Methodisches
Von der Keilschrift zum Buch
Lesetext
Vor 30 000 Jahren begannen die Menschen, ihre Erlebnisse auf Felswände zu zeichnen. Aus diesen Bildern entwickelten sich langsam Bilderschriften.
Wo heute der Irak ist, entwickelten vor 6 000 Jahren die Sumerer eine Silbenschrift. Gleich klingende Silben wurden mit demselben Zeichen wiedergegeben. Auf diese Weise verringerten sich die Tausende verschiedener Bilderzeichen auf einige Hundert Silbenzeichen.
Vor 5 000 Jahren erfanden die Ägypter die Hieroglyphenschrift. Ihre Zeichen sehen zwar aus wie Bilder, stehen aber nicht immer nur für ganze Wörter, sondern auch für einzelne Silben und oft sogar für einzelne Buchstaben. Mit der Zeit vereinfachten die Ägypter diese Schrift, bis daraus gegen 700 vor Christus eine reine Buchstabenschrift wurde. Die konnte man viel schneller schreiben.
Ganz ähnlich war das in China. Dort entstand um 1500 vor Christus eine Bilderschrift, die im Laufe von 2 000 Jahren auf mehr als 60 000 verschiedene Zeichen wuchs. Bis jetzt haben sie sich kaum verändert erhalten. Allerdings gebraucht die Umgangssprache heute nur noch 2 000 Zeichen.
Gegenüber den Bilderschriften ließ sich die Silbenschrift der Sumerer einfacher schreiben. Ihre Zeichen bestanden aus Kombinationen keilförmiger Schriftelemente. Deshalb heißt die sumerische Schrift auch Keilschrift. Sie wurde dann immer stärker vereinfacht, bis man nur noch 30 Zeichen brauchte. Die erste reine Buchstabenschrift war entstanden. Später übernahmen die Griechen und Römer diese Schrift. Die einen entwickelten daraus das griechische Alphabet, die anderen die lateinischen Buchstaben, die wir noch heute benutzen.
Die Römer kannten schon Schreibfedern aus Kupfer- oder Bronzeblech. Viel später entdeckte man, wie gut man mit Gänsefederkielen schreiben kann. Mehr als tausend Jahre lang waren sie das wichtigste Schreibgerät in ganz Europa. Erst im 18. Jahrhundert kehrte man zu Federn aus Metall zurück. All diese Schreibgeräte musste man ständig in Tinte tauchen. Das änderte sich mit einer englischen Erfindung zu Beginn des 19. Jahrhunderts: dem Füllfederhalter. 1938 wurde der Kugelschreiber erfunden.
Die Schreibmaschine wurde vor fast 300 Jahren erfunden. Doch erst 1873 baute die Firma Remington in den USA erste brauchbare Schreibmaschinen in Serie. 1902 erschienen die ersten elektrischen Schreibmaschinen.
Viel älter als die Schreibmaschine ist der Schriftdruck. Die Chinesen verwendeten vor 3 000 Jahren Druckstempel für einzelne Zeichen. Später schnitzten sie ganze Seiten spiegelbildlich in Holztafeln. Mit ihnen ließen sich die Schriftstücke schneller vervielfältigen. Für jede Seite musste man mühsam eine eigene Druckplatte schnitzen.
Viel einfacher wurde es, als um 1050 – auch wieder in China – die beweglichen Lettern erfunden wurden. Das waren seitenverkehrte Stempel für einzelne Schriftzeichen. Die konnte man in einem Rahmen zu Sätzen zusammenstellen.
Nach dem Druck der Seiten nahm man die Formen wieder auseinander und konnte die Stempel erneut verwenden.
In Europa ließ sich dieses System noch erheblich verbessern. Statt der Zigtausend Wortsymbole der chinesischen Schrift hatte man es hier ja nur mit 26 Buchstaben und einigen Satzzeichen zu tun. Johannes Gutenberg machte für jeden Buchstaben viele gleiche Stempel aus Metall. Die stellte er zu Wörtern und Sätzen zusammen. Die einzelnen Zeilen montierte Gutenberg in Rahmen zu Buchseiten. Um 1450 druckte er damit die ersten Bücher Europas.
Spätere Erfinder haben Gutenbergs Verfahren immer weiter entwickelt. Schon lange muss man die Buchstaben nicht mehr von Hand zusammenstellen. Heute werden die Druckplatten oft direkt aus dem Computer belichtet.
Didaktisierungsvorschlag
1. Sehen Sie sich das Bild an. Was ist auf diesem Bild dargestellt?
Was macht man mit diesen Gegenständen?
2. Welche Assoziationen haben Sie mit dem Wort «schreiben»? Ergänzen Sie den Assoziationsigel.
3. Wie haben Sie schreiben gelernt? Können Sie sich daran noch erinnern? War es schwer (leicht, lustig usw.)?
4. Seit wann können die Menschen schreiben? (Die Schüleräußerungen werden an der Tafel notiert.)
5. Lesen Sie den Text. Worterklärungen werden Ihnen beim Lesen helfen.Wer hatte recht mit seinen Vermutungen?
6. Finden Sie im Text die Äquivalente für folgende Sätze.
- Für ähnlich lautende Silben gebrauchte man ein und dasselbe Zeichen.
- Die Zahl der Zeichen wurde kleiner.
- Mit der Zeit wurde die Schrift der Ägypter weniger kompliziert.
- Während einer langen Zeit vermehrte sich in China die Zahl der Hieroglyphen.
- Die sumerische Silbenschrift war einfacher als die üblichen Bilderschriften.
- Über ein Jahrtausend schrieb man in Europa mit Gänsefedern.
- Kugelschreiber gibt es seit 1938.
- Der Anfang der Massenproduktion von Schreibmaschinen fällt aufs Jahr 1872.
- Nach der Erfindung der beweglichen Lettern wurde der Druck nicht mehr so aufwendig.
- Die Europäer haben das Druckverfahren der Chinesen eingesetzt und noch handhabbarer gemacht.
7. Durch welche Wörter aus dem Kasten lassen sich die kursiv geschriebenen Wörter in den Sätzen ersetzen? Passen Sie auf, die Struktur des Satzes muss in einigen Fällen geändert werden.
- Vor 30 000 Jahren begannen die Menschen, ihre Erlebnisse auf Felswänden darzustellen.
- Vor 6 000 Jahren erfanden die Sumerer eine Silbenschrift.
- Gleich auszusprechende Silben wurden mit demselben Zeichen wiedergegeben.
- Auf diese Weise reduzierten sich die Tausende verschiedener Bilderzeichen auf einige Hundert Silbenzeichen.
- Die Hieroglyphen der Ägypter sehen wie Bilder aus, werden aber nicht nur für ganze Wörter, sondern auch für einzelne Silben und Buchstaben gebraucht.
- Die chinesische Bilderschrift vergrößerte sich im Laufe von 2 000 Jahren auf mehr als 60 000 verschiedene Zeichen.
- Im Vergleich zu den Bilderschriften ließ sich die Silbenschrift der Sumerer einfacher schreiben.
- Sumerische Schriftzeichen bestanden aus einer Verbindung keilförmiger Schriftelemente.
- Die Römer schrieben mit Schreibfedern aus Kupfer- oder Bronzeblech.
- Etwas später hat man bemerkt, wie gut man mit Gänsefedern schreiben kann.
- Über tausend Jahre lang waren Gänsefedern das wichtigste Schreibzeug in ganz Europa.
- Erst im 18. Jahrhundert hat man die Federn aus Metall wiederentdeckt.
8. Chronologie herstellen. Schreiben Sie neben die Daten, was um die Zeit passiert ist.
Vor 30 000 Jahren ________________________
Vor 6 000 Jahren ________________________
Vor 5 000 Jahren ________________________
Vor 3 000 Jahren ________________________
Um 1500 v. Chr. ________________________
Gegen 700 v. Chr. ________________________
1050 ________________________
1450 ________________________
18. Jh. ________________________
________________________
1873 ________________________
1902 ________________________
1938 ________________________
9. Worauf beziehen sich folgende Zahlen im Text?
10. Ordnen Sie die Bildunterschriften den Bildern zu.
Bild 1
Bild 2
Bild 3
a) Keilförmige Schriftzeichen der Sumerer
b) Chinesische Hieroglyphen
c) Ägyptische Hieroglyphen
11. Finden Sie passende Oberbegriffe für die Wörter unten.
- Füllfederhalter, Gänsefeder, Kugelschreiber, Schreibmaschine – __________
- Letter, Schriftzeichen, Minuskel, Majuskel, Versal, Kapitälchen, Initiale – __________
- Ausdruck, Vokabel, Bezeichnung, Neubildung, Entlehnung, Internationalismus – __________
- Band, Titel, Foliant, Werk, Paperback, Broschüre, Leporello – __________
12. Rösselsprung. Finden Sie die hier versteckten Wörter heraus.
Bil |
leb |
pel |
Buch |
der |
chen |
Com |
fe |
schrift |
Druck |
pu |
bol |
Er |
sym |
be |
Schreib |
gel |
bild |
Schrift |
sta |
der |
Spie |
stem |
nis |
Wort |
zei |
ter |
13. Was passt zusammen? Notieren Sie. Oft sind mehrere Antworten möglich.
1. Alphabet |
d |
a) binden |
|||||
2. Buch |
b) drucken |
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3. Buchstabe |
c) entwickeln |
||||||
4. Computer |
d) erfinden |
||||||
5. Druckverfahren |
e) herausgeben |
||||||
6. Hieroglyphe |
f) kaufen |
||||||
7. Gänsefeder |
g) lesen |
||||||
8. Kugelschreiber |
h) schreiben |
||||||
9. Schreibmaschine |
i) verfassen |
||||||
10. Schrift |
j) verwenden |
||||||
11. Wort |
k) zeichnen |
Bilden Sie Sätze mit den entstandenen Wortgruppen.
14. Welche Verben (aus der rechten Spalte) passen zu den Substantiven und Präpositionalgruppen in der linken Spalte?
1. auf 60 000 Zeichen |
a) bauen |
Bilden Sie Sätze mit den entstandenen Wortgruppen.
15. Zuordnungsaufgabe.
Die Klasse wird in zwei Gruppen geteilt. An die linke und rechte Tafelhälften werden größere Kärtchen nebeneinandergehängt.
Sumer |
Ägypten |
China |
altes Griechenland / altes Rom |
Jede Gruppe bekommt je einen Kärtchenset. (Die u. a. Kärtchen kopieren, zerschneiden und mischen.) Diese Kärtchen müssen den Kärtchen an der Tafel zugeordnet (unter diese an die Tafel angepinnt) werden.
auf dem Territorium des heutigen Irak |
vor 6 000 Jahren |
eine Silbenschrift entwickeln |
gleich klingende Silben mit demselben Zeichen wiedergeben |
die Tausende verschiedener Bilderzeichen auf einige Hundert Silbenzeichen verringern |
sich einfacher als die Bilderschriften schreiben lassen |
aus Kombinationen keilförmiger Schriftelemente bestehen |
Keilschrift heißen |
immer stärker vereinfacht werden |
nur noch 30 Zeichen brauchen |
die erste reine Buchstabenschrift |
vor 5 000 Jahren |
die Hieroglyphenschrift erfinden |
die Zeichen sehen wie Bilder aus |
nicht nur für ganze Wörter stehen, sondern auch für einzelne Silben und Buchstaben |
die Schrift vereinfachen |
zu einer reinen Buchstabenschrift werden |
viel schneller schreiben können |
die Bilderschrift um 1500 vor Christus |
im Laufe von 2 000 Jahren auf 60 000 Zeichen wachsen |
sich kaum verändert erhalten |
nur noch 2 000 Zeichen umgangssprachlich gebrauchen |
die vorhandene Buchstabenschrift übernehmen und weiterentwickeln |
Schreibfedern aus Kupfer- oder Bronzeblech benutzen |
Die Gruppe, die das schneller und ohne Fehler bzw. mit niedrigerer Fehlerzahl macht, gewinnt. (Die Kärtchen verschiedener Untergruppen sind in der Liste auf Seite 38 durch größere Zwischenräume getrennt, damit die Überprüfung leichter fällt.)
Zusätzlich kann man die Schüler Sätze mit den Wendungen bilden lassen.
16. Richtig oder falsch sind folgende Sätze?
|
R |
F |
1. Die Schreibmaschine ist viel älter als der Druck. |
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2. Vor 3 000 Jahren verwendeten die Chinesen Druckstempel für einzelne Zeichen. |
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3. Die Chinesen schnitzten dann später ganze Seiten als Spiegelbild in Holztafeln. |
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4. Sie konnten die Schriftstücke in Holztafeln schneller vervielfältigen, weil die Druckplatten für einzelne Seiten sich sehr schnell und ohne Mühe herstellen ließen. |
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5. Um 1050 wurden in China bewegliche Lettern erfunden. |
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6. Den Druck mit beweglichen Lettern haben die Europäer übernommen und weiterentwickelt. |
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7. An Stelle von sehr vielen Wortsymbolen hatte man in Europa mit 26 Buchstaben und wenigen Interpunktionszeichen zu tun. |
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8. Johannes Gutenberg hat für jedes Zeichen einen metallenen Stempel gemacht. |
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9. Um 1450 hat Gutenberg das erste Buch der Welt gedruckt. |
17. Recherche. Wie heißt eines der wichtigsten Bücher, das Gutenberg um 1450 gedruckt hat?
18. Weitere Informationen über Johannes Gutenberg, Schrift und Buchdruck finden Sie auf folgenden Internet-Seiten:
- http://www.gutenberg-museum.de/43.0.html
- http://www.youtube.com/watch?v=pMvGd9XJaPg&feature=related
- http://www.youtube.com/watch?v=tiKztKDlxAw
19. Führen Sie weitere Internet-Recherchen durch und suchen Sie mehr Informationen über die Bilder-, Keil-, Hieroglyphen-, Silben- und Buchstabenschrift.
Berichten Sie in der Klasse, was Interessantes Sie gefunden haben.
(Die Klasse kann in Kleingruppen eingeteilt werden. Jede Gruppe befasst sich nur mit einer Schriftart.)
20. Rätsel.
Was sehen Sie auf diesem Bild?
Wessen Schrift war das?
Wie heißt das Alphabet?
21. Überlegen Sie sich, was wäre, wenn es die Schrift nicht gäbe?
Wäre das gut oder schlecht?
Wie wären wir, wenn es die Schrift nicht gegeben hätte?
Was hätten wir nicht?
auseinandernehmen: разнимать; разбирать; демонтировать
belichten: освещать, экспонировать
beweglich: движущийся; подвижной; передвижной
die Bilderschrift: образное [иероглифическое] письмо
brauchbar: (при)годный; полезный, дельный
die Buchstabenschrift: буквенное письмо
die Druckplatte: формная пластина, стереотип
der Druckstempel: штамп
erheblich: значительно; основательно
das Erlebnis, -ses, -se: переживание; пережитое, былое; событие (в жизни); происшествие; приключение
die Felswand: отвесная скала
der Füllfederhalter: авторучка, самописка, вечное перо
die Gänsefeder: гусиное перо
die Hieroglyphe, =, -n: иероглиф (древнеегипетский)
keilförmig: клинообразный, клиновидный
die Keilschrift: клинопись
der Kiel, -(e)s, -e: стержень пера, перо
der Kugelschreiber: шариковая ручка
das Kupferblech: листовая медь
die Letter, =, -n: (полигр.) литера, буква
mühsam: кропотливый, кропотливо
der Rahmen, -s, =: рама, рамка
der Satz, -es, Sätze: набор
schnitzen: резать, вырезать (по дереву, кости)
die Schreibfeder: писчее перо
das Schriftstück: рукопись
das Schriftzeichen: (полигр.) шрифтовой знак; буква, литера
seitenverkehrt: зеркальный (об изображении)
die Silbenschrift: слоговое письмо
spiegelbildlich: зеркальный
ständig: постоянно
der Stempel, -s, =: штемпель, печать; штамп; клеймо
das Sumer, -s: Шумер, Шумерское царство
der Sumerer: шумер
tauchen: погружать; окунать; макать; обмакивать
die Tinte, =, -n: чернила
übernehmen: перенимать, заимствовать
die Umgangssprache: разговорная [обиходная] речь, разговорный язык
vereinfachen: упрощать
verringern: (sich) уменьшаться, сокращаться, снижаться
vervielfältigen: размножать (напр., копии чего-л.)
verwenden: употреблять, использовать, применять
wiedergeben: воспроизводить
zusammenstellen: составлять вместе, ставить рядом (друг с другом); складывать
Lösungen
6: (Es wird die Zeilennummer des entsprechenden Satzes oder Satzteils im Text angegeben) Satz 1 – Zeile 8, Satz 2 – Zeile 10, Satz 3 – Zeile 20, Satz 4 – Zeile 27, Satz 5 – Zeile 33, Satz 6 – Zeile 52, Satz 7 – Zeile 60, Satz 8 – Zeile 63, Satz 9 – Zeile 79, Satz 10 – Zeile 90.
10: Bild 1: Chinesische Hieroglyphen, Bild 2: Ägyptische Hieroglyphen, Bild 3: Keilförmige Schriftzeichen der Sumerer.
11: 1. Schreibgeräte, 2. Buchstabe, 3. Wort, 4. Buch.
12: Bilderschrift, Buchstabe, Computer, Druckstempel, Erlebnis, Schreibfeder, Schriftzeichen, Spiegelbild, Wortsymbol.
14: 1. k, 2. i, 3. c, 4. h, 5. j, 6. b, 7. l, 8. a, 9. f, 10. d, 11. g, 12. e.
16: Richtig: 2, 3, 5, 6, 7; Falsch: 1, 4, 8, 9.
17: Die Bibel.
20: Das sind die Runen, die Schrift der alten Germanen. Das Alphabet heißt Futhark, nach den ersten Buchstaben.
Der Text ist entnommen aus:
Löwenzahn Kinder Lexikon. Axel Juncker Verlag, München 2000. S. 270–271
Didaktisiert von Marianna Busojewa