Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №12/2008

Nachrichten aus Deutschland

Postbotin unterschlägt 29 000 Briefe

15 Jahre lang stahl eine Postbotin aus Gießen die Briefe, die sie hätte zustellen sollen. Niemand hielt die Frau auf. Dabei befanden sich unter den entwendeten Sendungen auch tausende Einschreiben.
Gießen – Die geständige Frau war nach Angaben der Gießener Staatsanwaltschaft offenbar auf Wertsachen und Geldscheine aus, die sie in den Briefsendungen vermutete. Die Höhe des dabei angerichteten Schadens ist unbekannt, wie ein Sprecher der Behörde sagte. Gefunden wurden die Briefe demnach bereits im August 2007 in der Wohnung der Beschuldigten und in ihrem Spind auf der Arbeitsstelle.
Gegen die Frau wird wegen Verletzung des Post- und Briefgeheimnisses ermittelt. Das Diebesgut stammte nach Angaben der Strafverfolger aus dem Zustellbezirk der Postbotin, aber auch aus Bezirken ihrer Kollegen. Allein 21 000 Briefsendungen soll die bei der Post entlassene Frau in den vergangenen fünf Jahren an sich genommen haben. Die vorherigen Taten sind laut Staatsanwaltschaft strafrechtlich verjährt.
Die Deutsche Post will die unterschlagenen Briefsendungen nun nach eigenen Angaben den Adressaten zustellen, versehen mit einem Begleitschreiben. Darin werde sich das Unternehmen «in aller Form» für das Fehlverhalten der Postbotin entschuldigen, sagte der Sprecher der regionalen Post-Pressestelle in Frankfurt am Main Thomas Kutsch. «Die Täterin hat all den ehrlichen Kollegen keinen Gefallen getan.» Seinen Angaben zufolge war die Sicherheitsabteilung des Konzerns der Frau auf die Schliche gekommen.

Didaktisierungsvorschlag

1. Einführende Aufgaben

1.1. Wer ist auf dem Bild dargestellt?

1.2. Lesen Sie bitte das Gedicht.

Das Postmaidlein
Stapft ein Maidlein auf die Lützelalp,
Flink und frei und sauber allenthalb.
Bar der Scheitel, Füß und Waden nackt
Und die Ärmchen mit der Post bepackt.
Senngehöfte lehnten ihrer drei
An der Halde in derselben Reih.
Furchtsam hielt sie an der ersten Tür,
Kramt ein Brieflein ordentlich herfür.
Schritt zum zweiten Gaden alsodann,
Bracht ein sattes Päckchen an den Mann.
Endlich drüben bei dem dritten Haus
Langte sie ein Telegramm heraus.
Hüpfte dann und jauchzt ein dutzendmal,
Lief mit lustgen Sprüngen heim zu Tal.
Gab den Beutel ab im Postkontor,
Schloff zu Bett und legte sich aufs Ohr.

Aber oben in der Alpennacht
Ward bei Licht die ganze Nacht gewacht.
Aus dem hintersten der Weiler drei
Klagte Jammerruf und Wehgeschrei.
In dem mittleren war Mordio im Schwang.
Aus dem ersten becherte Gesang.

Maidlein mit dem Kinderangesicht,
Sag, was hast dort oben angericht’?
Säh man’s auch den nichtigen Händlein an,
Dass dir Fluch und Segen klebt daran?
(Carl Spitteler, (1845–1924), Schweizer Dichter und Romanautor, Nobelpreis für Literatur 1919)

Anmerkung:
Maid, die; -, -en, (veraltet, noch spätt.): Mädchen, junge Frau.
Hal|de, die; -, -n: (geh.) [sanft] abfallende Seite eines Berges od. Hügels, Bergabhang: eine lichte H. a) (Bergbau) künstliche Aufschüttung von Schlacke od. tauben Gesteinsmassen: alte -n begrünen; b) Aufschüttung von [zurzeit] nicht verkäuflichen [Kohle]vorräten: die -n zum Verkauf in revierferne Gebiete verlagern; Ü -n (große Lager) unverkaufter Ware; *auf H. (auf Lager, in Vorrat): eine große Zahl von auf H. befindlichen Wagen.
kra|men <sw.V.; hat>: (ugs.) in einer Ansammlung mehr od. weniger ungeordneter Dinge herumwühlen [u. nach etw. suchen]: auf dem Speicher, in den Akten k.; [im Archiv] nach alten Fotografien k.; Ü in seinen Erinnerungen k.; durch Kramen hervorholen: alte Fotos aus der Schublade k. (landsch.) ein Verhältnis, eine Liebesbeziehung haben: mit jmdm. k. (schweiz.) Kleinhandel treiben; kleinere Geschenke einkaufen.
Ga|den, der; -s, -: (Archit.) Fensterbereich im oberen, über die Dächer der Seitenschiffe hinausragenden Teil des Mittelschiffs einer Basilika. (landsch., sonst veraltet) Haus, das nur einen Raum od. ein Stockwerk hat; Stube, Kammer.
schlie|fen <st. V.; schloff, ist geschloffen> [mhd. slifen, ahd. sliofan; vgl. schlüpfen]: (österr., südd.) schlüpfen: in die Hose s. (Jägerspr.) (von Erdhunden, Frettchen) in einen Bau kriechen: den Erdhund [in den Dachsbau] s. lassen.
Wei|ler, der; -s, -: aus wenigen Gehöften bestehende, keine eigene Gemeinde bildende Ansiedlung: ein kleiner, verlassener W.
be|chern <sw.V.; hat> (ugs. scherzh.): eine größere Menge Alkohol trinken; zechen: gestern haben wir ganz schön gebechert.
Mordio ist ein Hilfeschrei, der aus dem Wort «Mord» abgeleitet ist und in diesem – modern allerdings abgeschwächten – Sinne vermutlich seit dem 19. Jahrhundert verwendet wird.
Schwang, der: nur noch in der Wendung im -e sein (sehr verbreitet, sehr beliebt, in Mode sein).

1.3. Beanworten Sie bitte die Fragen zum Gedicht:
a) Was fällt Ihnen an der Sprache auf?
b) Wo lebt das Postmaidlein?
c) Wie sieht es aus? Was macht es?
d) Wie verstehen Sie die Worte:
Maidlein mit dem Kinderangesicht,
Sag, was hast dort oben angericht’?
Säh man’s auch den nichtigen Händlein an,
Dass dir Fluch und Segen klebt daran?
e) Was hat nun das Mädchen angerichtet?
f) Warum kleben an seinen Händlein Fluch und Segen?

1.4. Der Postbote. Welche Assoziationen ruft bei Ihnen dieses Wort hervor?

1.5. Der Artikel heißt «Postbotin unterschlägt 29 000 Briefe». Wovon mag Ihrer Meinung nach im Artikel die Rede sein?

2. Wortschatz
un|ter|schla|gen <st. V.; hat> [mhd. underslahen, eigtl.= etw. unter etw. stecken]: (bes. Rechtsspr.) Gelder, Werte o. Ä., die jmdm. anvertraut sind, vorsätzlich nicht für den vom rechtmäßigen Eigentümer gewollten Zweck verwenden, sondern für sich behalten, verwenden: Geld, Briefe u. etw. Wichtiges nicht mitteilen; jmdm. etw. Mitteilens-, Erwähnenswertes vorenthalten, verheimlichen: eine wichtige Nachricht, entscheidende Tatsachen u.
Spind, der od. das; -[e]s, -e [aus dem Niederd. < mniederd. spinde = Schrank < mlat. spinda, spenda = Vorrat(sbehälter), zu: spendere, spenden]: einfacher, schmaler Schrank (bes. in Kasernen): die -e in den Umkleideräumen.

 3. Arbeit am Wortschatz

3.1. Schreiben Sie bitte den Wortschatz, der zu den Sachbereichen «Post» und «Rechtswesen» gehört,aus dem Text heraus.

3.2. Bestimmen Sie bitte das Geschlecht der folgenden Substantive. Gruppieren Sie die Substantive nach ihrem Geschlecht.

Adressat • Brief • Diebesgut • Einschreiben • Geheimnis • Konzern • Post • Postbote • Postbotin • Schaden • Sendung • Spind • Tat • Unternehmen • Zustellbezirk

 

Feminina
Maskulina
Neutra

 

 

 

 3.3. Schreiben Sie bitte die Vokabeln aus dem Text dazu:
a) Dienstleistungsunternehmen zur Beförderung von Briefen, Paketen, Geldsendungen u. a. –
b) etw. [als bestimmte Menge von Waren] Gesandtes – ...
c) Postsendung, dessen Ein- und Auslieferung durch die Post dokumentiert wird – ...
d) schriftliche, in einem verschlossenen Umschlag übersandte Mitteilung – ...
e) jmd., an den etw. gerichtet ist, für den etw. bestimmt ist; Empfänger [einer Postsendung] – ...

3.4. Finden Sie die passenden Zusammensetzungen aus dem Text:
a) postalische Sendung in Form von Brief, Drucksache oder Päckchen – ...
b) verwaltungstechnischer Bezirk der Post o. Ä. für die Zustellung von etw. – ...
c) einer Waren-, Werbesendung beigelegter Brief – ...
d) (Rechtsspr.): Recht, das es Dritten, bes. dem Staat und den Postbediensteten, untersagt, vom Inhalt von Postsendungen Kenntnis zu nehmen oder Kenntnisse über jmds. Postverkehr weiterzugeben – ...
e) Grundrecht der Unverletzlichkeit von Briefen und verschlossenen Urkunden – ...

3.5. Stille Post. Kennen Sie das Spiel?
Spielregeln: Beim Spiel ordnen sich die Teilnehmer in einer Reihe oder einem Kreis an. Ein Spieler überlegt sich ein Wort oder einen kurzen Satz zum Thema «Post».
Dieses Wort/Dieser Satz wird nun flüsternd von Mund zu Ohr von einem Teilnehmer zum jeweiligen Nachbarn weitergegeben. Der oder die Letzte in der Reihe spricht laut aus, was als letzte Mitteilung ins Ohr geflüstert wurde.

3.6. Setzen Sie bitte passende Substantive aus den Aufgaben 3.3 und 3.4 ein.
a) Er arbeitet seit vierzig Jahren bei der ...
b) Der ... kann nicht zugestellt werden, weil der ... nicht zu ermitteln ist.
c) Wir mussten die ... zurückschicken, weil es ein Irrläufer war.
d) Ich möchte ein Päckchen als ... schicken.
e) Früher fuhren die Postboten, die sogenannten Postillione mit Kutschen und beförderten damals nicht nur ... und Pakete, sondern auch Reisende. Wenn die Postillione in ihr Posthorn bliesen, mussten alle anderen Kutschen und Fuhrwerke zur Seite fahren. Die Postkutsche hatte immer Vorfahrt.
f) Sein ... ist so groß, dass der Postbote ohne Fahrrad nicht auskommen kann.
g) In ihrem ... haben sich die Postbeamten «in aller Form» für die zu spät zugestellte ... entschuldigt.
h) Gegen die Postbotin wird wegen Verletzung des ... und ... ermittelt.
i) Es stimmt nicht, dass bei der ... Beamte schneller befördert werden, als Pakete. (Kalenderspruch)

3.7. Antworten Sie auf die Scherzfragen:
a) Wie kann man Postbote ohne «O» schreiben?
b) Welche Schrift muss der Postbote lesen können?

3.8. Lesen Sie bitte die folgenden Witze. Erklären Sie die Pointen und geben Sie den Inhalt wieder.
a) «Papa, wenn du mir Geld gibst, erzähle ich dir, was der Postbote immer zu Mammi sagt!» – «Hier sind fünf Euro. Also los!» – «Er sagt: ‹Guten Morgen, Frau Müller, hier ist Ihre Post...›»
b) Die Beamten bei der Post öffnen einen Brief, der an den Weihnachtsmann adressiert ist. Ein Beamter beginnt zu lesen: «Lieber Weihnachtsmann. Ich bin 10 Jahre alt und Vollwaise. Hier im Heim bekommen immer alle Kinder nette Geschenke, nur ich nicht. Ich wünsche mir so sehr einen Füller, eine Mappe und ein Lineal.» Die Beamten sind sehr gerührt und sammeln untereinander. Leider reicht es nur für einen Füller und eine Mappe. Nach 3 Wochen kommt wieder ein Brief von demselben Absender.
Sofort öffnet einer den Brief und beginnt laut zu lesen: «Lieber Weihnachtsmann! Vielen Dank für die schönen Geschenke! Ich habe mich sehr gefreut! Leider hat das Lineal gefehlt, aber das haben bestimmt die Idioten von der Post geklaut!»
c) «Was heißt Post?» – «Personen Ohne Sinnvolle Tätigkeit.»
d) «Was ist der perverseste Beruf der Welt?» – «Postbote. Der rennt von einem Schlitz zum anderen, bis der Sack leer ist!»
e) Ein Kunde fragt den Postbeamten nach einer Briefmarke für 0,55 und erhält auch eine. Er leckt sie an und will sie auf seinen Brief kleben, doch sie bleibt nicht haften. Er versucht es wieder und wieder, aber sie will einfach nicht kleben. Entsetzt spricht er den Beamten daraufhin an, dieser sagt entäuscht: «Ich kann mir das auch nicht erklären, aber die fünf Kunden vor ihnen hatten das gleiche Problem mit dieser Marke!»
f) Die Post und die Telekom haben beschlossen, wieder zusammenzuarbeiten. Der Name des neuen Unternehmens: Kompost!

3.9. Was bedeuten die folgenden Ausdrücke? Ordnen Sie bitte zu:
1. auf etw., jmdn. aus sein
2. jmdm. auf die Schliche kommen / hinter jmds. Schliche kommen

a) durch eigene Anstrengung etw. verborgen Gebliebenes erfahren;
b) etw. sehr gern haben wollen, erreichen wollen; auf etw., jmdn. versessen sein.

3.10. Partnerübung. Reagieren Sie bitte auf die Äußerungen Ihres Partners. Gebrauchen Sie dabei die o. a. Ausdrücke (Aufgabe 3.9).
a) – Ein anonymer Anrufer hat mir über seine Machenschaften erzählt!
– ...
b) – Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie mit dem Fallschirm abspringen wollte!
– ...
c) – Man sieht es ihm gleich an, dass er seine Arbeit als Postbote gern hat!
– ...
d) – Gestern stand es in der Zeitung, dass eine Postbotin tausende Briefe unterschlagen hatte!
– ...
e) – Wie kommst du darauf, dass er ein Lügner ist?
– ...
f) – Er ist computersüchtig!
– ...
3.11. Fügen Sie bitte die passenden Verben hinzu.
a) die Briefe ...
b) die Täterin ...
c) den Schaden ...

absenden • adressieren • anrichten • beantworten • bekommen • beschuldigen • bestrafen • entlassen • erhalten • ermitteln • ersetzen • festnehmen • an sich nehmen • aufhalten • entwenden • finden • lesen • öffnen • schicken • stehlen • unterschlagen • verhaften • verhüten • verursachen • zustellen

Bringen Sie Satzbeispiele.

3.12. Erzählen Sie eine kurze Bildgeschichte.

3.13. Landeskunde. Finden Sie bitte die Stadt Gießen auf einer Landkarte.
Anmerkung: Gießen ist mit rund 74 000 Einwohnern die achtgrößte Stadt Hessens.

4. Arbeit am Text

4.1. Hatten Sie recht mit Ihren Annahmen (Aufgabe 1.4)?

4.2. Deuten Sie bitte die folgenden Textstellen.
a) Die vorherigen Taten sind laut Staatsanwaltschaft strafrechtlich verjährt.
b) Die Täterin hat all den ehrlichen Kollegen keinen Gefallen getan.

4.3.Stimmt das?
a) Eine Postbotin aus Mittelhessen hat innerhalb der letzten 15 Jahren rund 29.000 Briefe mit Geld oder Wertgegenständen unterschlagen, darunter auch einige Einschreiben.
b) Den größten Teil der Briefe soll sie in den vergangenen fünf Jahren unterschlagen haben.
c) Deshalb wurde gegen die Frau ein Verfahren eingeleitet.
d) Interne Unternehmensermittlungen hatten auf die Spur der Frau geführt.
e) Die Frau arbeitet immer noch bei der Post.
f) Mit bis zu 15 Jahren Verspätung sollen die Briefe in den kommenden Tagen den Empfängern zugestellt werden.
g) Die Täterin soll den Briefen ein Begleitschreiben beilegen, in dem sie sich «in aller Form» für die zu spät zugestellte Post entschuldigte.

4.4. Worauf beziehen sich die folgenden Angaben?

a) 5
d) 21 000
b) 15
e) 29 000
c) 2007
 

4.5.Antworten Sie bitte auf die Fragen.
a) Warum hat die Postbotin Briefe gestohlen?
b) Wie hoch ist der Schaden, den die Täterin angerichtet hat?
c) Warum hat die geständige Frau nicht nur Briefe aus ihrem Zustellbezirk, sondern auch aus Bezirken von Kollegen genommen? Kann man sagen, dass sie raffiniert und geschickt vorgegangen ist?
d) Wer ist der Postbotin auf die Schliche gekommen? Wo wurde das Diebesgut gefunden?
e) Wurden die Folgen der Unterschlagung behoben?
f) Wie wurde die Beschuldigte bestraft?

4.6. Stellen Sie sich vor: Sie haben einen Brief mit 5 Jahren Verspätung bekommen und ein Begleitschreiben der Post gelesen. Welche Gedanken gehen Ihnen dabei durch den Kopf? Kleiden Sie bitte Ihre Gedanken in Worte (in Form eines Monologs).

4.7. Erzählen Sie bitte den Text nach als
a) Sprecher der regionalen Post-Pressestelle in Frankfurt am Main;
b) eine / einer der Kolleginnen / Kollegen;
c) Täterin.

4.8. Beurteilen Sie bitte die Straftat der Postbotin. Welche Strafe verdient sie Ihrer Meinung nach?

5. Weiterführende Aufgabe

5.1. Lesen Sie bitte die folgende Aussage und nehmen Sie Stellung dazu. Muss die Postbotin angeprangert werden?

Immer häufiger verhängen Richter bei Vergehen sogenannte «shame sanctions»: öffentliche Beschämungen. «Wer in Florida sich angetrunken ans Steuer setzt und dabei von den Ordnungshütern erwischt wird, muss einen einschlägigen Aufkleber auf seinen Wagen heften. In Hoboken, New Jersey, wurden Geschäftsleute, die nach üppigem Mahl in angetrunkenem Zustand öffentlich urinierten, vom Richter dazu verurteilt, die betreffende Straße mit der Zahnbürste zu reinigen. In San Francisco ordnete ein Richter kürzlich an, dass Shawn G. als Teil ihrer Rehabilitation während einiger Stunden mit einem Schild vor der Post zu posieren hat, worauf in großen Lettern geschrieben steht: ‹Ich habe Post gestohlen. Dies ist meine Strafe.›»
(Carlo Carduff, US-amerikanischer Kulturanthropologe; Quelle: Der Autor prangert die Renaissance des Prangers in den USA an)

5.2. Referieren Sie die folgenden Kurzartikel. Analysieren Sie die Tatmotive.
a) Botin unterschlägt Post: Unschuldige mussten in Haft
Eine Rostocker Briefträgerin hat mit der Unterschlagung von wichtiger Gerichtspost ein Justiz-Chaos ausgelöst.
Nach Angaben des Amtsgerichts in Rostock mussten einige Geschädigte sogar ins Gefängnis, weil ihnen nicht geglaubt wurde, dass sie die Post nicht erhalten hatten. Das Gericht verurteilte die 21-jährige Mitarbeiterin eines privaten Zustellers am Mittwoch zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren sowie 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Frau zwischen Dezember 2005 und Februar 2006 mehr als 400 Briefe hat verschwinden lassen. Darunter waren auch gerichtliche Ladungen und andere wichtige Dokumente, zitierte der Radiosender NDR 1 Radio MV aus dem Urteil. Als Motiv habe die Angeklagte Überforderung durch die Krankheit ihrer Mutter angegeben. Sie habe sich über die Folgen ihrer Tat keine Gedanken gemacht. Die Briefe versteckte sie in ihrem Bettkasten. Wenn Zustellungsurkunden nachgewiesen werden mussten, fälschte sie diese.
Wie das Gericht mitteilte, wurden die Folgen der Unterschlagung inzwischen behoben. Eine Sprecherin sagte, falls Regressforderungen etwa nach Haftentschädigung auf die Justiz zukämen, werde die Frau vermutlich dafür belangt.

b) Postbotin unterschlägt 10 000 Briefe
Im Schlafzimmer einer 21 Jahre alten Postbotin hat die Polizei in Straubing 10 000 gestohlene Briefe, Postkarten und Zeitschriften gefunden. Ermittler ertappten die Frau am Donnerstag beim Diebstahl weiterer 150 Postsendungen.
Die Postbotin hat mittlerweile ein Geständnis abgelegt. Die junge Frau gab an, überlastet und überarbeitet gewesen zu sein. Die Post hatte bereits Mitte Oktober die Polizei alarmiert, weil eine Postbotin offenbar seit längerer Zeit Sendungen unterschlage.
Beamte ertappten die Frau, als sie das Betriebsgelände verließ und 150 Briefe in ihre Jacke eingewickelt hatte. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung entdeckten Polizisten 13 Plastiksäcke und 5 Waschkörbe voller Briefe, Postkarten und Zeitschriften. Gegen die Frau wird wegen Diebstahls und Verletzung des Briefgeheimnisses ermittelt.

c) Spielsüchtiger Postbote stahl EC-Karten- und PIN-Code-Briefe und ging an Konten
Ein 21-jähriger Briefträger aus München unterschlug brisante Post. Er ließ Briefe von Banken mitgehen, in denen sich EC-Karten befanden. Da die Geheimnummern mit einem Extra-Schreiben zugesandt werden, merkte er sich die Adressen und fing dann auch wenig später die entsprechenden Geheimnummern ab.
Damit hatte er alles zusammen, was er brauchte, um sich an den Bankkonten bedienen zu können. Das tat er dann auch. Der Mann gab zu, mindestens 7 000 Euro illegal abgehoben zu haben. Die Polizei wurde auf den Postboten aufmerksam, weil es auffällig oft vorkam, dass versandte EC-Karten verschwanden.
Bei einer Hausdurchsuchung fanden sich dann auch zwölf unterschlagene EC-Karten. Der junge Mann wurde bereits von der Post aus dem Dienst entlassen. Als Tatmotiv gab der 21-Jährige seine Spielsucht und die daraus resultierenden Schulden an.

Lösung:
Zu 3.2: Feminina: die Post, die Postbotin, die Sendung, die Tat; Maskulina: der Adressat, der Brief, der Konzern, der Postbote, der Schaden, der oder das Spind, der Zustellbezirk; Neutra: das Diebesgut, das Einschreiben, das Geheimnis, das oder der Spind, das Unternehmen.
Zu 3.3: a) die Post; b) die Sendung; c) das Einschreiben; d) der Brief; e) der Adressat.
Zu 3.4: a) die Briefsendung; b) der Zustellbezirk; c) das Begleitschreiben; d) das Postgeheimnis; e) das Briefgeheimnis.
Zu 3.6: a) Post; b) Brief, Adressat; c) Sendung; d) Einschreiben; e) Briefe; f) Zustellbezirk; g) Begleitschreiben, Sendung; h) Brief-, Postgeheimnisses; i) Post.
Zu 3.7: a) der Briefträger / Briefzusteller; b) die Anschrift.
Zu 3.9: 1. b, 2. a.

Didaktisiert von Natalia Konstantinowa

Der Text ist entnommen aus: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,539572,00.html