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Sonderthema

Peter Weiss
Der Lebensweg

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Peter Ulrich Weiss wird am 8. November 1916 in Nowawes (Neubabelsberg) bei Berlin geboren. Sein Vater, Eugen «Jenö» Weiss, ist Jude ungarischer Herkunft. Nach dem Ersten Weltkrieg nimmt er die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft an. Seine Mutter, Frieda Franziska Weiss, geb. Hummel, stammt aus Basel. Sie ist Schauspielerin, als Eugen Weiss sie 1914 kennenlernt. Zu diesem Zeitpunkt ist Frieda bereits geschieden. Aus ihrer ersten Ehe mit dem zwanzig Jahre älteren Ernst Thierbach hat sie zwei Söhne: Arwed und Hans. Als sie 1915 mit Eugen Weiss die Ehe schließt, ist sie 30 Jahre alt.
Peter ist das erste von vier Kindern. 1920 folgt die Schwester Irene, 1922 Margit Beatrice und 1924 der Bruder Gerhard Alexander. Im Jahre 1919 zieht die Familie Weiss nach Bremen. Wirtschaftlich geht es der Familie gut. Der Vater ist persönlich haftender Gesellschafter der Textilhandelsgesellschaft Hoppe, Weiss & Co. Der ökonomische Erfolg des Vaters schlägt sich in den Wohnverhältnissen sichtbar nieder. Peter wächst mit seinen Geschwistern in einer hochherrschaftlichen Villa auf. Zum gehobenen Lebensstandard gehören zeitweise Köchin, Haushaltshilfe und Kindermädchen. Äußerlich fehlt es Peter an nichts. Innerlich fühlt er sich einsam. Das Verhältnis zur Mutter ist schwierig. Von großer, stattlicher Figur ist die einst erfolgreiche Schauspielerin Frieda Weiss ständigen Wutausbrüchen und Stimmungsschwankungen unterworfen. Geborgenheit und Zuneigung erfährt Peter bei der Haushälterin, kaum bei seiner Mutter. Der Vater – schmal und zart gebaut – ist verschlossen und in sich gekehrt. Die einzige Verbündete in der Familie ist für Peter die sechs Jahre jüngere Schwester Margit Beatrice. Mit Beginn der Schulzeit tauchen auch andere Freunde auf.
Beeindruckt von den Gemälden Feiningers und Noldes, beginnt Weiss in einer Abendschule zu zeichnen. Der Anfang der Malerei ist gemacht, der Wunsch, Maler zu werden, steht für Peter Weiss zu diesem Zeitpunkt fest.
1929 kehrt die Familie Weiss nach Berlin zurück. Peter Weiss entwickelt ein gesteigertes Interesse für Kunst und Kultur: «In diesen Jahren, zwischen 1931 und 1933, erwarb ich meine ganzen Literaturkenntnisse, den ganzen Hesse, den ganzen Thomas Mann, den ganzen Brecht, alles lasen wir damals als ganz junge Leute.»
Am 3. August 1934 wird Margit Beatrice, sie ist gerade 12 Jahre alt, von einem Auto überfahren. Es ist eines der einschneidendsten Erlebnisse in Peter Weiss’ Leben. Ihr Tod wird zum Trauma, an dem er sich schreibend und malend abarbeitet.
Auf Druck des Vaters wechselt Peter vom Gymnasium zur Handelsschule. Eugen Weiss versucht sich in dieser Zeit zu assimilieren, bewirbt sich um die deutsche Staatsbürgerschaft und erwägt sogar einen Eintritt in NSDAP und SA.
Im März 1935 emigriert die Familie nach England. Die Macht­übernahme der Nationalsozialisten bewegt Eugen Weiss zu diesem Schritt. In London besucht Peter die Polytechnic School of Photography. Er malt unter anderem Die Maschinen greifen die Menschen an und schreibt Bekenntnis eines großen Malers. Wenig später eröffnet er seine erste Ausstellung in einer Londoner Garage. Ein Jahr später übersiedelt die Familie nach Nordböhmen, in die Stadt Warnsdorf. Der Vater übernimmt dort die Leitung einer Textilfabrik.
In dieser Zeit schreibt Weiss kurzerhand an Hermann Hesse: Seine Werke sind für ihn «Spiegel, in denen eine sehnsüchtige Identifizierung gebannt ist» – dies ist für ihn der persönliche Durchbruch. Weiss schickt ihm einige seiner Manuskripte und Bilder, mit der Bitte um künstlerischen Rat. Hesses Antwort ist aufmunternd, spricht er doch dem jungen Künstler Begabung zu. Weiss ist außer sich vor Freude und beschließt, Hesse zu besuchen. Im Sommer 1937 wandert er nach Montagnola (Schweiz), wohnt einige Monate in Hesses Casa Camuzzi und zeichnet und schreibt unermüdlich. Der Kontakt zum großen dichterischen Vorbild beflügelt die Sinne. Durch die Vermittlung eines Hesse-Bekannten wird Weiss 1937 in die Malerklasse von Willi Nowak an der Prager Kunstakademie aufgenommen. Die Eltern haben – bedingt durch Hesses Intervention – zugestimmt. Endlich kann sich Weiss ganz und gar der Malerei widmen. Er erhält für sein Gemälde Das Gartenkonzert den Akademiepreis, außerdem malt er Das große Welttheater.
Am 1. Oktober 1938 besetzt die deutsche Wehrmacht das Sudetenland. Peter Weiss’ Eltern emigrieren nach Schweden. Aus Angst vor den Grenzbehörden zerschlägt und verbrennt Frieda Weiss kurz vor der Umsiedlung sämtliche Bilder ihres Sohnes. Für Peter ist der Verlust seiner Werke ein albtraumartiger Schock, den der labile Künstler erst Jahrzehnte später überwindet und der einen absoluten Tiefpunkt in der Beziehung zur Mutter markiert. Die Eltern bemühen sich, noch die «Lebenslüge» (Peter Weiss) aufrechtzuerhalten, sie seien aus wirtschaftlichen und nicht aus politischen Gründen umgezogen. Peter selbst geht zunächst in die Schweiz.
1939 verlässt auch Peter Weiss die Schweiz, wo er wieder einmal Hesse besuchte, und emigriert nach Schweden. In der ersten Zeit arbeitet er als Textildrucker und Musterzeichner in einer Textilfabrik. Die latente Fremdenfeindlichkeit im Schweden des Zweiten Weltkrieges macht es dem Maler Peter Weiss unmöglich, sich künstlerisch zu etablieren. Die finanzielle Abhängigkeit von den Eltern, die Erfolglosigkeit als Maler setzen ihm psychisch zu. Von April bis August 1941 unterzieht er sich einer Psychoanalyse.
1942 schreibt er sich als Gaststudent an der Stockholmer Kunstakademie ein. Es entstehen die Gemälde Jahrmarkt am Stadtrand, Zirkus und Villa mia. Ein Jahr später folgt die erste schwedische Ausstellung Peter Weiss’. 1941 unternimmt Weiss eine Fahrt nach Italien. Er verliebt sich. 1943 heiratet er die schwedische Malerin und Bildhauerin Helga Henschen. Die gemeinsame Tochter Randi Maria wird geboren.
Weiss findet Aufnahme in der schwedischen Künstlerszene. 1944 beteiligt er sich an der Ausstellung «Konstnärer i landsflykt» («Künstler im Exil»). Im selben Jahr wird seine Tochter Rebecca geboren. Am 8. November 1946 erhält Weiss die schwedische Staatsbürgerschaft.
Betrachtet man Weiss’ Malerei der Nachkriegszeit genauer, so offenbart sich eine veränderte Produktionspsychologie. Widmet Weiss seine Gemälde vor 1945 noch unterschiedlichen Stoffen, so dominieren nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges zunehmend die Themenbereiche Unterdrückung, Gewalt, Tod und Holocaust seine bildkünstlerischen Werke. Sie belegen Weiss’ intensive Auseinandersetzung mit den schrecklichen Kriegsgräueln und Naziverbrechen.
Eine 1946 organisierte Ausstellung seiner Bilder in einer Stockholmer Galerie bringt wieder nicht den gewünschten Durchbruch. Es kommen Zweifel an der Malerei, ja an der Berufung als Maler auf. Zwischen 1947 und 1954 entstehen die letzten Bilder. Peter Weiss, der nie zu schreiben aufhörte, sondern seine Texte stets als ergänzende Produkte seines bildkünstlerischen Schaffens sah, widmet sich ab 1954 ausschließlich der Schriftstellerei.
1947 veröffentlicht Weiss Der Vogelfreie – sein erstes in deutscher Sprache geschriebenes, aber nicht in Deutschland veröffentlichtes Buch. Als Korrespondent der «Stockholms-Tidningen» schreibt Weiss sieben Reportagen. Er verfasst den Prosatext De Besegrade (Die Besiegten) und malt Der Webstuhl II und Zersplitterter Kopf. 1949 heiratet Weiss Carlota Dethorey, die bereits mit Sohn Paul schwanger ist. Das Hörspiel Rotundan (Der Turm) entsteht.
Ab 1952 arbeitet Weiss als Lehrbeauftragter an der Stockholmer «Högskola» (zu Filmtheorie- und Praxis sowie der Theorie des Bauhauses). Die Experimentalfilme Studie I, II, III, IV und V entstehen. Seine filmtheoretischen Überlegungen wird er bald darauf im Buch Avantgardefilm (1956) zusammenfassen. Bis 1961 dreht Weiss insgesamt sechzehn Dokumentarfilme. Auch in Kurzfilmen wie Gesichter im Schatten und Im Namen des Gesetzes benutzt Weiss dokumentarische Aufnahmen aus dem Alltagsleben. 1959 dreht er mit dem Spielfilm Hägringen/Fata Morgana nach der Buchvorlage Der Vogelfreie – sein wohl wichtigstes filmisches Werk.
1960 schreibt Weiss das Drehbuch zu Schwedische Mädchen in Paris und ist bei den Dreharbeiten als Bildregisseur tätig. Im selben Jahr erscheint die Erzählung Der Schatten des Körpers des Kutschers (verfasst 1952). 1961 erscheint als zweite Erzählung Abschied von den Eltern, eine nach dem Tod der Eltern (1959) entstandene Auseinandersetzung mit der eigenen Kindheit und der Geschichte der Familie bis zum Kriegsbeginn, für deren schwedische Ausgabe (1962) zusätzlich eine Mappe von neun Collagen entsteht, die später auch in die deutsche Neuausgabe aufgenommen wird. 1962 veröffentlicht Weiss den Roman Fluchtpunkt, für den er den Schweizer Charles-Veillon-Preis erhält.
Das Drama Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats, dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade wird uraufgeführt und ist danach weltweit erfolgreich. Unter dem Kurztitel Marat/Sade geht das Revolutionsstück 1964 in die Literaturgeschichte ein.
1965 wird für Peter Weiss ein weiteres Entscheidungsjahr: Erstens bekennt er sich öffentlich zum Sozialismus und zweitens stellt er mit seinem Drama Die Ermittlung die Vergangenheitsbewältigung in der BRD öffentlich in Frage. Am 19. Oktober 1965 wird das Theaterstück Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen, das sich mit Auschwitz und den Prozessen in Frankfurt auseinandersetzt, gleichzeitig in mehreren Städten Europas uraufgeführt.
Das von Erwin Piscator an der Freien Volksbühne in West-Berlin inszenierte Stück lässt die innerdeutschen Wellen hochschlagen. – In den folgenden Jahren findet Weiss’ politisches Engagement – insbesondere seine Kapitalismus­kritik – immer mehr Eingang in seine literarischen Texte. Die Vorgänge in den portugiesischen Kolonien Angola und Mosambique, der Krieg in Vietnam, die Besetzung der ČSSR sowie die Verbrechen der Stalin-Ära in der UdSSR beschäftigen Weiss zunehmend und prägen seine ästhetische Produktion.
1967 bringt Weiss sein politisches Musical Der Gesang vom Lusitanischen Popanz, das die portugiesische Kolonialherrschaft angreift, auf die Bühne und nimmt am Bertrand-Russell-Tribunal gegen den Vietnam-Krieg in Stockholm teil (einer der sogenannten Richter ist Jean Paul Sartre). Weitere Uraufführungen folgen: Viet-Nam-Diskurs in Frankfurt a. M. (1968), Trotzki im Exil in Düsseldorf (1970), Hölderlin in Stuttgart (1971).
Weiss gerät zwischen die Fronten. Sein kritischer Sozialismus führt zu einer Ablehnung seiner literarischen Arbeit in Ost- und West-Deutschland. Aber auch der Mensch Peter Weiss wird abgelehnt. 1970 verhängt die DDR über den einst so geschätzten Künstler ein Einreiseverbot. Die Verbindung zu ostdeutschen Freunden, zum ostdeutschen Volkstheater reißt ab. Dieser Verlust, aber auch die ost- und westdeutschen Verrisse seines neuesten Stückes Trotzki im Exil stürzen Weiss in eine schwere gesundheitliche Krise. Im Juni 1970 erleidet er einen ersten Herzinfakt. Die nachfolgenden Schriften bis 1972 sind deutlich weniger politisch als die vorangegangenen. Mit dem Arbeitsbeginn an dem Buch Die Ästhetik des Widerstands ändert sich dies wiederum. Von 1972 bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1982 – also fast 10 Jahre – arbeitet Weiss an diesem Jahrhundertroman. Das zunächst einbändig geplante Werk weitet sich zur Trilogie mit fast 1000 Seiten aus. Für seine Roman­recherche reist Weiss bis nach Kambodscha, für die Konzeption seiner Romanfiguren interviewt er unzählige ehemalige Widerstandskämpfer.
Dass Weiss auch nach Abschluss seines bildkünstlerischen Werkes weiterhin an der Malerei festhält, wird an seinem Spätwerk der Ästhetik des Widerstands sichtbar. Gemälde von van Gogh, Goya, Picasso und Géricault halten in dem dreibändigen Werk ebenso Einzug wie die Laokoon-Gruppe oder der Pergamon-Altar.
1981 erscheinen Weiss’ tagebuchartige Notizbücher 1971–1980, gefolgt von den Notizbüchern 1961–1970. Weiss wird der Literaturpreis der Stadt Köln verliehen.
1982 wird das Stück Der neue Prozess in Stockholm unter Regie des Autors uraufgeführt.
Sogar als Maler erfährt Weiss noch späte Anerkennung. 1976 wird in der Kunsthalle von Södertälje in Schweden die Ausstellung «Peter Weiss – Malerei, Collagen, Zeichnungen 1933–1966» eröffnet. 1980 organisiert das Museum Bochum die Ausstellung «Der Maler Peter Weiss». Als Weiss am 10. Mai 1982 in Stockholm stirbt, ist er sowohl als Schriftsteller als auch als Maler anerkannt.


Peter Weiss
Schriftsteller, Maler und Grafiker
Zeittafel

1916 8. November: Peter Weiss wird als Sohn eines zum Christentum übergetretenen jüdischen Textilfabrikanten ungarischer Herkunft und einer Schauspielerin Schweizer Herkunft in Nowawes (heute Neubabelsberg) bei Berlin geboren.
1935 Zusammen mit der Familie Emigration nach England. Besuch der Polytechnic School of Photography. Weiss malt unter anderem Die Maschinen greifen die Menschheit an, Londonslum und schreibt Bekenntnis eines großen Malers.
1936 Emigration nach Prag, wo er bis 1938 an der Kunstakademie studiert und für sein Gemälde Gartenkonzert den Akademiepreis erhält.
1938 Oktober: Nach der Besetzung des Sudetenlands durch die deutsche Wehrmacht emigrieren die Eltern nach Schweden. Weiss geht vorerst in die Schweiz.
ab 1939 Emigration nach Schweden, wo er sich in Stockholm niederlässt und bis zu seinem Tode lebt. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich unter anderem als Textilmusterzeichner und an privaten Malschulen.
1943 Heirat mit der Malerin und Bildhauerin Helga Henschen.
1946 Weiss erhält die schwedische Staatsbürgerschaft.
1947 Als Korrespondent der Zeitung «Stockholms-Tidningen» geht Weiss nach Berlin und schreibt sieben Reportagen und den Prosatext De Besegrade (dt.: Die Besiegten), der 1948 in Schweden erscheint.
1949 Heirat mit Carlota Dethorey.
Weiss schreibt das Hörspiel Rotundan (dt.: Der Turm), das 1950 in Schweden uraufgeführt und 1967 erstmals deutschsprachig aufgeführt wird.
1952 Der Mikroroman Der Schatten des Körpers des Kutschers erscheint im Suhrkamp-Verlag, auch alle seine weiteren Werke werden dort veröffentlicht.
Weiss unterrichtet an der Stockholmer (Volks-)Hochschule Malerei, später auch Filmtheorie und -praxis sowie Theorie des Bauhauses.
1952–1955 Weiss produziert die Experimentalfilme Studie I (Das Aufwachen), II (Halluzinationen), III (Vorstufe zu Studie IV/Die Befreiung), IV (Die Befreiung) und V (Wechselspiel).
1961 Veröffentlichung des autobiografischen Romans Abschied von den Eltern.
1963 Für den autobiografischen Roman Fluchtpunkt wird Weiss mit dem Schweizer Charles-Veillon-Literaturpreis ausgezeichnet.
Veröffentlichung des Fragments Das Gespräch der drei Gehenden, das die Bewusstseinsschichten eines herumgestoßenen Heimatlosen erschließt.
Debüt als Dramatiker mit der Kasperle-Moritat Nacht mit Gästen in der Schiller-Theater-Werkstatt in West-Berlin.
1964 Januar: Heirat mit Gunilla Palmstierna.
April: Die Uraufführung von Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats, dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade im Schiller-Theater in West-Berlin wird zu einem sensationellen Erfolg. Auch in Schweden, Frankreich, England, der DDR (1965) und in New York wird das Stück begeistert aufgenommen. 1967 wird es durch den britischen Regisseur Peter Brook verfilmt.
1965 Weiss, der Mitglied der schwedischen Kommunistischen Partei ist, erklärt auf einem Schriftsteller-Kongress in Weimar: «Zwischen den beiden Wahlmöglichkeiten, die mir heute bleiben, sehe ich nur in der sozialistischen Gesellschaftsordnung die Möglichkeit zur Beseitigung der bestehenden Missverhältnisse in der Welt.»
19. Oktober: Gleichzeitige Uraufführung des Oratoriums Die Ermittlung in West- und Ost-Berlin sowie in Erfurt, Essen, Gera, München, Halle, Leipzig, Köln, Rostock, Potsdam, Dresden, Cottbus, Altenburg und Neustrelitz. Das erfolgreiche Stück wird auch in England, Schweden und New York aufgeführt sowie später in Ost und West vom Fernsehen übernommen. Das Werk stellt eine szenische Dokumentation des Frankfurter Auschwitz-Prozesses dar. Die Tantiemen aus westeuropäischen Aufführungen spendet Weiss ehemaligen Auschwitz-Häftlingen und Opfern des südafrikanischen Apartheid-Regimes.
Verleihung des Lessing-Preises der Freien und Hansestadt Hamburg.
1966 Auszeichnung mit dem Heinrich-Mann-Preis der Deutschen Akademie der Künste, Ost-Berlin.
1967 Uraufführung des politischen Musicals Der Gesang vom Lusitanischen Popanz, das die noch bestehende portugiesische Kolonialherrschaft angreift.
Teilnahme an Bertrand Russels Tribunal gegen den Vietnam-Krieg in Stockholm, einer der sogenannten Richter ist Jean Paul Sartre.
1968 Uraufführung des Diskurs über die Vorgeschichte und den Verlauf des lang andauernden Befreiungskrieges in Vietnam als Beispiel für die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker sowie über die Versuche der Vereinigten Staaten von Amerika, die Grundlagen der Revolution zu vernichten in Frankfurt/Main, danach in Ros­tock.
1970 Uraufführung des Schauspiels Trotzki im Exil in Düsseldorf. Darin gibt Weiss eine diskursive Analyse der russischen Revolution in Form eines historisch-politischen Bilderbogens.
1971 Uraufführung des Stückes Hölderlin in Stuttgart. Weiss stellt darin den Dichter als einen Revolutionär dar, der an der Realität zugrunde geht.
1973 Teilnahme am 2. Russell-Tribunal in Stockholm.
1974 Reise zum Schriftstellerkongress nach Moskau und Wolgograd.
1975–1981 Nach einer Publikationspause von vier Jahren veröffentlicht Weiss den ersten Band der Trilogie Die Ästhetik des Widerstands. Der zweite Band folgt 1978 und der dritte 1981. Das Werk stellt einen Versuch dar, die historische und gesellschaftliche Erfahrung der Zeit zwischen 1917 und 1945 sowie ihre ästhetischen und politischen Erkenntnisse darzustellen. Weiss entwirft dabei ein Gesamtbild der europäischen Linken in diesem Zeitraum.
1982 Bei der Uraufführung seines letzten Theaterstückes Der neue Prozess in Stockholm führt Weiss selbst die Regie.
10. Mai: Peter Weiss stirbt im Alter von 65 Jahren in Stockholm.
Weiss wird posthum mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

Der Text ist entnommen aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Weiss http://www.compass-infodienst.de