Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №2/2010

Sonderthema

Glossar

ästhetische Dinge
hier: (stilistische) Geschmacksfragen

absolutistisch
uneingeschränkt herrschend

anachronistisch
überholt, rückschrittlich

Antisemitismus
Judenfeindlichkeit

Balance of power
das Gleichgewicht der (europäischen) Mächte

Erster Weltkrieg
Krieg der «Mittelmächte» Deutschland und Österreich-Ungarn gegen Russland, Frankreich, England und ab 1917 auch die USA: 1914 durch die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau in Sarajevo (Serbien) ausgelöst. Österreich-Ungarn, das Russland als Drahtzieher für diesen Mord vermutete, verbündete sich mit Deutschland, um einen Vergeltungsschlag gegen Serbien durchzuführen. Trotz des Einlenkens Serbiens kam es am 28. Juli 1914 zum Krieg. Am 1. August 1914 trat das Deutsche Reich an der Seite Österreichs in den Krieg ein, der sich dann auch auf Großbritannien und Frankreich ausdehnte. Die Kriegsbegeisterung wurde aber schon bald durch das Grauen über die blutige Materialschlacht in Stellungskriegen und Seeschlachten erstickt. Entschieden wurde der Erste Weltkrieg 1917 nicht zuletzt durch den Kriegseintritt der USA am 2. April auf Seiten der Alliierten gegen Österreich und Deutschland. Die Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 11. November 1918 besiegelte zwar sein Ende, die Unterzeichnung der Friedensverträge erfolgte aber erst im Juni 1919 (für Deutschland) und im September 1919 (für Österreich). Der Versailler Vertrag vom 28.06.1919 regelt die endgültigen Friedensbedingungen für Deutschland.

Foreign Office
britisches Außenministerium

Generalität
die militärische Elite, die höchsten militärischen Ränge mit Entscheidungsgewalt

Gordischer Knoten
aus der griechischen Sage: unlösbar verknotete Seile

Hohenzollern
Deutsches Fürstengeschlecht, das bis ins 9. Jahrhundert zurückzuverfolgen ist und vermutlich aus dem alten schwäbischen Herzoggeschlecht der Burchardinger hervorgeht. Das Geschlecht der Hohenzollern wird ihrer jeweiligen Ansiedlung nach in die fränkische und die schwäbische Linie unterteilt. Letztere zerfällt wiederum in die Linien Hohenzollern-Haigerloch, Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen. Die erzwungene Abdankung Kaisers Wilhelms II. im Jahr 1918 beendete auch den Einfluss der Hohenzollern auf die deutsche Geschichte.

Memorandum
Abkürzung: Memo = Stellungnahme, Denkschrift, Erinnerung

Monarch
Alleinherrscher, zum Beispiel, ein König oder Kaiser. Das Deutsche Reich war – wie fast alle europäischen Staaten zu der Zeit – von 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs eine konstitutionelle Monarchie, da der Monarch als Staatsoberhaupt die staatliche Exekutive leitete, der von ihm eingesetzte und von seinem Vertrauen abhängige Ministerpräsident die Regierungsgeschäfte ausführte. Das Parlament hatte zwar das Recht, Gesetze zu verfassen und die Regierung zu kontrollieren, bei der Bildung und Zusammensetzung der Regierung aber kein Mitbestimmungsrecht.

persönliches Regiment
von Bernhard von Bülow geprägter Ausdruck, der den Versuch des Kaisers umschreibt, den Kurs der Politik durch lenkbare Reichskanzler und am Parlament vorbei zu bestimmen

Reichsgründung
Nach der Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 proklamierte der preußische König Wilhelm I., der Großvater Wilhelms II., am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles das Deutsche Reich.

Revanchismus
Politik, die auf Rückgewinnung verlore­ner Gebiete und Sachgegenstände nach einem Krieg ausgerichtet ist

Souverän
Staatsoberhaupt

Trabant
hier: Gefolgsmann, Anhänger

 

Personen

Augusta von Sachsen-Weimar-Eise­nach (1811–1890)
Die gebildete, liberal gesinnte Tochter des Großherzogs Carl Friedrich und Nichte des russischen Zaren Alexanders I. lernte ihren späteren Mann, Prinz Wilhelm von Preußen, im Alter von fünfzehn Jahren kennen. Das ungleiche Paar heiratete 1829 und bekam zwei Kinder (Friedrich 1831 und Luise 1838). Augustas Einfluss auf ihren Mann, der im Januar 1861 König von Preußen und 1871 Deutscher Kaiser wurde, galt als groß – doch konnte sie weder die Ernennung Bismarcks zum Reichskanzler verhindern noch den Deutsch-Französischen Krieg. Nach dem Tod ihres Mannes und ihres Sohnes 1888 erlebte Augusta noch, wie ihr Lieblingsenkel Wilhelm den Thron bestieg.

Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1858–1921)
Erste Ehefrau Wilhelms II., damit letzte deutsche Kaiserin und Königin von Preußen. Sie galt als sanft und häuslich, als ruhender Pol der Familie und Rückhalt ihres Mannes: Auguste Viktoria, eine nicht ganz standesgemäße Partie, heiratete den drei Monate jüngeren Wilhelm 1881 in Berlin. Sie bekam sieben Kinder, zuletzt die einzige Tochter Viktoria Luise. Nach Wilhelms Abdankung folgte sie ihm ins Exil nach Holland und starb dort am «Heimweh nach der deutschen Erde».

Bethmann Hollweg, Theobald von (1856–1921)
Der Spross einer Bankiers- und Politikerfamilie studiert Jura und arbeitet sich vom Regierungsassessor bis zum Landrat und Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg hoch. Im März 1905 wird Bethmann Hollweg preußischer Innenminister, vier Jahre später preußischer Ministerpräsident. Mehrere Versuche des liberalen Politikers, das Wahlrecht zu reformieren, schlagen fehl. Trotz Vorbehalten stimmt der Ministerpräsident für den Kriegseintritt, schätzt die Aussichten auf einen Sieg aber gering ein. Auf Drängen der nationalkonservativen Obersten Heeresleitung wird Bethmann Hollweg im Juli 1917 entlassen.

Bismarck, Otto von (1815–1898)
Seit 1862 preußischer Ministerpräsident, wurde der Gutsherr und Gesandte 1871 der erste Reichskanzler des Deutschen Reiches und war direkt dem Kaiser unterstellt. Als Realpolitiker galt Bismarck über mehr als zwei Jahrzehnte als zentrale Figur der deutschen Politik, der einerseits das Sozialversicherungssystem einführte, andererseits oft obrigkeitsstaatlich handelte (etwa durch das Sozialistengesetz) und dadurch die Demokratie in Deutschland schwächte. Vom Dauerkonflikt mit Wilhelm II. zermürbt, bat Bismarck im März 1890 um seine Entlassung.

Bülow, Bernhard Fürst von (1849–1929)
Der Jurist, Gesandte und schließlich Staatssekretär im Auswärtigen Amt bestimmte mit seiner offensiven Kolonial­politik ab 1897 den Kurs des Deutschen Reiches, bevor er im Herbst 1900 zum preußischen Ministerpräsidenten und Reichskanzler ernannt wurde. Der von den Konservativen und der Zentrumspartei unterstützte Kanzler bringt einerseits die Sozialgesetzgebung voran und begünstigt andererseits industrielle Interessen. Nachdem die Zentrumspartei ihre Zustimmung zu Bülows kolonialen Zielen (von ihm stammt der Spruch vom «Platz an der Sonne») verweigert, löst Bülow den Reichstag auf und stützt sich auf Konservative, Nationalliberale und Linksliberale (der «Bülow-Block»). Als Reaktion auf die «Daily-Telegraph-Affäre» und eine gescheiterte Finanzreform tritt Bülow 1909 zurück und lässt sich in Rom nieder.

Caprivi, Leo von (1831–1899)
Auf der militärischen Karriereleiter steigt der Kriegsteilnehmer 1870/71 bis zum Chef der Kaiserlichen Admiralität und zum Kommandierenden General auf, ehe er im März 1890 die Nachfolge Otto von Bismarcks als Reichskanzler antritt. Kein leichter Posten, auf dem der vermeintlich befehlsgewohnte Militär seine eigenen Ideen einbringt: engere Beziehungen zu England, die Zusammenarbeit mit allen Parteien (außer den Sozialdemokraten), eine liberale Handels- und Wirtschaftspolitik, die Betonung auf die defensiven Aufgaben der deutschen Seestreitkräfte. Um seine Heeresreform durchzusetzen, löst Caprivi 1893 den Reichstag auf und bringt mit dem neugewählten Parlament das Vorhaben durch. Die Differenzen mit Wilhelm II. nehmen zu, die sogenannte «Umsturzvorlage», die die Versammlungs- und Pressefreiheit einschränken soll, führt zum Bruch: Caprivi tritt Ende Oktober 1894 zurück.

Edward VII. (1841–1910)
Der älteste Sohn von Königin Victoria, genannt «Bertie», Freimaurer, Frauen­held und Frankreichfan, löste seine Mutter 1901 auf dem Thron ab. Eduard schloss 1904 das Abkommen «Entente cordiale» mit Frankreich und verbesserte die Beziehungen zu Russland. Zu seinem Neffen Wilhelm II. hatte er ein gespanntes Verhältnis.

Franz Joseph I. (1830–1916)
Der Kaiser von Österreich und König von Ungarn regierte 68 Jahre lang die Doppelmonarchie. Der Habsburger Herrscher, der viele persönliche Schicksalsschläge einstecken musste (Suizid seines Sohnes, Ermordung seiner Frau Elisabeth, Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand), trug durch sein Ultimatum an Serbien Mitverantwortung am Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Hermine von Schoenaich-Carolath (1887–1947)
Zweite Ehefrau Wilhelms II. Hermine, geborene Prinzessin von Reuß, verwitwete von Schoenaich-Carolath und Mutter von fünf Kindern, lernte Wilhelm II. über dessen Briefwechsel mit ihrem kleinen Sohn kennen. Bald schrieb die Mutter dem Ex-Monarchen und sie fanden etliche Gemeinsamkeiten (den Hang zur Etikette zum Beispiel). Trennendes trat nach der Eheschließung 1922 zutage: Hermine stand den Nationalsozialisten sehr unkritisch gegenüber und stellte Hermann Göring ihrem Gatten vor.

Hindenburg, Paul von (1847–1934)
Der Offizierssohn schlägt früh die militärische Laufbahn ein und nimmt am Deutsch-Französischen Krieg teil. 1911 scheidet Hindenburg im Rang eines kommandierenden Generals aus dem Militär aus, wird aber zu Beginn des Ersten Weltkriegs zurückbeordert. Nach zwei Siegen über die russische Armee 1914 erhält Hindenburg das Oberkommando über alle deutschen Truppen an der Ostfront, zwei Jahre später wird er mit Ludendorff zum Obersten Heeresleiter ernannt. Hindenburg gilt als Schöpfer der «Dolchstoßlegende». 1925 und 1932 wird Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt.

Hohenlohe-Schillingsfürst, Chlodwig von (1819–1901)
Der Prinz von Ratibor und Corvey und studierte Jurist unterstützte 1848 die Frankfurter Nationalversammlung und arbeitete als Gesandter. Nach der Niederlage Bayerns in der Auseinandersetzung des Königsreichs Preußen gegen den Deutschen Bund wurde der pro-preußische Hohenlohe-Schillingsfürst Silvester 1866 für vier Jahre bayerischer Ministerpräsident. Anschließend saß er als Abgeordneter im Reichstag und war 1885–1894 als Reichsstatthalter in El­sass-Lothringen eingesetzt. Seine Berufung als preußischer Ministerpräsident und Reichskanzler durch Wilhelm II. war aus vielen Gründen überraschend, rückblickend erscheint seine sechsjährige Amtszeit vor allem dem Aufbau des kommenden starken Kanzlers, Bernhard von Bülow, gedient zu haben.

Ludendorff, Erich (1865–1937)
Der Generalstabsoffizier und Regimentskommandeur wird 1914 zum Brigadekommandeur befördert und nach dem Blitzsieg über Belgien zum Chef des Generalstabs unter Hindenburg berufen. 1916 in die Oberste Heeresleitung berufen, setzt Ludendorff auf die «absolute Kriegsführung» und auf eine Expansion nach Osten. Ludendorff betreibt den Sturz von Bethmann Hollweg als Reichskanzler und verbreitet gemeinsam mit Hindenburg nach Kriegsende die «Dolchstoßlegende». Zwar nimmt Ludendorff am Hitler-Putsch 1923 teil, doch distanziert er sich fünf Jahre später von der NSDAP und gründet einen religiösen Verein.

Queen Victoria (1819–1901)
Die Königin von Großbritannien und Irland bestieg mit gerade 18 Jahren den Thron – und behielt ihn mehr als 63 Jahre. Seit 1876 «Kaiserin von Indien», regierte Victoria über ein Fünftel der Erde und ein Drittel der Weltbevölkerung. Mit ihrem Mann Albert von Sachsen-Coburg hatte sie sieben Kinder – die Älteste war Wilhelms Mutter Vicky. Queen Victoria starb am 22. Januar 1901 angeblich in den Armen ihres Enkels.

Seyß-Inquart, Arthur (1892–1946)
Der Rechtsanwalt mit tschechischen Wurzeln beschloss als österreichischer Bundeskanzler 1938 den «Anschluss» Österreichs an das Deutsche Reich. Nach Auflösung der Regierung war Seyß-Inquart zunächst Reichsminister, ab 1940 Reichskommissar für die besetzten Niederlande. Weil er mehr als 100 000 Juden deportieren ließ und «unbarmherzigen Terror zur Unterdrückung allen Widerstandes» ausübte, verurteilte ihn der Nürnberger Militärgerichtshof zum Tod durch den Strang.

Tirpitz, Alfred von (1849–1930)
Bereits im Alter von 16 Jahren tritt Tirpitz in die preußische Kriegsmarine ein und erklimmt die Karriereleiter: 1892 wird er Chef des Stabes des Oberkommandos der Marine, 1897 Staatssekretär des Reichsmarineamtes, 1898 preußischer Staatsminister und 1911 Großadmiral. Im Ersten Weltkrieg kommt es zu Spannungen mit Wilhelm II., weil der Kaiser die deutsche Kriegsflotte nach Tirpitz’ Meinung zu selten einsetzt. Nach dem Krieg sitzt der Admiral vier Jahre für die Deutschnationale Volkspartei im Reichstag.

Wilhelm I. (1797–1888)
Das Großvater Wilhelms II. war dessen großes Vorbild: sowohl in der Beständigkeit und Besonnenheit seiner Politik (die sich vor allem auf Bismarck stützte) als auch wegen seiner Popularität. Seit Oktober 1861 preußischer König, ließ sich Wilhelm von Bismarck nach dem gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg überreden, als Deutscher Kaiser einem gesamtdeutschen Nationalstaat vorzustehen. Am 18. Januar 1871 fand die Krönung im Spiegelsaal von Versailles statt – eine Provokation der Franzosen. Der Kaiser starb 1888, sein Sohn Friedrich III. überlebte ihn nur um drei Monate.

Zeppelin, Ferdinand Graf von (1838–1917)
Den General und Luftschiffkonstrukteur, aus der Armee geflogen wegen unliebsamer Äußerungen, nannte Wilhelm II. «den größten Deutschen des 20. Jahrhunderts». Zeppelin beschäftigte sich seit den 1880er Jahren mit lenkbaren Ballons und begann mit ersten Entwürfen eines «Starrluftschiffs», das sich 1900 über den Bodensee erhob. Eine Spendenaktion brachte dem Grafen genügend Geld, um seine Luftschiffe nach einem Totalschaden 1908 weiterzuentwickeln. Während des Ersten Weltkriegs wurden die Zeppeline zunächst als Aufklärer und Bomber eingesetzt. Im Kriegsverlauf übernahmen Flugzeuge diese Funktion. Eine zweite Blütezeit erlebten die Luftschiffe von 1928 bis 1937.