Wissenschaft und Technik
Sächsisch ist der unbeliebteste Dialekt
Welcher Dialekt fällt den Deutschen am stärksten auf den Nerv? Eine Umfrage brachte ein eindeutiges Ergebnis: Sächsisch. Den Klang des Nordens hören die Deutschen am liebsten – und der Sound Süddeutschlands polarisiert.
Berlin – Sächsisch ist der unbeliebteste Dialekt in Deutschland, wie eine repräsentative Umfrage des Instituts für Deutsche Sprache ergeben hat. 30 Prozent der befragten Bundesbürger gaben demnach an, Sächsisch als «besonders unsympathisch» zu empfinden. Nur sieben Prozent konnten sich für das Sächsische erwärmen.
Sehr beliebt ist dagegen das Norddeutsche: 24 Prozent der Interviewten hören es gern, nur sieben Prozent nicht. Als polarisierend stellte sich vor allem der bairische Dialekt heraus: 20 Prozent empfanden ihn als sympathisch und 13 Prozent als unsympathisch. Um einen Tippfehler handelt es sich übrigens nicht: «Bairisch» umfasst den Dialekt, den man landläufig als den bayerischen bezeichnet, der aber nur von einem Teil der Einwohner Bayerns gesprochen wird. Denn dort leben bekanntlich auch noch andere Stämme wie etwa die Franken.
13 Prozent der Befragten waren Freunde des Alemannischen, das die badischen und schwäbischen Dialekte umfasst. Acht Prozent konnten sich mit ihnen nicht anfreunden. Dass Bayern und Sachsen ihre Dialekte innig lieben, überrascht als Ergebnis weniger.
Deutsche lieben ihre Sprache
Positiv überrascht stellten die Sprachforscher fest, dass die Deutschen ihre Sprache lieben, Dialekte pflegen und ausländische Akzente tolerieren. Sie lesen auch gern Zeitung oder Bücher. Sorge macht den Forschern nur, wie schwer sich viele Deutsche bei der Verständigung mit Ausländern tun.
Für die Untersuchung zu aktuellen Spracheinstellungen in Deutschland wurden im Oktober 2008 rund 2000 Menschen befragt. «Wir hatten wirklich nicht mit so positiven Gefühlen gerechnet», sagte Sprachforscher Ludwig Eichinger. Statt der erwarteten Nörgelei empfanden viele Befragte «Liebe» (47 Prozent) und «Stolz» (56 Prozent) für ihre Muttersprache. Sie beschrieben sie als schön, anziehend und logisch, nur eben auch als ein bisschen schwierig.
Manches Vorurteil gegenüber Dialekten dürfte mit dieser Studie schwinden. 60 Prozent der Deutschen gaben an, einen Dialekt zu sprechen – völlig unabhängig vom Bildungsgrad. Die meisten von ihnen leben im Süden und Südwesten Deutschlands. Im Rest der Republik halten vor allem die Berliner im Ostteil der Hauptstadt ihr Fähnchen hoch: 83 Prozent berlinern mit Leidenschaft. Eine Unterscheidung zwischen «Ostdeutsch» und «Westdeutsch» ist 20 Jahre nach dem Mauerfall kein Thema mehr. Die meisten Interviewten nehmen heute allein ein sprachliches Nord-Süd-Gefälle wahr.
Deutsche mögen ausländische Akzente
Unter den ausländischen Akzenten hören die Deutschen den französischen am liebsten – und 48 Prozent sagten, dass sie gar keinen Akzent unsympathisch finden. Weniger gern lauscht der Rest allerdings einem russischen (14 Prozent) und türkischen Akzent (11 Prozent). 27 Prozent der jüngeren Erwachsenen gilt eine türkische Satzmelodie aber auch als sympathisch (27 Prozent). Je mehr Kontakte es in der Schule oder im Alltag mit Fremdsprachen gibt, desto positiver wirkt nach Einschätzung von Forschern auch ihr Klang.
Insgesamt tun sich viele Bundesbürger in der Begegnung mit Einwanderern schwer, die noch wenig oder kein Deutsch sprechen. 43 Prozent finden das schwierig oder sehr schwierig. Dass Immigranten im Privatleben ihre Muttersprache sprechen, lehnen vor allem Befragte mit einem niedrigen Bildungsgrad ab.
Sorgen um die Zukunft der deutschen Sprache machen sich die Forscher allein im Wissenschaftsbereich. Dort hat das Englische die Herrschaft übernommen. An der Leselust der Deutschen zweifeln sie dagegen nicht: 70 Prozent der Interviewten gaben an, täglich Zeitung zu lesen. Ein Drittel – vor allem Frauen – greift gern zum Buch. Auch Internetnutzer lesen laut Studie gern Zeitung oder Bücher.
Viele Befragte legten auch Wert auf ein gepflegtes Deutsch und eine korrekte Rechtschreibung. Die Mehrheit möchte, dass mehr für die deutsche Sprache getan wird. Ein Gesetz, das das Deutsche vor negativen Einflüssen schützt, lehnen aber fast zwei Drittel ab.
Der Text ist entnommen aus: http://www.spiegel.de