Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №2/2009

Methodisches

Die größten Weltreligionen als Grundlagen der Weltauffassung.
Islam

Erstellt von Anna Russinowa, Moskau

І. Text

Zu der Autorin

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Anna Russinowa hat 2008 die Moskauer Städtische Pädagogische Universität absolviert. Zurzeit ist sie als Deutsch- und Englischlehrerin an der allgemein­bildenden Schule Nr. 939 («Школа здоровья») in Moskau tätig.

Mit ca. 1,3 Milliarden Anhänger ist der Islam die zweitgrößte Religion der Welt nach dem Christentum (ca. 2,1 Mrd. Anhänger). Seine Anhänger werden als Muslime oder Moslems bezeichnet.
Die heutzutage äußerst seltene Bezeichnung Mohammedaner wird von den meisten Muslimen abgelehnt, da sie den Eindruck erweckt, Mohammed stünde vor Gott im Zentrum des islamischen Glaubens. In der älteren Literatur findet sich für Muslime überdies die Bezeichnung Muselman.
Der Islam ist eine monotheistische Religion, die sich streng vom Polytheismus und auch von der christlichen Vorstellung von Inkarnation und Trinität abgrenzt. Bestimmendes Element ist die Lehre vom TAUHID, der Einheit Gottes.

Der Islam gründet sich auf dem Koran, der für die Gläubigen das unverfälschte Wort Gottes ist. Zweite Erkenntnisquelle neben dem Koran sind die Worte und Handlungen des Propheten Mohammed.
Manche Muslime stellen in jüngerer Zeit einen volksetymologischen Bezug des Wortes Islam zum Wort Salam, «Friede» (lexikalisch unter derselben Wurzel eingeordnet) her und leiten daraus die kausative Bedeutung «Frieden schaffen» oder «Frieden stiften» für den Begriff Islam ab. Eine solche Bedeutung des Begriffs Islam ist allerdings im Koran nicht nachweisbar.

Die Entstehung des Islam
Der Religionsstifter Mohammed (arabisch: der Hochgelobte, Vielgepriesene) wurde um 570 als Sohn eines Händlers aus dem Stamme der QURAISCH in Mekka im heutigen Saudi-Arabien geboren. Nach islamischer Überlieferung erschien ihm im Alter von etwa 40 Jahren der Erzengel Gabriel, der ihm die Verse der göttlichen Offenbarung, des Korans, diktierte, deren Verkündigung Mohammed den Rest seines Lebens beschäftigen sollte. Mohammeds Offenbarungen wurden unter der Regierung des Kalifen Uthman ibn Affans gesammelt und kanonisiert. Die von Mohammed verkündete Botschaft eines kompromisslosen Monotheismus fand im polytheistischen Mekka jener Zeit wenige Anhänger, und die junge muslimische Gemeinde sah sich unter dem Druck ihrer Gegner gezwungen, Mekka zu verlassen und in das nördlich gelegene YATHRIB (Medina) auszuwandern. Dieses Ereignis ging als HIDSCHRA in die Geschichte ein und wurde durch Beschluss des Kalifen Umar ibn al-Chattab als erstes Jahr der islamischen Zeitrechnung festgelegt.

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Die Große Sultan Qaboos Moschee
in Maskat, Oman

In Yathrib kommt Mohammed mit den dort siedelnden jüdischen Stämmen in Kontakt, die er zuerst nicht von seinem göttlichen Auftrag zu überzeugen vermochte. Ihre Weigerung, ihn als eigenen Propheten anzuerkennen, ließ in Mohammed die Vorstellung reifen, dass Juden und Christen vom rechten Weg des einen Gottes abgewichen waren und ihre Offenbarungen verfälscht seien. Daraus scheint sich für ihn ergeben zu haben, dass er nicht lediglich die Offenbarung der bereits existierenden monotheistischen Religionen fortführte, sondern dass es vielmehr seine Aufgabe sei, den ursprünglichen abrahamitischen Monotheismus wiederzuerrichten. Diesen Beschluss verkündete er anlässlich der Abschiedswallfahrt kurz vor seinem Tode.
Der Islam als eigenständige Religion war geboren. Sichtbares Zeichen dieses Wandels war es, dass die Gebetsrichtung schon kurze Zeit nach der Wiedererrichtung des abrahamitischen Monotheismus geändert wurde: von Jerusalem, der Stätte des judaeo-christlichen Monotheismus hin nach Mekka, dem Ort der Kaaba, dem «Hause Gottes».

Grundlagen des Islam
Die Grundsätze des Islam, die fünf Säulen, die zu erfüllen jeder Muslim verpflichtet ist, sind:

Glaubensbekenntnis
Das Glaubensbekenntnis lautet: «Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer (dem einzigen) Gott und Mohammed ist der Gesandte Gottes.»
Wer das Glaubensbekenntnis bei vollem Bewusstsein vor zwei Zeugen spricht, gilt als Muslim.
Es ist auch das Erste, was einem Neugeborenen ins Ohr geflüstert wird, und der letzte Gruß an einen Sterbenden.

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Innenraum der Moschee

Gebet
Das wird zu festgelegten Zeiten verrichtet, zu denen der Muezzin ruft: bei der Morgendämmerung, mittags, nachmittags, während der Abenddämmerung und nach Einbruch der Nacht.
Zuvor erfolgt die rituelle Reinigung mit reinem Wasser. Sollte dieses nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen oder als Trinkreserve benötigt werden, wird symbolisch Sand oder Staub verwendet. Das Verkürzen, Zusammenlegen, Vorziehen oder Nachholen von Gebeten ist unter bestimmten Bedingungen gestattet, etwa auf Reisen oder bei Krankheit. Am Freitag wird das Mittagsgebet (Freitagsgebet) in der Gemeinschaft, meist in der Hauptmoschee der Stadt oder des Viertels, verrichtet. Es wird von der Predigt begleitet, deren Grundlagen der Koran und die Aussprüche des Propheten sind, und die oft auch tagesaktuelle Fragen behandelt.

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In der Moschee

Almosensteuer
Die Erträge werden für Bedürftige, Kranke oder zum Aufbau religiöser Schulen verwendet. Die Höhe variiert je nach Einkunftsart (Handel, Viehzucht, Anbau) zwischen 2,5–10 % ebenso wie die Besteuerungsgrundlage (Einkommen oder Gesamtvermögen). Die Almosensteuer stellt eine der drei nach islamischem Recht erlaubten Steuerformen dar; die anderen beiden sind die Grundsteuer und die Kopfsteuer, die von Nichtmuslimen in islamischen Gesellschaften als Gegenleistung für ihre Duldung verlangt wird. Die Almosensteuer ist eine fromme Handlung und religiöse Pflicht des Muslims und kann somit nur Muslimen zugutekommen.

Fasten
Im Monat Ramadān, der sich jedes Jahr um 11 Tage verschiebt, wird von Beginn der Morgendämmerung – wenn man «einen weißen Faden von einem schwarzen unterscheiden» kann (Sure 2, Vers 187) – bis zum vollendeten Sonnenuntergang gefastet, nichts gegessen, nichts getrunken, nicht geraucht, kein ehelicher Verkehr und Enthaltsamkeit im Verhalten geübt.
Das Fasten wird nicht aus gesundheitlichen Gründen befolgt, sondern um Gottes Befehl während des Tages zu genügen. Insofern ist das oft praktizierte ausgiebige Fastenbrechen bei Nacht zwar nicht unbedingt ideal, verletzt jedoch auch nicht die religiöse Pflicht. Oft bricht man das Fasten mit einer Dattel und einem Glas Milch, wie dies der Prophet getan haben soll. Der Fastenmonat wird mit dem Fest des Fastenbrechens beendet.

Pilgerfahrt
Einmal in seinem Leben soll jeder Muslim die Pilgerfahrt nach Mekka antreten, um dort u. a. die heilige Kaaba siebenmal zu umschreiten. Die Pilgerfahrt findet im letzten Mondmonat statt und wird dann zur Pflicht für den Menschen, wenn er dazu in der Lage ist. Entscheidend dafür, ob die Pilgerfahrt zur Pflicht wird, sind unter anderem seine finanziellen und gesundheitlichen Lebensumstände.

Glaubensgrundsätze
Im Islam gibt es sechs Glaubensartikel, nämlich den Glauben an:
– den einzigen Gott (arab. Allah);
– seine Engel;
– seine Offenbarung (heilige Bücher: Thora, die Evangelien, den Koran etc.);
– seine Gesandten, die Propheten Gottes (darunter Adam, Abraham, Moses, Jesus und zuletzt Mohammed);
– den Tag des Jüngsten Gerichts und das Leben nach dem Tod: Der Mensch werde eines Tages für seine Taten zur Verantwortung gezogen und mit dem Höllenfeuer bestraft bzw. mit dem Paradies belohnt;
– die göttliche Vorsehung.
Erwähnt werden diese Glaubensartikel u. a. im Koran (z. B. Sure 2, Vers 136): «Ihr Gläubigen! Glaubt an Gott und seinen Gesandten und an die Schrift, die er auf seinen Gesandten herabgeschickt hat, und an die Schrift, die er schon (früher) herabgeschickt hat! Wer an Gott, seine Engel, seine Schriften, seine Gesandten und den jüngsten Tag nicht glaubt, ist (damit vom rechten Weg) weit abgeirrt.»

(Nach Wikipedia, der freien Enzyklopädie,
http://de.wikipedia.org/wiki/Islam)

ΙΙ. Texterläuterungen

Der Islam grenzt sich von der christlichen Vorstellung von Inkarnation und Trinität ab. Laut Islam gibt es nur einen einzigen Gott (Allah), der nicht dargestellt werden darf. Deshalb kennt der Islam keine Ikonen.
die heilige Kaaba = Hauptheiligtum des Islam in Mekka

ΙΙΙ. Aktiver Wortschatz

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1. Wörter und Wendungen
der Muslim, -s, -e und -s: мусульманин
der Moslem, -s, -s: мусульманин
der Muselman, -en, -en: (umg. veraltet) мусульманин
der Koran: Коран
der Prophet, -en, -en: пророк
die Überlieferung: предание, традиция
nach Überlieferung: по преданию
der Erzengel: архангел
sich ergeben aus D.: следовать, вытекать из чего-л.
daraus ergibt sich...: из этого следует
die Wallfahrt: паломничество
der Wallfahrer: паломник
die Säule = der Grundsatz: принцип, основное положение
das Glaubensbekenntnis: вероисповедание, кредо
beten: молиться
das Gebet: молитва
ein Gebet verrichten: совершать молитву
bei der Morgendämmerung: на рассвете
nach Einbruch der Nacht: с наступлением ночи
die Moschee: мечеть
tagesaktuelle Fragen: злободневные вопросы
die Almosensteuer: обязательный годовой налог в пользу бедных
der Bedürftige: нуждающийся
die Einkünfte (Pl.): доходы
die Viehzucht: животноводство
der Anbau (Sg.): возделывание сельскохозяйственных угодий
das Einkommen: доход
das Gesamtvermögen: общее (всё) состояние (имущество)
img7 die Gegenleistung für Akk.: ответная услуга
die Duldung: терпимость, допущение
fromm: благочестивый, набожный
j-m zugutekommen: пойти на пользу кому-л., чему-л.
das Fasten: соблюдение поста
fasten: поститься
das Fasten befolgen, einhalten: соблюдать пост
das Fasten brechen: нарушать (прерывать) пост
die Enthaltsamkeit in D.: воздержание
die Enthaltsamkeit üben in D.: воздерживаться от чего-л.
sich enthalten: воздерживаться
die Dattel: финик
das Fest des Fastenbrechens: праздник окончания поста
eine Pilgerfahrt antreten: совершать паломничество
die Glaubensgrundsätze: основные положения (основы) веры
das Jüngste Gericht: страшный суд
die Hölle: ад
das Paradies: рай
die göttliche Vorsehung: божье провидение

2. Hierarchie/Ränge der Geistlichen im Islam
der Großmufti: der höchste Rang der Geistlichen im Islam: Верховный муфтий
der Mufti (islamischer Rechtsgelehrter, der Gutachten bes. aufgrund des Korans in Rechtsfragen abgibt): муфтий
der Mulla/der Molla/der Mullah (ohne Pl.) (mohammedanischer Gelehrter, Richter, Geistlicher mit Hochschulbildung): мулла
der Muezzin (Gebetrufer im Islam): муэдзин

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Rätsel: Wozu braucht man so etwas in der Moschee?

Die Auflösung:
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3. Synonyme
verkünden = etw. öffentlich bekannt geben
verkündigen = etw. feierlich mitteilen: возвестить
die Verkündigung = die (feierliche) Mitteilung
vermögen = können
gestatten = erlauben
sich enthalten etw. G. = auf etw. Akk. verzichten: воздержаться
umschreiten = umgehen
wallfahren = pilgern
der Wallfahrer (veraltet) = der Pilger
die Wallfahrt (veraltet) = die Pilgerfahrt

ΙV. Wortschatzerläuterungen

Achten Sie auf die Bedeutung und Rechtschreibung der Homophone:
der Vers [fεrs], die Verse [fεrsə]: стих
die Ferse[fεrzə], die Fersen: пята, пятка
Achillesferse: Ахиллесова пята
die Färse[fεrzə]: тёлка

Synonyme
die Einkünfte (nur Pl.) aus D.: Summen, die bei jmdm. eingehen, z. B. aus Viehzucht, Anbau.
das Einkommen, -: die Gesamtsumme, die jmd. regelmäßig einnimmt.
das Fest, -e: meist religiöse und Volksfeste (Weihnachten, Ostern); kann auch in übertragener Bedeutung gebraucht werden (Siegesfest – gehoben).
die Feier, -n: meist private und Familienfeiern (Geburtstag, Hochzeit, Verlobung usw.).
der Feiertag, -e: meist offizielle Feiertage (Tag der Verfassung, Tag des Sieges usw.).
wallfahrten, wallfahrtete, ist gewallfahrtet (veraltend, feierlich) = Wanderung oder Fahrt (unter Gebeten und Gesang) zu einer berühmten religiösen Stätte.
wallfahren (er wallfahrt), wallfahrte, ist gewallfahrt: Wanderung oder Fahrt (unter Gebeten und Gesang) zu einer berühmten religiösen Stätte.
Die beiden Verben bezeichnen die schwankende, wellenartige Bewegung einer Menge Menschen.
«wallfahren» bezieht sich gewöhnlich auf eine Schar der Menschen.
«Pilgern» sagt man öfter von einem einzelnen Menschen.
etc. (etcetera) = usw.

V. Einübung des Wortschatzes

1. Lesen Sie den Text durch und prägen Sie sich den aktiven Wortschatz ein.

2. Denken Sie sich Minisituationen mit nachkommenden Wörtern und Ausdrücken aus.

nach Überlieferung • sich ergeben • Glaubensbekenntnis • als Gegenleistung • Duldung • zugutekommen • Enthaltsamkeit • sich enthalten

3. Erklären Sie die Bedeutung der Wörter «Einkünfte» und «Einkommen» und belegen Sie Ihre Erklärung mit Satzbeispielen.

4. Sprechen Sie über die Ränge der Geistlichen im Islam.

5. Beantworten Sie die Fragen, achten Sie auf die Schnelligkeit der Sprechreaktion.
a) Wie heißt Gott im Islam?
b) Wie verhält sich der Islam zu der Dreifaltigkeit im Christentum?
c) Wird Gott im Islam auf Ikonen dargestellt?
d) Wie heißen die Anhänger des Islam?
e) Wie heißt die Heilige Schrift im Islam?
f) Welche Bücher gehören zu den heiligen Büchern im Islam?
g) Wie heißt das Haus Gottes?
h) Welche Ränge der Geistlichen gibt es im Islam?
i) Was sind die Glaubensgrundsätze des Islam?

6. Übersetzen Sie die nachkommenden Sätze ins Deutsche. Achten Sie auf die Schnelligkeit der Sprechreaktion.

  1. Основателем ислама был Мухаммед из рода Кураиш. Он родился в Мекке, на территории современной Саудовской Аравии.
  2. Местом паломничества стала Мекка.
  3. В настоящее время Коран считается собранием откровений Мухаммеда.
  4. Наряду с Адамом, Авраамом, Моисеем и Иисусом Мухаммед считается божьим посланником и пророком.
  5. Евреи отказались признать Мухаммеда своим пророком.
  6. Мухаммед решил, что иудеи и христиане отклонились от правильного пути.
  7. Следствием этого стало решение Мухаммеда восстановить первоначальный монотеизм абрахамитского толка.
  8. Своё решение он провозгласил незадолго до смерти.

VΙ. Entwicklung der Sprechfertigkeiten

1. Sprechen Sie über Entstehung, Begriff und heutige Lage des Islam. Gebrauchen Sie den themengebundenen Wortschatz.

der Muslim • der Koran • der Prophet • nach Überlieferung • der Erzengel • sich ergeben • die Wallfahrt

2. Äußern Sie sich kurz zu den fünf Grundlagen des Islam, bedienen Sie sich des Wortschatzes.

der Muezzin • das Glaubensbekenntnis • nach Einbruch der Nacht • die Moschee • tagesaktuelle Fragen • die Almosensteuer • Bedürftige • die Einkünfte • das Einkommen • die Viehzucht • der Anbau • das Gesamtvermögen • als Gegenleistung • die Duldung • zugutekommen • das Fasten gestatten • die Enthaltsamkeit • eine Pilgerfahrt antreten • umschreiten

3. Zählen Sie die Glaubensgrundsätze des Islam auf, verwenden Sie den aktiven Wortschatz.

das Jüngste Gericht • das Höllenfeuer • das Paradies • die göttliche Vorsehung

4. Sprechen Sie zusammenfassend über den Islam nach der folgenden Disposition:
a) Gottheit
b) Anhänger
c) die Heilige Schrift
d) Gotteshaus
e) Hierarchie der Geistlichen
f) Glaubensgrundsätze (Weltauffassung)

5. Fertigen Sie ein Referat zum Thema «Grundbegriffe und Glaubensgrundsätze (Weltauffassung) im Christentum und im Islam» an.
a) Erschließen Sie die Grundbegriffe der beiden Weltreligionen.
b) Vergleichen Sie ihre Weltauffassungen.
c) Nehmen Sie Stellung zu den Weltauffassungen von Islam und Christentum.