Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №7/2009

Wissenschaft und Technik

Von Galileos Fernrohr zum Superauge «Hubble»

Vor 400 Jahren richtete Galilei das erste Teleskop zum Himmel. Heute jagen Astronomen mit Riesenspähern im All und auf entlegenen Bergen nach Exoplaneten und fernen Galaxien. Das «Jahr der Astronomie 2009» erinnert an die revolutionären Entdeckungen der Himmelsforscher.
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Thomas Harriot (1560–1621): Der Mathematiker und Philosoph war wohlhabend und veröffentlichte seine Mondkarten nicht. Möglicherweise ging ihm so der astronomische Ruhm für die allerersten Mondbeobachtungen abhanden, den an seiner Statt Galileo Galilei einheimste.

Es war der Blick in eine neue Ära: Als der italienische Naturforscher Galileo Galilei 1609 das erste astronomische Teleskop zum Himmel richtete, entdeckte er eine bis dahin unbekannte Welt. Die Mondgebirge, die vier hellen Trabanten des Jupiter, die Sichelgestalt der Venus – Galileis Entdeckungen schrieben Wissenschaftsgeschichte und trugen maßgeblich zum Durchbruch des revolutionären Weltbildes bei, das die Sonne anstelle der Erde ins Zentrum des Sonnensystems rückte. Die Himmelsbeobachtungen des Italieners vor 400 Jahren haben die Vereinten Nationen zum Anlass genommen, 2009 zum Internationalen Jahr der Astronomie zu erklären.
Erklärtes Ziel des Astronomie-Jahres ist, das Weltall für jeden erlebbar zu machen – Millionen Menschen sollen Galileis bahnbrechende Entdeckungen nachvollziehen durch Himmelsbeobachtungen an Sternwarten, Vorträge und Ausstellungen. Die Teilnehmer werden dabei eintauchen in die Geschichte der Himmelskunde, aber auch von den Fortschritten in der modernen Astronomie erfahren. Denn seit Galilei durch sein Fernrohr blickte und der Astronom Johannes Kepler ebenfalls 1609 sein wegweisendes Buch Astronomia nova veröffentlichte, haben die Wissenschaftler unser Bild vom Universum gleich mehrfach revolutioniert.
Gerade mal 42 Millimeter Durchmesser besaß die Linse des Fernrohrs, das Galilei zum Firmament richtete. Bei nur rund 20-facher Vergrößerung erkannte er unter anderem, dass unser Schwesterplanet Venus sichelförmig erscheint. Dieses Phänomen barg erheblichen Sprengstoff: Denn erklärbar ist die Sichelgestalt der sonnennahen Venus aus unserem Blickwinkel nur, wenn sich alle Planeten um die Sonne drehen und nicht etwa Sonne und Planeten um die Erde. Dass die Sonne im Mittelpunkt des Sonnensystems steht, hatte bereits im 16. Jahrhundert der Astronom Nikolaus Kopernikus herausgefunden. Doch trotz der Beobachtungen Galileis setzte sich diese Erkenntnis erst Ende des 17. Jahrhunderts endgültig durch.
Freilich war die Revolution des Kopernikus, die nicht weniger als die Verbannung der Erde aus dem Mittelpunkt des Kosmos bedeutete, nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum modernen Verständnis des Universums. Mit immer besseren Instrumenten und Beobachtungsmethoden fanden die Astronomen heraus, dass unser Sonnensystem nur winziger Teil einer gigantischen Welteninsel ist: unserer Milchstraße. Im nächsten Schritt erkannten die Forscher, dass die Milchstraße wiederum nur eine von Abermilliarden Galaxien im All darstellt – und dass das Universum beständig expandiert.
Die Teleskope, die diese Entdeckung möglich machten, waren die Nachfolger von Galileis Fernrohr – auch wenn sie technologisch ihren Urahn längst um Lichtjahre überholt hatten. Im Rennen um den Bau immer größerer Instrumente wurden die Linsenfernrohre schnell von den lichtstärkeren Spiegelteleskopen überholt. Bereits 1949 wurde auf dem Mount Palomar in den USA ein solches Teleskop mit damals nahezu unvorstellbaren fünf Metern Spiegeldurchmesser errichtet. Seine Empfindlichkeit war so hoch, dass es das Licht einer Kerze in 5000 Kilometer Entfernung registriert hätte.
Doch auch das Palomar-Teleskop ist heute Geschichte. Die neue Generation der Riesenspäher besitzt Spiegel mit acht Metern Durchmesser und mehr – darunter das «Very Large Telescope» der Europäischen Südsternwarte (Eso) in Chile mit vier zusammenschaltbaren Spiegeln von je 8,2 Metern Durchmesser, und die Keck-Teleskope mit zwei Zehn-Meter-Spiegeln auf dem Mauna Kea auf Hawaii. In Bau ist bereits das nächste Mega-Teleskop der Eso mit 66 riesigen Parabolantennen.
Fantastische Bilder aus dem All liefert zudem schon seit Jahren das Weltraumteleskop «Hubble», das mit seinem 2,4-Meter-Spiegel die Erde umrundet und ohne Störungen durch die Atmosphäre ins All spähen kann. 2013 soll «Hubble» durch das «James-Webb-Space-Telescope» mit seinem 6,4-Meter-Spiegel abgelöst werden. Damit wird der «Hubble»-Nachfolger noch weiter in den Kosmos vordringen – fast bis zum Anfang des Universums.

Richard Heister

Der Text ist entnommen aus: http://www.spiegel.de