Bildung und Erziehung
Perspektive für Schulabgänger – Ausbildung auch für schwache Schüler
Mit einer innovativen Idee wollen die Tarifvertragsparteien der Metall- und Elektroindustrie leistungsschwächeren Schülern Chancen auf Ausbildungsplätze ermöglichen. Die Initiative startet bei einer Reisholzer Firma.
Die Fakten sind alarmierend: 80 000 junge Menschen verlassen jährlich die Schule ohne Abschluss, und auch Hauptschüler, die einen Abschluss vorweisen können, werden in vielen Ausbildungsbetrieben als nicht ausbildungsfähig eingestuft. «Diese Schulabgänger sich selbst und später Hartz IV zu überlassen, wäre wirtschaftspolitisch eine Bankrotterklärung», sagt Michael Grütering, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Metall- und Elektroindustrie Düsseldorf und Umgebung.
Mit einer innovativen Idee wollen deshalb die Tarifvertragsparteien der Metall- und Elektroindustrie NRW Schüler, insbesondere Hauptschüler, die aufgrund ihrer schulischen Leistungen kaum eine reelle Chance auf einen Ausbildungsplatz hätten, jetzt durch Arbeit im Betrieb, kombiniert mit gezielter Nachschulung, ausbildungsfähig machen. Ein Grund für die gemeinsame Initiative von Arbeitgeberverband und IG Metall, die als Erstes bei dem Reisholzer Unternehmen Hille & Müller gestartet ist und bei der Düsseldorf landesweit eine Vorreiterrolle übernommen hat, ist aber auch die Situation auf dem Ausbildungsmarkt.
Die demografische Entwicklung mit ihren rückläufigen Schülerzahlen wird begleitet von der ständigen Klage über das gesunkene Wissensniveau von Schulabgängern. Um dieser Entwicklung wirksam gegenzusteuern, haben die Tarifvertragsparteien einen Tarifvertrag zur Förderung von Ausbildungsfähigkeit (TV FAF) geschlossen. Erklärtes Ziel dieses Tarifvertrags ist es, Schulabgänger und Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag als Azubis in spe zunächst in eine zwölfmonatige Förderphase zu übernehmen.
Während dieser Zeit soll die Ausbildungsfähigkeit des Jugendlichen durch aktive Mitarbeit und Integration in den Betrieb verbessert werden, sei es in fachlicher Hinsicht, sei es im Hinblick auf die Sozialkompetenz. Berufskollegs begleiten die Förderphase mit einem speziellen Bildungsgang, und am Ende der Erprobungszeit entscheiden Arbeitgeber und Betriebsrat gemeinsam, ob eine Übernahme in ein reguläres Ausbildungsverhältnis erfolgen kann.
Der Text ist entnommen aus: http://www.teachersnews.net