Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №17/2009

Fortbildungskurs

Förderung von Motivation zum Deutschlernen anhand der Arbeit mit authentischen Texten

Lektion 1. Grundlagen der Motivation

Erstellt von Dr. Olga Sacharowa

Захарова Ольга Леонидовна – кандидат исторических наук, доцент кафедры немецкого языка и современных технологий обучения Института иностранных языков Московского городского педагогического университета, мультипликатор и преподаватель Немецкого культурного центра им. Гёте при германском посольстве в Москве.
Соавтор Программы по немецкому языку для общеобразовательных школ с углублённым изучением немецкого языка, автор более 40 печатных научных и методических трудов, в том числе многочисленных методических разработок к аутентичным текстам для школ, методических пособий по работе с аутентичными литературными текстами «Entwicklung der Lesekompetenz in der Grundstufe» и «Märchenwelten».

PLAN

Zeitung
Nr.

Lektion

17

Lektion 1. Grundlagen der Motivation.

18

Lektion 2. Text in der modernen DaF-Didaktik.

19

Lektion 3. Motivationale Übungsformen bei der Textarbeit.
Kontrollarbeit Nr. 1

20

Lektion 4. Besonderheiten des Fremdsprachenunterrichts im Primarbereich. Motivationale Übungs­typen.

21

Lektion 5. Besonderheiten des Fremdsprachenunterrichts in der Sekundarstufe 1. Motivationale Übungs­typen.

22

Lektion 6. Besonderheiten des Fremdsprachenunterrichts in der Sekundarstufe 2. Motivationale Übungs­typen.
Kontrollarbeit Nr. 2

23

Lektion 7. Entwicklung von Lernstrategien bei der Textarbeit. Arten von Lernstrategien, ihre Rolle in Beeinflussung von lernbezogener Motivation.

24

Lektion 8. Unterrichtsformen zur Förderung vom autonomen Lernen.
Abschlussarbeit

 

1. Grundbegriffe im Bereich Motivation

Die Lösung vieler Probleme des Fremdsprachenunterrichts ist mit der Motivationsproblematik eng verbunden. Es ist notwendig, den Erwerb von Fremdsprachen in der Schule unter dem Aspekt zu untersuchen, wie und unter welchen Bedingungen stabile Lernmotive beim Schüler entstehen und entwickelt werden können.
Seit langer Zeit beschäftigt sich die Wissenschaft mit Problemen der menschlichen Motivation, denn ohne sie unternimmt der Mensch keine Handlungen. Auch der Unterricht ist keine Ausnahme. Es ist völlig klar, dass auch lernen jemand aus einem Grund tut, besser gesagt, aus einer Anzahl von Gründen; und wenn wir Lehrer nicht wissen, was diese Gründe sind, demotivieren wir unsere Schüler und verursachen damit Probleme sowohl für unsere Lerner jeden Alters als auch für uns selbst, weil die negative Motivation – die Demotivation – im Wesentlichen Leistungsabfall verursacht und im Endeffekt zur Demotivation der Lehrer selbst führt.
Zurzeit gibt es ca. 50 Theorien zur Entstehung der Motivation. Dementsprechend wird auch der Begriff der Motivation unterschiedlich verstanden und gedeutet. Generell werden die Begründungen von menschlichem Handeln fünf Gruppen zugeordnet, und zwar:
– die der ersten Gruppe erklären das menschliche Handeln mit biologischen Trieben oder Instinkten;
– die Theorien der zweiten Gruppe begründen die Motivation mit angeborenen Eigenschaften: Alles, was den Menschen zu Handlungen veranlasst, und auch die individuelle Eigenart dieser Handlungen, bekommt er von Geburt an. Das heißt auch, dass unsere Genetik unsere Handlungen nicht weniger beeinflusst als der Sozius, die Umgebung;
– in der dritten Gruppe wird die Motivation mit der sozialen Umgebung und ihrem Einfluss auf unser Benehmen erklärt;
– die sogenannten kognitiven Theorien begründen das menschliche Benehmen mit unserer Fähigkeit, die Geschehnisse analysieren zu können und mithilfe unseres Willens entsprechend zu handeln. Also, der Mensch analysiert erst alles, was passiert, und handelt nach seiner eigenen begründeten Entscheidung so, wie er will, aber nicht zufällig;
– die Anhänger des Unbewussten sehen die Begründung für unser Benehmen in unseren unklaren Trieben und Wünschen, die wir selbst nicht immer identifizieren und verstehen können.
Aber abgesehen von allen Theorien ist eines absolut klar: Das menschliche Benehmen hat Ursachen und kann beeinflusst werden. Für uns ist die Antwort auf die Frage «Wie?» wichtig.
Das konkrete Ziel dieser Lektion ist nicht sich mit psychologischen Motivationstheorien auseinanderzusetzen und deren Unterschiede zu klären, sondern eben die notwendigen Begriffe kennenzulernen, sich eine Vorstellung über den neusten Stand der Wege zur Entwicklung der Motivation zu verschaffen und eine Klarheit über die möglichen Prinzipien der Motivation im Fremdsprachenunterricht (FSU) zu gewinnen. Wir versuchen gemeinsam herauszufinden, was die Lernmotivation beeinflussen kann, welche Rolle dabei der Lernstoff spielt und wie man Motivation fördern und bewerten kann.
Wir gehen von den allgemeingültigen Deutungen von Begriffen aus. Der wichtigste für uns wäre hierfür der Begriff «das Motiv», dessen allgemeine Definition lautet: Motiv ist ein Anlass, eine innere psychologische Quelle oder ein Beweggrund zum menschlichen Handeln.1 Wollen wir Motive klären, so sollten wir uns fragen: Wozu?, Wofür?, Warum?, Weswegen?, Für wen? werden bestimmte Handlungen unternommen?». Die meisten Psychologen einigen sich auf Folgendes: Das Motiv ist entweder ein Antrieb oder ein Ziel, eine Absicht, oder ein Bedürfnis, eine persönliche Eigenschaft oder ein (u. a. emotionaler) Zustand der Person. Das heißt, wir tun etwas, weil wir durch Umstände dazu getrieben sind oder weil wir das so tun wollen.
Jeder von uns besitzt seine Eigenart, die sich in individuellen Besonderheiten äußert. Das heißt, wir tun alles auf unsere sehr persönliche Weise, und unsere besonderen Züge bestimmen in vielem unser Benehmen. Während jemand schweigt (was auch eine Handlung ist), sagt der andere in derselben Situation ein paar Worte und der Dritte kann schweigend die Tür knallen lassen oder eben mit vielen Worten das Gleiche tun. Ein Motiv ist sehr persönlichkeitsbezogen und emotional begleitet.
Bestimmt man ein Motiv als Antrieb, so sieht man einen Stimulus, der von uns bewusst analysiert und in Zusammenhang mit welchem eine weitere Handlung geplant wird.
Ein Motiv ist eine Kombination von Beweggründen (anders Komponenten genannt) und keinesfalls nur einer dieser Beweggründe. Dabei kann eine Komponente des Motivs eine größere, bestimmende und eine andere eine untergeordnete Rolle spielen. Als Motive können mannigfaltige psychologische Charakteristiken eines Menschen genannt werden, z. B.: Ideen, Gefühle, Erlebnisse, Emotionen, Neigungen, Bedürfnisse, Wünsche, Gewohnheiten, Gedanken, persönliche Eigenschaften, Lebensbedingungen u. v. m.
Eine der wichtigen Gruppen von Motiven sind unsere Emotionen. Sie sind ein Beweggrund des Handelns und können auch andere Motive fördern. Sie beeinflussen die menschliche Aktivität generell: Durch negative Emotionen wird unsere Aktivität niedriger, bei positiven – höher. Wichtig ist auch, dass Emotionen eine kommunikative Funktion haben: Der Mensch kann sich allein mit Emotionen äußern. Und die kommunikative Kompetenz (d. h. die Kommunikation durchführen können) ist das Hauptziel des Fremdsprachenlernens in der Schule.
Was nützt uns nun all diese Theorie, auch wenn sie höchst interessant erscheint?
Wir brauchen sie, um in einer Problemsituation im Unterricht oder rund um den Unterricht schneller und effektiver korrekte Lösungen zu finden. Der Schüler X hat die Hausaufgabe nicht gemacht? Die oben aufgezählten Fragen «Warum?», «Wofür?», «Wozu?» lassen unsere Gedanken automatisch diese Situation analysieren: Ist er einfach so träge (seine persönlichen Eigenschaften) oder hat er das aus Protest getan (Antrieb)? War dieser Protest geplant (Absicht)? Oder ist der Schüler verliebt (Bedarf, Emotionen)? Dementsprechend können wir selbst gezielt reagieren.
Ein Motiv für diesen Kurs wäre, einen besseren Unterricht zu gestalten und dabei unsere Lerner besser zu verstehen. Jeder Weg zum Wissen ist nicht leicht, aber das Ziel gewährt uns höhere Kompetenz und damit ein leichteres Leben, weil wir eine bessere Orientierung darin gewinnen, warum bei unseren Schülern Probleme beim Lernen entstehen und wie wir diese lösen könnten.2

2. Grundlagen der Lernmotivation. Faktoren der Motivation

Natürlich müssen wir nicht die Psyche jedes Schülers analysieren, unser Bereich ist der Unterricht und wir begrenzen uns dementsprechend nur auf das Lernen und dessen Beweggründe. Diese sind folgende:
– Bedürfnisse nach Erkenntnis (man möchte mehr erfahren, verstehen);
– Ziele (man will etwas erreichen);
– Interessen (man findet etwas interessant);
– Streben (man will zielbewusst handeln und die gesetzten Ziele erreichen);
– Ideale (man möchte sozial akzeptiert sein und dabei entstehen motivationale Einstellungen, die dem Lernen einen aktiven und zielgerichteten Charakter verleihen und die inhaltlichen sowie sinntragenden Besonderheiten des Lernprozesses bestimmen).
Das genannte System von Motiven bildet den Bereich der Lernmotivation. Dieser Bereich bleibt nie stabil, er entwickelt sich ständig. Diese Dynamik umfasst nicht nur steigende bzw. fallende Tendenzen bei einigen Motiven, sondern auch die Entstehung von neuen und dadurch die neuen Wechselwirkungen unter allen Motiven.
Die Lernmotivation wird durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst, und zwar:
– Charakter und Besonderheiten des Bildungssystems;
– pädagogische Besonderheiten des Lernprozes­ses;
– individuelle Charakteristiken der Lehrkraft und vor allem ihr Verhalten zum Lerner und zu der Lehrtätigkeit;
– Spezifik des Lernfaches;
– Inhalte und Formen des Lernstoffes;
– Besonderheiten von dem Lerner selbst (Geschlecht, Alter, intellektuelle Fähigkeiten, Selbsteinschätzung, Ansprüche, Beziehungen zu der Umgebung usw.)
Im Rahmen dieses Kurses werden wir uns intensiv mit den drei letzten Faktoren, zum Teil mit individuellen Charakteristiken der Lehrkräfte beschäftigen.
Wie entstehen Motive? Aus welchen Quellen werden sie geschöpft? Allgemein werden drei Quellen der menschlichen Aktivität genannt:
– äußere (in der westlichen Motivationstheorie oft als extrinsisch bezeichnet);
– innere (intrinsische);
– persönlichkeitsbezogene.
Extrinsische Motivation («von außen her») bekommt ihre Stimuli aus dem Umfeld: z. B. Belohnungen aller Art, gute Noten.
Mit einer Motivation «von außen» lernt man, wenn man z. B.:
– Konflikte (mit Eltern, mit Lehrenden) vermeiden und Lob, Anerkennung gewinnen will;
– Hausaufgaben macht oder pünktlich beim Unterricht erscheint, weil das von jemandem verlangt wird und man in diesem Fall das Schuldgefühl Lehrern und Eltern gegenüber vermeiden will;
– den Wert einer Lernaktivität erkennt und zum eigenen Nutzen gebraucht;
– viel reisen und damit eigene Horizonte erweitern möchte.
Äußere Quellen werden den Möglichkeiten, Anforderungen und Erwartungen zugeordnet. Unter Möglichkeiten versteht man objektive Gegebenheiten zu Lerntätigkeit, wie z. B. Schule, Lehrwerke, Internet. Die Anforderungen sind notwendige soziale Normen im Verhalten untereinander (z. B. man soll 45 Minuten ziemlich geduldig und ruhig im Unterricht sein), im individuellen Benehmen (man soll höflich sein) und Handlungen (man darf andere nicht verprügeln). Erwartungen widerspiegeln das Verhalten der Gesellschaft zum Lernen als einer Norm, deren Erfüllung sozialisiert zu werden, Ziele zu setzen und zu erreichen hilft.
Intrinsische Motivation («von innen heraus») erwächst aus einem Interesse für die zu lösende Aufgabe und deren Bedingungen (z. B. Schwierigkeitsgrad, intellektuelle Neugier, Erfolgsaussichten).
Intrinsisches Verhalten ist freiwillig, mit Spaß und Freude verbunden und zeugt vom Wunsch, sich weiterzuentwickeln. In diesem Fall können wir positive Einstellungen der auszuführenden Aufgabe und der eigenen Person gegenüber beobachten.
Zu den inneren Ursachen der Entstehung von Motiven zählen kognitive und soziale Bedürfnisse oder Streben nach Handlungen und Resultaten, die vom Sozius (dessen Teil auch der Lehrer ist) anerkannt werden sollten.
Extrinsische und intrinsische Motivationen sind durchaus kombinierbar. Eine extrinsische Motivation kann in eine intrinsische übergeleitet werden.
Kann ein Lerner keinen Zusammenhang zwischen seiner Lernaktivität und deren Konsequenzen erkennen, so haben wir mit einem Schwerfall zu tun – mit Amotivation (Fehlen der Motivation). Amotivierte Lerner sind eher passiv, beschränken sich auf das absolut Notwendige und versuchen jeder Aufgabe auszuweichen, sobald es möglich ist. Sie sehen keinen Sinn in dieser Tätigkeit, ihnen fehlen Motive zum Lernen.
Persönlichkeitsbedingte Motive entstehen durch unsere individuellen Interessen, Bedürfnisse. Sie verursachen unser Streben zum Bessersein, zur Selbstverwirklichung und Entfaltung unserer Begabungen im Laufe des Lernens.
Für die Lehrer ist das Wissen über die Ursachen der Entstehung verschiedener Motive sehr wichtig. Fehlt eine der Quellen, so werden andere Gruppen von Motiven deformiert, und das führt zu unerwarteten Ergebnissen im Unterricht. Wollen wir diese Situation korrigieren, müssten wir uns darüber Gedanken machen. Der Schüler A. ist sprachbegabt, zeigt aber Leistungsabfall: Wurde ihm eine überfordernde Aufgabe angeboten oder hält er Fremdsprachenkenntnisse nicht mehr für wichtig? Können wir ihn mit einer Internetrecherche motivieren oder mit einem Klassengespräch, warum man Fremdsprachen braucht?

3. Altersbezogene Besonderheiten der Motivation

Ohne Berücksichtigung des Alters und dessen psychologischer Besonderheiten lässt sich weder der Lernprozess als solcher noch unter dem Blickwinkel der Motivation analysieren. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass das Alter selbst keine fatale Rolle spielen kann. Es heißt nicht unbedingt, dass einem bestimmten Alter nur bestimmte altersbezogene Motive zugeordnet werden. Besonderheiten der Motivation in einer Altersgruppe sind nur ein Rahmen, der uns vor allem Richtung gibt, auf welche Tätigkeiten ein Kind dieses oder jenes Alters mehr oder weniger orientiert werden kann. Es sei nochmals betont, dass Motive unser Handeln bestimmen und persönliche Charakteristiken beeinflussen.
Selbst die Klassifikation von Altersgruppen kann nicht eindeutig durchgeführt werden, weil die individuellen Unterschiede relativ groß sind.

Die Motivation im Grundschulalter (7–10/11 Jahre) bildet das Fundament für die weitere erfolgreiche Lerntätigkeit und wird von starkem Interesse am Lernen selbst bestimmt. In der Psychologie wird das als «innere Position eines Schulkindes» bezeichnet.3 Diese besteht im Bedarf und Interesse am Besuch der Schule, einer neuen, «erwachsenen» Tätigkeit, an einem sozialen Rang in den Augen anderer Kinder. Diese Gruppe von Motiven zeigt fallende Tendenz, denn durch Erfahrungsaustausch mit anderen Kindern ergeben sich oft negative Einschätzungen der Schule. Dem erwähnten Trend trägt auch die Tatsache bei, dass immer mehr Kinder auf die Schule schon im Kindergarten, in einem Vorschulkurs oder zu Hause vorbereitet werden. Außerdem besitzt die junge Generation dank dem Vorbereitungssystem und der rasanten Entwicklung der Medien viel mehr Kenntnisse als frühere. Deshalb ist der Interessenkreis in diesem Alter sehr breit und soll berücksichtigt werden. Neugier, Bedarf an Fantasie, Spiel und Kreativität, hoher positiver Ruf der Lehrerin, Offenheit, Spontaneität, hohe Emotionalität und Vertrauen dem Lehrer gegenüber bestimmen die positiven Grundlagen für die Entwicklung der sozialen Motivation. Dazu gehören Verantwortungsbewusstsein, Bereitschaft, sozial nützlich zu sein, Orientierung auf Interessen der Gruppe. Deshalb sind hier Rollenspiele, Lesen von narrativen Texten, gemeinsame Aktivitäten von großer Bedeutung.
In diesem Alter ist das Interesse noch nicht darauf gerichtet, wie Neues angeeignet werden kann, sondern auf das Wissen selbst und die Möglichkeit, eben dieses Wissen selbstständig erwerben zu können. Deshalb – wie viele Forschungen bestätigt haben4 – sinkt die Motivation dort, wo der Lehrer «fertiges» Wissen vermittelt und dadurch das Motiv der selbstständigen Erkenntnis nicht fördert. Reproduktive Tätigkeiten, wie z. B. Nacherzählen, Auswendiglernen von Regelformulierungen und monologischen Texten, mehrere Wörter oder Texte von der Tafel abschreiben – diese Aufgabenarten vermindern Motivation dramatisch.
In dieser Altersgruppe können selbstständig zu lösende Aufgaben, Beobachtungen und selbstständige Schlussfolgerungen als Antwort auf die Frage «Warum?» die Motivation erhöhen. Die Aufgaben, bei denen ein Grundschulkind die Möglichkeit hat, etwas im Rahmen seiner Interessen selbst zu tun, steuern und erhöhen die Motivation. Schafft es der Lehrer, interes­sante Inhalte und Aufgabenformen zur selbstständigen Arbeit anzubieten, steigt die Motivation um das Vielfache. Das heißt, Unterforderung kann in diesem Alter gefährlich für die Motivation werden. Die Aufgaben, bei denen ein Grundschüler selbstständig und kreativ sein kann, erhöhen die positiven Emotionen und diese erhöhen und festigen die positive Motivation.
Am Ende der Grundstufe gewinnen dann die Erkenntnismotive an Bedeutung. Ein Kind will wissen, wie man Wissen bekommt, ist immer mehr an Inhalten dieses Wissens interessiert und immer weniger an einem Schulbesuch als solchem.5 Aber ein Kind ist noch nicht imstande, sich selbst zu motivieren, und zwar mit dem Ziel, in Zukunft nützen ihm die Fremdsprachenkenntnisse bei Stellensuche oder bei Kontakten mit Ausländern. Auch soziale Motive – Pflichtbewusstsein, Verantwortlichkeit bei Kommunikation im Unterricht und beim Lernen – können in dieser Altersgruppe noch keine so große Rolle spielen. Für einen Fremdsprachenlehrer bedeutet das praktisch, dass man ein Kind mit Aufforderungen, fleißig und stetig zu lernen, kaum erreichen kann.

Im Teenageralter (10/11–15 Jahre) erscheinen neue objektiv bedingte Besonderheiten in der Entwicklung der Persönlichkeit. Diese wirken sich auf Charakter und Inhalte der Motive aus. Die Jugendlichen beginnen, sich selbst als Persönlichkeit wahrzunehmen. Ihr Streben nach Erwachsenwerden bestimmt im Wesentlichen die Motive beim Lernen. In dieser Gruppe bilden sich Interessen heraus, die intellektuelle Entwicklung steigt, aber sie überholt die soziale Entwicklung – sich für erwachsen halten heißt nicht erwachsen sein. Falsche Einschätzung von sich selbst, starke Skepsis der existierenden Erwachsenenwelt gegenüber, übertriebenes Streben nach Selbstständigkeit, häufiger Wechsel von Interessen und dabei soziale und psychologische Unreife führen zu Konflikten, obwohl ein Jugendlicher die Meinung von Erwachsenen in Wirklichkeit hoch schätzen kann. In dieser Gruppe wird die allgemeine Motivation durch folgende Motive stark bestimmt:
– Erkenntnismotive – Suche nach neuem Wissen – werden stabiler, man beginnt seine eigene Motivation zu analysieren und zu verstehen (Antwort auf die Fragen: «Was ist mir wichtiger?», «Warum tue ich das so und nicht anders?»);
– soziale Motive: Wunsch nach selbstständigem Lernen, Interessen an Lernstrategien (wie man neues Wissen gewinnt und sich selbst organisiert), Streben nach partnerschaftlichen Sozialformen der Arbeit im Unterricht wird immer deutlicher, persönlichkeitsbezogene Motive werden vom Schüler selbst und vom Lehrer leichter erkennbar.
Die überwiegend reproduktive Tätigkeit im Unterricht – häufige Frontalformen, Auswendiglernen von Texten, monotone Übungstypen, Begrenzung der selbstständigen Arbeit, langsames Unterrichtstempo – bremst die Herausbildung von positiven Motiven und führt zu infantiler Persönlichkeit. Die Dominanz der Lehrer begrenzt die Entwicklung von Zielkonstrukten: Die jungen Leute lernen nicht, eigene Ziele im Lernen zu setzen und diese zu erreichen, was für die Motivation dramatisch sein kann.
Eine Besonderheit sind in diesem Alter die Emotionen. Die werden einerseits mannigfaltiger, andererseits widersprüchlich und sind nicht stabil. Hohe Sensibilität auf Kritik, sprunghafte Stimmungsänderungen können den Unterrichtsprozess stören. Wir müssen dabei aber verstehen: Mit oft negativen Auswirkungen entwickelt sich der junge Mensch zu einer erwachsenen Persönlichkeit und in dem Sinne sind bestimmte negative Auswirkungen seitens der Lehrer als positiv und ruhig wahrzunehmen.

In den oberen Klassen (15–17 Jahre) bestimmen folgende Faktoren die Herausbildung von Motiven:
– hohes Selbsteinschätzungsvermögen und die Wahrnehmung des eigenen Ichs als einer Persönlichkeit;
– Entwicklung von selbstständiger Zielsetzung und Wunsch, diese Ziele zu erreichen;
– neues Niveau des Entscheidungsvermögens: Man beginnt nicht nur aus eigenem Interesse Entscheidungen zu treffen, sondern auch solches der Umgebung zu berücksichtigen. Die Selbstbegrenzung entwickelt sich als Charakteristik der Persönlichkeit;
– Interessen werden stabil, hängen von der Meinung der anderen weniger ab;
– der hohe Grad der Persönlichkeitsentwicklung verursacht negatives Verhalten zu übertriebener Kontrolle seitens der Erwachsenen; Vernachlässigung von kreativen und selbstständigen Aufgabenformen (Projekte, eigene Recherchen) bewirkt ein negatives Verhalten zu einem Schulfach;
– soziale Motive verändern sich: Man beginnt zu begreifen, dass ein Fach für die ganze Zukunft wichtig sein kann. Der Schüler versucht, bei ausreichender Motivation diesem Fach bewusst viel Aufmerksamkeit zu schenken;
– es entstehen neue – berufsbezogene – Motive, und diese werden immer wichtiger;
– die emotionale Sphäre wird wesentlich stabiler, frei von Widersprüchen, die Selbsteinschätzung beginnt objektiver und stabiler zu sein.

4. Motivation im Fremdsprachenunterricht und deren Einschätzung

Motivation im Fremdsprachenunterricht weist ihre Spezifik auf. Sprechen, Sprache sind unter allen Lebewesen nur dem Menschen eigen. Entstehung des Sprachvermögens, Wahrnehmung der Sprache und Kommunikation mithilfe der Sprache beeinflussen die Besonderheiten der Motivation im Unterricht. Die Lösung vieler Probleme des Fremdsprachenunterrichts ist auf das bewusste Lehrerverhalten zur Motivation zurückzuführen.
Die moderne Wissenschaft vertritt die Meinung, dass das Erlernen einer Fremdsprache erst auf der Basis grundlegender Motive möglich ist, die erkannt, gefördert und entwickelt werden müssen.6 Erstens besitzt das Erlernen einer Fremdsprache starke emotionale Wirkung, die durch den Reiz eines fremden, weiten, geheimnisvollen Landes und damit des Neuen erklärt werden kann. Dieses Interesse befriedigt die Entstehung einer Erkenntnismotivation bei den Schülern. Zweitens wirkt in unserem Fach eine kommunikative Motivation – die Schüler wollen in einer Fremdsprache zu den für sie interessanten (d. h. relevanten) Themen sinnvoll kommunizieren.
Wichtig sind dabei die sprachbezogenen Werte, das Verhalten der Schüler zum Fach «Fremdsprache». In diesem Fall geht es um die intrinsische (innere) Motivation. Es ist keine leichte Aufgabe, diese Werte zu verändern, da sie nicht direkt durch traditionellen Unterricht übertragen werden. Man kann sie aber effektiv durch Vorgabe von positiven Modellen, überzeugende Kommunikation und durch Teilnahme an neuen Lern­erfahrungen beeinflussen. Für diese Art der Motivation ist es sehr wichtig, die erste Begegnung mit der Fremdsprache im Unterricht interessant zu gestalten. Das weiß aber eigentlich jeder Mensch: Der erste Eindruck ist wichtig. Und jeder Fremdsprachenlehrer hat eigene Ideen, wie man den ersten Unterricht schöner, überraschungsvoller gestalten kann.
Am besten wird dann gelernt, wenn Erfolg erwartet wird – das haben die Forschungen in den letzten 40 Jahren ergeben. Aber nur die Erwartung reicht nicht aus, da ist der tatsächliche Erfolg wichtig. «Der leichteste Weg, die Erfolgserwartungen zu sichern, ist, diese Erwartung ständig zu erhalten», sagte der amerikanische Psychologe Jere Brophy.7 Nicht nur gut gesagt, aber auch nicht kompliziert in die Praxis umzusetzen. Auf diesem Weg sollten große Fehler vermieden werden: zu hohe Erwartungen seitens des Lehrers, zu komplizierte Aufgaben, unklare Aufgabenformulierungen. Denn versucht ein Mensch, eine innere Barriere zu überwinden, die er kaum überwinden kann, wird er nicht einfach scheitern, sondern stark demotiviert. Der Wunsch, im Fremdsprachenunterricht noch weiter etwas zu tun, geht ihm für lange Zeit, wenn nicht für immer, verloren. Überwindet ein Lerner die erste Barriere leicht, bekommt er den Wunsch, weitere Hürden zu nehmen. Für uns heißt es also: Mit Leichtem beginnen, aber danach für immer kompliziertere, anspruchvollere, herausfordernde Aufgaben zu sorgen. Kaut man nur an der leichten Kost – verdirbt man sich den Magen.
Mit diesem Punkt ist die Steigerung der Relevanz der Lerninhalte eng verbunden, d. h., dass diese Lerninhalte den Lernern interessant sein müssen und ihren Bedürfnissen, Wünschen, Zielen entsprechen. Wenn Schüler Inhalte lernen müssen, die für sie scheinbar keine Relevanz haben, so ist das oft eine erfolglose Zeitverschwendung. Für uns ist es sicher nicht die Frage, wie wir interessante Themen den Schülern anbieten, sondern wie wir die in den Standards vorgegebenen Themen relevant machen können. Da sollten wir uns nicht alleine auf den Weg machen, sondern unsere Kinder mitnehmen, und zwar nicht mehr als Geführte, sondern als Führende.
Aber auf diesem Weg sollten wir unseren Führenden realistische Lernvorstellungen schaffen. Je älter unsere Schüler sind, desto mehr selbstständige Lerntechniken sollten sie besitzen. Dies ist an sich keine Schwierigkeit sowohl für die Lehrkräfte als auch für die Lerner. Aber oft werden die Kinder durch nicht immer richtige Lerntipps der Eltern oder ihrer Umgebung irregeführt: «Ach, Mensch! So lernst du doch nie was!», «Mach mal so..., so musst du es machen!»,  meinen die Verwandten – und könnten sich gewaltig irren. Um dieses zu vermeiden, können wir den Eltern während der Elternabende ruhig und konsequent moderne Lerntechniken erklären. In diesem Punkt ist auch die rechtzeitige Information über die realen Ergebnisse jedes Lerners wichtig. Denkt ein Schüler, er könne schon alles, was aber in seinem Fall nicht stimmt, hört er bald auf, persönliche Lernstrategien zu entwickeln, merkt seine Defizite nicht. Ein Lerntagebuch, ein persönliches Sprachportfolio wären hier eine Lösung.
Mit dem Alter spielt die eigene Zielsetzung für unsere Kinder eine immer größere Rolle und deshalb sollten wir versuchen, die Lernziele zu spezifizieren, d. h. an die Bedürfnisse der Zielgruppe anzupassen und entsprechend zu handeln. Das gehört in unsere Planung in Form eines Wochen- bzw. Monatsplanes, die jeder Lehrer für sich macht. Die Sache ist aber, dass unsere Schüler davon nichts wissen und nicht selten unsere Pläne ins Wasser fallen lassen. Um dies zu vermeiden, sollte man versuchen, die Zielstellung zu konkretisieren und den Schülern nahezubringen. Oft passiert das im Unterricht, indem das Thema jeder Unterrichtsstunde genannt wird, bloß verstehen die Lerner nicht immer, was sie persönlich erreichen sollten. Die Lösung ist die Suche nach Kurzzeitzielen, die unsere Schüler für sich selbst im Fach stellen und erreichen lernen. Auch hier ist ein Sprachportfolio oft die effektivste Lösung.
Damit die Schüler sich mit Entschlossenheit und Kraft auf das Lernen konzentrieren können, brauchen sie Selbstrespekt und Selbstvertrauen. Fehlen diese Faktoren, können selbst die tollsten Lehrpläne und genialsten Übungen scheitern, denn Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen machen das Fundament des Fremdsprachenunterrichts aus. Bei jedem neuen Satz fragt sich der Schüler, ob er es schafft oder sich doch blamiert. So eine Spannung entsteht bei anderen Fächern nicht. Dieser Punkt hängt eng mit anderen motivationalen Möglichkeiten zusammen: sinnvoller Unterrichtsplanung, Festlegung von erreichbaren Zielen, Abwechslung und Selbstanalyse, Erarbeitung von individuellen Lernstrategien.
Die Selbsteinschätzung eines Kindes steigt, wenn man das Gefühl hat, bei gemeinsamer Arbeit Verantwortung nicht nur für sich selbst, sondern auch für die anderen übernehmen zu können. Man hat ein schönes Gefühl, wichtig zu sein, gefragt zu werden und anderen etwas Gutes zu tun. Die Spezifik des Faches Fremdsprache setzt ständige Kommunikation und deshalb die Abwechslung von sogenannten sozialen Formen (organisatorische Formen des Unterrichts, z. B. Partner- oder Gruppenarbeit) voraus.
Das höchste Ziel der Bildung ist, die Persönlichkeit jedes Kindes zu entwickeln und dieser Persönlichkeit die Möglichkeit zu geben, sich im Laufe des ganzen Lebens weiter- bzw. fortzubilden. Aber auch im Unterricht gibt die entwickelte Lernerautonomie Möglichkeiten, Probleme subjektiver und objektiver Art zu lösen. Überfüllte Klassen, zu wenige Unterrichtsstunden im Lehrplan, Kinder mit sehr unterschiedlichen Interessen – all das kann höchst effektiv z. B. die Projektarbeit lösen oder das sogenannte Lernen an Stationen. An Stationen kann man u. a. Wortschatz oder Sprechen üben, wobei Aufgaben zur selbstständigen Arbeit angeboten werden. Die Schüler entscheiden selbst über die Reihenfolge der zu lösenden Aufgaben, bewegen sich von Station zu Station und lösen die gewählten Aufgaben allein oder mit Partnern. Wie diese Lernformen verlaufen können, lernen wir auch in diesem Kurs. Die geübte Anzahl von Lernstrategien soll sich mit der Zeit in selbstmotivierende Lernstrategien verwandeln. Eine Person, die sie nicht besitzt, bleibt weiterhin sehr passiv im Unterricht und im späteren Leben. Außerdem geben diese Strategien unseren Kindern die Chance, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, so zu arbeiten, wie es ihnen persönlich besser passt, und dadurch im FSU erfolgreich zu werden.
Den Stand der Motivation in FS kann man in zweifacher Sicht einschätzen: nach Grundbedingungen und nach persönlichen Meinungen jedes Schülers. Der Fragebogen (Aufgabe 3) hilft Ihnen, einen Überblick über beide Arten zu verschaffen.

5. Motivationale Strategien im Fremdsprachenunterricht

Unter motivationalen Strategien versteht man Techniken, die erlauben, das Handeln unserer Lerner nach einem Ziel zu richten.
In der Tabelle (Aufgabe 4) sind Bereiche aufgezählt, die im FSU die Motivation bestimmen. Machen Sie sich bitte Gedanken zu den Punkten in der Tabelle, sprechen Sie darüber mit Ihren Kollegen und ergänzen Sie Ihre Ideen aus Ihrer gemeinsamen Erfahrung im Unterricht. So werden Sie Ideen zu den wichtigsten Bereichen in der Motivation im FSU gesammelt haben.
Wir versuchen weiterhin zu erfahren, wie man noch die Motivation in diesen Bereichen erhöhen kann.

Aufgaben zu Lektion 1

Aufgabe 1

Markieren Sie im Text der Lektion oder schreiben Sie extra die Antworten auf folgende Fragen.

  1. Warum ist es für den Lehrer wichtig, die Ursachen zur Entstehung von Motivation und motivationale Strategien zu wissen und zu beherrschen?
  2. Welche Faktoren beeinflussen die Lernmotivation?
  3. Welche Arten der Lernmotivation gibt es?
  4. Wie lautet die Definition des Begriffes «Motiv»?
  5. In welche Gruppen werden Motive systematisiert?
  6. Gibt es feste, für alle Altersbesonderheiten gültige Beschreibungen der Motivation? Warum ist die Antwort auf diese Frage wichtig?

Aufgabe 2

Legen Sie sich eine Tabelle an, in die Sie die Hauptmotive einer Altersgruppe eintragen.

Aufgabe 3

Sammeln Sie Informationen zu den Fragen unten, erstellen Sie eine Charakteristik Ihrer konkreten Bedingungen.

  1. Persönliche Wertschätzung der Fremdsprache: Welchen Stellenwert hat das Fach für den Lerner? Findet der Lerner die Sprache «schön», «hart» etc.?
  2. Relevanz der Fremdsprache (Wichtigkeit dieser Fremdsprache in einem konkreten Land): Benötigt man die Sprache zum «Überleben» im Zielsprachenland? Ist diese Sprache ein Mittel der Kommunikation in einem multinationalen Land?
  3. Einstellungen und Orientierungen zur zielsprachlichen Gesellschaft und Kultur: Braucht man die Sprache, um mit Muttersprachlern kommunizieren zu können? Möchte man in entsprechende Länder reisen und Kontakte knüpfen?
  4. Existenz eines individuell gesetzten Ziels: Welches Ziel verfolgt der Lerner?
  5. Frühere Sprachlernerfahrungen: Wurden schon früher Fremdsprachen gelernt? Welche Erfahrungen sind damit verbunden? Hält sich der Lerner für «sprachbegabt»?
  6. Positive Einstellungen zum Fremdsprachenlernen: Wird das Lernen als angenehme, herausfordernde, zu bewältigende Aufgabe wahrgenommen?
  7. Beurteilung des Unterrichtskontextes: Welche Einstellungen hat der Lerner gegenüber dem besuchten Unterricht, den Lehrpersonen, den verwendeten Materialien und Arbeitsformen, den Mitschülern?
  8. Ernsthafter Wunsch, dieses Ziel zu erreichen: Wird dieses Ziel vom Lernenden hartnäckig verfolgt und als realisierbar eingeschätzt?
  9. Andauernde(r) Einsatz(bereitschaft): Wie viel Kraft wird in die Lernaufgabe investiert?
  10. Erfolgsaussichten: Glaubt der Lerner, dass er imstande ist, eine Fremdsprache erfolgreich zu lernen?
  11. Selbstgeschätzter Sprachlernerfolg: Hat der Lerner persönliche Erfolgserlebnisse, die ihn zum Weiterlernen motivieren können?
  12. Nutzung des zielsprachlichen Umfelds: Sucht man Kontakt zu Muttersprachlern? Versucht man, die gelernten Kenntnisse so häufig wie möglich anzuwenden?
  13. Aktiver selbstständiger Umgang mit Sprache: Sucht der Lerner nach weiteren Kontaktmöglichkeiten, liest er zielsprachliche Bücher, Zeitschriften, sieht Fernsehprogramme oder Filme? Hat der Lerner vielleicht weitere Kontakte, z. B. einen E-Mail-Tandempartner?
  14. Aufmerksamkeit zum Lernstoff und zu den Lernaufgaben: Hat der Lerner alles versucht, um eine Aufgabe zu lösen? Versucht der Lerner durch Vergleich mit anderen Lernern herauszufinden, welche Defizite er selbst noch hat?
  15. Stabile Persönlichkeitscharakteristiken wie Leistungstrieb (Wunsch nach Resultat) und Selbstvertrauen und Beurteilung der eigenen Möglichkeiten: Braucht der Lerner Unterstützung? Wie stark ist sein Leistungswille?

Aufgabe 4. Motivationale Strategien

Füllen Sie die Tabelle aus.

Schaffung von motiviationalen Grundbedingungen
(Welche Faktoren sind für positive Einstellung zum Fach wichtig? Wie kann man sie praktisch umsetzen?)

Ermutigung zu einer positiven Selbstbeurteilung der Lerner
(Was kann Angst abbauen?)

Generierung von Anfangsmotivation
(Was sorgt für den positiven Anfang im Lernen? Welche Tipps gibt es?)

Aufrecht­erhaltung und Bewahrung der Motivation
(Was sorgt für dauerndes Interesse und Spaß auch bei schwierigen Themen?)

 

 

 

 

 

 

 

Aufgabe 5

Lesen Sie die folgenden Tipps. Ordnen Sie sie den Bereichen in der Aufgabe 4 zu.

1. Forschungen haben ergeben, dass enthusiastische Lehrer den größten Einfluss auf ihre Schüler und damit auf deren Motivation ausüben.8 Spricht der Lehrer frei mit seinen Schülern über seine eigenen Gründe, eine Fremdsprache gelernt zu haben, so steigert er die Motivation noch. Sprechen Sie offen mit Schülern darüber, warum Sie das Erlernen der FS so schön und wichtig finden.

2. Den Schülern soll es deutlich werden, dass ihrem Lehrer ihr Lernerfolg wichtig ist und dass er bereit ist, dafür zu arbeiten. Versucht der Lehrer den Schülern zu erklären, aus welchem Grund dies oder jenes passiert, steigert er den Erfolg. Berücksichtigt werden sollen aber die altersspezifischen Besonderheiten: Wenn für eine Gruppe in der Oberstufe Selbstanalyse gängig ist, so ist sie in der Grundstufe unakzeptabel, hier sollten andere Gründe genannt werden.

3. Die Schüler jedes Alters schätzen aber persönliche Akzeptanz und Bereitschaft zu einem persönlichen Kontakt. Diese sind in FS außerordentlich wichtig: Unser Ziel ist Kommunikation, und hat man keinen persönlichen Kontakt, so verliert man den Wunsch zur Kommunikation. Hängen Sie im Klassenraum einen von Schülern selbsterstellten Geburtstagskalender aus und singen Sie für das Geburtstagskind gemeinsam ein Lied.

4. Führen Sie neue Themen in Abweichung vom Lehrwerk nach Bedarf und Interessen der Klasse und Altersstufe ein.

5. Für die meisten Kinder ist die Meinung der Eltern wichtig, von daher ist uns auch der positive persönliche Kontakt zu ihnen äußerst wichtig. Wagen Sie einen gemeinsamen Unterricht mit den Eltern zusammen: Gemeinsames Lernen wie in der Grundstufe oder Erkenntnis, was ihre eigenen Kinder schon alles in einer FS können, können in den oberen Stufen nicht weniger schaffen als toll durchdachter Unterricht mit den superinteressanten kreativen Aufgaben.

6. Machen Sie ein Projekt «Meine Lieblingsfehler», indem jeder versucht, in der Muttersprache seine Probleme mit Ihrer Hilfe zu identifizieren und visuell darzustellen. Die Schüler müssen überzeugt sein, dass wir Verständnis für Fehler haben und bereit sind, diese nicht nur zu korrigieren, aber auch Lernstrategien geben, wie man sie loswerden könnte. So ein Projekt bringt nicht nur Spaß, es befriedigt persönliche Wünsche und Besonderheiten auf eine sehr motivierende Weise.

7. Unternehmen Sie kreative Aufgaben oder Projekte, so sollten die Ergebnisse von diesen unbedingt den Klassenraum «schmücken». Wenn Eltern oder andere Klassen sie sehen können, ist die Unterstützung von Motiven komplett.

8. Der FSU ist ein Modell der neuen (zweiten) Sozialisation. Wir dürfen nicht vergessen, dass durch dieses Modell die Schüler die Verhaltensweisen für das ganze Leben lernen. Effektiv ist, gemeinsam Normen der Zusammenarbeit im Unterricht festzulegen. In der Grundstufe sollte man eher von eigenen Vorschlägen ausgehen, weiter auch die Meinungen von Lernern unbedingt mit einbeziehen. Diese Regeln sollten auch im Klassenraum hängen und nach Bedarf «erfrischt» werden.

9. In der Gruppe mit einem starken «Wir-Gefühl» tendiert die Motivation anzuwachsen. Der Lehrer hat verschiedene Möglichkeiten, dieses Gefühl zu fördern, indem er die Bildung fester Sitzordnung verhindert, Gruppen gezielt so bildet, dass jede Aufgabe erfolgreich gelöst wird.

10. Laden Sie in die erste Unterrichtsstunde Ihre Schüler ein, die vom Fach begeistert sind. Lassen Sie diese den Neulingen erklären, warum sie das Fach so schön finden. Damit erreichen Sie eine dreifache Motivation: Die von den Anfängern, die von den Eingeladenen (weil sie ihr Interesse analysieren lernen und dadurch die Selbstmotivation erhöhen) und die von Ihnen selbst.

11. Machen Sie ein Schulprojekt unter dem Motto: «Was nützt uns eine Fremdsprache». Laden Sie zu der Gala-Vorstellung nicht nur andere Schüler und Lehrer, sondern auch die Eltern ein.

12. Lassen Sie die Klasse eine Klassenzeitung führen, die die Erfahrungen im Fremdsprachenerwerb festhält.

13. Ein Lerntagebuch steigert effektiv die Erfolgserwartungen und entwickelt notwendige Selbstanalyse.

14. Ein Thema mit wenig Relevanz zu Ihrer Schülergruppe? Versuchen Sie die Schüler in Kleingruppen Ideen sammeln zu lassen (auch in der Muttersprache), welche Aspekte dieses Themas für sie interessant sein könnten. Haben Sie zwei-drei Gruppen in der Klasse, so haben Sie wenigstens zwei-drei neue Ideen, die persönlichkeitsbezogen sind.

15. Seit vielen Jahren existiert in der Pädagogik die sogenannte «Lernen-durch-Lehren»-Methodik. Lassen Sie Ihre Schüler einmal selbst die Aufgaben für die Klasse entwickeln. Sie bekommen dadurch die Möglichkeit, Ihre Schüler im Unterricht zu beobachten, als Teilnehmender mit Ihnen freier zu sprechen und ihr Selbstbewusstsein zu stärken.

16. Nicht nur Komplimente, sondern auch regelmäßige kurze Kommentare nach einer komplizierten Arbeit sind ein guter Tipp. Die Note tut es natürlich auch, aber die ist unheimlich unpersönlich und ihre Reichweite ist mit eigentlich vier Stufen zu eng. Wir versuchen die Unterschiede mit Plus oder Minus zu zeigen, aber im Zeugnis sind die nicht zu sehen. Eine kurze Aussage: «Deine Arbeit war diesmal die beste», tut Wunder. Dasselbe gesagt an KollegInnen in Anwesenheit der Schüler, hilft noch mehr. Einer anstrengenden Arbeit soll eine Belohnung folgen, aber das nicht zu oft. Werden die Schüler für immer und für alles belohnt, so werden sie amotiviert – die Motivation wird ihnen fehlen, weil nichts mehr sie dazu zwingt, weiterzuarbeiten. Belohnung und Noten sollten die Bemühungen widerspiegeln.

Aufgabe 6

Welche motivationalen Strategien im FS-Unterricht gibt es und welche Ziele helfen sie zu lösen? Legen Sie sich eine Tabelle an, ergänzen Sie diese anhand der Lektion.

Wichtige Begriffe

die Amotivation: амотивация, отсутствие мотивации
die Anforderung: требованиe
der Antrieb: побуждение
das Bedürfnis: потребность
der Beweggrund: побудительная причина
die Demotivation: демотивация, негативная мотивация
die Einstellung: установка
das Entscheidungsvermögen: способность самостоятельно принимать решения
das Erkenntnisbedürfnis: познавательная потребность
das Erkenntnismotiv: познавательный мотив
die Erwartung: ожидание
die Freiarbeit: самостоятельная работа в учебное время
das Ideal: идеал
das Interesse: интерес
kognitiv: познавательный
Lernen an Stationen: форма самостоятельной работы в учебное время, при которой учащиеся самостоятельно выбирают задания из предложенного учителем блока заданий и по мере их выполнения переходят от одного задания к другому
die Lernerautonomie: автономия обучаемого, самостоятельность в процессе обучения/изучения
die Lernmotivation: учебная мотивация
die Lernstrategie, die Lerntechnik: общие учебные умения, стратегии научения, универсальные учебные действия
die Möglichkeit: возможность
das Motiv: мотив
die Motivation: мотивация
extrinsische Motivation: внешняя мотивация
intrinsische Motivation: внутренняя мотивация
motivational: мотивационный
motivierend: мотивирующий
persönlichkeitsbedingt: личностный
das Streben: (у)стремлениe
der Trieb: инстинкт

Literatur

  1. Выготский Л.С. Педагогическая психология. М., 1996.
  2. Выготский Л.С. Психология. М.: Эксмо-Пресс, 2000.
  3. Давыдов В.В. Проблемы развивающего обучения.М., 1986.
  4. Залевская А.А. Введение в психолингвистику. М.: РГГУ, 1999.
  5. Зимняя И.А. Психология обучения иностранным языкам в школе. М., 1991.
  6. Зимняя И.А. Лингвопсихология речевой деятельности. М.: Московский психолого-социальный институт, 2001.
  7. Зимняя И.А. Педагогическая психология. М.: Логос, 2008.
  8. Ильин Е.П. Мотивация и мотивы. СПб.: Питер, 2006.
  9. Леонтьев А.А. Язык и речевая деятельность в общей и педагогической психологии: Избранные психологические труды. М.: Издательство Московского психолого-социального института, 2003.
  10. Маркова А.К., Матис Т.А., Орлов А.Б. Формирование мотивации учения в школьном возрасте: Книга для учителя. М., 1990.
  11. Матюхина, М.В. Мотивация учения младших школьников. М.: Педагогика, 1984.
  12. Немов Р.С. Психологический словарь. М.: Гуманитар. изд. центр ВЛАДОС, 2007.
  13. Психологические проблемы учебной деятельности школьника. Под ред. В.В. Давыдова. М., 1977.
  14. Bausch, K.-R., Christ, H., Krumm, H.-J.: Handbuch Fremdsprachenunterricht. Tübingen und Basel: Francke-Verlag, 1995.
  15. Biel, K.: Motivation und Fremdsprachenunterricht. Theorie, Forschung und Praxis. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller, 2007.
  16. Dörnyei, Z.: Motivational Strategies in the Language Classroom. Edinburgh: Cambridge Unversity Press, 2007.
  17. Kleppin, K.: Motivation nur ein Mythos? Deutsch als Fremdsprache, Nr. 38. S. 219–225.
  18. Riemer, C.: Zur Rolle der Motivation beim Fremdsprachenlernen. In: Lehren und Lernen im Kontext empirischer Forschung und Fachdidaktik. Donauwörth: Ludwig Auer, 2001.
  19. Rösner, B.: Entstehung und Entwicklung von Lernmotiven beim Fremdsprachenerwerb. Berlin, 1990.

Fortsetzung folgt

 

Lösungen
Aufgabe 5

Tipps 1–9 gehören zum Bereich «Schaffung von motiviationalen Grundbedingungen».
Tipps 10–14 gehören zum Bereich «Generierung von Anfangsmotivation».
Tipp 15 gehört zum Bereich «Aufrechterhaltung und Bewahrung der Motivation».
Tipp 16 gehört zum Bereich «Ermutigung zu einer positiven Selbstbeurteilung der Lerner».



1 Немов Р.С. Психологический словарь. М.: Гуманитар. изд. центр ВЛАДОС, 2007. C. 219.

2 Маркова А.К., Матис Т.А., Орлов А.Б. Формирование мотивации учения в школьном возрасте: Книга для учителя. М., 1990.

3 Маркова и др. Там же. Матюхина М.В. Мотивация учения младших школьников. М.: Педагогика, 1984.

4 Маркова и др. Там же;
Riemer, Carin: Zur Rolle der Motivation beim Fremd­sprachenlernen. In: Lehren und Lernen im Kontext empirischer Forschung und Fachdidaktik. Donauwörth: Ludwig Auer, 2001;
Rösner, Barbara: Entstehung und Entwicklung von Lernmotiven beim Fremdsprachenerwerb. Berlin, 1990.

5 Психологические проблемы учебной деятельности школьника. Под ред. В.В. Давыдова. М., 1977.

6 Rösner, Barbara: Entstehung und Entwicklung von Lernmotiven beim Fremdsprachenerwerb. Berlin, 1990.

7 Dörnyei, Z.: Motivational Strategies in the Language Classroom. Edinburgh: Cambridge Unversity Press, 2007.

8 Biel, Kerstin: Motivation und Fremdsprachenunterricht. Theorie, Forschung und Praxis. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller, 2007.