Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №11/2008

Sonderthema

Glossar

Aufklärung

Hier: das Zeitalter der Aufklärung im 17./18. Jahrhundert, das von England und Frankreich ausgehend, das gesamte europäische Denken (Philosophie, Staats- und Rechtslehre, Theologie, Gesellschaft, Literatur, Musik, bildende Kunst) von Grund auf verändert hat. Kants Überlegung zum Wesen der Aufklärung, die er als «Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit» verstanden wissen will, kann geradewegs als Grundformel der Aufklärung gesehen werden. Die Hauptvertreter der europäischen Aufklärung waren Hobbes, Locke, Bayle, Voltaire, d’Alembert, Diderot, Montesquieu sowie Rousseau, Holbach, Wolff und Lessing.

Barbier

(Aus dem Französischen: barbier = Bartscherer, Haarschneider) Ein dem Zeitgeschmack des 18. Jahrhunderts mit seinem Faible für alles Französische entsprechendes Synonym für Bader.

Bader

Ursprüngliche Bezeichnung für den Inhaber einer Badestube. Neben dem Haareschneiden nahm er dort auch kleine chirurgische Eingriffe vor, wie den Aderlass. Zu seinen Hauptaufgaben gehörte vor allem das Zähneziehen. Im Bayerischen wird dieser Begriff manchmal noch heute für Friseur verwendet.

«Departement der Geistlichen Affairen»

Ursprünglich verstand man in Preußen ein Departement, also einen Verwaltungsbezirk, rein territorial. Man hatte sich bei der Staatsstruktur nicht nur an Frankreich orientiert, sondern von dort auch die verwaltungsrechtlichen Fachbegriffe (département) übernommen. Dazu gehörte auch die völlig wertneutrale Bezeichnung aller Angelegenheiten des Staates als «Affären». Nach der Verwaltungsreform 1722/23 führte König Friedrich Wilhelm I. das Fachprinzip ein. Der Begriff des Departements veränderte sich inhaltlich. Jetzt verstand man eine Verwaltungseinheit darunter, der ein bestimmtes Sachgebiet zugewiesen war. Ein «Departement der Geistlichen Affairen» entspräche nach unserem heutigen Verständnis daher wohl am ehesten einem Bildungsministerium.

Doktorhut

Dieses meist schwarze Barett, das als Zeichen der Doktorwürde von der Universität verliehen wurde, entstammt dem Mittelalter. Gezwungen von den strengen Regeln der ständischen Ordnung, mussten Hochschullehrer damals ihre Lehrveranstaltungen in Talar und Barett abhalten. Erst mit der Aufklärung wandelte sich das Bild: die Standestracht der Doctores wurde zum Sinnbild eines starren akademischen Apparats und verkam mehr und mehr zur Karikatur. So lautete denn auch eine Behauptung der 68er: «Unter den Talaren steckt der Muff von 1000 Jahren.» Heute werden an einigen deutschen Universitäten wieder Doktorhüte während der Promotionsfeiern überreicht, doch geschieht dies nur, um den feierlichen Moment dieses Akts Genüge zu unterstreichen.

Gynäceum

Abgeleitet vom altgriech. Begriff für Frauengemach. Höhere Schule für Mädchen.

Feldscher

Arzt, der für die Wundversorgung der Soldaten verantwortlich war (Feldarzt, Militärarzt).

Frieselfieber

Krankheitsbild, das auch als «Roter Hund» bekannt ist. Hohes Fieber und entsprechend starkes Schwitzen lassen reiskorngroße, wasserhelle, meist auch gerötete Hautbläschen entstehen, die sogenannten «Frieseln».

Kurpfuscherei

Seit dem 18. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung für eine ärztliche Tätigkeit ohne medizinische Vorbildung und behördliche Genehmigung.

Quedlinburg

An der Kreuzung dreier wichtiger Handelsstraßen nach Leipzig, Magdeburg und Goslar gelegen, entwickelte sich die «Eingangspforte zum Harz» schon bald zu einem politischen Mittelpunkt. Bereits um 1000 zählte das 922 erstmals urkundlich erwähnte Quedlinburg schon zu den bedeutendsten Königs- und Kaiser­pfalzen der Ottonen. Nach dem Tode des ersten deutschen Königs Hein­-
rich I. gründete sein Nachfolger Otto III. im Jahre 936 das berühmte «Quedlinburger Damenstift». Dort genossen die Töchter des deutschen Hochadels eine fundierte Ausbildung. Als Ende des 10. Jahrhunderts dem freiweltlichen Stift Münz- und Zollfreiheit garantiert wurde, kannte der wirtschaftliche Aufstieg Quedlinburgs keine Grenzen. Rege Bautätigkeit setzte ein, die über drei Jahrhunderte unvermindert anhalten sollte. Heute ist hier das größte Fachwerk­ensemble Deutschlands zu finden. Aus diesem Grund wurde die Stadt an der Bode 1995 von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt. Doch die Anwesenheit der Stiftsdamen setzte der Stadt nicht nur architektonisch ihren Stempel auf. Sie prägte auch das intellektuelle Klima der Stadt auf entscheidende Weise.

Universität Halle

Am 12. Juli 1694 erfolgte die Gründung der «Fridericiana» durch den brandenburgischen Kurfürsten Fried­rich III. Binnen weniger Jahre entwickelt sich dort um den Rechtsgelehrten Christian Thomasius und den Philosophen Christian Wolff der Ausgangspunkt der deutschen Aufklärung. Zudem gilt die neue, zu dieser Zeit meistbesuchte Hochschule Deutschlands als Zentrum des Pietismus. 1817 wird infolge der durch die napoleonischen Kriege bedingten Neuordnung der Zusammenschluss mit der 1502 gegründeten und 1813 durch Napoleon geschlossenen Universität Wittenberg durchgeführt. Die Universität führt bis zum November 1933 den Namen «Friderizianische Universität Halle-Wittenberg», den die Nazis in den heute noch gebräuchlichen Namen «Martin Luther Universität Halle-Wittenberg» umändern.

Personen

Bassi, Laura (1711–1778)

Früh schon zeichnete sich die außergewöhnliche Begabung der einzigen Tochter einer Bologneser Juristenfamilie ab. Sieben Jahre lang wurde sie mit Einverständnis ihrer Eltern heimlich von deren Hausarzt, einem Medizinprofessor der örtlichen Universität, in Logik, Physik, Metaphysik und Sprachen unterrichtet. Ihre erste öffentliche Disputation im Frühjahr 1732 endete in einem richtigen Spektakel: Ganz Bologna war auf den Beinen, um Bassi zu bestaunen. Nach zwei weiteren Prüfungen erfolgte ihre Ernennung zur Professorin für Physik an der Universität Bologna noch im gleichen Jahr. Allerdings las Bassi nur auf Geheiß des Magistrats, nutzte aber ihre Position und Zeit dazu, ihre Kenntnisse in Mechanik, Hydraulik und Anatomie zu vervollkommnen. 26-jährig heiratet sie zum Entsetzen ihrer wissenschaftlichen Kollegen den Arzt Giuseppe Verratti. Wegen ihrer Kinder vom herkömmlichen Wissenschaftsbetrieb ausgeschlossen, bereitet sie jetzt überwiegend zu Hause Studenten auf ihre Prüfungen vor. Ausführlich widmet sie sich auch ihrer eigentlichen Berufung, der Experimentalphysik, für die sie selbstbewusst Forschungsgelder von der Universität fordert. Bassi korrespondiert mit vielen berühmten Wissenschaftlern und Literaten ihrer Zeit.

Friedrich II. (1712–1786)

König von Preußen. Schon als Kronprinz hatte sich Friedrich, der angeblich sehr schlecht deutsch sprach, ausschließlich der französischen Kultur verpflichtet gefühlt. Den Zeichen der Zeit entsprechend war er von den Ideen der Aufklärung und ihren Denkern wie Voltaire fasziniert, mit dem er auch in persönlichem Kontakt stand. Unter seinem Einfluss veröffentlichte der 27-Jährige anonym eine aufklärerische Programmatik mit dem Titel Anti­machiavell. Trotz Friedrichs Begeisterung für die humanistischen Ideale der Aufklärung begann er seit seinem Amtsantritt im Jahre 1740, eine kühl kalkulierte, aggressive Expansionspolitik zu verfolgen. Sie ließ Preußen zur Großmacht werden und ebnete letztendlich einem schonungslos ausgeprägten Dualismus Preußen–Österreich den Weg. Innenpolitisch setzte er den von seinem Vater begonnenen Ausbau des absolutistischen Zentralstaats Preußen weiter fort. Daneben richtete der musisch hochbegabte König – er spielte Flöte und komponierte – sein weiteres Hauptaugenmerk auf die Bildungspolitik. Trotz großer Reformbestrebungen («Landschulreglement 1763») war sie auf Grund fehlender flächendeckender Maßnahmen sowie wegen der ungenügenden Ausbildung der Lehrer zum Scheitern verurteilt. Mittels eines straffen merkantilistischen Wirtschaftssystems, einer strengen Steuerpolitik und der Bildung von Monopolen griff «der alte Fritz» auch erheblich in die preußische Wirtschaft ein. Zeit seines Lebens blieb Friedrich ein Zerrissener, verbittert und zerrieben zwischen seinen philosophischen Idealen und der Staatsräson.

Kant, Immanuel (1724–1804)

Der aus einer Pietistenfamilie stammende Ostpreuße prägte wie wohl kein Zweiter die deutsche Philosophie des 19. Jahrhunderts. In seinen wissenschaftlichen Anfängen widmete sich der zeitlebens unverheiratet gebliebene Kant fast ausschließlich naturwissenschaftlichen Studien, bevor er sich der Theologie und Philosophie zuwandte. Über viele Jahrzehnte verdingte er sich seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer und Bibliothekar, bevor er 1770 zum Professor für Logik und Metaphysik der Königsberger Universität ernannt wurde. Erst mit 73 Jahren endete seine Lehrtätigkeit an der Hochschule.

Lange vor seiner Professur hatte Kant schon mit seinen kritischen und um Neuorientierung bemühten philosophischen Schriften für Aufsehen gesorgt. Im Mittelpunkt seiner frühen Überlegungen stand die Überwindung der Ideenwelt der Aufklärung, deren metaphysische, also übersinnliche Elemente er aufs Schärfste verurteilte. Sein Ziel war es, mit seinen Schriften letztendlich eine «kopernikanische Wende» in der Philosophie herbeizuführen.

Kants Analysen und Theorien zu einem Neuentwurf des Denkens und des sittlichen Handelns des Menschen gipfeln in den ersten drei seiner berühmten kritischen Schriften. Mit der Kritik der reinen Vernunft (1781) sollte die Aufklärung endlich durch eine Verbindung von Empirismus und Rationalismus überwunden werden. In der Kritik der praktischen Vernunft (1788) stellt er den «kategorischen Imperativ» auf, der besagt, dass die Freiheit des Einzelnen nur von der Freiheit des Nächsten begrenzt wird. In der 1790 erschienenen Kritik der Urteilskraft setzte Kant sich mit den Grundsätzen des Schönen und Erhabenen in Natur und Kunst ebenso auseinander wie mit dem Prinzip der Zweckmäßigkeit in allem Lebenden.