Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №24/2008

Methodisches

Weihnachten

Lesetext

Weihnachtsbräuche

Der Weihnachtsbaum
img1Den Weihnachtsbaum gibt es noch gar nicht so lange. Dass jede Familie in ihrem Wohnzimmer ihren eigenen Christbaum mit brennenden Kerzen, Sternen, Christbaumkugeln und Lametta aufstellt, hat sich erst im Laufe des 20. Jahrhunderts durchgesetzt. Als Geburtsland des Weihnachtsbaums gilt das Elsass, dort gab es in der Stadt Schlettstadt 1600 einen Weihnachtsbaum. In Straßburg wurde 1605 von Christbäumen in den Stuben berichtet, die unter anderem mit Papierrosen, Äpfeln, Oblaten und Zischgold behängt waren. Die Äpfel sollten an den Sündenfall und an die erste Schöpfung und ihr relatives Scheitern erinnern, die Oblaten an Christi Erlösungstod, an die Neuschöpfung im Christusereignis, die Rosen an die jesajanische Prophezeiung. Aus den Äpfeln wurden schließlich Christbaumkugeln, aus den Oblaten Lebkuchen und aus den Rosen Rauschgoldengel.
Im 19. Jahrhundert breitete sich der Baumbrauch in Deutschland aus, vor allem in der Oberschicht und im Bürgertum. Durch den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde der Weihnachtsbaum endgültig bekannt und verbreitet: Hohe Offiziere, die aus der Oberschicht kamen und den Weihnachtsbaum schon kannten, ließen in der Kriegsweihnacht in Erinnerung an ihre Heimat Weihnachtsbäumchen aufstellen. Soldaten aller Schichten lernten dadurch diesen Brauch kennen und trugen ihn nach Hause weiter. So verbreitete sich der Christbaum in ganz Deutschland und mit dem Ersten Weltkrieg schließlich in ganz Europa.

Die Bescherung
Die Bescherung, wie wir sie heute feiern, entwickelte sich ebenfalls mit dem aufstrebenden Bürgertum, der Industrialisierung und dem heutigen Wohlstand. Im Mittelalter gab es zu Weihnachten überhaupt nichts, die Kinder bekamen am Nikolaustag Kleinigkeiten.
Im Zuge der Reformation wollte man die Beliebtheit der Heiligen und daher auch die des Nikolaus einschränken. Martin Luther selbst sprach sich dafür aus, die Nikolaus-Bescherung für die Kinder auf den Christtag zu verlegen, um die frommen Gedanken auf Christus selbst zu richten. Seither gibt es in protestantischen Gebieten die Bescherung an Weihnachten, was sich dann deutschlandweit durchgesetzt hat. Üblich geworden sind gegenseitige Geschenke, auch zwischen Erwachsenen, die immer größer ausfallen.

Die Krippe
Seit sich Familien im privaten Weihnachtszimmer einfinden, um dort im kleinen Kreise Weihnachten zu feiern, gibt es auch die kleine private Krippe unterm Weihnachtsbaum. Eigentlich ist sie ein Relikt aus einer früheren analphabetischen Epoche: Im Mittelalter, als Lesen nicht zur Allgemeinbildung gehörte, gab es für viele Stationen aus dem Leben Jesu Krippenfiguren als bildliche Darstellung der Heilsgeschichte für jedermann. Die Krippenfiguren konnten in Kirchen auf- und abgebaut werden. Auch lebende Krippen(spiele) gab es. Übrig geblieben ist die Weihnachtskrippe, die besonders in Italien gepflegt und von den Jesuiten über die halbe Welt verbreitet wurde. Zur Weihnachtszeit stand sie in den Kirchen und erzählte bildhaft die heilige Geschichte. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie jedoch wieder aus den Kirchen verbannt, weil man sie als zu kindisch und als überflüssig ansah in aufgeklärten Zeiten, in denen ja jeder lesen konnte. Die Leute nahmen die Krippenfiguren mit nach Hause und stellten sie auf, worauf die kleine, private Hauskrippe in vielen Variationen entstand.

Das Weihnachtsessen, Weihnachtsgebäck
Hohe Festtage waren im Mittelalter neben der kirchlichen Feier vor allem durch das Festmahl gekennzeichnet. Besonders zu Weihnachten spielte das Festmahl mit reichlichem und gutem Essen eine große Rolle. So wurde in Norddeutschland Heiligabend auch «Vollbauch­abend» genannt. Früher bildete Weihnachten den Höhepunkt und Abschluss der Fastenzeit des Advents. Ein typisches Fest­essen ist die Weihnachtsgans, die aus England nach Deutschland gekommen ist. Auch das weihnachts- und adventstypische Gebäck hat oft eine lange Tradition und Geschichte. Lebkuchen zum Beispiel wurden früher als Arzneimittel verteilt. Die darin oft verbackenen Nüsse und Mandeln gelten als Zeichen für Tod und Auferstehung (Schale und Kern). Spekulatius wurden ursprünglich zu Ehren des heiligen Nikolaus für den 6. Dezember gebacken. Die Form des Stollens, der auf keinem Weihnachtsteller fehlen darf, soll uns heute noch an die beim Bethlehemischen Kindermord umgekommenen, in Tüchern gewickelten Kinder erinnern.

Aufgaben

1. Informiere dich über das Weihnachtsfest, den Weihnachtsfestkreis und die dazugehörigen Festtage.
2. Suche im Internet mehr Informationen über die Geschichte des Weihnachtsbaumes und über Herkunft und Bedeutung verschiedenen Christbaumschmucks.
3. Informiere dich mit Hilfe eines Lexikons oder des Internets über Martin Luther und die Reformation.
4. Durch die Verbreitung der gegenseitigen Bescherung an Weihnachten und den heute herrschenden «Konsumrausch» hat diese ihren ursprünglichen Sinn oftmals verloren. Denke über «sinnvolles» Beschenken (von Kindern sowie Erwachsenen) nach. Diskutiert in der Klasse darüber.
5. Lies im Internet genauer über die Geschichte und Verbreitung der Weihnachtskrippe nach und sammle verschiedene Krippenabbildungen, auch aus dem Ausland.
6. Weihnachtsessen und Adventsgebäck: Welche weihnachtstypischen Gerichte gibt es, woher kommen sie und welche Bedeutung haben sie eventuell? Recherchiere.
7. Welche Weihnachtsbräuche kennst du noch, welche werden bei dir zu Hause gepflegt?

Quelle: Morgenroth, Matthias: Heiligabend-Religion. Von unserer Sehnsucht nach Weihnachten. München 2003.