Sprachliches
Hätten Sie’s gewusst?
Zeugma
Wenn man das gleiche Wort oder die gleiche Wortgruppe in verschiedener Bedeutung auf zwei Satzteile bezieht, spricht man von der rhetorischen Figur des Zeugmas (von altgriechisch zeugnymi = «unter ein Joch spannen, zusammenspannen, verbinden»).
Meist ist es das Verb, das sich auf zwei (oder mehr) verschiedene Subjekte oder Objekte bezieht. Dabei passt es entweder nur zu einem: Der Galan erschießt den Narren und das Gelächter. Oder das Verb selbst verändert mit dem Bezug auch seine Bedeutung: Es tagt schon und der Familienrat immer noch. Ich heiße Heinz Erhardt und Sie herzlich willkommen. Oder die zweite Fügung erhält insgesamt eine andere (eventuell übertragene) Bedeutung: Nimm dir Zeit und nicht das Leben!
In der Regel wird das Zeugma bewusst eingesetzt und steht in Diensten des Wortwitzes.
Nicht zu empfehlende Ellipsen
Was bewusst eingesetzt ein effektvolles Stilmittel ist, kann, wenn es einem «unterläuft», einfach nur falsch sein. Normalerweise ist es eben nicht möglich, Satzteile wegzulassen, wenn im zweiten Teilsatz die Konstruktion gewechselt wird. Etwa: Wir danken für die Spenden und allen Helfern. Dieser Wechsel zwischen «für etwas danken» und «jemandem danken» wird kaum als bewusst eingesetztes Zeugma durchgehen können.
Auch bei Auslassungen (Ellipsen) anderer Art sollte man Vorsicht walten lassen. So kann ein Artikel, Pronomen oder Adjektiv zu zwei oder mehreren Substantiven, die sich im Numerus bzw. (sichtbar) im Genus unterscheiden, nicht weggelassen werden. Es heißt also: in einem gelben Trikot und einer schwarzen Hose und nicht: in einem gelben Trikot und schwarzen Hose.
Auch die Auslassung des Genitivattributs Enduro in die Wartung und das Fahrverhalten der Enduro ist nicht korrekt. Denn bei Wartung der Enduro steht der Genitiv für das Objekt des zugrunde liegenden Verbs: Jemand wartet die Enduro. Dagegen wird bei Fahrverhalten der Enduro eine Zugehörigkeit ausgedrückt: Die Enduro hat ein bestimmtes Fahrverhalten. Es heißt also richtig: die Wartung der Enduro und das Fahrverhalten der Enduro oder besser: die Wartung der Enduro und ihr Fahrverhalten.
Sind Substantive oder Pronomen durch mehrteilige Konjunktionen verbunden, wird im Allgemeinen die Präposition beim zweiten Glied nicht weggelassen: sowohl für uns wie auch für das gesamte Team, weder mit Geld noch mit guten Worten.
Wird innerhalb eines Satzes die gleiche Präposition mit unterschiedlichen Fällen konstruiert, verzichtet man besser auf eine Ellipse. Also nicht: die Verwahrlosung und ungebremste Zuwanderung in die Metropolen, sondern: die Verwahrlosung in den Metropolen und die ungebremste Zuwanderung in diese/dorthin.
Ein zu beim Infinitiv kann nicht weggelassen werden. Daher nicht: Wir sind durchaus in der Lage, diese Mengen zu produzieren und liefern, sondern nur: Wir sind durchaus in der Lage, diese Mengen zu produzieren und zu liefern.
Deklination von niemand
Der Akkusativ und Dativ von niemand kann sowohl eine Flexionsendung haben als auch endungslos sein: Sie hat niemand[en] gesehen und mit niemand[em] gesprochen. Im Akkusativ wird die endungslose Form oft sogar bevorzugt: Ich kenne niemand (seltener: niemanden), der so etwas kann. Der Genitiv lautet niemandes oder niemands: Er hat niemandes/niemands Auto beschädigt.
In der Verbindung von niemand mit anders oder mit einem substantivierten Adjektiv wird heute die endungslose Form bevorzugt: Er wollte niemand anders um sich haben oder: Er wollte niemand anderen um sich haben; seltener: Er wollte niemanden anders um sich haben. Entsprechend mit einem substantivierten Adjektiv: Sie schenkte niemand Fremdes ihr Vertrauen oder Sie schenkte niemand Fremdem ihr Vertrauen; seltener: Sie schenkte niemandem Fremdes ihr Vertrauen.
niemand
keine einzige Person, kein Einziger, keine Einzige, keine [Menschen]seele, keiner, keine, kein Mensch
(gehoben): keine Macht der Erde/Welt, nicht einer, nicht eine, nicht ein Einziger, nicht eine Einzige
(umgangssprachlich): kein Aas
(salopp): kein Schwanz, kein Schwein, kein Teufel
(derb): keine Sau
(veraltend): keine lebendige Seele.
Das geht auf keine Kuhhaut
Diese saloppe Wendung geht auf die mittelalterliche Vorstellung zurück, dass der Teufel einem Sterbenden dessen Sündenregister auf einem aus Kuhhaut gefertigten Pergament vorhält. Es zeugt von besonders großer Sündhaftigkeit, wenn die Übeltaten noch nicht einmal auf einer großen Kuhhaut Platz finden. In der Regel wurden nämlich nur die Häute von Kälbern und Schafen für die Herstellung von Pergament verwendet. Wenn also etwas auf keine Kuhhaut geht, dann übersteigt es jedes Maß, ist unerhört oder unerträglich: Seine Gemeinheiten gehen auf keine Kuhhaut.
Der Text ist entnommen aus: http://www.duden.de/deutsche_sprache/newsletter/archiv.php?jahr=2007