Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №15/2008

Sonderthema

Stimmen über Oswald von Wolkenstein

Ein Leben für drei Leben: Fahrender Ritter und bäuerlicher Edelmann, Politiker und Diplomat. Und Dichter, Komponist, Sänger, so virtuos und reich und vielseitig wie kein anderer in seinem Land und seiner Zeit. Ein sperriger, ichbewusster, fast barock-pompöser Mensch in einer zerfallenden spätmittelalterlichen Welt. Oft äußerlich, lärmend, brutal in seinen Liedern wie in seiner Existenz, und zugleich überempfindlich, verwundbar, von einer bis dahin unbekannten Intensität des Fühlens. ... Ein Renaissance-Mensch: Kaum ein Dichter deutscher Zunge hat so bewusst und ausdauernd Ich gesagt, so ungehemmt sich selbst, den eigenen Namen ins Werk einbezogen.
Klaus J. Schönmetzler: Oswald von Wolkenstein. Die Lieder in Text und Melodien neu übertragen und kommentiert

«... ein intensiv gelebtes Leben: exzessiv, exzentrisch, egoistisch, widersprüchlich, sinnlich, streitlustig, zynisch, fromm, kreativ, produktiv bis zur Triebhaftigkeit, stolz, rechthaberisch, anlehnungsbedürftig, neugierig und angefochten.»
Jens Voskamp: Des Minnesängers Jagd nach dem Glück


«Man hat eingesehen, dass mit Schlagwörtern wie ‹der letzte Minnesänger›, ‹Renaissancelyriker›, ‹Erlebnisdichter› oder gar ‹der Hemingway seiner Zeit› bestenfalls einzelne Züge dieser komplexen Erscheinung bezeichnet sind. ... Oswald, Kind des vielgesichtigen Spätmittelalters, dichtend in einer Zeit, in der vielfältige Literaturtraditionen bunt durcheinander lebten, aber nur wenige Einzelwerke sich über die allgemeine Mittelmäßigkeit erhoben, in einer Zeit, in der die alten Bindungen, Schemata, Formeln schon frei verfügbar und beliebig umkehrbar schienen und doch noch immer die einzige Möglichkeit der Orientierung darstellten. ... Die Formelsprache hat Oswald variiert und ganz erheblich erweitert. Durch Reihung und Häufung von Wortmaterial, durch Aufnahme von Sprachgut aus anderen literarischen Traditionen, aus dem Dialekt und aus Fachsprachen und durch manche eigenwillige Neubildungen ist der Ausdruck reicher und bunter geworden, oft konkreter, sinnlicher, gesteigert manchmal ins Derbe, manchmal ins Ironische, manchmal ins Verspielte bis an die Grenze manirierter Künstlichkeit.»
Burghart Wachinger: Oswald von Wolkenstein. Eine Auswahl aus seinen Liedern