Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №15/2009

Sonderthema

Heinrich der Löwe und die Gründung Münchens

Heinrich der Löwe ist zwar kein Stadtgründer wider Willen, doch ist die Gründung Münchens vor ca. 850 Jahren für ihn eher Mittel zum Zweck. Sein Hauptinteresse gilt Reichtum und Macht. So errichtet er an der Mönchssiedlung Munichen eine Zollbrücke über die Isar und zerstört anschließend in einer Nacht- und Nebelaktion die gut florierende Zollbrücke des Bischofs von Freising. Dieser Gewaltakt wird am 14. Juni 1158 im Nachhinein von Kaiser Friedrich Barbarossa legitimiert und legt gleichzeitig den Grundstein für die Stadt München und den Aufstieg Heinrichs. Als der undiplomatische Welfe vergisst, wem er sein Wohlergehen verdankt, entzieht ihm Friedrich Barbarossa seine schützende Hand. Er verliert alles und wird in die Verbannung geschickt ...

Eine enge Beziehung war es nicht, auch keine dauerhafte oder von gegenseitiger Sympathie geprägte.

Auf der einen Seite Heinrich der Löwe, der München gründete, ohne ein besonderes Interesse an Aufbau, Planung und Entwicklung der Stadt zu haben.
Auf der anderen Seite eben dieses München, das an seinen Gründer kaum Erinnerungen hat, keine Burg oder Festungsanlage, kein bedeutendes Denkmal, es gibt nur eine Straße, die Herzog-Heinrich-Straße, die aber lange nicht so prachtvoll und repräsentativ ist wie Maximilian- oder Ludwigstraße.
Es war eine etwas unterkühlte Beziehung, die im Jahr 1157 ihren Anfang nahm.

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Vermutliche Stifterstatue Heinrichs im Braunschweiger Dom

Heinrich der Löwe – der Machtmensch
Anscheinend war Heinrich der Löwe kein besonders groß gewachsener Mann, allerdings war er stark und mutig. Seiner Tapferkeit soll er den Beinamen «der Löwe» verdanken.
Seine auffallendste Charakter­eigenschaft war ein ausgeprägtes Machtbewusstsein. Er setzte sich rücksichtslos über die Rechte anderer hinweg, wie im Fall der Gründung Münchens, die auf einem rechtlosen Gewaltakt beruhte, er agierte immer im eigenen Interesse, orientierte sich an seinem politischen und wirtschaftlichen Vorteil. Auf diese Weise wurde er zu einem der reichsten europäischen Fürsten. Im Laufe seiner Herrschaft wurde er immer hochmütiger, was schließlich zu seinem Sturz führte. Er war ein Dickkopf, dem jegliche Diplomatie fehlte. Die von ihm unterworfenen oder annektierten Gebiete knechtete er rücksichtslos.

Heinrich der Löwe und seine Familie
Heinrich der Löwe entstammte dem Geschlecht der Welfen. Die­se waren eines der ältesten und zeitweise auch mächtigsten Adelshäuser Deutschlands. Ihren Namen erhielten sie von einem ihrer Stammväter, der Welf hieß, nach dem Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm bedeutet Welf: «Ein Junges von Säugetieren, besonders von Hunden und wilden Tieren.» Ein Welpe also.
Die Welfen hatten ihre Wurzeln ursprünglich in Franken. Sie erweiterten nach und nach ihren Herrschaftsbereich in den Südwesten des Reiches, in das Gebiet vom Bodensee bis zu den Voralpen. Durch Heirat erlangten sie auch Besitz in Bayern.
1070 wurde erstmals ein Welfe Herzog von Bayern. Mit geringen Unterbrechungen behielten die Welfen von da an, von 1070 bis 1180 die bayerische Herzogwürde. Unter Heinrich dem Stolzen, dem Enkel des ersten Welfenherzogs in Bayern, verlagerten die Welfen ihren Schwerpunkt nach Sachsen, wo sich ihnen größere Möglichkeiten boten. Der machtbewusste Herzog trug den Stolz, seinen hervorstechenden Charakterzug, schon im Namen. Mit seinem herrschsüchtigen, aufbrausenden und hochmütigen Wesen machte er sich viele Gegner. Nach Streitigkeiten mit dem deutschen König Konrad III. wurde ihm das Herzogtum Bayern aberkannt und ein Mitglied des Hauses der Babenberger, Heinrich Jasomirgott, zum neuen Herzog ernannt.
Als Heinrich der Stolze 1139 überraschend im Alter von 30 Jahren starb, hinterließ er ungeklärte Herrschaftsverhältnisse in den Herzogtümern Bayern und Sachsen – und einen minderjährigen Sohn.

Heinrich der Löwe – der Erbe
Das genaue Geburtsdatum von Heinrich dem Löwen ist unbekannt, er dürfte um 1130 geboren sein. Auch seinen Geburtsort kennen wir nicht. Aufgrund des frühen Todes seines Vaters musste Heinrich bereits als Teenager politische Verantwortung übernehmen. 1142 wurde er als Herzog von Sachsen anerkannt. Zunächst regierte er mit seiner noch jungen Mutter Gertrud, als sie aber im Frühjahr 1143 starb, übernahm Heinrich, inzwischen ungefähr 13 Jahre alt, allein die Regierung Sachsens. 1148 hielt der deutsche König Konrad einen Reichstag ab, zu dem auch der 18-jährige Heinrich reiste.
Wie engagiert der junge Heinrich dort um seine Rechte kämpfte, beschreibt der Chronist Otto von Freising: «Auf den Reichstag kam auch der zum Jüngling herangewachsene Heinrich, der Sohn des Bayernherzogs, und forderte auf Grund des Erbrechts das Herzogtum Bayern zurück, das, wie er behauptete, seinem Vater zu Unrecht aberkannt worden sei. Aber der König Konrad überredete ihn mit großer Klugheit und Geschicklichkeit, sich bis zu seiner Rückkehr vom 2. Kreuzzug zu gedulden und bis dahin ruhig zu warten.»
Es sollte jedoch noch sechs Jahre dauern, bis Heinrich das Herzogtum Bayern zurückerhielt.
1152 starb König Konrad. Sein Nachfolger wurde Friedrich von Staufen, genannt Barbarossa. Friedrich Barbarossa, der seinen Beinamen seinem rötlichblonden Haar verdankte, war nur wenig älter als Heinrich der Löwe, und neben diesem, besser gesagt vor diesem die dominierende Gestalt im Deutschland des 12. Jahrhunderts. Nachdem er 1152 deutscher König geworden war, machte er sich zwei Jahre später auf nach Italien, um in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt zu werden. Vorher wollte er die Streitigkeiten um das Herzogtum Bayern lösen. Nach wie vor war der Babenberger Heinrich Jasomirgott Herzog von Bayern.
Heinrich der Löwe, der bereits Herzog von Sachsen war, beanspruchte Bayern aber für sich, da er das Herzogtum von seinem Vater geerbt habe. Friedrich Barbarossa musste eine Entscheidung treffen, denn er benötigte für seinen Italienzug die Hilfe des Löwen und seiner sächsischen Ritter. Otto von Freising berichtet: «Als Friedrich in der sächsischen Stadt Goslar im Juni 1154 einen Reichstag abhielt, lud er die beiden Herzöge schriftlich vor. Da hier nun der eine erschien, der andere aber fernblieb, wurde dem einen, Herzog Heinrich von Sachsen, durch Urteil der Fürsten das Herzogtum Bayern zugesprochen.»
Das war aber noch nicht die vollständige Inthronisation des Löwen als Herzog von Bayern. Die fand erst zwei Jahre später bei einem Reichstag in Regensburg statt.
Otto von Freising, der als Augenzeuge dabei war, schildert das Ereignis in seiner Chronik. Er lobt Kaiser Friedrich Barbarossa für die Befriedung Bayerns und preist den Beginn einer glücklichen Zeit: «Von diesem Tage an lächelte dem ganzen transalpinischen Reich so heiterer Friede, dass man Friedrich nicht nur Kaiser und Augustus, sondern mit Recht auch Vater des Vaterlandes nennt.»
Otto, der Bischof von Freising, stammte aus einer sehr hochgestellten Familie. Er war nicht nur einer der hervorragendsten Geschichtsschreiber des Mittelalters, er war als Reichsbischof auch Territorialherr.
Und nur ein Jahr nach der offiziellen Anerkennung Heinrichs des Löwen als Herzog von Bayern, die Otto in seiner Chronik noch so gefeiert hatte, geriet er selbst in einen Streit mit dem Löwen, der von Kaiser Friedrich Barbarossa geschlich­tet werden musste und der zur Gründung Münchens führte.

Heinrich der Löwe und Bayern
Der erstarkte Heinrich der Löwe mit den beiden großen Herzogtümern Sachsen und Bayern im Rücken ging nun daran, seine Machtposition im Reich auszubauen. Dass ihm das möglich war, lag vor allem auch an Kaiser Friedrich Barbarossa, der ihn gewähren ließ. Das Einvernehmen, das zwischen dem Herzog und dem Kaiser bestand, bestimmte für zwei Jahrzehnte die Politik im deutschen Reich. Während Heinrich in Sachsen auf heftigen Widerstand der dortigen Adeligen stieß und das Land mit sehr harter Hand regierte, traf er in Bayern kaum auf Widerstand. Da seine Familie, die Welfen, in Bayern nur wenig Landbesitz hatte, ging Heinrich äußerst geschickt vor, um sich sein bayerisches Herrschaftsgebiet zu sichern: Er brachte die Handelsstraßen und Verkehrswege unter seine Kontrolle. Zunächst die Ost-West-Achse, die Salzstraße.

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Heinrich der Löwe auf dem Heinrichsbrunnen, Braunschweig

Heinrich der Löwe und das Salz
Bis zum Ausgang des Mittelalters war Salz ein wertvolles und wichtiges Handelsgut. Man nannte es auch das «weiße Gold». Aus den ergiebigen Bergwerken im Salzburger Land und Reichenhall wurde das Salz unter anderem nach Schwaben, Franken und in die Schweiz transportiert.
Der Handel war in der Hand der Salzsender, das waren Händler, die für Lagerung und Transport des Salzes zuständig waren. Die Salzsender reisten in Gruppen mit ihrem wertvollen Gut, begleitet von bewaffneten Reitern, die die Transporte vor Räubern schützen sollten. An Brücken und Umschlagplätzen mussten die Salzsender Zölle entrichten, daher waren die jeweiligen Landesherren daran interessiert, dass Handelsstraßen durch ihr Gebiet führten.
Die Salztransporte aus dem Salzburger Gebiet überquerten bei Altenmarkt nördlich des Chiemsees die Alz, bei Wasserburg den Inn, dann ging es über Ebersberg, Eglharting und Feldkirchen zum Isarübergang bei Föhring. Hier kassierten die Bischöfe von Freising kräftig, denn die Fuhrwerke mussten nun über ihre Brücke die Isar überqueren und dafür Zoll bezahlen.

Heinrich der Löwe und der Eintritt Münchens in die Geschichte
Die Zolleinnahmen und der Verlauf der Salzstraße waren Heinrich dem Löwen ein Dorn im Auge. Wohl 1157 unternahm er einen Gewaltakt, den der bayerische Chronist Aventinus über 350 Jahre später in seinen Annales ducum Boiariae so beschrieb: «Herzog Heinrich von Bayern besetzte des Nachts unversehens Föhring, zerstörte es, brach die Brücke ab, verbrannte die Gebäude, verlegte die Salzniederlagen, alle Salzer, die Brücke und den Zoll nach München in die neue Stadt und befahl hernach, dass das Salz von da weggefahren wird.»
Heinrich der Löwe hob also kurzerhand die Zoll- und Münzstätte und den Markt in Föhring auf, um sie einige Kilometer flussaufwärts neu anzulegen.
Das war zwar ein unrechtmäßiges Vorgehen, aber der Herzog nutzte eine Situation aus, die der Freisinger Bischof geschaffen hatte. Denn er hatte keine reichsrechtliche Konzession für Föhring; Markt, Münze und Zoll beanspruchte er allein aufgrund des Gewohnheitsrechtes. Dem machte Heinrich der Löwe mit seinem rabiaten Vorgehen ein Ende.
Der Ort, den er für einen neuen Isarübergang auswählte, hieß Munichen und war eine kleine Mönchssiedlung mit einer dem heiligen Petrus geweihten Kirche. Diese Siedlung befand sich unweit von dem heutigen Marienplatz am Petersbergl. Es gab schon lange einige Dörfer in der Gegend, Sendling zum Beispiel oder Schwabing oder Giesing. Aber Munichen war ein unbeachteter, unwichtiger Flecken.
Hier errichtete Heinrich der Löwe Markt, Münze und Zoll neu und ließ die Salzstraße über eine neue Brücke, wohl auf der Höhe der heutigen Ludwigsbrücke über die Isar führen.
Der Bischof von Freising wehrte sich gegen diesen Überfall und erhob beim Kaiser Klage gegen Herzog Heinrich. Kaiser Friedrich Barbarossa musste einen schwierigen Konflikt lösen, er war sowohl mit Bischof Otto von Freising als auch mit Herzog Heinrich dem Löwen verwandt. Er war auf die Hilfe des Welfen angewiesen und er wollte den mächtigen Bischof nicht zum Feind haben. Außerdem konnte sich Otto von Freising nicht auf eine eindeutige Rechtslage stützen, denn Markt, Münze und Zoll in Föhring gehörten ihm eigentlich gar nicht.
Am 14. Juni 1158 verkündete Friedrich Barbarossa in Augsburg seinen Spruch: «Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. Friedrich, durch Gottes günstig gewogene Gnade, Kaiser der Römer und allzeit Mehrer des Reiches, an seinen geliebten Onkel Otto, Bischof von Freising.
Den Streit um den Markt bei Föhring und München, der zwischen Dir und unserem hochedlen Vetter Heinrich, Herzog von Bayern und Sachsen, entstanden ist, haben wir auf folgende Weise entschieden: Der Markt, der bisher zu Föhring abgehalten wurde, die Zollbrücke und die Münze, werden dort künftig nicht mehr bestehen.»
Damit sanktionierte der Kaiser nachträglich das Verhalten von Heinrich dem Löwen: «Als Ersatz dafür hat unser Vetter Herzog Heinrich der Kirche von Freising ein Drittel des Gesamteinkommens aus seinem Marktzoll zu München zu übertragen, sei es aus Abgaben für Salz, sei es für andere dort ein- oder ausgehende Groß- oder Kleinstückwaren.»
Der Freisinger Bischof konnte also weiter an der Handelsstraße verdienen, wenn auch nicht mehr in dem Maße, wie ihm das in Föhring möglich war. Er erhielt sogar noch weitere Privilegien: «Was den Zöllner betrifft, so soll nach Gutdünken jeder von Euch seinen eigenen haben oder, wenn das für gut erscheint, beide zusammen einen, der jedem von Euch verantwortlich sein soll.»
Der Bischof konnte seinen eigenen Zöllner an die neue Münchner Zollstätte schicken, er durfte sogar, wie es in einer weiteren Klausel heißt, eine eigene Münze errichten. Der Spruch von Friedrich Barbarossa ging als «Augsburger Schied» in die Geschichte, sein Datum, der
14. Juni 1158, gilt als Gründungsdatum der Stadt München.
Aber eigentlich wollte Herzog Heinrich keine Stadt gründen, sondern eine Handelsstraße unter seine Kontrolle bringen. München entstand aus wirtschaftlichen und machtpolitischen Gründen, es war nicht als Residenzstadt geplant, daher ließ Herzog Heinrich auch keine Befestigungsanlagen oder eine Burg errichten. Auch das Stadtrecht erhielt München zunächst nicht. In den ersten Jahren werden wohl hauptsächlich Zöllner, Handelsleute, Beamte und Priester in München gewohnt haben.
Wie unsicher die ersten Jahrzehnte für die neu gegründete Stadt waren, zeigt sich daran, dass es nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 Überlegungen des Bischofs Albert von Freising gab, die Verlegung von Isarbrücke und Markt wieder rückgängig zu machen und sie in Föhring am alten Platz wieder aufzurichten. Diese Pläne wurden aber nicht in die Tat umgesetzt.
Es ging Heinrich dem Löwen aber nicht nur um die Einnahmen aus dem Zollgeschäft, er verfolgte eine langfristige Politik der Machtsicherung und der Kontrolle über Verkehrs- und Handelswege. München war in seiner Strategie als Verkehrsknotenpunkt vorgesehen, nicht als urbanes Handelszentrum.
Nach der Gründung Münchens legte Herzog Heinrich am Lechübergang eine Burg an, die den Namen Landsberg erhielt. So sicherte er die Straße, die von Osten aus Salzburg kommend, über Memmingen nach Westen führte. Ein weiterer wichtiger Verkehrsweg war die alte Römerstraße Via Claudia Augusta, von Augsburg den Lech entlang über den Reschenpass nach Italien. An diesen und weiteren Wegen wie der Brennerstraße postierte der Herzog welfische Ministeriale und knüpfte so ein Netz, das sich über das ganze Herzogtum erstreckte und mit dem er weite Teile kontrollieren konnte.

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Braunschweiger Dom: Grabmal Heinrichs
des Löwen, Mathildes und deren
Sohn Otto IV.
(Grabplatte im Vordergrund)

Heinrich der Löwe – Der abwesende Herzog
Heinrich der Löwe war nur selten in Bayern. Am längsten wahrscheinlich 1174, als er sich mehrere Monate lang um die Verhältnisse im Erzbistum Salzburg kümmerte. Zum letzten Mal kam er 1176 in sein Herzogtum.
In diesen Jahren war Heinrich der Löwe ausgesprochen aktiv und damit beschäftigt, seine schon beängstigende Machtfülle auszubauen. Im Februar 1168 heiratete er die Tochter des englischen Königs. 1170, nachdem es ihm gelungen war, sein Herzogtum Sachsen zu befrieden, war er auf dem Höhepunkt seiner Macht. Er beherrschte ein großes Gebiet, er hatte sich gegen Feinde und Konkurrenten durchgesetzt und er war durch die Heirat mit Mathilde von England noch reicher geworden.

Der Sturz Heinrichs des Löwen
Sein Lebens- und Machtweg erreichte seinen höchsten Punkt. Nun musste der Sturz folgen, denn Heinrich, der sich schon wie ein König aufführte, hatte einen Herrn über sich, Kaiser Friedrich Barbarossa. Der sah inzwischen in Heinrich eher einen Gegenspieler als einen Mitkämpfer. Als Heinrich der Löwe 1174 dem Kaiser die Bitte abschlug, ihn auf einer weiteren Heerfahrt nach Italien zu begleiten, riss der Bogen, der längst überspannt war. Barbarossa ging nun daran, den Löwen zu entmachten. Als mehrere Fürsten gegen Heinrich Klage erhoben, fand der Herzog in Barbarossa nicht mehr wie so oft einen Fürsprecher, der Kaiser erhob nun sogar selbst Klage gegen ihn, da er mehrmals nicht zu den königlichen Gerichten bei den Reichstagen erschienen war, und das Erscheinen war die Pflicht eines Lehnsmannes. 1180 wurde Heinrich wegen ständigen gerichtlichen Ungehorsams verurteilt und seine beiden Herzogtümer Sachsen und Bayern wurden ihm aberkannt.
Ein halbes Jahr später verhängte der Kaiser sogar die Acht gegen Heinrich den Löwen. Er musste für drei Jahre Deutschland verlassen und sich zu seinem Schwiegervater nach England in die Verbannung begeben. Damit hatte der Kaiser die übergroße Macht des Welfen, der fast sein eigenes Königtum im Land errichtet hatte, gebrochen.

Heinrich der Löwe – Das Ende
Heinrich kehrte nach Jahren der Verbannung schließlich unerlaubt nach Braunschweig zurück. Erst nach dem Tod Kaiser Friedrich Barbarossas gelang es ihm, sich mit dessen Sohn und Nachfolger zu versöhnen. Am 6. August 1195 starb Heinrich der Löwe, der Gründer der Stadt München und eine der schillerndsten Figuren des deutschen Mittelalters, in Braunschweig.

Autorin: Mira Alexandra Schnorr
Redaktion: Hildegart Hartmann
© Bayerischer Rundfunk

Zeittafel
12. Jahrhundert
um 1108
Heinrich der Stolze, Vater von Heinrich dem Löwen, wird geboren.
1122 Der spätere Kaiser Friedrich I. Barbarossa wird geboren.
1127 Heinrich der Stolze heiratet Gertrud von Sachsen.
1129 Heinrich der Löwe wird in Ravensburg geboren.
1137 Kaiser Lothar III. belehnt seinen Schwiegersohn Heinrich den Stolzen mit dem Herzogtum Sachsen.
1138 Konrad von Staufen wird zum deutschen König gewählt und Heinrich der Stolze verliert seine beiden Herzogtümer Sachsen und Bayern.
1139 Heinrich der Stolze stirbt am 20. Oktober in Quedlinburg.
1142 Gertrud von Sachsen heiratet Heinrich Jasomirgott von Babenberg.
Heinrich der Löwe erhält Bayern und Sachsen als Lehen, muss Bayern aber wieder abgeben an seinen Stiefvater Jasomirgott von Babenberg.
1143 Gertrud von Sachsen stirbt.
1148 Heinrich der Löwe heiratet Clementia von Zähringen.
1152 König Konrad stirbt.
Friedrich I. Barbarossa wird deutscher König.
1155 Friedrich I. Barbarossa lässt sich vom Papst zum deutschen Kaiser krönen.
1156 Heinrich der Löwe erhält einen Teil des Herzogtums Bayern zurück.
Jasomirgott von Babenberg wird als Entschädigung für Bayern Herzog von Österreich.
1156 Kaiser Barbarossa heiratet Beatrix von Burgund.
1157/58 Gründung der Stadt München; Stadtrecht ab 1158.
1162 Heinrich der Löwe trennt sich von seiner Frau Clementia.
1166 Heinrich der Löwe lässt das Löwendenkmal in Braunschweig aufstellen.
1168 Heinrich der Löwe heiratet seine zweite Frau Mathilde von England.
1169 Heinrich VI. wird zum deutschen König gewählt.
1176 Heinrich der Löwe verweigert Kaiser Barbarossa die Gefolgschaft bei dessen Italienfeldzug.
1179/80 Land- und lehnrechtliche Prozesse gegen Heinrich den Löwen.
1180 Otto von Wittelsbach erhält das Herzogtum Bayern, Sachsen wird aufgeteilt.
Reichskrieg gegen Heinrich den Löwen.
1181 Heinrich der Löwe unterwirft sich dem Kaiser auf dem Reichstag von Erfurt.
1182 Heinrich der Löwe muss ins Exil nach England.
1185 Heinrich der Löwe kehrt aus dem Exil zurück nach Braunschweig.
1186 Heinrich VI. wird König von Italien.
1188 Heinrich der Löwe wird zum zweiten Mal verbannt.
1189 Heinrichs Ehefrau Mathilde stirbt, während er in Verbannung ist.
Heinrich der Löwe kehrt vorzeitig aus dem Exil zurück.
1190 Kaiser Friedrich I. Barbarossa ertrinkt im Fluss Saleph während des dritten Kreuzzuges.
1191 Heinrich VI. wird deutscher Kaiser.
1194 Heinrichs Sohn Heinrich der Lange heiratet Agnes von Staufen.
Heinrich der Löwe versöhnt sich mit Kaiser Heinrich VI.
1195 Heinrich der Löwe stirbt am 6. August 1195 in Braunschweig.
1197 Kaiser Heinrich VI. stirbt.
1198 Doppelwahl Otto IV. und Philipp von Schwaben zum deutschen König.

Der Text ist entnommen aus: http://www.br-online.de