Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №15/2009

Sonderthema

Hintergrundinformationen

Familie und Familienpolitik
Der dem Adelsgeschlecht der Welfen entstammende Heinrich der Löwe wird 1129 in Ravensburg geboren. Sein Vater, Heinrich der Stolze, ist Herzog von Bayern sowie Markgraf von Tuszien. Durch die Eheschließung mit Gertrud von Süpplingburg, der Tochter Kaiser Lothars III., erhält er später auch das Herzogtum Sachsen. Als Heinrichs Vater früh und unerwartet stirbt, muss der Junge bereits politische Verantwortung übernehmen. Dies bedeutet auch den Kampf um die beiden Herzogtümer Bayern und Sachsen, die Heinrich der Stolze durch einen Konflikt mit König Konrad III. im Jahr vor seinem Tod verloren hat. Vier Jahre später stirbt auch seine inzwischen mit Heinrich Jasomirgott von Babenberg verheiratete Mutter und lässt den halbwüchsigen Heinrich allein zurück.
Fünf Jahre später macht der 19-Jährige mit Clementia von Zähringen eine gute Partie. Ihr Vater, Herzog Konrad von Zähringen, will mit dieser Eheschließung ein Gegengewicht zur Machtfülle der Staufer schaffen. Friedrich Barbarossa toleriert diese politisch bedrohliche Verbindung nicht und überzeugt Heinrich, sich nach 15 Ehejahren und drei Kindern von Clementia scheiden zu lassen. Der offizielle Grund ist das zu nahe Verwandtschaftsverhältnis der beiden. Von den drei Kindern überlebt nur Heinrichs Tochter Gertrud die Kinderzeit und wird später Königin von Dänemark.
Sechs Jahre nach der Scheidung schließt Heinrich erneut den Bund fürs Leben, diesmal mit der erst 12-jährigen Prinzessin Mathil­de, der Tochter Heinrichs II. von England. Diesmal steht Friedrich Barbarossa der strategisch klugen Verbindung machtlos gegenüber, das Paar bleibt zeit seines Lebens verheiratet und bekommt fünf Kinder. Doch Heinrich, zu Macht und Reichtum gekommen, benimmt sich immer mehr wie ein Herrscher anstatt wie ein Lehnsherr des Kaisers – und verliert schließlich alles. Als er 1189 ins Exil nach England geht, bleibt Mathilde an seiner Stelle in Braunschweig, wo sie kurz darauf stirbt. Am 6. August 1195 folgt Heinrich seiner Frau ins Grab und wird an ihrer Seite im Braunschweiger Dom bestattet.

Aufstieg und Fall
In der wechselvollen Geschichte seines Lebens bleibt Heinrich stets nur einem treu – dem Anhäufen von Macht und Reichtum, worum er wie ein Löwe kämpft. So wie es ihm strategisch wichtig erscheint, wechselt er im Leben öfter die Fronten. Einmal koaliert er mit den mächtigen Sachsen und heiratet in die Familie Herzog Konrads von Zähringen ein, dann lässt er sich kurzerhand scheiden, als ihm der Kaiser dafür einen günstigen Besitztausch anbietet. Die Maxime seines Handelns ist sein persönlicher Vorteil, weshalb er später in den mächtigen englischen Königshof einheiratet.
Ist sein Privatleben schon der Anreicherung von Einfluss und Geld unterworfen, so ist es sein öffentliches Leben erst recht. Die zentrale Figur, der er sich immer wieder in Freundschaft oder Feindschaft stellen muss, ist Kaiser Friedrich Barbarossa. Zum einen wird Heinrich vom Kaiser protegiert, weil er ihn für seine Kreuzzüge braucht, zum anderen möchte er ihn nicht zu sehr erstarken lassen. Solange Heinrich seine Rolle als treuer Lehnsherr ausfüllt, setzt sich der Kaiser für ihn ein, auch wenn sich der aufbrausende Herzog oft rücksichtslos benimmt. Als er ihm jedoch die Teilnahme am Italienfeldzug versagt, ist der Bogen endgültig überspannt. Der Kaiser hat nun ein offenes Ohr für die Klagen von Pächtern und Edelleuten. Zudem erscheint der Bayernherzog nicht mehr zu den Reichstagen, wie es seine Pflicht als Lehnsherr wäre. Dort braut sich eine Liga gegen ihn zusammen, die er unbeachtet lässt. Als er es versäumt, Stellung zu den Anklagen zu nehmen, wird 1180 die Acht gegen ihn erlassen und seine Herzogtümer werden sowohl zerschlagen als auch schnell neu vergeben, um ihm eine Rückkehr zur alten Machtstellung zu verbauen. Heinrich akzeptiert dies nicht, worauf ein Reichskrieg entbrennt, den er 1181 verliert. Er wird 1182 für drei Jahre verbannt und darf nur wenige Besitzungen behalten, u. a. sein Hausgut Braunschweig. 1185 darf er zurückkehren, doch seine Weigerung, 1188 beim dritten Kreuzzug zur Rückeroberung Jerusalems mitzuziehen, bringt ihm die neuerliche Verbannung ein. 1190 stirbt Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Kreuzzug, vier Jahre später versöhnt sich Heinrich mit dessen Nachfolger Heinrich VI. und stirbt im Jahr darauf in Braunschweig. Die Herzogtümer Bayern und Sachsen sind und bleiben für die Welfen verloren.

Das Salz und die Gründung Münchens
Auch wenn es heute Stimmen gibt, die die bekannte Version um die Gründung Münchens anzweifeln, klingt sie nach einer Geschichte, die dem Wesen Heinrichs des Löwen entspricht. Der Herzog von Bayern grollt dem Freisinger Bischof Otto, der durch seine Föhringer Zollbrücke über die Isar hohe Einnahmen verbucht. Neben anderen Gütern und Waren ist es besonders das Salz, das weiße Gold des Mittelalters, das die Zollstation so einträglich macht. Markt, Münze und Zoll gehören Otto jedoch lediglich aus einem Gewohnheitsrecht heraus, das er für sich beansprucht. Dies macht sich Heinrich zunutze und baut bei der unbedeutenden Mönchssiedlung Munichen seinen eigenen Isarübergang. Anschließend lässt er die Brücke des Bischofs abbrennen und die Händler und Kaufleute umleiten. Otto von Freising ist außer sich und legt Beschwerde beim Kaiser ein, der aber gerade gut auf seinen Vetter Heinrich zu sprechen ist. Auf dem Reichstag von Augsburg, bekannt als Augsburger Schied, spricht Friedrich Barbarossa 1157 Heinrich das Markt- und Zollrecht zu, Otto wird mit einem Drittel der Einnahmen abgefunden. Der von da an florierende Markt gewinnt immer mehr an Bedeutung und bereits im Jahr 1158 erhält Munichen seine Gründungsurkunde und wird damit zur Stadt erklärt. Heinrich, für den München nie etwas anderes als ein gewinnträchtiger Verkehrsknotenpunkt war, hat eine Weltstadt gegründet.