Aus aller Welt
Islamische Länder im Aufwind
Syrien, Jordanien, Oman – Reisen in islamische Länder werden bei Europäern wieder beliebter. Ein Grund dafür ist die «gefühlte Sicherheitslage», sagen Tourismusexperten. Sieben Jahre nach dem 11. September 2001 sei der Reiz der exotischen Reiseziele wieder größer als die Skepsis.
Reiseziele in islamischen Ländern haben schwierige Jahre hinter sich. Aber sie sind spürbar im Aufwind. Etliche der größeren deutschen Veranstalter räumen ihnen in den Katalogen für 2009 mehr Platz ein. Manche Länder sind dort erstmals zu finden, einige wie Algerien oder der Libanon nach langer Zeit wieder. Für andere wie die Klassiker Ägypten oder Marokko werden die Angebote ausgeweitet. Und selbst wegen der Sicherheitslage schwierige Ziele wie den Libanon oder den Jemen gibt es in den Katalogen.
Prof. Rainer Hartmann wundert das Interesse an islamischen Ländern nicht: Der «Orient» sei für viele, die an fremden Kulturen interessiert sind, ein Traumziel. «Da gibt es oft diese 1001-Nacht-Fantasien.» Orientalische Länder wie der Jemen seien einerseits Fernreiseziele, andererseits aber gut zu erreichen. «Und sie bieten ein maximal exotisches Erlebnis. Deswegen ist auch der Oman so trendy», erklärt der Tourismusexperte von der Hochschule Bremen.
Hinzu kommt, dass die Veranstalter stets auf der Suche nach neuen Zielen sind und dabei zum Beispiel die Vereinigten Arabischen Emirate entdeckt haben: «Dubai wird stark vermarktet. Und das hat dann eine Sogwirkung auf andere islamische Länder», sagt Hartmann. Öger Tours beispielsweise hat Ägypten in die Sommerkataloge aufgenommen. Marco Polo hat wegen der großen Nachfrage das Angebot an Reisen in den Nahen Osten, vor allem nach Syrien und Jordanien, ausgebaut.
Auch Studiosus zählt die islamischen Länder zu den «Gewinnern des Jahres 2008»: Eine um mehr als die Hälfte gestiegene Nachfrage verzeichnete der Veranstalter aus München für Ägypten. Für Syrien und Jordanien gab es knapp 3200 Buchungen – dreimal so viele wie im Jahr davor. Und auch Marokko, der Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate haben noch einmal zugelegt.
Studiosus-Geschäftsführer Peter-Mario Kubsch geht davon aus, dass sich der Trend 2009 fortsetzt. Neu im Programm des Veranstalters ist Saudi-Arabien. Es fehlt dagegen der Libanon. Das ist bei Biblischen Reisen anders: Der Veranstalter aus Stuttgart hat das Land für 2009 erstmals nach längerer Pause wieder in den Katalog genommen – genau wie Algerien. Geschäftsführer Georg Röwekamp sieht die islamischen Länder ebenfalls im Kommen. Gebeco teilt diese Einschätzung: Die Vorausbuchungen für 2009 legten nahe, dass der Trend anhält, sagt Ury Steinweg, Geschäftsführer des Veranstalters in Kiel, der den Iran genauso im Programm hat wie beispielsweise Kombinationsreisen nach Syrien und Jordanien.
Die islamischen Länder würden wieder als sicher und normal zu bereisen angesehen – nach den Anschlägen vom 11. September 2001 überwog bei vielen Europäern dagegen die Skepsis. «Das normalisiert sich jetzt wieder», sagt Steinweg. Das Interesse an islamischer Kultur sei gar nicht neu. «Das war immer da», ergänzt Peter-Mario Kubsch. Nur haben sich viele aus Sorge um die Sicherheit zurückgehalten, die nun wieder reisen wollen. Gerade Marokko hat ausgesprochen ehrgeizige Ziele: «Wir wollen bis 2010 zehn Millionen Gäste erreichen», sagt Hicham Boudraa vom Fremdenverkehrsamt des Landes.
Zuletzt waren es sieben Millionen jährliche Besucher – und schon das war ein Rekord. «Nach den Franzosen stellen die Deutschen und die Briten die größte Gästezahl», sagt Boudraa. «Marokko hat noch Potenzial», ergänzt Stefan Niemann, der für den Maghreb zuständige Manager der TUI. «Das Land investiert erheblich in die Hotellerie.» Der Marktführer und wichtigste deutsche Veranstalter für Reisen in das nordafrikanische Land erwartet deshalb kontinuierlich steigende Gästezahlen. Zielregion Nummer eins ist die Küste bei Agadir. Bislang kommen die Gäste vor allem für den Badeurlaub. Aber das ändert sich. «Marokko wird auch als Winterziel wichtiger», sagt Niemann. «Nicht zuletzt für Golfer.» Und die Angst vor Anschlägen sei nicht mehr so groß wie noch vor einigen Jahren.
Nach Einschätzung von Prof. Rainer Hartmann ist die gefühlte Sicherheitslage entscheidend für die Bereitschaft, tatsächlich in ein islamisches Land zu reisen: «Wer glaubt, dass es in Syrien oder im Oman kein erhöhtes Risiko von Anschlägen oder Entführungen gibt, der bucht auch.» Bei vielen Zielen wie der Türkei, Tunesien oder Ägypten spiele es für die große Mehrzahl der Urlauber andererseits keine Rolle, dass sie islamische Länder sind. «Das sind Touristen, die auf Djerba oder am Roten Meer Strand und Sonne suchen», sagt Hartmann. «Und wenn es dort politisch ruhig ist und vor allem die deutschen Medien nichts anderes berichten, dann steigen die Zahlen wieder an.»
Ein Ziel fehlt nach wie vor: «Der Irak wäre natürlich das klassische Land für eine Studienreise», sagt Gebeco-Geschäftsführer Ury Steinweg. «Das würde ich mir selbst auch gerne einmal anschauen.» Aber das bleibt vorerst wohl nicht nur für ihn ein Wunschtraum.
Didaktisierungsvorschlag
1. Einführende Aufgaben
1.1. Welche Assoziationen haben Sie mit der Wendung «islamische Länder»?
1.2. Der Artikel heißt «Islamische Länder im Aufwind». Wovon könnte in dem Artikel die Rede sein?
2. Wortschatz
Auf|wind, der; -[e]s, -e (Met.): vom Boden aufsteigende Luftbewegung: das Segelflugzeug hat guten A.; Ü durch erste Erfolge A. (Auftrieb) bekommen; im A. sein.
Ori|ent, der; -s: 1. vorder- u. mittelasiatische Länder: den O. bereisen; *der Vordere O. (der Nahe Osten). 2. (veraltet) Osten.
tren|dy <Adj.> [engl. trendy, zu: trend, Trend] (Jargon): modisch; dem vorherrschenden Trend entsprechend: Handy ist t.; Im radverliebten Amsterdam hat, wer t. sein will, seinen Drahtesel hippiebunt bemalt; Sushi, der Imbiss aus klebrigem Essigreis und rohem Fisch, gilt als t.
Sog, der; -[e]s, -e: 1. (in der nächsten Umgebung eines Strudels od. Wirbels od. hinter einem sich in Bewegung befindenden Gegenstand, z. B. einem fahrenden Fahrzeug, auftretende) saugende Strömung in Luft od. Wasser: einen S. erzeugen; in den S. der Schiffsschraube geraten; Ü der S. (die starke Anziehungskraft) der großen Städte. 2. (Meeresk.) Strömung, die unter landwärts gerichteten Wellen seewärts zieht.
3. Arbeit am Wortschatz
3.1. Schreiben Sie aus dem Text den Wortschatz heraus, der zum Sachbereich «Reisen» gehört.
3.2. Ordnen Sie zu.
1. der Maghreb |
a) Westen |
3.3. Schlagen Sie im Wörterbuch die Bedeutung der Wörter «das Morgenland» und «das Abendland» nach. Zu welchem Zeitraum werden diese Wörter zugeordnet, sind das veraltete, veraltende Wörter oder Neologismen?
3.4. Schreiben Sie aus dem Text alle Ländernamen heraus.
3.5. Informieren Sie sich: Der Orient
Das als Orient oder als orientalischer Kulturraum bezeichnete Gebiet erstreckt sich über 13,5 Millionen Quadratkilometer. Die Staaten Marokko, Algerien, Pakistan, Tunesien, Libyen, Ägypten, Israel, Palästina, Libanon, Saudi-Arabien, Bahrain, Jemen, Oman, Vereinigte Arabische Emirate, Kuwait, Irak, Jordanien, Syrien, Türkei, Iran und Afghanistan bilden über den Norden Afrikas und dem Südwesten Asiens den Orient. Die Bewohner des Orients sind zu einem großen Teil islamische Araber.
3.6. Finden Sie diese Länder (Aufgabe 3.4 und 3.5) auf einer politischen Karte bzw. auf folgender Web-Seite: http://maps.google.de/maps?hl=ru&tab=wl
3.7. Für Geografiekenner. Land-Hauptstadt-Zuordnung. Arbeiten Sie zu zweit. Sie können Ihren Partner nach fehlenden Informationen fragen.
Arbeitsblatt 1 a
Ordnen Sie den Ländern die Hauptstädte zu.
1. Afghanistan |
a) Algier |
*****
Lösungen für Arbeitsblatt 1 b:
1. Libanon – Beirut; 2. Libyen – Tripolis; 3. Marokko – Rabat; 4. Oman – Maskat; 5. Pakistan – Islamabad; 6. Palästinensische Autonomgebiete – Gaza, Ramallah; 7. Saudi-Arabien – Riad; 8. Syrien – Damaskus; 9. Tunesien – Tunis; 10. Türkei – Ankara; 11. Vereinigte Arabische Emirate – Abu Dhabi
Arbeitsblatt 1 b
Ordnen Sie den Ländern die Hauptstädte zu.
1. Libanon |
a) Abu Dhabi |
*****
Lösungen für Arbeitsblatt 1 a:
1. Afghanistan – Kabul; 2. Ägypten – Kairo;
3. Algerien – Algier; 4. Bahrain – Manama; 5. Irak – Bagdad; 6. Iran – Teheran; 7. Israel – Jerusalem;
8. Jemen – Sanaa; 9. Jordanien – Amman; 10. Katar – Doha; 11. Kuweit – Kuweit-Stadt
3.8. Welche von den in Aufgabe 3.7 erwähnten orientalischen Ländern sind keine islamischen Länder?
3.9. a) Welche Sprachen werden in den orientalischen Ländern gesprochen? Informieren Sie sich anhand der Tabelle.
Land |
Amtssprache |
Afghanistan |
Paschtu, Persisch (Dari) |
Ägypten |
Arabisch |
Algerien |
Arabisch, Berberisch, Französisch (als Verkehrssprache) |
Bahrain |
Arabisch |
Irak |
Arabisch, Kurdisch |
Iran |
Persisch |
Israel |
Neuhebräisch, Arabisch |
Jemen |
Arabisch |
Jordanien |
Arabisch |
Katar |
Arabisch |
Kuweit |
Arabisch |
Libanon |
Arabisch |
Libyen |
Arabisch |
Marokko |
Arabisch, Französisch |
Oman |
Arabisch |
Pakistan |
Urdu (Nationalsprache), Englisch |
Palästinensische Autonomiegebiete |
Arabisch |
Saudi-Arabien |
Arabisch |
Syrien |
Arabisch |
Tunesien |
Arabisch, Französisch |
Türkei |
Türkisch |
Vereinigte Arabische Emirate |
Arabisch |
b) Informieren Sie sich über diese Sprachen.
3.10. Schreiben Sie aus dem Text Wörter und Wendungen aus dem Bereich «Reisen und Tourismus» heraus. Was bedeuten sie?
3.11. Erklären Sie die Bedeutung der im Text gebrauchten Wörter:
– Gäste,
– Hotellerie,
– Klassiker,
– Veranstalter.
3.12. Welche Wörter und Wendungen aus dem Kasten passen zu den folgenden Substantiven?
Reiseziel |
Urlaub |
|
|
in islamischen Ländern • exotisch • weit • lang • trendy • traumhaft • preiswert • kurz• erreichen • mehrwöchig • beliebt • an der See • im Gebirge • gut zu erreichen • stark vermarktet • günstig • märchenhaft • beliebt
3.13. a) Was passt zusammen? Verbinden Sie.
1. Angebote |
a) ausbauen |
b) Bilden Sie Beispielsätze mit den entstandenen Wortkombinationen.
4. Aufgaben zum Text
4.1. Hatte jemand recht mit seinen Vermutungen (Aufgabe 1.2)?
4.2. Formulieren Sie kurz den Grundgedanken des Textes.
4.3. Erklären Sie folgende Textstellen.
- Aber sie (islamische Länder) sind spürbar im Aufwind.
- Etliche der größeren deutschen Veranstalter räumen ihnen in den Katalogen für 2009 mehr Platz ein.
- Für andere wie die Klassiker Ägypten oder Marokko werden die Angebote ausgeweitet. Und selbst wegen der Sicherheitslage schwierige Ziele wie den Libanon oder den Jemen gibt es in den Katalogen.
- «Dubai wird stark vermarktet. Und das hat dann eine Sogwirkung auf andere islamische Länder.»
- Marco Polo hat wegen der großen Nachfrage das Angebot an Reisen in den Nahen Osten, vor allem nach Syrien und Jordanien, ausgebaut.
- Und auch Marokko, der Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate haben noch einmal zugelegt.
- Die islamischen Länder würden wieder als sicher und normal zu bereisen angesehen – nach den Anschlägen vom 11. September 2001 überwog bei vielen Europäern dagegen die Skepsis.
- «Marokko wird auch als Winterziel wichtiger.»
- «Wer glaubt, dass es in Syrien oder im Oman kein erhöhtes Risiko von Anschlägen oder Entführungen gibt, der bucht auch.»
- «Und wenn es dort politisch ruhig ist und vor allem die deutschen Medien nichts anderes berichten, dann steigen die Zahlen wieder an.»
- «Der Irak wäre natürlich das klassische Land für eine Studienreise.»
- (Der Irak) bleibt vorerst ... ein Wunschtraum.
4.4. Im Internet sind heutzutage viele Informationen über islamische Länder zu finden, wie z. B. die folgende. Lesen Sie diesen Text. Welche interkulturellen Unterschiede fallen Ihnen auf? Besprechen Sie sie in Kleingruppen.
1. Einen großen Fauxpas begeht man, wenn man bei einer Mahlzeit über Finanzen, Religion oder Politik diskutieren will. Smalltalk wird noch eher verziehen, normalerweise schweigt man aber beim Essen. Wenn man seinen Teller leer isst, darf man sich nicht wundern, wenn man immer wieder nachgereicht bekommt. Ist man satt, kann man als Zeichen einen Bissen auf dem Teller zurücklassen. Nach einem traditionellen Essen bekommt man häufig eine Kanne Wasser gereicht. Diese ist jedoch nicht zum Trinken da, sondern um sich die Hände zu waschen.
2. Auch wenn es gut gemeint ist, sollte man kostbare Gegenstände im Haus eines Arabers nicht übermäßig bewundern. Dieser fühlt sich nämlich dann dazu verpflichtet, den Gegenstand als Geschenk zu überreichen und kann dadurch leicht verärgert werden. Allgemein werden Geschenke nur von Männern an Männer übergeben – keinesfalls aber mit der linken Hand. Diese gilt als unrein.
3. Verhaltenstipps für Männer und Frauen
Arabische Frauen sollte man als Ausländer mit größter Zurückhaltung und vor allem mit Respekt behandeln. Keinesfalls darf man sie ungefragt fotografieren, es sei denn, man riskiert gerne eine Auseinandersetzung mit ihren männlichen Verwandten. Eine Frau auf offener Straße anzusprechen ist ebenfalls nicht erlaubt – nicht einmal, um nach dem Weg zu fragen. Körperkontakt in der Öffentlichkeit sollte generell vermieden werden. Für Europäerinnen sind offene Haare und sehr enge oder freizügige Kleidung verpönt. Am besten kleidet man sich traditionell-konservativ.
5. Weiterführende Aufgaben
5.1. Schauen Sie sich die Bildcollage an und beschreiben Sie sie.
Didaktisiert von Natalia Konstantinowa
Der Text ist entnommen aus: http://www.welt.de