Sonderthema
Glossar
Alliierte
Verbündete. Hier: die gegen die «Achsenmächte» Deutschland, Italien und Japan verbündeten Staaten im Zweiten Weltkrieg: Frankreich, England, die USA und die Sowjetunion.
Bendlerblock
Gebäude in Berlin-Tiergarten, in dem die Oberkommandos der Wehrmacht und des Heeres untergebracht waren.
Ersatzheer
Teil der Wehrmacht, zuständig für das Anfordern und Testen von technischen Neuerungen und für die Ausbildung der Soldaten. Zwischen 1941 und 1943 umfasste das Ersatzheer mehr als zwei Millionen Soldaten, darunter fielen auch alle, die verwundet in Lazaretten oder im Urlaub waren.
Eugenik
die Übertragung des Zuchtgedankens auf den Menschen und der Versuch, gutes Erbgut gegenüber «minderwertigem» durchzusetzen. In der Praxis hieß das im Dritten Reich die Empfängnisverhütung und Zwangssterilisation von Kranken und Behinderten.
Führerhauptquartier
Befehlsstellen von Adolf Hitler, darunter die «Wolfsschanze» in der Nähe von Rastenburg bei Görlitz in Ostpreußen (heute Gierloz in Polen).
Humanistisches Gymnasium
Gymnasialzweig mit Schwerpunkt auf Latein und Griechisch.
Jugendbewegung
Die um die Jahrhundertwende einsetzende Jugendkultur in Deutschland, die sich in mehrere Phasen gliedern lässt. War in der frühen Wandervogelbewegung das Motto «Zurück zur Natur» sinnstiftend, verband die «Bündische Jugend» während der Weimarer Republik die Tradition der Wandervögel mit einer neuen Pfadfinderbewegung.
Operation Walküre
Ursprünglich der Name eines Wehrmachtsplans, mit dem ein möglicher Aufstand der Zivilbevölkerung, von Kriegsgefangenen und Häftlingen niedergeschlagen werden sollte, nutzte die Widerstandsgruppe um Stauffenberg die Bezeichnung für ihre Umsturzpläne und passte den Plan ihrem Vorhaben an. Hätte der eingeweihte Generaloberst Friedrich Fromm den Befehl Walküre ausgegeben, wären landesweit und in den besetzten Gebieten die wichtigsten Personen von SS, Sicherheitsdienst, Gestapo und NSDAP festgenommen worden.
Reichswehr/Wehrmacht
Während der Weimarer Republik bis ins Dritte Reich hinein wurden die deutschen Streitkräfte unter der Bezeichnung Reichswehr summiert. Adolf Hitler verkündete 1935 die Wiedererlangung der Wehrhoheit und ließ die Reichswehr in der Wehrmacht aufgehen.
Rigidität
Unnachgiebigkeit, Stärke.
Schwarze Reichswehr
Illegale paramilitärische Verbände neben der deutschen Reichswehr. In der Schwarzen Reichswehr wurden überschüssige Waffen, Munition und Ausrüstung der nach dem Versailler Vertrag zur Abrüstung verpflichteten Reichswehr versteckt.
Sippenhaft/Sippenhaftung
Die Bestrafung von Familienangehörigen für die Tat eines Verwandten oder Ehepartners.
standrechtlich
Im Kriegszustand fällt ein Kriegsgericht, das Standgericht, anstelle des zivilen Gerichtes Urteile, die meist sofort vollstreckt werden.
Totenwache
Bestattungsritual im Haus des Verstorbenen: Um den aufgebahrten Leichnam halten Freunde und Verwandte Wache.
Versailler Vertrag
Aus dem Friedenskongress von Versailles am 18. Januar 1919 hervorgegangener Vertrag, der nach dem Ersten Weltkrieg dem Verlierer Deutschland die Verantwortung für den Krieg zuspricht. In dem in Deutschland als «Diktat von Versailles» empfundenen Vertrag werden die Reparationsleistungen festgehalten, die die Siegermächte einfordern.
Personen
Beck, Ludwig (1880–1944)
Deutscher Generaloberst, der bereits 1938 Mitverschwörer aus der Generalität gegen Hitlers Machtanspruch auf Tschechien suchte. Nach seiner Entlassung aus der Wehrmacht im Oktober 1938 engagierte sich Beck zusammen mit Carl Friedrich Goerdeler im Widerstand gegen Hitler. Im Fall des geglückten Ausgangs des Attentats war Beck als Staatsoberhaupt vorgesehen. Nach dem Scheitern der «Operation Walküre» wurde Beck die Möglichkeit zur Selbsttötung gegeben.
Fromm, Friedrich (1888–1945)
Offizier und als Generaloberst Befehlshaber des Ersatzheeres. Fromm billigte zwar die Umsturzpläne, war aber nicht bereit, am 20. Juli 1944 den Befehl zur «Operation Walküre» auszulösen. Fromm hatte bereits Nachricht vom Überleben Hitlers und wurde später von den Verschwörern in seinem Zimmer eingeschlossen. Obwohl Fromm nach seiner Befreiung gegen die Widerstandsgruppe vorging und Stauffenberg, Haeften, Mertz von Quirnheim und Olbricht noch in der Nacht erschießen ließ, wurde seine Mitwisserschaft aufgedeckt. Im März 1945 wurde Fromm hingerichtet.
George, Stefan (1868–1933)
Dichter und Lyriker des Symbolismus und der Neoromantik. George, ein Meister der Verrätselung und Selbstinszenierung, scharte eine Reihe von Anhängern um sich, die ihm wie Jünger ergeben waren. In visionären, expressionistischen Gedichten nahm er die Schrecken des Ersten Weltkriegs vorweg. Während der Weimarer Republik war George das Idol der jungen Generation, die sich in einer Bandbreite von republikanisch bis nationalistisch für seine Ideen einer geistig-seelischen Aristokratie begeisterten.
Gneisenau, August Graf Neidhardt von (1760–1831)
Preußischer Generalfeldmarschall und Heeresreformer, wichtiger Stratege und Heerführer im Sieg gegen Napoleon bei der Schlacht von Waterloo. Urgroßvater von Claus von Stauffenberg.
Haeften, Hans Bernd von (1905–1944)
Der ältere Bruder von Werner von Haeften war Jurist und Leiter der kulturpolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes. Als Mitglied der Bekennenden Kirche verurteilte er das Attentat am 20. Juli zwar aus religiös-moralischen Gründen, er unterstützte aber den Umsturz und war für eine Funktion im Außenministerium vorgesehen. Hans Bernd von Haeften wurde am 15. August 1944 hingerichtet.
Haeften, Werner von (1908–1944)
Der Jurist und Offizier diente nach einer in Russland erlittenen Verwundung ab 1943 als Adjutant von Stauffenberg im Generalstab des Befehlshabers des Ersatzheeres. Von Haeften war an den Vorbereitungen und an der Durchführung des Anschlags maßgeblich beteiligt: Er begleitete Stauffenberg in die «Wolfsschanze» und kehrte mit ihm nach Berlin zurück. Bei der standrechtlichen Erschießung in der Nacht zum 21. Juli soll er sich schützend vor Stauffenberg geworfen haben.
Kleist-Schmenzin, Ewald-Heinrich von (*1922)
Einer der wenigen und einer der letzten Überlebenden des 20. Juli. In einem früheren Attentatsplan Stauffenbergs sollte der Wehrmachtsoffizier von Kleist-Schmenzin bei einer Uniform-Vorführung 1943 vor Hitler eine Bombe zünden. Angeblich riet der Vater Ewald von Kleist-Schmenzin (1890–1945) seinem Sohn zu, sich zur Verfügung zu stellen – weil Hitler immer wieder den Termin verschob, kam es nicht zu einem Zusammentreffen. Während der Vater zum Tode verurteilt und kurz vor Kriegsende in Plötzensee hingerichtet wurde, konnte der junge von Kleist-Schmenzin seine Beteiligung vertuschen und überlebte.
Kluge, Günther von (1882–1944)
Seit 1940 Generalfeldmarschall und als Oberbefehlshaber der 4. Armee die Schlüsselfigur im Westen. Obwohl als ehemaliger Chef von Henning von Tresckow Mitwisser des Attentats, zog von Kluge nicht mit, nachdem er vom Scheitern des Anschlags gehört hatte. Hitler war unzufrieden mit Kluges Leistungen und entschloss sich im August 1944 den Befehlshaber abzusetzen. Kluge nahm daraufhin Zyankali.
Mertz von Quirnheim, Albrecht Ritter (1905–1944)
Bereits seit 1925 mit Claus von Stauffenberg befreundet, gehörte der Berufsoffizier Mertz von Quirnheim zum engsten Kreis der Widerstandskämpfer. Zunächst stand er dem Nationalsozialismus positiv gegenüber, geriet jedoch über die unmenschliche Behandlung der Bevölkerung in den besetzten Ostgebieten in Konflikt mit dem Reichsminister Rosenberg. Im Juni 1944 trat Mertz von Quirnheim die Nachfolge Stauffenbergs als Chef des Stabes im Allgemeinen Heeresamt an. Er war die treibende Kraft im Bendlerblock, vor Stauffenbergs Rückkehr aus der «Wolfsschanze» die «Operation Walküre» durchzusetzen. Er wurde in der Nacht zum 21. Juli 1944 erschossen.
Olbricht, Friedrich (1888-1944)
Als Hauptmann aus dem Ersten Weltkrieg entlassen, diente Olbricht in Reichswehr und Wehrmacht und wurde nach dem Polenfeldzug zum General der Infanterie ernannt. Als Leiter des Wehrersatzamtes forderte er 1943 den von seiner schweren Verwundung genesenen Stauffenberg an und weihte ihn in seine mit Beck, von Tresckow und Goerdeler entworfenen Umsturzpläne ein. Am 20. Juli gibt Olbricht mit Mertz von Quirnheim den Befehl zur «Operation Walküre» und wird noch in der Nacht erschossen.
Stauffenberg, Alexander von (1905–1964)
Nach dem Studium der Altertumswissenschaften machte der ältere Bruder Claus von Stauffenbergs an der Universität Karriere und habilitierte sich bereits 1931. Im Zweiten Weltkrieg leistete er Kriegsdienst an der Ostfront und in Athen und wurde nach dem Attentat in Sippenhaftung genommen. Nach dem Krieg übernahm er bis zu seinem Tod 1964 den Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Universität München.
Stauffenberg, Berthold von (1905-1944)
Der Jurist und Diplomat arbeitete er zunächst als Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Berlin, dann zwischenzeitlich am Internationalen Gerichtshof in Den Haag und ab 1934 erneut in Berlin als Abteilungsleiter für Völkerrecht. Dort lernte er Helmuth Graf von Moltke und weitere Mitglieder des Widerstandes kennen. Im Zweiten Weltkrieg wurde Berthold von Stauffenberg als Militärbeamter eingesetzt, er sammelte Material gegen Kriegsverbrecher und hatte Kontakt zum Kreisauer Kreis. Seine Wohnung in der Tristanstraße wurde ein Treffpunkt der Widerstandskämpfer. Am 20. Juli hielt sich Berthold von Stauffenberg in der Bendlerstraße auf und kümmerte sich um die Verbindung zum Oberkommando der Marine. Inhaftiert am 21. Juli wurde er am 10. August in Plötzensee hingerichtet.
Stauffenberg, Nina von (1913–2006)
Geboren als Elisabeth Magdalena von Lerchenfeld lernt Nina den jungen Reichswehroffizier Claus von Stauffenberg Ende der 20er Jahre kennen und verlobt sich 1930 mit ihm. Sie haben fünf Kinder, das jüngste kommt ein halbes Jahr nach dem Anschlag in der Haft zur Welt. Die Kinder der Stauffenbergs wurden nach Bad Sachsa in ein Heim verschleppt und sollten zur Adoption freigegeben werden. Im Juni 1945 in Lautlingen wieder vereint, leben sie später in Ninas Heimatstadt Bamberg.
Tresckow, Henning von (1901–1944)
Aus dem Ersten Weltkrieg als einer der jüngsten Leutnants entlassen, sympathisierte von Tresckow zunächst mit den Nationalsozialisten, ging aber nach der Ermordung von Ernst Röhm 1934 auf Distanz. Er lehnte den Zweiten Weltkrieg ab und versuchte, verschiedene ranghohe Militärs wie Günther von Kluge, Erich von Manstein und Heinz Guderian zum Staatsstreich zu überreden. Seit 1942 plante von Tresckow mehrere Anschläge gegen Hitler, darunter einen Bombenanschlag auf dessen Flugzeug. Im Januar 1944 zum Generalmajor ernannt, war von Tresckows Wort, ein Attentat müsse erfolgen, um zu beweisen, «dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat», zum wichtigen Leitfaden Stauffenbergs. Nach dem Scheitern des Anschlags beging von Tresckow an der Front bei Ostrow Selbstmord.