Bildung und Erziehung
Was Sie schon immer über Lehrer wissen wollten
Sind sie frustriert oder engagiert, überbezahlte Halbtagsjobber oder ausgebeutete Manager? Bernd Dicks vom Internetportal «spickmich.de» hat Zahlen und Fakten über Lehrer zusammengetragen.
85 432 Lehrer entscheiden an Deutschlands Schulen über Schülerkarrieren und Bildungswege. Zeit für eine «Lehrer-Gebrauchsanweisung» fand Bernd Dicks, Mitbegründer des Internetportals «spickmich.de», in dem Schüler ihre Lehrer öffentlich bewerten. Sein Büchlein liefert neben typischen Unterhaltungselementen für Schüler wie Lehrersprüche oder Tipps zum Spicken1 auch Zahlen über den Berufsstand. Hier eine kurze Zusammenfassung.
Jung, männlich, Single? Im Gegenteil
65 Prozent aller Lehrer sind weiblich (wobei die Quote in der Grundschule höher ist als an weiterführenden Schulen), 67 Prozent verheiratet. «Der» Lehrer ist im Durchschnitt 48,1 Jahre alt. 51 Prozent der Hauptschul-, Realschul- und Gymnasiallehrer sind fünfzig oder älter. Im Saarland und in Bremen liegt die Quote der über Fünfzigjährigen sogar bei fast 60 Prozent. Doch das wird sich künftig ändern, denn in den kommenden 10 Jahren gehen 45 Prozent der amtierenden2 Lehrer in den Ruhestand (durchschnittliches Rentenalter im Jahr 2005: 62 Jahre).
Lauer3 Halbtagsjob?
Der Nachwuchs steht schon in den Startlöchern: 30 Prozent aller Schüler zwischen 8 und 17 würden gerne Lehrer werden. Meist mit der Begründung, dass man lange Ferien hat und schnell befördert werden kann. Wie sieht es tatsächlich mit den Arbeitsbedingungen der Lehrer aus?
Ein Lehrer hat im Durchschnitt 17,2 Schüler vor sich sitzen, denen er wöchentlich 23,79 Unterrichtsstunden erteilt. Dazu kommen 1 000 Arbeitsstunden pro Jahr für Korrekturen. Nach Selbsteinschätzung der Pädagogen liegt das wöchentliche Arbeitspensum bei 45 bis 50 Stunden.
Dafür zahlt der Staat den Lehrern Beamtengehälter ab 2 379 Euro brutto (stark gestaffelt4 nach Schularten: Grundschullehrer verdienen wesentlich weniger als Gymnasiallehrer).
Gelobt sei, was kaputt macht?
95 Prozent aller Lehrer sagen, sie mögen ihren Job. Doch gleichzeitig fühlen sich 53 Prozent der jüngeren und 63 Prozent der älteren Pädagogen ausgebrannt. 75 Prozent sind der Meinung, Politik und Verwaltung sollten ihre Arbeit besser unterstützen. Etwa 13 500 Unterrichtsstunden pro Schultag fallen deutschlandweit aufgrund von Krankheit und Unterbesetzung aus.
In Deutschland bringen 82 Prozent der Bevölkerung den Lehrern ihr Vertrauen entgegen. Allerdings gibt es Kritik an den schulischen Anforderungen: 62 Prozent der Deutschen sind der Meinung, Deutschlands Lehrer unterrichten zu lasch. Und jeder Zweite meint, die Schüler würden in der Schule zu wenig gefordert.
Andrea Hennis
1spi|cken <sw. V.; hat>: (Schülerspr. landsch.) a) (von Schülern) während einer Klassenarbeit heimlich Notizen (auf einem Zettel o. Ä.) benutzen; b) von einem anderen Schüler heimlich abschreiben: bei/von seinem Nachbarn s.; jmdn. bei der Klassenarbeit s. lassen; <subst.:> er ist beim S. erwischt worden.
2am|tie|ren <sw. V.; hat>: a) ein Amt innehaben, ausüben; im Amt sein: der Minister amtiert seit Gründung der Republik; der [derzeit] amtierende Bürgermeister;
Ü der amtierende (derzeitige) Weltmeister; b) eine Aufgabe übernehmen, als jmd. fungieren: in einem Streit als Schiedsrichter a.
3lau <Adj.>: 1. a) (von Flüssigkeiten) weder warm noch kalt, mäßig warm: im -en Wasser der Wanne liegen; die Suppe, der Kaffee ist nur l.; Ü das Geschäft, die Nachfrage ist l. (mäßig); b) (von der Luft, Witterung) [angenehm] mild: -e Luft; ein -er Sommerabend; die Nacht war l. 2. in nicht einschätzbarer Weise unsicher, unentschlossen, halbherzig: ein -er Kerl; eine -e Einstellung zu etw. haben.
4staf|feln <sw. V.; hat>: a) nach bestimmten Rängen, Stufungen einteilen: Preise, Steuern, Gebühren s.; nach Dienstjahren gestaffelte Gehälter; b) <s. + sich> nach bestimmten Rängen, Stufungen gegliedert, eingeteilt sein: die Telefongebühren staffeln sich nach der Entfernung.
Der Text ist entnommen aus: http://www.focus.de/schule/schule/schule_aid_264284.html