Bildung und Erziehung
Neue Heimat Internet? Jugend empfindet Geborgenheit im Netz
Neue Studie untersucht Kommunikationsverhalten in Deutschland – Grenzen zwischen Online- und Offline-Kommunikation verschwimmen bei Jugendlichen / Twitter kaum genutzt. 82 Prozent der 14- bis 17-Jährigen und 67 Prozent der 18- bis 29-Jährigen tauschen sich täglich oder fast täglich online mit anderen aus.
Zwei Drittel der Unter-20-Jährigen chatten regelmäßig, etwa die Hälfte der Unter-25-Jährigen kommunizieren regelmäßig über Communitys wie Facebook, LinkedIn, StudiVZ oder wer-kennt-wen. Gerade jungen Menschen vermittelt ihre digitale Clique im Internet das Gefühl von Geborgenheit. Ein Drittel der 14- bis 17-Jährigen sagt sogar: «Das Internet gibt mir das Gefühl, nicht allein zu sein.» Zu diesen Ergebnissen kommt die diesjährige Ausgabe der Studienreihe «Gesprächskultur in Deutschland» des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag von BILD der FRAU und JACOBS Krönung.
Das Kommunikationsverhalten in der deutschen Bevölkerung zeigt deutliche Zeichen eines Wandels. Nie war das Bedürfnis nach Austausch und Dialog intensiver als in Zeiten des Web 2.0, nie hat man sich mehr und in so kurzen Abständen ausgetauscht. Ist damit die Sorge vor dem Heranwachsen einer realitätsfremden, technikdominierten Generation, die sich allein virtuell mitteilt, begründet? Die Studie gibt in weiten Teilen Entwarnung.
Freundschaften in Communitys – Masse statt Klasse?
Das Netz ist keine Parallelwelt: Virtuelle Plattformen wie Facebook oder StudiVZ werden vor allem zusätzlich zum Austausch mit den Menschen genutzt, die einem auch im wirklichen Leben nahestehen. Freundschaft – da sind sich die Deutschen über alle Altersgruppen hinweg einig – ist heute mindestens so wichtig wie früher, für ein Viertel der Bevölkerung sogar wichtiger denn je. Gute Freunde definieren sich unverändert über Verlässlichkeit, Offenheit und gegenseitige Hilfe – also über Klasse statt Masse. Das Internet ist eine ideale Plattform, Freundschaften anzubahnen. Jedoch glaubt nur eine Minderheit, dass reine Internetfreundschaften genauso tiefgehend sein können wie persönliche Freundschaften. Der reale Kontakt scheint als unerlässlich für den Aufbau einer Freundschaft. So haben sich gut zwei Drittel derjenigen, die über das Netz Kontakte geknüpft haben, auch persönlich mit diesen Menschen getroffen. Und bei rund der Hälfte sind aus Internetbekanntschaften schon Freundschaften entstanden.
«Smart Talk» im Netz, Tiefgang bei der persönlichen Begegnung
Von den 14- bis 17-Jährigen vertritt gut die Hälfte, von den 18- bis 29-Jährigen jeder Dritte die Auffassung, dass man sich online genauso gut unterhalten kann wie im persönlichen Gespräch. Der virtuelle Austausch wird das persönliche Gespräch nicht ersetzen, aber er komplementiert bereits heute unsere zwischenmenschliche Kommunikation. «Smart Talk» ist die Domäne der digitalen Plattformen: Hier bleiben die Themen eher an der Oberfläche, dafür kann man sich nebenbei mit anderen Dingen beschäftigen und frei entscheiden, ob und wann man auf eine Nachricht antwortet. Für die Mehrheit der Deutschen sind persönliche Gespräche allerdings nach wie vor die bevorzugte Form der Kommunikation. Rund 60 Prozent sagen: «Mir sind persönliche Gespräche in der Regel lieber als beispielsweise Telefongespräche,
E-Mails oder SMS.»
Generation Ungeduld: Warten auf Nachricht
Wer sich häufig intensiv mit anderen über das Netz austauscht, zeigt weniger Geduld als diejenigen, die dies nur selten oder gar nicht tun. Diese Ungeduld ist bei den regelmäßigen Nutzern von Community-Plattformen besonders ausgeprägt. Eine mögliche Erklärung: Die ständige Erwartung neuer Nachrichten schürt die innere Unruhe. Dabei bietet gerade der Austausch in Echtzeit, bei dem Rede und Gegenrede unmittelbar aufeinander folgen, den «Digital Natives» den größten Spaß. Wenig populär ist laut Studie allerdings der «Zwitscherdienst» Twitter. Nur vier Prozent der 14- bis 19-Jährigen und fünf Prozent der 20- bis 24-Jährigen nutzen dieses Microblogging regelmäßig.
Der Text ist entnommen aus:
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