Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №15/2009

Methodisches

Beruf Bücherwurm

Lesetext

Ebenso wie die Bibliotheken selbst, wandelten sich über die Jahrtausende auch die Berufe, die mit ihnen verbunden waren. Neben Menschen, die in praktischer Form mit Schriften arbeite­ten, sie editierten, kopierten und konservierten, erforderte deren Aufbewahrung von Beginn an auch Verwalter, die über die Ordnung der wachsenden Sammlungen wachten.

Von Anfang an ein Gelehrtenjob
Bis aus all diesen Aufgabenbereichen das feste Berufsbild des Bibliothekars entstand, vergingen mehrere Jahrtausende. Bibliotheken des Altertums, wie in Ninive, Ephesos oder Alexandria, wurden noch weitgehend in Eigenregie ihrer Benutzer geführt. Die Gelehrten selbst arbeiteten die Schriften und damit ihre Wissensgrundlagen auf. So war es bezeichnenderweise ein Dichter, nämlich der Grieche Kallimachos, der um 260 v. Chr. den ersten Katalog der Großen Bibliothek von Alexandria zusammenstellte.

In Stein gemeißelt
Ein Beispiel aus China zeigt, dass die Arbeit in einer Bibliothek auch handwerkliche Talente erforderte: Buddhistische Mönche, die im 6. Jahrhundert n. Chr. ihre Fang-Shan-Sammlung mit über vier Millionen Wörtern anlegten, betätigten sich als Steinmetze. Sie hämmerten die Schriftzeichen ihrer Sutras (Lehrsätze) in steinerne Stelen und Höhlenwände, um sie vor dem Verfall zu retten.

Schreibende Mönche
Dass Bibliotheksangehörige selbst als Schreibende tätig waren, galt auch im Mittelalter. In den christlichen Klöstern nahmen sich Mönche nicht nur der Bewahrung, sondern auch der Herstellung von Schriften an. Ihre Skriptorien lieferten reich verzierte Kodizes, die sich nur hohe Adlige oder Kleriker leisten konnten. Entsprechend groß war das Bedürfnis der Klöster, ihre irdischen Himmelsschätze gegen Raub und Feuer zu schützen. Das bloße Verwalten der Schriftbestände war für die Mönche dagegen keine anspruchsvolle Aufgabe. Mit weniger als fünfhundert Kodizes blieben die Klosterbibliotheken in der Regel überschaubar.

Islamisches Vorbild
Wirklich umfangreiche Bestände wiesen bis ins 14. Jahrhundert nur die Bibliotheken in islamischen Ländern auf. Zu den größten – mit über 600 000 Bänden – zählte das Haus der Weisheit des Kalifen Al-Hakim in Kairo. Die Gelehrten, die die frühen Universitätsbibliotheken Europas führten, nahmen sich die hohen Standards im Orient in zweierlei Hinsicht zum Vorbild: Zum einen setzten sie alles daran, ihre Bestände so schnell wie möglich auf vergleichbare Ausmaße zu vergrößern. Zum anderen übernahmen sie die arabischen Zahlen für ihr Ordnungssystem. Kataloge wurden seither nicht nur alphabetisch, sondern auch mit Hilfe von Nummerierungen geführt...
Da Bibliotheken ab dem 15. Jahrhundert immer größere Räume beanspruchten, musste das Auffinden von Büchern erleichtert werden. Nicht von ungefähr beklagten Humanisten wie Francesco Petrarca, dass seltene Handschriften aus dem Mittelalter ungelesen vor sich hinmoderten. Die Lösung war simpel: Jedes Schriftwerk erhielt in den Katalogen eine individuelle Signatur, also eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen. Diese leitete sich aus seinem Standort in der Bibliothek und den Informationen über seine Herkunft ab.

Idee mit ID
Die Signaturen verliehen den Büchern eine Art Identität. Plötzlich war relevant, woher sie stammten und wer sie verfasst hatte. Sie wurden individuelle Texte eines individuellen Autors, der den Wahrheitsgehalt seines Werkes verantwortete. Für Wissenschaftler und Künstler gab es damit erstmals verlässliche Angaben über den Ursprung fremden Wissens. Außerdem konnten sie ihre eigenen Ideen als geistiges Eigentum kennzeichnen. Wo Petrarca drauf stand, war Petrarca drin.

Staubgeschädigt und mürrisch
Kluger Köpfe bedurfte es auch bei der Verwaltung der Bibliotheken. Im London des 17. Jahrhunderts reformierte der Philologe Richard Bentley die zum Kuriositätenkabinett verkommene British Library zu einer international renommierten Universalbibliothek. In deutschen Bibliotheken wirkten berühmte Intellektuelle wie Gottfried Wilhelm Leibniz oder Gotthold Ephraim Lessing. Auf diese gelehrten Pedanten geht das Klischee des «zerstreuten Bibliothekars» zurück. Der Literat Jonathan Swift schildert den Typus als staubgeschädigt und mürrisch, von Bücherwürmern zerfressen in Kopf und Leber und letztlich orientierungslos in den Weiten seiner Bibliothek. Swift sprach wohl aus eigener Erfahrung – er soll 657 Bücher besessen haben.

Junger Beruf
Ein festes Berufsbild des Bibliothekars, der für den organisatorischen Ablauf sowohl in wissenschaftlichen wie auch in öffentlichen Bibliotheken verantwortlich ist, ergab sich erst im 19. Jahrhundert. Damals führten viele Staaten – auch Deutschland – Fachausbildungen oder Studiengänge für das Bibliothekswesen ein.

Michael März

 

Aufgaben

1. Lesen Sie den Text. Welche der folgenden Themen werden im Text behandelt? Kreuzen Sie an.

1. Die Entstehung der Bibliotheken

   

2. Die erste Bibliothek der Welt

   

3. Probleme der Bücheraufbewahrung

   

4. Bibliothekar als Beruf

   

5. Bibliotheken im Orient

   

6. Mönche als Hersteller der Schriften

   

7. Problem der großen Räume

   

8. Katalogisierung und Aufbewahrung

   

9. Internet und Bibliotheken

   

 

2. Was gehört zum Aufgabenbereich des Bibliothekars?

img1

3. C-Test. Füllen Sie die Lücken aus.

Bis das feste Berufsbild des Bibliothekars entstand, vergingen mehrere Jahrtausende. Bibliotheken d_____ Altertums wur_____ noch weitg_____ in Eigen_____ ihrer Benu_____ geführt. D_____ Gelehrten sel_____ arbeiteten d_____ Schriften u_____ damit ih_____ Wissensgrundlagen
a_____. So w_____ es e_____ Dichter d_____ um 260 v. Chr. d_____ ersten Kat_____ der Großen Bibli_____ von Alexa_____ zusammenstellte.

4. Kombinieren Sie die passenden Teilsätze.

1. Ein Beispiel aus China zeigt,

2. Buddhistische Mön­che, die im 6. Jahrhundert n. Chr. ihre Fang-Shan-Sammlung mit über vier Millionen Wörtern anlegten,

3. Sie hämmerten die Schriftzeichen ihrer Lehr­sätze in steinerne Stelen und Höhlenwände,

a) betätigten sich als Steinmetze.

b) um sie vor dem Verfall zu retten.

c) dass die Arbeit in einer Bibliothek auch handwerkliche Talente erforderte.

5. Richtig oder falsch sind folgende Aussagen?

 

R

F

1. Im Mittelalter waren Bibliotheksangehörige nicht mehr als Schreibende tätig.

       

2. In den christlichen Klöstern haben  sich die Mönche nur um die Aufbewahrung der Schriften gekümmert.

       

3. Mönche in mittelalterlichen christlichen Klöstern haben Schriften hergestellt.

       

4. Mönche haben schöne Schriften angefertigt, die sich nicht einmal hohe Adlige oder Kleriker leisten konnten.

       

5. Die Klöster mussten ihren teuren Bibliotheken Schutz gegen Raub und Feuer geben.

       

6. Das bloße Verwalten der Schriftbestände war für die Mönche keine anspruchsvolle Aufgabe.

       

7. Die Klosterbibliotheken blieben in der Regel überschaubar, hatten ca. 500 Bücher.

       

6. Sehen Sie sich die Bilder an und beantworten Sie die Fragen.

img1 img2 img3
  1. Was ist auf den Bildern dargestellt?
  2. In welchem Land könnten diese Fotos gemacht worden sein? (Erklären Sie, warum Sie das meinen.)
  3. Welche Funktion hat das Muster auf dem Buchrücken auf dem obigen Bild?
  4. Was fällt Ihnen an dem Schild auf?
  5. In welchem Bezug stehen diese Bilder zum Lesetext?
  6. Was haben die europäischen Universitätsbibliotheken aus islamischen Ländern übernommen?
    (Auf den Fotos: Die Bibliothek der Sultan-Qaboos-Moschee in Maskat, Oman)

7. Beantworten Sie die Fragen.

  1. Warum war das Auffinden von Büchern in den Bibliotheken ab dem 15. Jh. immer schwieriger?
  2. Welche Schäden sind dadurch entstanden, dass das Auffinden der Bücher oder Handschriften nicht leicht war?
  3. Welche Lösung hat man gefunden?
  4. Was ist die Signatur?
  5. Welche Informationen kann man einer Signatur entnehmen?
  6. Warum bedurfte es auch bei der Verwaltung der Bibliotheken kluger Köpfe?
  7. Welche berühmten Intellektuellen wirkten in deutschen Bibliotheken?
  8. Welches Bild des Bibliothekars hat der Literat Jonathan Swift geschildert?
  9. Seit wann kann man den Beruf des Bibliothekars erlernen?

8. Wie stellen Sie sich die Bibliothek der Zukunft vor? Eher so?

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Oder so?

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Begründen Sie Ihre Meinung.

Worterklärungen

ableiten, (sich): происходить, вести начало; составляться
anlegen: основывать, сооружать, создавать; составлять; заводить; замышлять; планировать
annehmen (Gen.), (sich): заботиться (о ком-л., о чём-л.), взяться (за что-л.)
anspruchsvoll: требовательный, взыскательный; претенциозный
aufarbeiten: zusammenfassend betrachten, bearbeiten; sich mit etw. auseinandersetzen, um Klarheit darüber zu gewinnen; etw. geistig verarbeiten
auffinden: находить, отыскать, разыскать; обнаружить (искомую цель)
der/das Aufgabenbereich, -(e)s, -e: круг задач [ведения], компетенция; поле деятельности
aufweisen: показывать, предъявлять; иметь, проявлять, обнаруживать
das Ausmaß, -es, -e: объём, количество; масштабы; мера
beanspruchen: требовать, претендовать
bedürfen (Gen.): нуждаться (в чём-л.), требовать (чего-л.)
das Berufsbild, -(e)s, -e: описание [характеристика] профессии
der Bestand, -(e)s, -stände: состояние; наличность; запас, фонд
betätigen, (sich): заниматься; действовать
bezeichnenderweise: показательно, характерно
der Bücherwurm: книжник; человек, постоянно углублённый в чтение книг
alles [sein Letztes] daransetzen: приложить все усилия, сделать всё возможное
editieren: редактировать
die Grundlage, =, -n: основа; основание; опора; база, базис, фундамент
hämmern: бить [обрабатывать] молотком; ковать молотом; вколачивать, вбивать; выдалбливать
handwerklich: ремесленный
die Herkunft, =: происхождение
die Hinsicht, =, -en: отношение, соображение, точка зрения
die Höhlenwand: стенка полости или каверны
kennzeichnen: отмечать
der Kleriker, -s, =: духовное лицо, клирик
der Kodex, -es и =, -e и Kodizes: кодекс; (древняя) рукопись
konservieren: сохранять, хранить
der Lehrsatz, -es, -sätze: научное положение, тезис
meißeln: выдалбливать, высекать (резцом); обрубать зубилом; долбить; чеканить; ваять
modern: гнить, тлеть, разлагаться; плесневеть
mürrisch: ворчливый, брюзгливый; угрюмый, неприветливый
Ninive: Hauptstadt des antiken Assyrerreichs
der Orient, -(e)s: (Ближний и Средний) Восток, страны (Ближнего и Среднего) Востока
der Raub, -(e)s: грабёж; хищение; похищение, разбой
relevant: важный, существенный; актуальный
renommiert: уважаемый, видный, пользующийся хорошей репутацией, известный
die Signatur, =, -en: картографический знак
simpel: простой
das Skriptorium, -s, -ien: mittelalterliche Schreibstube in einem Kloster.
der Studiengang: специальность (направление подготовки в вузе)
der Steinmetz, -en, -en: каменотёс
die Stele, -n: стела (вертикальная мемориальная плита с надписью или рельефным изображением)
überschaubar: обозримый
nicht von ungefähr: не случайно
der Ursprung, -(e)s, -sprünge: происхождение
verantworten: отвечать, нести ответственность (за что-л.)
der Verfall, -(e)s: разрушение; ветхость; распад; гибель
verkommen: приходить в упадок
verlässlich: надёжный
verleihen: придавать
der Verwalter, -s, =: управляющий, заведующий; администратор
sich (Dat.) etw. zum Vorbild nehmen: брать что-л. в качестве примера
wachen (über Akk.): следить (за кем-л., за чем-л.); заботиться (о ком-л., о чём-л.)
der Wahrheitsgehalt: истинность, степень истинности
wandeln, (sich): изменяться; превращаться (во что-л.)
zusammenstellen: составлять
zweierlei: двоякий, двух видов

Der Text ist entnommen aus: http://lexi-tv.de

Didaktisiert von Marianna Busojewa