Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №4/2010

Bildung und Erziehung

Verstaubtes Vorurteil

Drei Monate Ferien. Halbtags arbeiten, danach frei. Gutes Gehalt. Unkündbar. Lehrer haben einen lauen Job und klagen viel, das ist eine weit verbreitete Meinung. Eine neue Studie belegt: Oft ist das Gegenteil der Fall.
Lehrer sind eine psychisch hoch belastete Berufsgruppe. Rund 30 Prozent der Lehrer sind völlig überlastet. Jeder vierte leidet unter Erschöpfungszuständen, jeder fünfte an stressbedingten Gesundheitsstörungen wie depressiven Symptomen und Schlafproblemen. Die Studie ist alarmierend.
Es stimmt, viele junge Menschen wählen das Lehramtsstudium, weil ihnen nichts Besseres einfällt, weil sie möglichst schnell einen krisenfesten Job wollen. Das trägt mit Sicherheit auch zur erschreckend hohen Anzahl von Burn-out-Fällen bei. Die Mehrheit der Lehrer machen ihren Beruf aber, weil sie Spaß daran haben, junge Menschen zu unterrichten. Zumindest solange, bis sie von der marodierenden Menge unerzogener Halbwüchsiger gestoppt werden. Darum sollten wir alle schleunigst unser verstaubtes Vorurteil vom faulen Lehrer abschütteln. Lehrer verdienen Anerkennung und Unterstützung. Sie müssen endlich wieder eine wichtige Stellung in der Gesellschaft einnehmen. Sonst brauchen wir uns über katastrophale Pisa-Studien und schlechte Zukunftsperspektiven der Kinder und Jugendlichen nicht wundern. Zudem dürfte es in naher Zukunft schwierig werden, Jugendliche vom Lehrerjob zu überzeugen.
Es ist schlimm genug, dass viele Eltern zur Erziehung ihrer Kinder nur den Fernseher und die Spielkonsole beitragen. Dass sie sich dann auch noch beschweren, sobald ein Lehrer einmal verbal durchgreift, ist eine Unverschämtheit. Erziehung sollte zu Hause stattfinden. In der Schule gibt es Bildung.
Jede Partei hat gemerkt, dass mit Bildungspolitik Wahlen entschieden werden können. Jetzt müssen den Worten Taten folgen. Kleinere Klassen, bessere Ausbildung, stärkere Einbindung der Eltern. Wenn wir den Lehrern nicht helfen, schaden wir unseren Kindern – und damit uns selbst.

Marc-André Podgornik

Der Text ist entnommen aus:
http://www.derwesten.de