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WortReich
Hungertuch
In Ferdinand von Freiligraths Gedicht «Aus dem Schlesischen Gebirge» (1844) stellt sich ein Webersohn vor, er träte zu Hause «froh ins kleine Zimmer, / Und riefe: Vater, Geld genug! /Dann flucht’ er nicht, dann sagt’ er nimmer: / Ich web’ euch nur ein Hungertuch.»
Dieses Synonym für bittere Armut leitet sich her vom
a) ausgebreiteten Tuch des Bettlers?
b) Pfänden «bis zum letzten Tuch»?
c) Tuch vor dem Altar zur Fastenzeit?
Ein voller Bauch diskutiert leicht über das Fasten.
Hieronymus, lateinischer Kirchenvater
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Abstinenz
Enthaltsamkeit
Atrophie
Abmagerung, Verkümmerung
kasteien
sich Entbehrung auferlegen
Ramadan
Fastenmonat im Islam
Velum
Gaumensegel; verhüllendes Tuch im Gottesdienst
Lösung:
(c) Hunger- oder Fastentuch hieß ursprünglich der Vorhang, der während der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern vor oder über dem Altar hing. Bereits im 16. Jahrhundert geriet der gottesdienstliche Zusammenhang in Vergessenheit, und aus dem «Nähen» entstand durch Wortverdrehung die selbstständige Bildvorstellung vom «Nagen am Hungertuch».