Sonderthema
Glossar
Apanage
Zuwendungen in Form von Geld oder Landbesitz an die nicht regierenden Mitglieder einer Herrscherfamilie, um ihnen ein standesgemäßes Leben zu ermöglichen.
applizieren
Bedeutet in der Regel: gebrauchen, anwenden, auftragen. In diesem Zusammenhang: zum Studium hinwenden, sich auf ein Studium einlassen.
Bouteille
Französisch: (Wein)Flasche.
Canaille
Französisch: in der Einzahl der Halunke, im Plural das Pack.
Dolce Vita
Italienisch: süßes Leben, gemeint ist ein sorgenfreies Leben.
Etikette
gutes Benehmen (in einem offiziellen Rahmen), Vorschriften am Hofe.
extraordinaire
Französisch: außerordentlich; außerhalb der Regel, des vorgesehenen Rahmens.
Exerzitie
geistliche Übung zur Stärkung des Glaubens unter Anleitung eines Exerzitienpriesters.
Grünes Gewölbe, Dresden
Als barockes Gesamtkunstwerk konzipierte Sammlung, in der August der Starke mehr als 3000 Schätze und Kleinodien aus aller Welt prachtvoll präsentieren ließ. Neben dem «Historischen Grünen Gewölbe» besteht seit vier Jahren das «Neue Grüne Gewölbe», das sich an modernen Sehgewohnheiten orientiert und auf überbordende barocke Präsentation zugunsten einer auf die Detailbetrachtung gerichteten Anschauung verzichtet.
Katechismus
Ein kurz gefasster Leitfaden zur christlichen Glaubenslehre, meist in der Form eines Frage- und Antwortspiels formuliert.
Kavalierstour
auch «Grand Tour», in Adelskreisen übliche Bildungs- und Erziehungsreise (oft Richtung Italien) der heranwachsenden Männer.
Klerus
in der Ständeordnung der Stand der Geistlichen.
Leipziger Messe
Bereits im 12. Jahrhundert erhält die sächsische Stadt das Marktrecht, das bald auf die zweimal jährlich stattfindenden Märkte ausgedehnt wird und Leipzig als ältesten Messestandort der Welt etabliert. Ein Handelsprivileg sichert lange Zeit ihre besondere Stellung.
Manufakturen
Die Vorform eines Industriebetriebs, in dem spezialisierte Handwerker unabhängig von rechtlicher und ständischer Stellung in Arbeitsteilung produzieren.
Mätresse
Die Geliebte eines Fürsten oder Königs, die dem Herrscher oft näher stand als die durch taktische Eheschließung verbundene Gattin. Die «maitresse en titre» nahm als «offizielle» Mätresse zuweilen politischen Einfluss.
Meißener Porzellan
Gegründet 1710 als «Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellanmanufaktur» (die erste ihrer Art in Europa), bewahrte die Werkstätte in der Meißener Albrechtsburg die Rezeptur des gerade erst erfundenen Porzellans. Zunächst wurden glatte Gefäße hergestellt und mit Emailfarben bemalt, aber noch zu Augusts Zeiten kamen Schmuckgeschirr, Miniaturen und Prunkfiguren hinzu. Auch das für die Firma mit dem Markenzeichen der gekreuzten Schwerter typische Zwiebelmuster ist eine Schöpfung des 18. Jahrhunderts.
Pretiosen
(kleine) Kunstschätze, Kostbarkeiten, Schmuckstücke.
Residenzstadt
Regierungssitz eines Herrscherhauses, Dresden war seit 1485 Residenzstadt der albertinischen Linie des Wettiner Fürstengeschlechts.
Sächsischer Mars
Ehrentitel von Augusts kriegsbegeistertem Vater Johann Georg III., der an der Seite des polnischen Königs 1683 die Türken vor Wien schlug. Mars war der römische Gott des Krieges.
Stand/Stände
Gruppe in hierarchischen Gesellschaftssystemen. Über die Zugehörigkeit zu einer solchen Gruppe (etwa Adel, Klerus oder Bauer bzw. Patrizier, Bürger und Volk) bestimmten Abstammung, Besitz, Beruf und Bildungsgrad.
Wettiner
Sächsische Dynastie, die in den mehr als 800 Jahren ihrer Regentschaft zahlreiche Markgrafen, Kurfürsten und zwei Könige (August II. und August III. von Polen) hervorgebracht hat. Der Name kommt von der Burg Wettin in der Nähe von Halle, Sachsen-Anhalt.
Zwinger
Barockes Gesamtkunstwerk aus Architektur, Bildhauerei und Malerei in Dresden, im Auftrag Augusts des Starken von Matthäus Daniel Pöppelmann und Balthasar Permoser ab 1709 errichtet. Im Zwinger (der Name kommt von der Lage zwischen der äußeren und inneren Festungsmauer) ist die Königliche Porzellansammlung und die Gemäldegalerie Alter Meister untergebracht.
Personen
Anna Sophie (1647–1717)
Mutter von August dem Starken. Im Jahr 1666 heiratete die Prinzessin von Dänemark und Norwegen Johann Georg III. und wurde Kurfürstin von Sachsen, 1668 und 1670 kamen ihre Söhne Johann Georg und Friedrich August zur Welt.
Böttger, Johann Friedrich (1682–1719)
Dem Apothekerlehrling mit Hang zur Alchemie gelang es in einem öffentlichen Experiment angeblich, aus Silbermünzen Gold zu machen – daraufhin setzte eine Fürstenjagd auf Böttger ein, die August der Starke für sich entschied. Er stellte dem jungen Forscher in Meißen ein Labor zur Verfügung und mit Ehrenfried von Tschirmhaus einen Mitarbeiter, der sich mit der Porzellanherstellung befasste. Böttger gab seine Suche nach der Goldrezeptur bald auf und fertigte zunächst ziegelrotes Steinzeug und später durch die Beigabe von «weißer Erde» Porzellan.
Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth (1671–1727)
Eine politische Hochzeit vereinte Christiane Eberhardine und Friedrich August I. im Januar 1693, eine Beziehung, aus der außer dem Sohn und späteren Kurfürsten Friedrich August II. wenig hervorging. Zwar blieb die Kurfürstin von Sachsen und Titularkönigin von Polen ihrem Gatten August auch während dessen zahllosen Affären treu, aber weder folgte sie ihm bei seinem Übertritt zum katholischen Glauben noch teilte sie Tisch und Bett mit ihm. Zurückgezogen starb sie auf Schloss Pretzsch, zu ihrer Beerdigung kamen weder Mann noch Sohn.
Dinglinger, Johann Melchior (1664–1731)
Der Goldschmied aus Biberach siedelte 1692 nach Dresden über und wurde sechs Jahre später Hofjuwelier Augusts des Starken. Dinglinger gilt als einer der wichtigsten Goldschmiede des Barock. Einige seiner Prunkwerke sind im Grünen Gewölbe in Dresden erhalten.
Friedrich August II. (1696–1763)
Kurzgefasst war der einzige Sohn von August dem Starken und Christiane Eberhardine eine Katastrophe für den Kurstaat Sachsen, aber ein Glücksfall für seine Künstler. Nach dem Tod seines Vaters übernahm der pausbackige Prinz 1733 das Land und erkaufte sich 1734 den polnischen Königstitel. Für Politik interessierte er sich kaum und überließ stattdessen die wichtigsten Entscheidungen seinem Premierminister Heinrich von Brühl. Die Besetzung durch Preußen im Siebenjährigen Krieg laugte Sachsen vollends aus und nach dem goldenen «Augusteischen Zeitalter» versank das Land ab 1763 in der Bedeutungslosigkeit.
Friedrich Wilhelm I. (1688–1740)
Der «Soldatenkönig» führte nach seinem Amtsantritt 1713 vor allem fiskalische und die Verwaltung betreffende Reformen durch und verwandelte Preußen in einen Militärstaat. Daneben griff der Staat über den Merkantilismus in das Wirtschaftsleben ein und verhalf dem Handwerk und der Wissenschaft in Preußen zum Aufschwung. Friedrich Wilhelm I. verstand sich als oberster Diener im Staate und fühlte sich als disziplinierter und sparsamer Mensch abgestoßen vom sächsischen Prassen.
Karl XII. (1682–1718)
König von Schweden von 1697 bis 1718 und als Feldherr im «Nordischen Krieg» gegen die Koalition von August dem Starken, Friedrich IV. von Dänemark und später dem russischen Zaren Peter I. erfolgreich.
Moritz von Sachsen (1696–1750)
Der Sohn Augusts mit Maria Aurora von Königsmarck erhielt als unbesiegter Feldherr und genialer Kriegstheoretiker vom französischen König Ludwig XV. den Titel eines französischen Generalmarschalls verliehen. Sein Leben spielte sich vor allem auf den europäischen Schlachtfeldern ab, nach dem Frieden von Aachen 1748 zog er sich auf sein Schloss Chambord zurück und machte es zu einem Treffpunkt von Philosophen und Künstlern.
Permoser, Balthasar (1651–1732)
Der in der Nähe von Salzburg geborene Künstler wurde nach Studienaufenthalten in Italien 1689 als Hofbildhauer nach Dresden berufen. Er vereint in seinen Barockskulpturen italienische und deutsche Elemente und hat wesentlich an der Gestaltung des Dresdner Zwingers mitgewirkt.
Peter I. (1672–1725)
Der Zar und Großfürst von Russland ging als Peter der Große in die Geschichtsbücher ein: positiv bewertet als «pro-westlicher» und volksnaher Herrscher, der dem Merkantilismus wichtige Impulse gab. Aus Sicht der russisch-orthodoxen Kirche galt Peter I. als Feind altrussischer Traditionen.
Pöppelmann, Matthäus Daniel (1662–1736)
Von August dem Starken geförderter Planer und Baumeister, der als sächsischer Oberlandbaumeister das neue Residenzschloss und den Zwinger in Dresden erbaute. Im Zwinger gelang Pöppelmann in Zusammenarbeit mit Balthasar Permoser ein Gesamtkunstwerk aus Architektur und Plastik.
Silvestre, Louis de (1675–1760)
Der französische Maler folgte 1716 einer Einladung Augusts nach Dresden und blieb 30 Jahre als Oberhofmaler in der Residenzstadt. Der erklärte Lieblingsmaler des Kurfürsten fertigte zahlreiche Porträts Augusts und malte den Mathematisch-Physikalischen Salon des Zwingers aus.
von Brockdorff, Anna Constantia, Gräfin Cosel (1680–1765)
Schön, leidenschaftlich und selbstbewusst – das waren Attribute, die der jungen und so frisch wie unglücklich vermählten Anna Constantia zugeschrieben wurden, als August 1704 auf sie aufmerksam wurde. Und obwohl der Ehemann warnte, machte sie der Kurfürst zu seiner «Maitresse en titre», erhob sie in den Reichsgrafenstand und bekam drei Kinder mit ihr. Um 1713 wollte August die Beziehung beenden, Anna Constantia hielt ein angebliches Eheversprechen dagegen. Bei dem Versuch, den Kontrakt nach Sachsen zu holen, wurde die Gräfin Cosel verhaftet und ab 1716 bis zu ihrem Lebensende fast ein halbes Jahrhundert auf der Burg Stolpen gefangen gehalten.
von Königsmarck, Maria Aurora (1662/63–1728)
Dichterin, Detektivin und Geliebte Augusts des Starken, die fünf Sprachen beherrschte, ein Werk zur Emanzipation der Frau veröffentlichte und den Mord an ihrem Bruder aufzuklären versuchte. Die laut Voltaire «bemerkenswerteste Frau zweier Jahrhunderte» kam 1694 nach Dresden und war kurze Zeit später die erste offizielle Mätresse Augusts. Ihrer Liaison entsprang Moritz von Sachen, einer der berühmtesten Feldherren Frankreichs und der Urgroßvater von George Sand. Aurora von Königsmarck wurde 1700 Pröpstin des Stiftes Quedlinburg, wo sie 1728 starb.