Aus aller Welt
Schön aussehen für Jesus
Lippenbalsam, Lotion, Handcreme: Nach Protesten katholischer Christen muss eine Modefirma in Singapur die amerikanische Pflegeserie «Schön aussehen für Jesus» aus ihren Filialen nehmen.
Singapur – Auf einer Packung ist ein in Weiß gewandeter Jesus zu sehen. Im Arm hält er eine stark geschminkte Blondine, die verträumt zum Himmel blickt.
Diese Werbung für eine Kosmetik-Serie ging einigen katholischen Christen in Singapur dann doch etwas zu weit. Nach Beschwerden muss die Modefirma Topshop die Pflegeprodukte der Linie «Schön aussehen für Jesus» nun aus den Regalen nehmen, wie die Zeitung «The Straits Times» berichtet. Zur Produktlinie gehörten ein Lippenbalsam, Duftnote Vanille, und eine Hand- und Körpercreme unter dem Label «Komme Christus nahe».
«Diese Produkte machen Jesus Christus und das Christentum lächerlich», schreibt «The Strait Times». Ein Sprecher der Wing Tai Company, die in Singapur die Topshop-Filialen betreibt, entschuldigte sich indes bei den Kunden. Man wolle niemanden verschrecken.
Laut BBC sei jedoch unklar, ob noch weitere Geschäfte in Singapur die Jesus-Kosmetik der US-Firma Blue Q im Angebot haben.
15 Prozent der Bewohner in Singapur sind Christen, 50 Prozent sind Buddhisten.
Didaktisierungsvorschlag
1. Einführende Aufgaben
1.1. Auch Falten fangen mal klein an. Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein? Zu welchem Thema gehört Ihrer Meinung nach das Bild: a) Kindererziehung; b) Hundehaltung; c) Kosmetik?
1.2. Lesen Sie bitte den folgenden Text!
[...] Margarita Nikolajewna saß vor dem Spiegel, sie trug nur einen Bademantel auf dem nackten Körper und schwarze Wildlederschuhe. Die goldene Armbanduhr lag vor ihr neben dem Golddöschen von Asasello, und Margarita ließ kein Auge vom Zifferblatt. Zeitweilig hatte sie das Gefühl, dass die Uhr kaputt sei und die Zeiger stillstünden. Aber sie bewegten sich, wenn auch sehr langsam und scheinbar klebend, und endlich erreichte der große Zeiger die neunundzwanzigste Minute der zehnten Stunde. Margaritas Herz tat einen harten Schlag, so dass sie nicht sofort nach dem Döschen greifen konnte. Sie bezwang sich jedoch, öffnete es und erblickte eine fettige, gelbliche Creme, die nach Sumpfschlamm zu riechen schien. Mit der Fingerspitze strich sie sich etwas davon auf die Hand, wodurch der Geruch nach Wald und Sumpfpflanzen noch stärker wurde, dann verrieb sie sie auf Stirn und Wangen.
Die Creme trug sich leicht auf und schien sofort einzuziehen. Nach einigen Reibungen blickte Margarita in den Spiegel und ließ die Dose auf das Uhrglas fallen, das sich mit Rissen überzog. Sie schloss die Augen, blickte nochmals in den Spiegel und brach in stürmisches Gelächter aus.
Die mit der Pinzette schmal gezupften Augenbrauen hatten sich verdichtet und lagen als gleichmäßige Bögen über den grün gewordenen Augen. Die dünne senkrechte Kerbe über der Nasenwurzel, entstanden im Oktober, als der Meister verscholl, war spurlos verschwunden. Verschwunden waren auch die gelblichen Schatten an den Schläfen und die beiden kaum wahrnehmbaren Faltennetze an den äußeren Augenwinkeln. Die Wangenhaut war von gleichmäßigem Rosa, die Stirn weiß und klar, und die Friseurlocken hatten sich geglättet.
Der dreißigjährigen Margarita blickte aus dem Spiegel eine Frau von etwa zwanzig mit naturgewelltem schwarzem Haar entgegen, die unablässig lachte und die Zähne zeigte.
Nachdem Margarita sich satt gelacht hatte, schlüpfte sie mit einem Ruck aus dem Bademantel, schöpfte reichlich von der leichten Fettcreme und verrieb sie mit kräftigen Bewegungen auf dem Körper. Im Nu beruhigte sich, als hätte man ihr eine Nadel aus dem Gehirn gezogen, ihre Schläfe, die den ganzen Tag seit dem Treffen im Alexandergarten geschmerzt hatte, die Arm- und Beinmuskeln kräftigten sich, dann wurde ihr Körper gewichtslos.
Sie sprang in die Höhe und schwebte über dem Teppich, dann sank sie langsam wieder herab. «Eine tolle Creme! Eine tolle Creme!» schrie sie und warf sich in den Sessel.
Die Einreibung hatte sie nicht nur äußerlich verändert. In jeder Faser ihres Körpers brodelte die Freude gleich prickelnden Bläschen. Margarita fühlte sich frei, frei von allem. Außerdem begriff sie mit aller Klarheit, dass genau das eingetreten war, was das Vorgefühl ihr am Morgen geweissagt hatte, und dass sie die Villa und ihr bisheriges Leben für immer aufgeben würde [...] (Aus dem Roman Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow)
Anmerkung:
Ker|be, die; -, -n [mhd. kerbe, zu kerben]: schmale, nach innen (unten) spitz zulaufende Vertiefung: eine K. im Holz; mit dem Messer eine K. in einen Stock schneiden.
bro|deln <sw.V.; hat> [spätmhd. brodelen, zu mhd., ahd. brod = Brühe, verw. mit brauen, Brot]: Blasen werfend, dampfend aufwallen: das Wasser brodelt [im Topf]; brodelnde Lava; Ü es brodelt in, unter der Bevölkerung (es gärt, Unruhe breitet sich aus).
pri|ckeln <sw. V.; hat> [aus dem Niederd. < mniederd. prickeln, zu: pricken= stechen od. zu: pricke, Pricke]: 1. a) wie von vielen, feinen, leichten Stichen verursacht kitzeln, jucken; b) ein leicht kitzelndes Gefühl, ein Gefühl des Prickelns (1a) verursachen, hinterlassen. 2. kleine, aufsteigende Bläschen bilden; perlen. 3. ein erregendes Gefühl verursachen, auf [leicht beunruhigende o. ä. Weise] reizen: die Party fand ich nicht so prickelnd (ugs.; nicht so toll).
1.3. Beantworten Sie bitte die Fragen:
a) Welche Kosmetik verwendete Margarita?
b) Von wem hatte sie das Golddöschen mit der Creme bekommen?
c) Welche Eigenschaften hatte die Creme?
d) Wie hat sich Margarita nach der Einreibung verändert? Waren es nur äußerliche Veränderungen?
1.4. Welche Kosmetik verwenden Sie gewöhnlich? Wozu?
1.5. Biblische Kosmetik. Welche Assoziationen ruft bei Ihnen diese Wendung hervor?
1.6. Der Artikel heißt «Schön aussehen für Jesus». Wovon mag Ihrer Meinung nach im Artikel die Rede sein?
2. Wortschatz
ver|schre|cken <sw. V.; hat> [mhd. verschrecken]: durch etw. verstören, erschrecken: Zuhörer v.; einen verschreckten Eindruck machen; Ü die Börse reagierte verschreckt.
be|trei|ben <st.V.; hat>: 1. sich bemühen, darauf hinarbeiten, etw. aus-, durchzuführen; vorantreiben: einen Prozess, den Umbau b.; den Abschluss einer Arbeit energisch b.; *auf jmds. Betreiben [hin] (auf jmds. Einflussnahme hin): auf Betreiben der Anwältin wurde er gegen [Zahlung einer] Kaution freigelassen. 2. [beruflich] ausüben: einen schwungvollen Handel, ein Gewerbe b.; den Sport als Beruf b.; Politik b.; Ü Ursachenforschung b. 3. führen, unterhalten: ein Lebensmittelgeschäft, ein Lokal b. 4. (Technik) antreiben: einen Bohrer elektrisch, ein Kraftwerk mit Dampf b.; ein atomar betriebenes Schiff. 5. (schweiz. Rechtsspr.) zur Zahlung geschuldeten Geldes veranlassen: einen Schuldner b.; er wurde für über tausend Franken betrieben.
3. Arbeit am Wortschatz
3.1. Schreiben Sie bitte den Wortschatz, der zum Sachbereich «Kosmetik»gehört,aus dem Text heraus.
3.2. Bestimmen Sie bitte das Geschlecht der folgenden Substantive. Gruppieren Sie die Substantive.
Angebot • Balsam • Blondine • Christentum • Creme • Filiale • Firma • Kosmetik • Kunde • Label • Lotion • Produkt • Regal • Serie • Vanille |
Feminina |
Maskulina |
Neutra |
3.3. Schreiben Sie bitte die Vokabeln aus dem Text dazu:
a) Salbe zur Pflege der Haut – ...
b) flüssiges Kosmetikum in Form einer [milchigen] Lösung oder einer Emulsion zur Reinigung und Pflege der Haut – ...
c) dickflüssiges Gemisch aus Harzen und ätherischen Ölen, besonders in der Parfümerie und [als Linderungsmittel] in der Medizin verwendet – ...
d) (von Parfüms, duftenden Substanzen) Duft von besonderer Prägung, Eigenart – ...
e) als zusammengehörig angesehene Produkte eines Sortiments – ...
3.4. Was ist auf dem Bild dargestellt? Welche Eigenschaften mag diese Creme haben?
3.5. Welche Substantive (Aufgabe 3.3) können in einer übertragenen Bedeutung gebraucht werden? Setzen Sie bitte passende Substantive ein:
a) Ein Gourmet sagte mir: was die ... der Gesellschaft anlange, so sei ihm der Abschaum der Menschheit lieber. (Karl Kraus, Quelle: «Pro domo et mundo», 1912)
b) Mit Kindern zusammen zu sein ist ... für die Seele. (Fjodor Dostojewskij)
c) Weinen ist süßer ...(Heinrich Heine)
d) Arbeit ist ... für das Blut. (Carl Hilty, Quelle: «Bausteine», 1910)
e) Tränen sind des Leidens ... (Sprichwort)
f) Studium ist ... gegen Leidenschaft. (Talmud, «Lehre», Sammlung der Gesetze und religiösen Überlieferungen des Judentums nach der Babylonischen Gefangenschaft)
g) Heiterkeit – ... für alle Wunden. (Alfred Selacher)
h) Ein gutes Essen ist ... für die Seele. (Aus Tadschikistan)
i) Seiner prächtigen Villa nach gehört er zur ... de la ... der Gesellschaft.
3.6. Bilden Sie bitte möglichst viele Zusammensetzungen:
-BALSAM, -CREME, -FIRMA, -LOTION, -PRODUKT, -SERIE, FUSS-, GESICHTS-, HAND-, KÖRPER-, -KOSMETIK-, MODE-, LIPPEN-, -PFLEGE-.
3.7. Lesen Sie bitte die folgenden Aussagen! Welche Synonyme für Kosmetik kommen vor? Nehmen Sie bitte Stellung zu den Äußerungen:
a) Kosmetik, Gesichtsmalerei. (Manfred Hinrich)
b) Lebensfreude ist die beste Kosmetik. (Unbekannt)
c) Wo die Natur aufhört, fängt die Kosmetik an. (Unbekannt)
d) Begehrte Helferin in der Körpersprache ist die Kosmetik. (Manfred Hinrich)
e) Kosmetik ist die Lehre vom Kosmos des Weibes. (Karl Kraus)
f) Kosmetik ist die Kunst, aus der Not eine Jugend zu machen. (Gerhard Uhlenbruck, Quelle: «Ein gebildeter Kranker»)
g) Ob unsere Damen denn gar nicht wissen, wie sie sich entstellen, wie häßlich sie sich machen – durch Schönheitsmittel!? (Johannes Friedrich Freiherr von Cottendorf Cotta, Quelle: «Mit mir allein», Allerlei Wahrheiten a posteriori und a priori, 1912)
h) Nachts zeigt die Frau ihr wahres Gesicht. Tagsüber trägt sie es unter dem Make-up. (Bruno Ziegler, Quelle: «Sprachpantomime»)
i) Make-up ist die Malerei an sich. (Klaus Klages, Quelle: «Das Schlimmste für den Humor ist der Ernstfall»)
j) Mangelhaftes Make-up: Das Gesicht schimmert durch. (Gerd W. Heyse, Quelle: «Die dritte Seite der Medaille»)
k) Auch ein Wahn von Schönheit, der Kosmetick! (Martin Gerhard Reisenberg)
l) Frauen benutzen Make-up, weil die Augen der Männer besser entwickelt sind als ihr Gehirn. (Unbekannt)
m) Kosmetika – feuchte Streicheleinheiten zu Phantasiepreisen… (Elmar Kupke, Quelle: «Amorismen 1»)
n) Ein Drittel der menschlichen Schönheit ist Natur, zwei Drittel sind Aufmachung. (Fernöstliche Weisheit)
3.8. Was macht das Mädchen? Welcher Spruch passt Ihrer Meinung nach zum Bild? Wählen Sie.
a) Es genügt, sich das Gesicht zu schminken, bei der Brust ist das überflüssig. (Michel de Montaigne, Quelle: «Die Essais»)
b) Sich abschminken heißt, das Alter auf den neuesten Stand zu bringen. (Unbekannt)
c) Schminken bedeutet, aus der Not eine Tugend machen. (Gerald Drews)
d) Schminken ist eine Tätigkeit, deren Zeitbedarf proportional zum Alter ansteigt. (Unbekannt)
e) Lieber gut geschminkt als vom Leben gezeichnet! (Volksmund)
Erzählen Sie bitte eine kurze Bildgeschichte.
3.9. Lesen Sie bitte den Witz! Geben Sie den Inhalt wieder.
Frau Müller stellt sich am Morgen auf die Waage und ruft begeistert ihren Mann: «Liebling, ich habe zwei Kilo abgenommen.»
Dieser meint gelangweilt: «Kein Wunder, du hast dich ja auch noch nicht geschminkt.»
3.10. Fügen Sie die passenden Verben aus dem Kasten hinzu:
a) die Filialen ...
b) die Kunden ...
c) etw. im Angebot ...
d) etw. aus den Filialen / Regalen ...
bedienen • beliefern • betreiben • eröffnen • haben • nehmen • schließen • verschrecken • werben |
Bringen Sie Satzbeispiele.
4. Arbeit am Text
4.1. Hatten Sie recht mit Ihren Annahmen (Aufgabe 1.6)?
4.2. Geben Sie bitte den Textinhalt mit einem Satz wieder.
4.3. Schreiben Sie bitte Texterläuterungen:
a) Topshop – ...
b) Wing Tai Company – ...
c) Blue Q – ...
d) «Schön aussehen für Christus» – ...
e) «Komme Christus nahe» – ...
f) «The Straits Times» – ...
g) BBC – ...
4.4. Deuten Sie bitte die folgenden Textstellen.
a) Diese Werbung für eine Kosmetik-Serie ging einigen katholischen Christen in Singapur dann doch etwas zu weit.
b) «Diese Produkte machen Jesus Christus und das Christentum lächerlich», schreibt «The Strait Times».
c) Man wolle niemanden verschrecken.
4.5. Stimmt das?
a) Eine Modefirma in Singapur verkauft die amerikanische Kosmetik-Serie «Schön aussehen für Christus».
b) Die Mehrheit der Bewohner in Singapur sind Christen.
c) Nach Beschwerden einiger Buddhisten muss die Modefirma Topshop die Jesus-Kosmetik aus den Regalen nehmen.
d) Ein Sprecher der Wing Tai Company entschuldigte sich bei den Kunden.
e) Laut BBC ist es jedoch unkar, ob die Modefirma nun ihre Kosmetik unter dem Label «Schön aussehen für Buddha» anbieten wird.
4.6. Betrachten Sie bitte die Bilder. Welche Produkte wurden im Text erwähnt? Beschreiben Sie diese Produkte! Welche Jesus-Waren werden noch angeboten?
4.7. Antworten Sie bitte auf die Fragen:
a) Warum haben sich katholische Kunden in Singapur über die Pflegeserie «Gut aussehen für Christus» beschwert?
b) Wie reagierte die Firma auf die Proteste?
4.8. Bekennen Sie Farbe! Welcher Meinung würden Sie sich anschließen? Begründen Sie Ihre Wahl.
a) Jesus-Produkte verletzen die religiösen Gefühle. Ich kann sie nur als Blasphemie bezeichnen. Sie sind ein absoluter Kitsch!
b) Ich finde es nicht schlecht, dass man einen Heiligenkult auf andere Art und Weise aufleben lässt. Ich finde Jesus-Produkte originell und modern.
Anmerkung:
blas|phe|misch <Adj.> (bildungsspr.): eine Blasphemie enthaltend; Heiliges, Göttliches verlästernd, verhöhnend: -e Äußerungen.
Blas|phe|mie, die; -, -n [lat. blasphemia < griech. blasphemia = Schmähung, zu: blasphemein = schmähen] (bildungsspr.): verletzende, höhnende o. ä. Äußerung über etw. Heiliges, Göttliches.
5. Weiterführende Aufgabe
5.1. Lesen Sie bitte den folgenden Artikel und referieren Sie ihn.
HIMMLISCHE GESCHENKE
Maria erscheint auf Toastbrot und Slips
Ob Yoga oder Pilgern – Spiritualität liegt im Trend. Sogar die biblische Bilderwelt ist plötzlich hip: Mini-Altare gibt es als faltbare Pocket-Version, die Jungfrau Maria schützt in Form eines USB-Sticks wichtige Daten und Dessous werden mit Heiligenbildern geschmückt. Das gefällt natürlich nicht jedem.
Zu keiner anderen Zeit im Jahr sind die Kirchen voller als an den Weihnachtsfeiertagen. Plötzlich sind die vorderen Reihen so beliebt wie bei einem Rockkonzert. Die Weihnachtszeit weckt eben nicht nur die Lust auf Glühwein, Plätzchen und Sonntags-Power-Shopping im Einkaufszentrum, sondern auch eine Sehnsucht nach weihnachtlichen Liedern, Krippenspiel, Gemeinschaft und Besinnlichkeit. Selbst so mancher agnostische Großstadtmensch zieht am Heiligabend die Mitternachtsmesse einem Clubbesuch vor.
Zu dem religiösen Lebensgefühl gibt es inzwischen eine riesige Produktpalette. So hat zum Beispiel der o.k.-Versand, der originelle Artikel aus aller Welt vertreibt, religiöse Accessoires aus Mexiko im Angebot: In Acryl gegossene Heiligenbildchen als Schlüsselanhänger, mit bunten Marienbildern geschmückte Kerzen und aufschraubbare Plastik-Knäufe für den PKW-Schalthebel mit Glühlämpchen, in denen Schutzheilige zu sehen sind. Diese Produkte sind in Ländern wie Mexiko weit verbreitet, erscheinen hierzulande aber exotisch – und sind auch in nichtkatholischen Bundesländern populäre Geschenkideen.
Maria aus Acryl
Solche Original-Devotionalien standen Pate für modernere, schrille Designprodukte wie den Maria USB-Stick mit rotem LED-Herz, eine Marienfigur aus transparentem Acryl, die auf einem Sockel und in einem Schrein stehend geliefert wird. In den Heiligenschein dieser Maria hat der spanische Designer Luis Eslava die Bitte «Oh Maria keep my data safe» graviert. Ein ideales Computer-Accessoire also für all diejenigen, die nicht an die Unfehlbarkeit der modernen Technik glauben – und den Schutz wichtiger Daten lieber der Mutter Gottes anvertrauen.
Noch kurioser als der USB-Stick ist der Brotstempel «Holy Toast», der auf eine Weißbrotscheibe gedrückt wird und dann während des Toastens das Antlitz einer Marienfigur erscheinen lässt. Eine ganz weltliche Marienerscheinung also, die sich sogar den Ungläubigen beim Frühstück offenbart.
So weltlich, dass streng gläubige Kirchenmitglieder solche Lifestyle-Produkte nicht unbedingt schön finden. Es gab massive Proteste, als die beliebte Modemarke Vive Maria ihre erste, mit Bildern von Maria und Jesus bedruckte Kollektion von BHs, Hemden und Höschen präsentierte. Eine Klage gegen das Unternehmen wurde letztlich jedoch abgewiesen, und der Medienrummel hat dem Image der Marke ganz und gar nicht geschadet. «Wir wollten zu keiner Zeit religiöse Gefühle verletzen», sagt Frank Schilling, Geschäftsführer des Unternehmens Nastrovje Potsdam, zu dem die Marke Vive Maria gehört. «Wir wollten einen Heiligenkult auf andere Art und Weise aufleben lassen, die die Thematik auf eine modernere Weise widerspiegelt.»
Die neuen Lifestyle-Christen
Selbst wenn viele Käufer die Heiligenbildchen auf Geschenkartikeln (sicher) in erster Linie originell, schön kitschig oder einfach nur schön finden, demonstriert dieser Produkttrend auch eine zunehmende Sehnsucht nach Spiritualität. So steht Hape Kerkelings Sinnsuche auf dem Jakobsweg seit Monaten an der Spitze der Spiegel-Bestsellerliste. Außerdem berichtet das Berliner Stadtmagazin «Tip» in diesem Monat von vollen Kirchen in der Hauptstadt, von den neuen «Lifestyle-Christen» und davon, dass der liebe Gott «ein erstaunliches Comeback» feiert.
Aber auch andere spirituelle Anregungen sind gefragt, wie der Yoga-Boom und die ausverkauften Tourneen des Dalai Lama zeigen. Im Zeitalter der Globalisierung stellen sich viele Menschen ihren eigenen Glauben aus dem internationalen Angebot zusammen. Diese moderne Fusion-Religiosität zeigt sich auch in der Welt der Geschenkartikel: So wird derzeit in besonders modischen Läden ein bunter Pocket-Altar der Firma Light Your Image verkauft. Ihn gibt es in einer Version mit Maria und Jesus bedruckt – aber auch mit Buddha und Ganesha.
Von Stella Hempel
Lösungen
Zu 3.2: Feminina: die Blondine, die Creme, die Filiale, die Firma, die Kosmetik, die Lotion, die Serie, die Vanille; Maskulina: der Balsam, der Kunde; Neutra: das Angebot, das Christentum, das Produkt, das Regal, das Label.
Zu 3.3: a) die Creme; b) die Lotion; c) der Balsam; d) die Duftnote; e) die Produktlinie.
Zu 3.5: a) Creme; b) Balsam; c) Balsam; d) Balsam; e) Balsam; f) Balsam; g) Balsam; h) Balsam.; i) Creme, Creme (Creme de la Creme [französierende Bildung] (bildungsspr., häufig iron.): Gesamtheit der höchsten Vertreter der gesellschaftlichen Oberschicht.
Zu 4.3: a) eine Modefirma in Singapur; b) Firma, die in Singapur die Topshop-Filialen betreibt; c) US-Firma, die die Jesus-Kosmetik anbietet; d) die amerikanische Pflegeserie; e) Label der Hand- und Körpercreme der Produktlinie «Schön aussehen für Christus»; f) eine singapurische Zeitung in englischer Sprache; g) die British Broadcasting Corporation, eine britische Rundfunkanstalt.
Didaktisiert von Natalia Konstantinowa
Der Text ist entnommen aus: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,535133,00.html