Bildung und Erziehung
Keine Nachteile durch sechsjährige Grundschule
Die sechsjährige Grundschule bringt keine Nachteile für leistungsstarke Schüler in den Hauptfächern Mathematik und Lesen mit sich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Die Wissenschaftler vergleichen in ihrer Untersuchung besonders leistungsfähige Berliner Grundschüler in den Klassen 5 und 6 mit Gleichaltrigen, die nach der vierten Klasse auf ein Gymnasium gewechselt sind.
Anders als in den meisten Bundesländern ist in Berlin beides möglich. Dabei stellte sich heraus, dass beide Gruppen identische Lernfortschritte machen. In keinem Leistungsbereich seien «generelle Förderwirkungen des grundständigen Gymnasiums nachweisbar», heißt es in dem Beitrag, der in der neuen Ausgabe der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft erscheint. «Die Schüler hätten ihren Weg auch in der Grundschule gemacht», sagte Jürgen Baumert, Hauptautor der Studie und Leiter des ersten Pisa-Vergleichs.
Das Ergebnis ist überraschend, weil eine andere Untersuchung zum gleichen Thema vor einem Jahr zum gegenteiligen Ergebnis gekommen war. Der Erziehungswissenschaftler Rainer Lehmann hatte in der sogenannten Element-Studie behauptet, die Gymnasiasten würden den Grundschülern davonziehen. Die neue Expertise belegt dagegen, dass für diesen Leistungsvorsprung allein der familiäre Hintergrund der Frühwechsler verantwortlich ist, nicht aber die Schulform. Es handele sich bei den Gymnasiasten um eine «hoch ausgelesene Schülergruppe», sagte Baumert.
Der Streit über die Vor- und Nachteile der sechsjährigen Grundschulzeit wird in Berlin seit vielen Jahren geführt. Neuerdings plant auch Hamburg das gemeinsame Lernen von vier auf sechs Jahre zu verlängern.
Der Text ist entnommen aus: http://www.teachersnews.net