte aber auch dazu anregen, im Deutschunterricht kreative Unterrichtsmethoden einzusetzen und innovative Lernformen anzuwenden, die soziale Kompetenz von Deutschlernern entwickeln und persönliche Motivation für das Deutschlernen in den Vordergrund stellen. So war es auch im Wettbewerb vorgesehen, dass die Wahl des Genres und die eigentliche Geschichte dem Autorenteam überlassen wurden, dessen Zusammensetzung übrigens auch Voraussetzung für die Anmeldung beim Wettbewerb war.

Damit die Reflexion der jeweiligen Problemsituation des Textes fortgesetzt werden könnte, Deutsch in der realen Kommunikation mit Muttersprachlern gesprochen wird und dabei ein echter interkultureller Austausch stattfindet – und das alles mit Spaß –, waren als Hauptpreis 5-tägige Theaterworkshops mit der deutschen Literaturexpertin Odette Bereska vom europäischen Theaternetzwerk «Magec.Net» und der deutschen Theaterpädagogin aus Frankfurt Verena Gerlach angeboten. Wie sind denn die dramaturgischen Grundfragen, was ist ein dramatischer Stückaufbau, wie ist die Konfliktsetzung, Zuspitzung, Auflösung? Was macht einen Text dramatisch, wie entsteht Theater? Was ist «Spielmaterial»? Welche Schauspielmethoden gibt es denn und welche könnten gerade für die Aufführung dieses Textes erlernt werden? All das sind Fragen, die in den für Ende März – Anfang April geplanten Workshops behandelt werden sollen, um die preisgekrönten Teams auf eine öffentliche Vorführung des eigens verfassten Theaterstücks vorzubereiten.

Der Hauptpreis wurde in zwei Kategorien vergeben: Schüler und Studenten. Den ersten Platz hat ein Studententeam von der Staatlichen Universität Kasan (Tatjana Onegina, Jewgenija Seliwanowa, Alexandra Levitan, Irina Tschkanowa, Marina Litwinenko, Rimma Atlassowa, Juri Utkin) und eine  Klasse der allgemeinbildenden Schule Nr. 2 aus Malyje Derbety, Kalmückien (Sajana Nidejewa, Natalja Nurnajewa, Bair Muchlajew, Anna Popowa, Tatjana Jachina) belegt. Die Deutschlehrerinnen Dr. Elena Schewtschenko (Kasan) und Bulgun Muchljaewa (Malyje Derbety) erhalten als Preis Materialien zum interkulturellen Lernen sowie ein Buchpaket mit DVD zum Thema «Theater in der Schule».

Ekaterina Antschiforowa