Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №19/2008

Sonderthema

Martin Behaim – Ritter, Held und Kaufmann

Wie Martin Behaim aus Nürnberg mit seinem Globus 1492 die Zeitgenossen vom neuen Bild der Erde überzeugte

Arm ist er gestorben und allein. Vor über 500 Jahren, am 29. Juli 1507 im Hospital des Heiligen Bartholomäus zu Lissabon, gepflegt von den Barmherzigen Brüdern. Nicht an der Pest, wie einige seiner späteren Biografen behaupteten, denn die wütete im Jahr zuvor in der Stadt. Die wahre Ursache kennen wir nicht und wissen auch nicht, warum sein einziges Kind, der zwanzigjährige Sohn, abwesend war. Es muss ein einsamer Tod gewesen sein, den Martin Behaim da in seinem 48. Jahr erlitt, der Spross einer hoch angesehenen Nürnberger Patrizierfamilie, der Kaufmann, Diplomat, Seefahrer – und Schöpfer des ältesten erhaltenen Erdglobus. Und wir können nur ahnen, weshalb auch die Verwandten in Nürnberg nichts für ihn taten und nicht einmal für ein standesgemäßes Begräbnis sorgten. In der Dominikanerkirche wurde er bestattet; das Grab ist längst verschwunden.

Dabei hatte alles so gut angefangen.

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Kaianlagen im Hafen von Lissabon

Nürnberg, wo Behaim am 6. Oktober 1459 als ältestes von zwölf Kindern geboren wird, ist im 15. Jahrhundert einer der innovativsten Orte Europas, eine Boomtown mit 40 000 Einwohnern, die von den Umwälzungen der Zeit profitiert. Hier werden Erfindungen gemacht und Produkte entwickelt, die den Kontoren und Werkstätten der Reichsstadt zu einem nie da ge­wesenen Aufschwung verhelfen. Aus Nürnberg kommen die neuen kriegsentscheidenden Geschütze und Kanonen, kommen die Präzisionsinstrumente fürs Messen und Navigieren wie Kompasse, Uhren, Astrolabien. Hier wird die erste Papiermühle Deutschlands gegründet, Voraussetzung für ein blühendes Druckgewerbe. Längst hat sich die Stadt, seit 1427 aller landesherrlichen Bevormundung ledig und von einem Bürgerrat regiert, als Drehkreuz des transkontinentalen Handels etabliert.
Die Behaims sitzen im Rat, machen Geschäfte in ganz Europa, von Venedig bis Antwerpen. Ihr prächtiges Haus liegt direkt am Hauptmarkt. Von den Fenstern und Erkern aus kann der junge Behaim zweimal, 1471 und 1474, zusehen, wie der Kaiser feierlich einzieht, denn Nürnberg ist auch die Stadt der Reichstage und der Verwahrort der Reichskleinodien. Krone, Schwert, Szepter, Reichskreuz und -apfel werden jedes Jahr am zweiten Freitag nach Ostern dem Volk auf einem Gerüst vor dem Behaim-Haus gezeigt.
16 Jahre ist er alt, als ihn seine Familie ins Reich der schönen Stoffe schickt, nach Flandern. Hier, im Zentrum der Textilproduktion, im reichsten Land Europas, geht er in Mecheln in die Lehre, dann in Antwerpen, damals mit 100 000 Einwohnern eine der größten Städte des Kontinents. Er lernt, was ein Kaufmann wissen muss über Buchführung, Materialkunde und Kreditwesen, besucht Messen und tätigt mit dem Geld der Mutter erste eigene Geschäfte. Aber der Handel genügt ihm nicht. Es gibt Spannenderes, und nichts ist so reizvoll wie der Gang zum Hafen, in dem täglich Dutzende von Schiffen vor Anker gehen: schnelle venezianische Galeeren, geräumige spanische und portugiesische Karacken, plumpe Koggen und große Holks aus den Hansestädten Nordeuropas, und immer öfter sieht man den neuen Schiffstyp der Karavellen, gebaut, um den Stürmen des offenen Ozeans standzuhalten.
Aus Portugal, dem kleinen Königreich am Atlantik, kommen beständig die verlockendsten Nachrichten. Seit einem halben Jahrhundert kämpfen sich seine Schiffe, die afrikanische Küste entlang, weiter nach Süden. Sie sind bereits in den Golf von Guinea vorgedrungen und haben die Ansicht der Antike, am Äquator sei die Kraft der Sonne so stark, dass sie alles verbrenne, als Märchen entlarvt. Aber die Portugiesen sind nicht für die Wissenschaft unterwegs. Sie haben nur ein Interesse: Sie wollen nach Indien. Wollen einen neuen Weg finden zu dieser mit kostbaren Gewürzen, Seiden und Gold vollgestopften Schatztruhe, zu den Luxusgütern des Ostens, die so begehrt in Europa sind und so teuer, weil die arabischen Kaufleute den Handel kontrollieren und der Weg über Konstantinopel versperrt ist, seit es die Türken 1453 erobert haben.
Gutes Wetter vorausgesetzt, trennen 17 Tage Seereise Lissabon von Antwerpen. Neun Jahre hat sich Behaim damit beschäftigt, die Risiken des Handels zu wägen. Jetzt will er etwas wagen – und reist im Mai 1484 in die portugiesische Hauptstadt. Als er dort eintrifft, kommt gerade einer der besten Kapitäne Portugals von einer Erkundungsfahrt zurück: Diogo Cão. Er hat den Kongofluss erreicht und ist weiter bis ins heutige Angola gesegelt. Portugals König Johann II. schlägt ihn für diese Tat zum Ritter. Cão hofft, auf seiner nächsten Reise die Südspitze Afrikas zu umsegeln und nach Indien zu gelangen.

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König Johann II. von Portugal

Und noch ein anderer Seefahrer hofft in der Stadt am Tejo: Christoph Kolumbus. Schon seit Jahren versucht der Genuese dem König klarzumachen, dass es eine viel kürzere Route nach Asien gibt. In Richtung Westen muss es gehen, über den Atlantik. Gestützt auf die Berechnungen des Florentiner Astronomen und Geografen Paolo dal Pozzo Toscanelli und dessen 1474 gefertigte Karte, schätzt er die Entfernung zwischen den Kanarischen Inseln und Japan auf 2400 Seemeilen, eine Reise von vielleicht einem Monat. Doch Johann zieht den bewährten Diogo Cão dem «geschwätzigen und prahlerischen Menschen» und seinen «fantastischen Einbildungen» vor – wie ein Hofchronist Kolumbus charakterisiert – und bleibt der portugiesischen Strategie treu.
Ob Behaim Kolumbus je begegnet ist, wissen wir nicht. Auch ihn fasziniert die Idee der Westfahrt. Seitdem sich die Vorstellung von der Kugelgestalt der Erde mehr und mehr durchgesetzt hat, beginnt in ganz Europa eine Diskussion darüber, wie man auf direktem Weg nach Asien gelangen kann. An ihr beteiligen sich nicht nur Astronomen und Geografen, sondern auch Kaufleute, die neue Geschäfte, neue Profite wittern.
Die Chance dazu bietet sich schon jetzt. Längst vorbei sind die Zeiten, als die Entdeckungsfahrten entlang der öden mauretanischen Sandküsten ein Zuschussgeschäft für die portugiesische Krone waren. Nachdem man Cabo Verde (das grüne Kap) passiert hat und bis an Guineas Küste vorgestoßen ist, hat sich ein überaus lukrativer Handel mit Sklaven, Pfeffer und Gold entwickelt. Bis zu dreißig Schiffe pro Jahr rüsten Lissabons Kaufleute dorthin aus, und auf einem davon fährt Behaim mit.
Quellen berichten, dass er dabei wohl auch gegen nordafrikanische Mauren gekämpft hat. Der permanente Krieg mit den «heidnischen Muselmanen», ob zu Land oder auf See, war Teil der portugiesischen Expansion. Dabei standen nicht so sehr Glaube und Mission im Vordergrund, sondern die Frage, wer künftig den Handel mit Afrika kontrollieren würde. Unterschiede zwischen einem Kauffahrer und einem Kriegsschiff bestanden nicht. Jedes Schiff war mit Kanonen bestückt; drohte ein Angriff, wurde der Seemann zum Soldaten.
Mag Behaim tapfer für Portugal gestritten haben oder sei es um anderer Verdienste willen: Am 18. Februar 1485 wird er von Johann zum Ritter geschlagen. Der junge Nürnberger und der kaum ältere König müssen sich gut verstanden haben. Das beweist Behaims weitere Karriere im Hofdienst, über der sichtbar die Gnadensonne der Krone leuchtet.
Noch immer beschäftigt ihn die Idee der Westfahrt. Die Erfahrungen der vorausgegangenen hundert Jahre lehren ihn, dass der Atlantik voller Inseln sein muss: Nach den Kanaren ist Madeira, sind schließlich die Azoren und die Kapverden entdeckt worden. Warum soll es draußen im Ozean nicht weitere Eilande geben?
In ganz Europa ist die Legende von der Meerfahrt des heiligen Brendan verbreitet, den es einst auf eine paradiesische Insel mitten im Atlantik verschlug. Auf der Iberischen Halbinsel erzählt man die Sage von den sieben Bischöfen, die auf der Flucht vor den Mauren eine Insel namens Antillia erreichten und dort sieben Städte gründeten. Toscanelli und sein Kollege Grazioso Benincasa zeichneten Antillia in ihre Karten ein, wobei sie die Insel tausend Meilen südwestlich der Azoren vermuteten, ein ideales Ufer also für den Sprung hinüber zum asiatischen Kontinent.
Im Sommer 1486 kehrt die zweite Cão-Expedition nach Lissabon zurück. Sie hat es bis in die Gegend des heutigen Namibia geschafft, aber noch immer ist die endlos lange Küste Afrikas nicht zu Ende. Warum es nicht einmal mit der Westfahrt versuchen? Am 24. Juli 1486 erteilt Johann dem Statthalter der Azoreninsel Terçeira die Erlaubnis zu einer Expedition mit dem Ziel, die «Insel der sieben Städte» zu suchen. Einem nicht namentlich genannten «deutschen Ritter», der an dem Unternehmen teilnimmt, stellt der König frei, an Bord der Karavelle seiner Wahl zu gehen. Alles spricht dafür, dass es Behaim ist.
Behaim findet Antillia nicht, dafür eine Ehefrau auf der Terçeira benachbarten Insel Fayal: Johanna van Hurter. Die spätestens im Sommer 1488 geschlossene Ehe bezeichnet den Zenit seines sozialen Aufstiegs. Johannas Vater kommt aus Flandern, in königlich-portugiesischen Diensten hat er es bis zum Gouverneur der Azoren­inseln Pico und Fayal gebracht. Ihre Mutter stammt aus dem altadligen Geschlecht der Macedo und verkehrt als Hofdame im Kreis der königlichen Familie.

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Stadtplan aus Schedels Weltchronik: Antwerpen

Im Sommer 1490 verlässt er Portugal und reist nach Nürnberg. Die Mutter ist gestorben, das Erbe bleibt zu regeln; die Auseinandersetzung darüber zieht sich hin und endet in einem Familienstreit, den eine Schiedskommission des Rates schlichten muss.
Doch vor allem propagiert Behaim ein Vorhaben, das er dem Nürnberger Rat und wahrscheinlich auch dem König und späteren Kaiser Maximilian I. vorträgt, als dieser 1491 während eines Reichstags die Stadt besucht: die Fahrt nach Westen über den Atlantik.
Der Ritter Behaim, weit gereist und welterfahren, hat dafür schwerwiegende Argumente zur Hand. Aber er bleibt doch, gerade in seiner bürgerstolzen Heimatstadt, als Hofmann in portugiesischen Diensten eine schillernde Figur, ohne universitäre Ausbildung, ohne Lateinkenntnisse – mithin ohne Zugang zur Wissenschaft. So stellt sich Glaubwürdigkeit erst ein, als er auch unter den Intellektuellen Nürnbergs, den Humanisten, Zuspruch und Hilfe findet. Bei Hartmann Schedel, dem honorigen Stadtarzt und Mitglied des Rates, der gerade dabei ist, eines der ehrgeizigsten Buchprojekte der Zeit abzuschließen: seine Weltchronik, die auf über 1800 Holzschnitten alle wichtigen Städte Europas zeigt. Bei dem Geografen Hieronymus Münzer, der sich intensiv mit den portugiesischen Entdeckungsfahrten beschäftigt hat. Bei dem Mathematiker und Astronomen Erhard Etzlaub, der die erste Straßenkarte der Zeit entwirft.
Behaims Plan besteht darin, vermittels eines Globus – er nennt ihn «Erdapfel» – das neue Bild der Welt mit den gemachten Entdeckungen und den sich da­raus ergebenden Handelswegen der Nürnberger Bürgerschaft anschaulich vorzuführen: «Geeignet das Wahre zu betrachten und zu erkennen.» Anders als noch heute manchmal zu lesen, war Behaim nicht der Erfinder des Globus. Globen gab es schon vorher. Als Abbilder des Himmels (Himmelsgloben) kannte man sie seit dem Mittelalter. Erdgloben aber waren, abgesehen von einigen kleineren Exemplaren in Fürstenhand und einem 1477 von Nicolaus Germanus für den Vatikan angefertigten Exemplar, bis dahin nicht in Gebrauch.

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Martin Behaim

Behaim, der Außenseiter, der weder zur Nürnberger Kaufmannschaft gehört noch zur Gelehrtenrepublik, schafft es tatsächlich, beide Gruppen von seinem Vorhaben zu überzeugen. Der Rat bezahlt, die Doctores und Magister stellen ihr Wissen und ihre Bibliotheken zur Verfügung, und schließlich besorgt der Rechen- und Waagmeister Ruprecht Kolberger die Herstellung. So entsteht aus einer Lehmform, verleimter Leinwand, einem Lederüberzug und endlich aufgeklebtem Papier eine Kugel von 51 Zentimeter Durchmesser, die der Maler und Holzschnitzer Georg Glockendon nach den Angaben Behaims sorgfältig bemalt. 1492 wird der Globus im Rathaus öffentlich ausgestellt.
Er orientiert sich vorrangig am antiken Geografen Claudius Ptolemäus als der entscheidenden Autorität. Erst kurz zuvor ist seine Geographia in Venedig und Ulm erstmals im Druck erschienen. Als weitere Grundlage gilt die 1490 gedruckte Weltkarte des Deutschen Henricus Martellus. Die Darstellung des Atlantiks und Afrikas speist sich aus den in Portugal erworbenen Kenntnissen Behaims und den mitgebrachten Karten. Dementsprechend ist der Indische Ozean hier kein Binnenmeer, wie man es bisher, gestützt auf Ptolemäus, annahm, sondern vom Atlantik her zu befahren.
Beim Blick auf die westlich von Europa liegenden Segmente leuchtet sofort ein, wie viel kürzer, einfacher und schneller der Weg über den Atlantik nach Asien wäre, verglichen mit der Route um Afrika herum. Wie schon Kolumbus stützt Behaim sich auf die falsche Entfernungsberechnung Toscanellis. Und so schrumpft auf seinem Globus die Distanz zwischen Lissabon und Japan auf die Hälfte der tatsächlichen zusammen. Den Raum zwischen Europa und Asien füllt er, seiner Überzeugung entsprechend, mit Inseln. An Antillia, die vergeblich gesuchte, schließen sich weitere Eilande an, die direkt nach Japan führen. Behaims Globus ist ein einziger Aufruf, den nächsten Sprung zu wagen. Er weiß nicht, dass Kolumbus zur selben Zeit von Spanien aus bereits unterwegs ist.
Während Familienbriefe abschätzig von «pruder merteins seltzsams wessen» berichten, «der all tag nit pesunders thut», findet seine Arbeit andernorts in Nürnberg Anerkennung. In Schedels Weltchronik, die 1493 erscheint, wird nachträglich – wahrscheinlich von Münzer, der Ergänzungen und Berichtigungen verantwortet – die Notiz eingefügt, Behaim habe bei den portugiesischen Entdeckungsfahrten als stellvertretender Kommandant Diogo Cãos fungiert.

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Behaim-Denkmal am Theresienplatz in Nürnberg

Die nicht zutreffende Behauptung ist sicherlich auf Behaim zurückzuführen. Der moralische Rüffel, den kritische Behaim-Biografen deswegen erteilen, scheint freilich übertrieben. Um seine Kompetenz zu beweisen, war eine Expedition mit dem bekannten und berühmten Kapitän hilfreicher als eine Handelsfahrt an Guineas Küste. Behaims Verdienste schmälert das nicht.
Im Frühjahr 1493 ist er reisefertig. Er hat sein Erbe zu Geld gemacht. In der Tasche trägt er einen Brief, den Münzer, mittlerweile mit Behaim befreundet, im Auftrag König Maximilians an König Johann richtet. Von Souverän zu Souverän rät er ihm zu einer Expedition über den Atlantik nach Westen und empfiehlt ihm Behaim als geeigneten Mann dafür. Zahllose Argumente gebe es, schreibt er, «aus denen gefolgert wird, dass jenes Meer in wenigen Tagen nach Cathay [China] befahren werden kann». Damit ist Behaim mit seinem Globus binnen eines Jahres die Überzeugungsarbeit gelungen, für die Kolumbus fast ein Jahrzehnt gebraucht hat.
Der Nürnberger kehrt zurück nach Lissabon im Sommer 1493. Dort muss er erfahren, dass ihm der andere, im Dienst der spanischen Krone, zuvorgekommen ist. Kolumbus hat San Salvador betreten und Kuba, im März ist er glücklich heimgekommen, zutiefst davon überzeugt, Indien erreicht zu haben.
In Lissabon hingegen zögert König Johann trotz der hohen Empfehlung aus Deutschland weiter. Statt nach Westen schickt er Behaim gen Norden, in heikler diplomatischer Mission nach Flandern, wo ein illegitimer Sohn des Königs lebt. Auf der Schiffsreise dorthin fällt der Nürnberger in die Hände englischer Piraten und kommt nur knapp mit dem Leben davon.
1495 stirbt Johann und im selben Jahr noch Behaims Schwiegervater. Es scheint, als habe Behaim damit alle Protektion verloren. Im jetzt anbrechenden «Goldenen Zeitalter» Portugals unter König Manuel I. findet sich kein Dokument, das seine Anwesenheit bei Hofe oder im Zusammenhang mit einer Überseefahrt erwähnt. Selbst sein Aufenthaltsort in Portugal ist unbekannt.
Die Wahrscheinlichkeit spricht für Lissabon, denn offenbar ist Behaim nicht auf Fayal, als seine Frau dort um das Jahr 1500 mit einem portugiesischen Adligen, Fernão d’Evora, eine Affäre beginnt. Wie sehr die Familienehre gekränkt ist, beweist die Reaktion von Behaims Schwager, dem neuen Statthalter der Insel. Er lässt den Sünder unverzüglich in Ketten legen. D’Evora indes verfügt als königlicher Prokurator auf Fayal über so gute Beziehungen zum Hof, dass der Skandal für ihn keine Folgen hat. Behaims Ehe zerbricht, was ihn anscheinend auch in finanzielle Bedrängnis bringt, denn sein mütterliches Erbe ist aufgezehrt. Aus der Heimat und von den Verwandten dort hat er nichts mehr zu erwarten. In einem Brief seines in Nürnberg lebenden Bruders Michael vom 30. Januar 1507 heißt es lapidar: «Die Sachen mit mertein beheim kann ich für mein person nit pessern.» In den Augen der Zeitgenossen ist sein Tod «im spitall und in grosser armut» das Ende eines Gescheiterten.
Sein «Erdapfel» aber blieb, der älteste Globus, den die Welt heute besitzt. In Nürnbergs Germanischem Nationalmuseum kann man ihn bewundern – als einzigartiges Zeugnis jener Zeit, da die Welt eine runde Sache wurde.

Von Ralf-Peter Märtin

Der Text ist entnommen aus: http://www.zeit.de/2007/31/A-Behaim